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Porto Das üschonauer Tageblatt und Anzeiger" ist daS zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauptmannschaft Flöha und deS Stadtrats zu Zichopau behördliche^ bestimmte Blatt und enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Finanzamtes Zfchopau — Bankkonten: Erzgebirgische Handelsbank e G. m. b H Zschopau Gemeindegirokonto: Zschopau Nr. 41; poitzcyeakonto: Leipzig Nr. 428.4 Fernsprecher dir. 7 >2 Zeitung für die Orte: Krumhermersdorf, Waldkirchen, Börnichen, Hohndorf, Wilifchthal, Weißbach, Titiersdors, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdorf, Scharsenstein, Schlößchen Porschendorf 2. Jul! 1936 1SL OMnisterreden in Genf Aon Mm splM viel mm Krieg «W wenig von den Mitteln, ihn zu verhiilen Nach der stürmischen Völkerbundssitzung am Dienstag, chervorgerufen durch die Rede des Negus, eröffnete der Präsident, der Belgier van Zeeland, die Mittwoch- sttzung mit einer scharfen Warnung vor weiteren Ruhe störungen und drohte, andernfalls scharfe Maßnahmen zu ergreifen. Es sprach dann der Vertreter Kolumbiens, der sich bedingungslos zu den Grundsätzen des Völkerbundes bekannte, die, wie er sagte, gerettet werden müßten. Dann hielt der französische Ministerpräsident Blum die seit Tagen angekündigte Rede. Blum sprach sichtlich für sich und seine Politik. Er wandte sich gegen die Auf fassung, daß Frankreich womöglich zu einer Macht zweiten Ranges abgleite, was man behaupte mit einem Blick auf die Arbeiterbewegung in Frankreich und mit dem Blick auf die internationale Krisis. Wenn man behaupte, daß Frankreich am Beginn ' l eines Bürgerkrieges stehe, so schätze man die inner- politische Entwicklung völlig falsch ein. Im Zusammenhang mit dem 7. März (der Wiederbe setzung der Rheinlands durch deutsche Truppen) habe man von Frankreich eine militärische Antwort erwartet. Frank- . reich habe fich, statt zu mobilisieren, an die Garantiemächte und an den Völkerbund gewandt. Wenn Frankreich zu den Waffen des Rechts zurückgegriffen habe, so sei das lein Zeichen der Schwäche. Frankreichs Boden sei un berührt geblieben. Niemand dürfe sich jedoch täuschen, daß Frankreich zu allem bereit sei, wenn Frankreichs Grenzen angegriffen werden, oder wenn Grenzen von den Staaten angegriffen wurden, denen Frankreich Sicherheit versprochen habe. Frankreich wolle unbedingt den Frieden, und zwar den Frieden mit allen. Frankreich trete für den unteilbaren Frieden in Europa und in der Welt ein. Augenblicklich sehe man aber keine Welt in Frieden. 1914 habe man die Katastrophe der ewigen Angst vorge zogen. Frankreich verteidige heute mit allen Mitteln die internationale Organisation und die internationale Ge meinschaft im Interesse des Friedens. Frankreich habe die Absicht, mit allen Mitteln einen Krieg zu verhüten. Dafür komme nur die Anwendung des Paktes in Betracht, und wenn der Pakt zeitweilig bei seiner Anwendung Schwie rigkeiten bereitet habe, so sei das nicht die Schuld des Paktes. Es sei deshalb nicht eine Milderung, sondern eine Verschärfung der Völkerbundssatzungcn nötig. L^on Blum glaubte dann aus den Erfahrungen mit dem Genfer Protokoll von 1924, das gescheitert ist, aus der Einberufung der Abrüstungskonferenz im Jahre 1932, die nichts geleistet hat, und aus der Erklärung gegen den Angreifer vom Oktober 1935, die der Völkerbund jetzt auf heben will, die Folgerungen ziehen zu können, daß man besonderes Vertrauen zur internationalen Organisation des Völkerbundes haben könne. Aus den bisherigen Ge sprächen habe er eine genaue Nebercinstimmnng, wie Löon Blum ausdrücklich betonte, mit den „meisten der Mächte" festgestellt, mit denen Frankreich durch Paktvcrträgc ver bunden sei. Löon Blum beschäftigte sich weiter mit der Nüstungsfrage und wandte sich gegen ein uferloses Wettrüsten. Heute, wo man die Möglichkeit eines Krieges hinnehme, müsse man alles tun, um den Frieden zu retten. Deshalb müsse man die K o l l e k t i v s i ch e r h e i t mit der Ab rüstung verbinden und müsse statt des Wettrüstens eine Wettabrüstung zustande bringen. Man müsse mit der Möglichkeit des Krieges rechnen, um den Frieden zu retten. Die Satzung des Völkerbundes lege diese Möglichkeit allen Mächten ohne Unterschied auf. Die Kollektivsicherheit sei die Bedingung dafür, daß man mit friedlichen Mitteln die Sanktionen durchführen könne. Löon Blum kam schließlich noch kurz auf Deutschland zu sprechen und betonte, daß Deutschland durch eine Antwort zur Organisierung - des Friedens beitragen werde. Vielleicht sei seine Rede von einem übertriebenen Idealis mus getragen, aber dieser sei zur Ueberwindung der Ge fahr notwendig. Er könne nicht glauben, daß irgendeine Nation sich der Probe, die für den Frieden sei, entziehen werde. Man müsse erreichen, daß die Völker beruhigt schlafen können. Anschließend sprach sich der Vertreter Panamas im Sinne des kolumbiscken Delegierten aus. Südafrika für die Sanktionen. Der südafrikanische Delegierte Te Water machte in einer sehr formal gehaltenen Rede die Völkerbunds- Versammlung darauf aufmerksam, daß fünfzig Nationen unter Führung von drei Großmächten soeben dabei seien, einen Schritt zu tun, der den Völkerbund erheb lich zu gefährden geeignet sei und den Völkerbund aus absehbare Zeit diskriminieren würde. Seine Negie rung sei jedenfalls nicht bereit, irgendeine Erklärung dieser Art zu unterschreiben Er habe vielmehr den Auf trag, mitzuteilen, daß seine Regierung nach wie vor bereu sei, die im Oktober festgesetzten Maßnahmen, also dic Sanktionen, durchzuftthren, und zwar weil nur dadurch der Völkerbund gerettet werden könnte. ^Acht ttattenische Berichterstatter tm Genfer Gefängnis MW««« iv Rom Wer die Rede des Negus Ma« W dar!« eiae BeleidiMg des italienische« Heeres - Die Io«rvaWen hatte« vorher gemmt Man sieht darin eine Beleidigung des italienischen Heeres. Die Demonstration der italienischen Journalisten bei der Rede des Negus vor dem Völkerbund, die zum Ein greifen der schweizerischen Polizeiorgane und der Verhaf tung der Italiener führte, wird voraussichtlich noch ein Nachspiel haben. Acht Jourpalisten hat man in Hast be halten und sie in dem Genfer Gefängnis St. Antoine i untergebracht. Die Journalisten waren vorher offenbar schon be- -obachtet worden. Alle Letter der Genfer Polizei und sogar der höchste Beamte, der kommunistisch gesinnte Staatsrat Nicole, waren gleich zur Stelle. 'Die Journalisten wurden mitGewalt von der Polizei -abgeführt. Sie wurden die ganze Nacht über vernommen. .Zwei wurden freigelassen, und zwar der Vertreter von .„Gazetta del Popolo" und der Vertreter von „Agencia Stefani". Acht italienische Journalisten wurden noch fest gehalten und im Genfer Gefängnis untergcbracht. Zu nächst hat der Völkerbund die Zulassungskarten der Jta- , licner gesperrt. Die römische Presse ist entrüstet über das Auftreten des Negus in Genf. Man vermutet hinter den Genfer ^Vorgängen eine „gemeine antifaschistische Spekulation". D„Messaggero" spricht in der Ueberschrift zu seinem Genfer »Bericht von W „Planmäßigen antifaschistischen Provokationen". Die italienische Regierung, so schreibt der Genfer Korre spondent des Blattes, der zu den wenigen nicht in Hast genommenen italienischen Journalisten gehört, habe alles mögliche getan, um in Genf Verständnis dafür zu wecken, daß die Anwesenheit des Negus in der Bundesversamm lung in einem Augenblick, in dem Italien mit seiner Denk schrift eine Versöhnungsgeste vollzog, zu schweren Störun gen führen könnte. Man habe gewußt, daß der Negus in seiner Rede das italienische Heer beschimpfen werde, aber auch die einflußreichsten Mitglieder des Völkerbundes hätten nicht genügend Tatkraft entwickelt, um die Gefahr zu bannen. Auf den Versöhnungsgeist Italiens sei mit einer Geste geantwortet worden, die „die berechtigte Gegenaktion der italienischen Journa listen hervorgerufen" habe. Die Genfer Berichte der römischen Presse sind sich darin einig, daß die Rede des Negus eine einzige Be- leidsgung des italienischen Heeres gewesen und daß diese in amharischer Sprache gehaltene Rede in Wirklichkeit von im Dienste der Freimaurerei und des Antifaschismus arbeitenden europäischen Ratgebern des Negus infranzösischer Sprache aufgesetzt worden sei. Nach langen Verhören si-w die in Gens vc.tz„,...eu italienischen Journalisten Mittwoch abend endlich aus der Hast entlassen worden. Die Zn- trittskarten zum Völkerbund wurden ihnen durch das Völkerbundssekretariat entzogen. Eden: Keine Santtionen, aver aucy reme Anerkennung der Annexion. Nach dem Vertreter Kanadas, der für die Aufhebung der Sanktionen sprach, gab der englische Außenminister Edendie erste offizielle Erklärung in dieser Verhandlung des Völkerbundes ab über die Aufhebung der Sanktionen. Es liege im Interesse des Völkerbundes, über die An gelegenheit offen zu sprechen. Eden fuhr fort: Wir sind jetzt alle davon überzeugt, daß die von uns getroffenen Maßnahmen das von uns gesteckte Ziel nicht erreicht haben. Es ist nicht so. daß die Maßnahmen selbst ohne Erfolg ge- wesen wären, aber die Bedingungen, unter denen wir zu arbeiten erwartet hatten, haben sich nicht eingestellt. Der Verlauf der militärischen Ereignisse und dic bc sondere Lage in Abessinien haben uns zu einem Punkt gebracht, an welchem die Sanktionen nicht mehr den Gang der Ereignisse in Abessinien ändern können. Wenn die englische Regierung irgendeinen Anlaß hätte, anzunehmen, daß die Aufrechterhaltung der Sanktionen oder tzaß die Verschärfung der wirtschaftlichen Maßnah- men die ursprüngliche Lage in Abessinien wlederhsrstelle» würden, dann würden wir unsererseits eine solche Politik betreiben. Angesichts der tatsächlichen Lage in Abessinien hält es aber die englische Regierung für unmöglich, der gleichen zu unternehmen. Nach unserer Ansicht könnte nur noch eine militärische Aktion dieses Ziel erreichen. Ich glaube nicht, daß unter der gegenwärtigen Lage in der Welt solche militärische Aktion als möglich angesehen werden kann. Unter diesem Gesichtspunkt kann ich nur wiederholen, und zwar mit nochmaliger Betonung die Meinung wiederholen, die ich bereits im Namen der eng- lischen Regierung ausgesprochen habe, nämlich, daß unter den bestehenden Umständen die Fortsetzung der Sank tionen keinen Erfolg Haden kann. Gleichzeitig ist es dic Ansicht der englischen Regie rung, daß diese Versammlung nicht in irgendeiner Weise die Eroberung Abessiniens durch Italien an erkennen kann. Eden erinnerte dann an die von England im Januar der Sanktionskonferenz vorgelegte Denkschrift, in der die Verträge dargestcllt wurden, welche England zur Unter- stützung der Sanktionen mit einer Reihe von Mittel- meer st aalen abgeschlossen hatte. Er erklärte zu diesen Verträgen, daß, wenn die Sanktionen aufgehoben werden sollten, nach Ansichi der englischen Negierung über eine Uebergangszest der Unsicherheit hinweg diese Ver- iräge au fr echter halten werden sollten. Die Aufrechterhaltung dieser Verträge geschehe mit dem Ziel, gewisse Sorgen zn zerstören, die in der gegenwärtigen Uebergangszest bestehen. Aber es sei beabsichtigt, diese Verträge nur so lange aufrechtzucrhaltcn, wie es den Um ständen nach angemessen sei. Im zweiten Teil seiner Rede beschäftigte sich Eden mit der Z u k n n f 1 des Völkerbundes. Er stellte ausdrücklich fest, daß nach der englischen Aufsagung die Gerechtigkeit über ver Gewalt zu stehen habe. Man könnte sagen, daß im Bökkcrbund nicht dic Leute, sondern der Apparat versagt hätte. Er. stimme mit Blum darin überein, daß eine schwer- zerüstcte Welt die größte Schwierigkeit für eine Be friedung sein würde, und cs sei zunächst die Pflicht, weniger die Satzung als die Methoden ihrer Anwendun- zu ändern. In der Frage der Reform dcsVölke: b u n d e s schlug Eden die Vertagung des Pröble::., bis zum September vor. ÄttMyD V-r) Ealle^d. Nach Eden hielt der sowjctrussischc Außenminister Litwinow, wie üblich, die schärfste Rede. Nach der üblichen Einleitung, in der Litwinow fcststcllte, daß die Sanktionen nicht mehr möglich seien, behaup tete er, daß Sowjctrußland immer das treueste Mitglied des Völkerbundes gewesen sei. Sowjctrußland habe auch besonders gute Beziehungen zu Italien gehabt und trotz- dem die Sanktionen mitgcmacht. Er schmückte die Pflicht erfüllung Sowjetrußlands gegenüber, der Völkerbunds- satzung mit besonders vielen Worten ans und kam dann auf die Frage zu sprechen, weshalb die Sanktionen keinen Erfolg gehabt haben. Litwinow erörterte im einzelnen die Stellungnahme der Staaten zu dem Sanktions problem, insbesondere auch dic Stellung Südamerikas, und erklärte, daß besondere Garantien zum Schutze der Staaten, welche die Sanktionen ehrlich durchführen, in Zukunft notwendig seien.