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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Redigirt unter Verantwortlichkeit 0er Verleger E. Förster in Pulenii; und Th. A. Hertel in Radeberg. Ho. 11. Freitag, dm 15. März. 1850. Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. vr»eniii»er»nao. — Bestell ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pfennigen berechnet werden, und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis MontagsNachmitt. abzugcben sind, nehmen in Pulsnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Großenhayn der Buchbinder Hohlfeldt, so wie alle Postämter an. ' Zeitereignisse. Dresden. Der Lloyd, der nicht selten vom österreichischen Ministerium inspirirt wird, enthalt jetzt mehrere Artikel über den Stand der deutschen Frage. In dem ersten heißt cs: Gleich nach dem Hinsterbcn der deutschen Nationalversammlung stand cs in der vereinten Macht Preußens und Oesterreichs, die politische Or ganisation Deutschlands zu entscheiden Die beiden Großmächte vermochten nicht sich zu einigen. Preußen that einen kühnen Griff und versuchte allein das Schicksal Preußens fesizustellen. Es gewann für seine Absichten und zog in seinen Bund eine Mehrzahl der deutschen Staaten. Aber es hatte auch Oesterreich gezwungen, zur Wahrung seiner Rechte und seines Einflusses dem gegebenen Beispiele zu folgen. Das kaiserliche Cabinct veran laßte eine Einigung der vier Königreiche, und Preußen findet daß seinem Gewicht ein Gegengewicht von wenigstens gleicher Schwere bereitet ist. Die Macht, welche den beiden Großmächten zu ei ner frühem Periode eigen war, ist ihnen jetzt entgangen. Sie allein vermögen nicht länger das Schicksal Deutschlands zu ent scheiden. Preußen ist Verpflichtungen gegen seine Bundesgenos sen cingcgangcn, und wahrscheinlich hat auch Oesterreich seinen Alliirtcn gegenüber Verbindlichkeiten übernommen, welche cs allein nicht lösen kann. Eine Menge kleiner Interessen sind jetzt in die großen Interessen der Hauptstaawn hineingczogcn worden und erschweren die Entwirrung des immer complicirttcr werden den Knotens. Die Uneinigkeit der beiden Großmächte und Preußens Bestreben, sich durch einen kühnen Coup die Herrschaft über Deutschland zu erringen, haben also nur dazu gedient, die Macht der kleinern deutschen Mächte zur Geltung zu bringen und jeden Vertrag zwischen den beiden Großmächten von deren Rati fication abhängig zu machen, eine Sachlage, welche vor der Stiftung des engcrn Bundes nicht bestand. Ohne Zweifel ist die deutsche Frage jetzt in ein Stadium getreten, welches zu ernsten Sorgen und Verwickelungen Veranlassung geben kann, ohne je doch in irgend einer Weise die schlimmsten Befürchtungen einge fleischter Pessimisten zu rechtfertigen. Der Lloyd bietet dann Preußen die Mediatisirung der seinem Bündnisse anhängcnden Kleinstaaten als Preis des Aufgcbens der Bundcsstaatspläne. Er sagt: „Es darf vielleicht nicht mit Recht gesagt werden, daß das preußische Cabinet, selbst weun daS engere Dündniß in Trümmer zerfiele, eine Nidcrlage erlitten hätte. Preußen strebte einen großen Gewinn an, es wird einen kleinern ziehen, aber einen Gewinn, aus den Ereignissen des Jahres 1848 hervorgehcnd, wird cs stcts für sich bchalten. Einc Anzahl kleiner Staaten werden sich immerhin Preußen in einer Art anschließen wollen, daß ihre Fürsten wenig mehr als erbliche Statthalter mit hohen Titeln bedeuten werden. Die Lage der Dinge, welche die Vermehrung von Preußens Macht und die factische, wenn auch nicht nominelle Vergrößerung seines Gebiets begünstigt und erheischt, ist nicht eine solche, welche mit Ungunst von Seiten Oesterreichs betrachtet zu werden braucht. Es giebt gewisse Grenzen, innerhalb welcher, wie wir glauben, Preußen die ihm günstigen Umstände zu seiner Machterweiterung benutzen darf, ohne auf einen Widerstand der österreichischen Regierung und ihrer Alliirten zu stoßen. Es verriethe nicht eine unbefangene und weise Anschauung der politischen Verhältnisse, wenn man behaupten wollte, daß eine innerhalb bestimmter Schranken statlfindeUde Verstärkung der preußischen Macht der österreichischen Macht Eintrag thun müßte. Trotzdem, daß die von Preußen ausgegangcne Reizung zu einer bedeutenden Ge reiztheit in Oesterreich geführt haben mag, verkennen doch nicht die Weiterschcndcn unter uns, daß die beiden Mächte in der Zu kunft öfter als Verbündete wie als Rivale zusammstehcn dürsten und daß die Macht des einen Staates oft der Macht des andern als Stütze zu dienen bestimmt sein kann. Die Kräftigung Oesterreichs ist darum ebenso wenig dem wirklichen Interesse Preußens, wie die Erstarkung Preußens unsern Interessen wider strebend. Daß cs abcr cin Maß und Ziel geben muß für jede Zunahme an Macht und Einfluß, das werden auch Preußens Staatsmänner bald erkennen und sich dieser Nothwendigkeit fügen müssen." Wir haben dies Alle» schon vom Herrn v.BLt-