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Amts- M AiMblatl für den X-LL Genrk des Amtsgerichts Eibenstock tag und Sonnabend. In- i sertionspreis: die kleinsp. c- UNO dessen Klnrgevung. Abonnement vicrtclj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 jllustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Trucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. —— 43. Jahrgang. Sonnabend, den 1. August Bekanntmachung. Am 1. Slugust dss. Js. ist der 2. Grnndftcnertermin auf das Jahr 1896 fällig. Derselbe ist bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bis spätestens zum lü. August dss. Js. in hiesiger Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Gleichzeitig wird nochmals an die Entrichtung der Qrtsschankgewerbestcuer und Hundesteuer auf das 2. Halbjahr 1896, sowie des 2. Termins des Wasser zinses erinnert. Eibenstock, am 22. Juli 1896. Der Rath der Stadt. Hesse. Kirchner. Bekanntmachung. Neuerdings ist eine Frachtermässigung für Musterkoffer von Handlungs- Reisenden auf österreichischen Eisenbahnen cingetrcten. Die diesbezüglichen Bestimmungen sind auf dem Rathhause einzusehen. Eibenstock, den 28. Juli 1896. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. Der Abgabenrestant Nr. 8t des Verzeichnisses der dem Tanz- und Schank- stältcnocrbote unterstellten Personen ist zu streichen. Ltadtrath Eibenstock, am 29. Juli 1896. Hesse. Graupner. Untergang des Kanonenöools „Iltis". Am Mittwoch traf in Berlin die Hiobsnachricht ein, daß am 23. Juli im fernen Osten an der chinesischen Küste das deutsche Kanonenboot „Iltis" gestrandet und mit dem größten Theile seiner Mannschaft untergegaugen ist. Nur 10 Mann wurden gerettet; 73 brave Seeleute haben ihren Tod in den Wellen gefunden, darunter der Kommandant des Schiffes, Kapitänlcutnant Braun, drei seiner Offiziere, ein Arzt und der Obermaschinist. „Iltis" war ein altes und kleines Schiff; doch ist da« Schiff nicht etwa durch Seeuntüchtigkeit oder durch Schuld der Führung verloren gegangen; es wurde vielmehr ein Opfer de« Taifuns, eine» Wirbelsturmes, der in der Zeit vom Juni bi« November häufig in den chinesischen und japanischen Meeren vorkommt und der Schifffahrt höchst gefährlich ist, da er urplötzlich und fast ohne vorhergehende Anzeichen auf tritt. „Iltis" hat nur ein Deplacement von 489 Tonnen; die Zahl der indizirtcn Pferdekräfte betrug 340. Auf der ostasiatischen Station befanden sich früher die beiden Kanonen boote „Wolf" und „Iltis"; „Wolf" ist zurückbcrufen und zur Zeit auf der Werft in Danzig einer Reparatur unter worfen, nach Beendigung derselben sollte es wieder nach Ost- asien gehen, für diesen Zeitpunkt war dann die Rückbeorder ung des „Iltis" in die Heimalh ins Auge gefaßt. Die Kanonenboote haben sich in Ostasien gut bewährt, weil sie vermöge ihre« geringen Tiefganges die Flußläufe hinauffahren können. Das Kanonenboot „Iltis" hat trotz seiner Kleinheit in den ostasiatischen Gewässern bei den chi nesisch-japanischen Verwickelungen eine ganz hervorragende Rolle gespielt und die deutsche Flagge überall zu Ehren ge bracht. ES rettete unter seinem damaligen Kommandanten Grafen Baudissin eine große Anzahl chinesischer Soldaten, die dem Tode des Ertrinkens nahe waren ; von seilen der chinesischen Behörden wurden dem Kommandanten des „Iltis", seinen Offizieren und Mannschaften für die heldenmüthige Thal große Aufmerksamkeiten zu Theil; dem „Iltis" wurde dar Docken aus einer chinesischen Werft gestattet. Nach Graf Baudissin erhielt der damalige Kapitänleutnant Jngenohl, Adjutant des kommandirenden Admirals Frhrn. v. d. Goltz, da« Kommando de« „Iltis". Unter ihm griff da« Kanonen boot aktiv in die chinesischen Wirren ein; c« zwang durch einige wohlgezielte Schüsse chinesische Rebellen, die da« Aus laufen eine« deutschen Schiffe« verhindern wollten, zum Auf geben ihrer Absicht. Der jetzige Korvettenkapitän Jngenohl wurde nach seiner kürzlich erfolgten Rückkehr au« China dem chinesischen Vizekönig Li-Hung-Tschang als Marincbeglciter bcigcgeben. Der UnglückSsall ereignete sich an der Ostküste der Halb insel Schantung im Gelben Meer, östlich von Tschifu. Die dortige Küste ist felsig und fällt steil in« Meer. „Iltis", der sich auf einer Kreuzfahrt befand, wurde Abend» und bei nebligem Wetter von dem Taifun überrascht. Daß erst sechs Tage nach dem Unfall die Unglücksbotschast an da« Ober kommando der Marine gelangte, erklärt sich vielleicht so, daß die von der Mannschaft gereiteten zehn Mann mehrere Tage gebrauchten, ehe sie in Tschifu anlangten. In den östlichen Meeren sind nacheinander von der preußischen, norddeutschen und deutschen Flotte der Schoner „Frauenlaub", die „Amazone", die „Augusta", ferner vor Apia die Kanonenboote „Adler" und „Eber" verloren ge gangen. Die Schiffe sind zum Theil spurlos verschwunden, man kann aber annehmen, daß sie sämmtlich aus gleiche Weise vernichtet wurden. Gegen den Taifun ist nicht anzukämpsen, aber wo man Gelegenheit gehabt, etwa« über da« Verhallen der deutschen Seeleute bei derartigen Todesgängen zu erfahren, ist e« stet« offenbar geworden, daß sic wie Helden zu sterben gewußt haben und daß die Offiziere der Mannschaft mit heroischem Beispiel «orangegangen sind. Ein Modell de« „Illi»" befindet sich im Kuppelsaal der Berliner Gewerbe-Autstellung. Ueber die neueste Katastrophe, von der unsere Marine betroffen worden und die, wie wir ausdrücklich hervorheben wollen, in allen Kreisen des gcsammten Volkes die tiefste Theilnahme erweckt hat, entnehmen wir dem „ReichSanzeigcr" folgende Mittheilung: Von Seiner Majestät dem Kaiser ist aus Bergen folgen des Telegramm an den kommandirenden Admiral gerichtet worden: „Bergen, den 29. Juli 1896. Admiral Knorr, kommandirender Admiral, Berlin. ES erfüllt mich mit tiefem Schmerze, Kunde zu er halten von dem Verluste meine« Kanonenboots „Iltis", welche« in Ausübung seines Dienstes mit seinen sämmt- lichen Offizieren und dem größten Theil seiner Besatzung an der chinesischen Küste gestrandet ist. Viele brave Män ner, an deren Spitze ein so hervorragend tüchtiger Offizier al« Kommandant stand, habe ich verloren. Da« Vaterland wird mit Mir trauern und die Marine in warmer Er innerung diejenigen halten, welche bi« zum letzten Athem- zuge in der Erfüllung ihrer Pflicht das höchste Gebot ihre« Lebens sahen. Wilhelm. I. I!." Ueber da» elementare Naturereignis, welchem der „Iltis" zum Opfer gefallen ist, macht Hr. Prof. Aßmann vom meteoro logischen Institut in Berlin folgende Mittheilungen: „Taifune" heißen jene verheerenden Wirbelstürme in den chinesischen und ostindifchen Küstengewässern, welche hauptsächlich in der Zeit der „Pionsunwechsel", d. h. de« Wechsels der heißen u. kalten Jahreszeit, auftreten, wenn die Seewinde in Landwinde Um schlägen oder umgekehrt die Landwinde sich in Seewinde ver wandeln. Diese Wirbelstürme besitzen einen verhältnißmäßig kleinen Durchmesser, aber ganz außerordentliche Windstärke bei sehr niedrigem Barometerlustdruck. Gerade der geringe Durchmesser macht die Taifune vor Allem der Schifffahrt so gefährlich. Aus je kleinerem Raume nämlich die See von verschiedenen Seiten aus von den Winden Antrieb erhält, desto höher und ungleichmäßiger werden die Wellen, und c» treten durch da» Zusammenwirken verschiedener Windrichtungen häufig ganz gewaltige Erhöhungen der Wellen ein. Der früher in Tokio in Japan lange Jahre hindurch thätigc Direktor des meteorologischen Instituts Knipping hat speziell über Chklone und Taifune hochinteressante und bedeutsame Studien gemacht und niedergeschrieben. Da» Wort „Taifun", da« au« dem Chinesischen kommt, bezeichnet etwas Wilde«, Ver heerende«, mit unheimlicher, lebenvernichtender Naturgewalt Wirkende«. Die Wurzel de« Worte» ist dieselbe, die dem un» geläufigen Worte „Typhus" zu Grunde liegt. Der Taifun ist übrigen» eine ganz analoge Naturerscheinung wie jener furchtbare Sturm, in dessen Wirbeln am 16. März 1889 auch der deutsche Kreuzer „Adler", das Kanonenboot „Eber" und die Korvette „Olga" im Hafen von Apia untergingen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Auf dem Nord-Ostscc-Kanal haben die Einnahmen im ersten Jahr seit Eröffnung der Wasser straße noch nicht 1 Million ergeben. Der Kanal hat 150 Mill. Mark gekostet. Ein Drittel dieser Summe ist von Preußen ü koiuls percku hergcgebcn worden, braucht also nicht verzinst zu werden. Etwa 40 Millionen der Anlagekosten sind al« Aufwendung für die Kriegsmarine und überhaupt die Wehr kraft des Reiche» zu betrachten, und von dieser Summe ver langt man eine Verzinsung ebensowenig, wie von den Kosten für Panzerschiffe und Dock». Somit bleiben noch sechzig Millionen übrig, die al« Aufwendungen für die Schifffahrt und den Handel im Allgemeinen anzusehcn wären. Wenn eine Verzinsung dieser 60 Millionen erzielt werden soll, so müßte die JahrcSeinnahmc 2,400,000 Mark betragen. Die thatsächlichc Einnahme von rund 900,000 Mack kommt also nur einer Verzinsung von 1'/, Prozent im ersten Jahre gleich. — Thorn, 29. Juli. Zur Spionageaffärc ver lautet au« sicherster Quelle, daß keine«weg« Militärpersonen betheiligt sind. Auf eingelaufcne anonyme Anzeigen wurden zwar vorgestern zwei Unteroffiziere, trotzdem sie von vornher ein völlig unverdächtig erschienen, in Haft genommen. Die sofortigen Untersuchungen haben auch ergeben, daß die An schuldigungen grundlos waren. Die beiden Unteroffiziere sollten noch heute aus der Haft entlassen werden. Außer dem Schachtmeister Fahrin und dem früheren HilfSgcrichtsoicner Albrecht nebst drei Familienmitgliedern ist Niemand verhaftet. Diese sollen sich nicht direkter Spionage, sondern Beihilfe dazu schuldig gemacht haben, indem sie Korrespondenzen lan- deSvcrrätherijchen Inhalt« in Empfang genommen und an ihre Adressen ins Ausland befördert haben. — Frankreich. Ein seltsamer Vorfall wird dem Pariser „Jntransigeant" aus Toulon gemeldet. In der Nacht vom Montag zum Dienstag um 1 Uhr wurden vor der Rhede drei fremde Torpedoboote bemerkt. Eines derselben fuhr in die Rhede ein, legte daselbst an, verließ jedoch alsbald den Landungsplatz und fuhr mit den beiden anderen Torpedobooten wieder ab. Am Morgen fand man an einem Holzpflock, in dessen Nähe das Torpedoboot ange legt hatte, eine Visitenkarte mit cinzcbogener Ecke. Diese Karte lautete: „biäuurcko Oiru-i, tenente cki vuseelio, com- wUitinnte la tvrpeüiuiora 135 Sperma." Dazu waren mit Bleistift in französischer Sprache geschrieben: „In der Nacht vom 27. auf den 28. Juli p. p. e." Danach hätte es sich um einen Versuch italienischer Torpedoboote gehandelt, zur 'Nachtzeit in den Hafen von Toulon zu gelangen, und ist der Versuch geglückt. Ausfälliger Weise meldet nun ein Telegramm aus Rom vom 29. Juli: Der Pariser „Jntransigeant" hatte gemeldet, daß am Morgen des 28. Juli auf der Landungs brücke de» Touloncr Hafen«, nachdem drei Torpedoboote zwischen den Kriegsschiffen umhcrgefahrcn und wieder ver schwunden waren, die Visitenkarte des italienischen Marine- Lieutenant« Giros!, des Kommandanten de« Torpedoboot« Nr. 135, ausgesunden worden sei. Demgegenüber veröffent licht die „Agenzia Stefan!" folgende Note: „Der Marine- Minister erhielt die folgende aus Vado von heute Mittag datirte Depesche de» Geschwaderkommandanten: Da» Torpedo boot 135, Kommandant Giros!, war stet» mit sämmtlichen anderen zu einem Geschwader vereinigt, da» gegen Westen niemals über da« Kap Noli hinausging. Kommandant Giros! befand sich vom 26. bi« 28. d. mit seinem Torpedoboot in Savona. Derselbe sagte aus Befragen au», er könne sich nicht erklären, wie seine Karte an dem angegebenen Ort hätte aufgefunden werden können. E« ist anzunehmen, daß e« sich um eine Erfindung handelt." — Dieser Angelegenheit wird im Pariser Marineministerium keine Bedeutung beigcmessen. E» sei, sagt man daselbst, früher oft vorgckommen, daß die französischen Torpedoboote von Corsica und die italienischen von Spezzia Besuche auSlauschten. Erst in letzter Zeit habe Admiral BeSnard den französischen Marine-Offizieren der artige Ausflüge untersagt. Die Rhede von Toulon sei übrigen» in Friedenszeiten allen Schiffen offen; dieselben müßten nur die entsprechenden Regeln der Courtoisie beobachten. — England. In dem Prozesse gegen Or. Jameson und Genossen ist am 28. Juli in London das Urthcil ge fällt worden, welche« für sämmtliche Angeklagte auf „schuldig" lautet. Der Rädelsführer de» Freibeuter-Konsortium«, Or. Jameson, soll mit 15 Monaten Gefängniß ohne Zwangsarbeit und Major John Willoughby mit 10 Monaten bestraft wer den ; die übrigen fünf Angeklagten sind zu 7 bezw. 5 Monaten Gefängniß vcrurtheilt worden. Diese Entscheidung stellt den zweiten Theil de» großen Strafgericht» dar, welches zur Sühne de« frechen Anschlags aus die Tran«vaalrepublik über die schwer belasteten intellektuellen Urheber und Hauptbetheiligten Akteure desselben ergehen mußte, wenn der Begriff der irdischen Gerechtigkeit nicht zur bloßen Farze herabgewürdigt werden soll. Die erste Gruppe der Verschwörer, die Mitglieder de« Resormkomitce« in Johannesburg, hat ihren Lohn bereit» da hin, der Gericht-Hos in Pretoria hat ihnen da« Urtheil in Unparteilichkeit und Strenge gesprochen, die klug berechnende Großmuth de« Präsidenten der Tran«vaal-Republik aber hat ihnen gegenüber schließlich Gnade walten lassen. Man konnte