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Unterkaltungsbellage', s)gg LöbeN lM Bild Richtcrschcincn einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streit, Aussperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kiirzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung öländiae Wockenbeilsaen' »unterkaltung und Wissen», . der Welt der Zrau", Illustrierte Sonntagsbeilage Tageblatt für die Lnthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Siadtrat, da, Amtsgericht, das Hauptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: ktadtbank — Stadtgirokassc Nr. 12 — Ostsächsijchc Genossenschaft»»«»! Zweignieder lassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 83 827 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 8 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs preis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht SO Pfg., für Selbstabholer 80 Pfg. 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Mai 1927 Deutschland vertritt Moskau in London Ser englisch-russische AM vollzogen D c n < s ch l a n d N b c r n l m m t N ii st l a n d ö V c r t r c t u ii g Nachdem der englischen Negierung mit 357 gegen 111 Stimmen vom Unterhaus die Erlaubnis zum Abbruch der Beziehungen zur Sowjctregicrung ausgesprochen worden ist, ist dem russischen Geschäftsträger in London die englische Note überreicht worden, in der England den Nb bruch der diplomatischen Beziehungen und die Aufhebung des Handelsabkommens ankündigt. Die Note stellt den amtlichen russischen Vertretern eine zehntägige Frist bis zu ihrer Abreise. Auch England will innerhalb dieser Zeit seine amtlichen Vertreter aus Nustlaud abbcrufcn. Bis zur Wiederherstellung der diplomatischen Bc zichnngcn zwischen England und Ruhland soll Deutschland die russischen Interessen in England vertreten. Ter russische Botschafter iu Berlin hat zn diesem Zweck im Berliner Auswärtigen Amt vorgcsprochen, um dcu Wunsch seiner Negierung zu übermitteln, dast die ReichSrcgicrung angesichts des Abbruchs der Beziehungen zwischen Grost- britannien und Nustlaud die deutsche Botschaft in London mit der Wahrnehmung der russischen Interessen in Eng' land beauftragen möge. Die NeichSregierung hat diesem Wunsche auch entsprochen. Der russische Kommissar für Auswärtige Politik, Tschitscherin, hat Paris verlassen und ist wieder in Frankfnrta. M. eingctroffcn, wo er sich von neuem iu ärztliche Behandlung begeben hat und die vor mehreren Monaten begonnene Kur fortsetzen wird. Non seilen des behandelnden Arztes wird vöNige Ruhe zur Schonung und Wiederherstellung seiner Gesundheit für absolut notwendig erachtet. Zer MrtlM der «Wen Note vMMW. London, 27. Mai. Der amtliche Funlspruch veröffentlicht »unniehr den Text der englischen Note über die Kündigung des englisch-russischen Handelsabkommens und den Abbruch der diplo matischen Beziehungen zwischen den beiden Länder». * Zer MWerW WWn WM und MM eingestellt. London, 27. Mai. Die Schissahrt zwischen Leningrad und London ist bereits eingestellt worden. Nach einer Meldung aus Moskau hat der Schissnhrtstrnst die Schisse ausgcsordert, alle englischen Häsen und Schisse zu boykottieren. , * Noscuholz East sozialistischer Parlamentarier in Westminster. Loiidoii, 27. Akai. Kurz »ach Empfang der englischen Note in der russische» Volschaft wäre» der sowjctrusfischc Ee- schäfisirägcr Noscuholz und ei» höherer Beamter der Boischaft Gäste sozialistischer Parlamentarier und Arbeiterführer im Unterhaus. Das Esfeii wurde von dem ciiglisch-rusfischen parla mentarischen Komitee veranstaltet, lieber die Anwesenheit der Russen in Westminster war völliges Stillschweigen bewahrt worden. In konservativen Kreisen beabsichtigt man, diese» Vor fall am Montag im Unterhaus zur Sprache zu bringen. Die britische Flagge auf dem Moskauer Botschaftsgebäude eingezogen. Wie aus Moskau gemeldet wird, ist die britische Flagge auf dem Botschaftsgebäude am 27. Mai eiiigezogen worden. Die Mitglieder der britischen Mission haben Moskau verlassen. Wie weiter gemeldet wird, soll sich die französische Botschaft geweigert haben, die Schlüffe! der britischen Boischaft zu übernehmen, bevor eine offizielle Benachrichtigung aus Paris vorliegt. Der britische Geschäftsträger soll darauf eine provisorische Lösung mit dem italienische» Botschafter in Moskau vereinbart habe». Südafrika bricht vorläufig nicht mit den Sowjets. Im Parlament der südafrikanischen Union erklärte Premicr- mmistcr General Hertzog, Südafrika werde im Augenblick keine Misznahmen ergreifen, um auch seinerseits die Handelsbeziehun gen mit Sowjetruszland der bestehenden diplomatischen Vorrechte zu entkleiden. * Keine Mobilisierung der Sowjettruppen an der Grenze der Mandschurei. Nach einer Neutermcldung vcrössentlichcn mehrere japanische Zeitungen alarmierende Berichte ihrer Korrespondenten in Chnrbin, wonach an die an der Grenze der Mandschurei stehen den Truppenteile Mobilmachungsbefehls ergangen seien. Wie hierzu aus Moskau gemeldet wird, entsprechen die Berichte über Mobilisicruttgsmastnahmcn an der russischen Grenze im Fernen Osten nicht den Tatsachen. Ier MW Mr Sie zerstiiriimeil Ser MMm General v. Pawclsz hat der Neichsregierung einen kurzen Bericht über die Zerstörung der Unterstände in den Ostscstungcn vorgclcgt. Ein ausführlicher Bericht wird dem Neichskabinctt erst Anfang Juni zugehcn. Völkerbundligen und Mkerveisöhnmiß. Die Frage der Abrüstung. In Berlin wurde im Plenarsitznngssaale des Reichs tages unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung die Tagung des Weltvcrbandes der Völkerbundligen feierlich eröffnet. Für die Neichsregierung nahm Reichs kanzler Dr. Marx an der Festsitzung teil. Graf Bernstorff, der Vorsitzende der deutschen Gruppe, betonte in seiner Eröffnungsrede, dast der Völkerbund seine Aufgabe nur erfüllen könne, wenn in ihm völlige Gleichberechtigung für alle Staaten bestehe. Er habe mit tiefer Enttäuschung gesehen, wie wenig Bereitwilligkeit in Genf vorhanden war, an die Frage der Abrüstung heranzutrcten. Nach Graf Bernstorff ergriff Reichskanzler Dr. Mar.^ das Wort. Er betonte, dast die Neichsregierung fest ent schlossen sei, die bisher verfolgte Linie der deutschen Politik weiter cinzuhalteu. über Mittel und Ziele der deutschen Aussenpolitik habe zwischen dem Ncichsaustenmiuistcr Dr. Stresemann und ihm stets vollste Übereinstimmung bestanden. Die Zugehörigkeit Deutschlands zum Völker bund sei der beste und sicherste Weg zur Erreichung des Zieles der Völkervcrsöhnung. Der Vorsitzende des Weltverbandes, Prof. Aulard - Paris, erklärte es für die Hauptaufgabe der Völkerbuud- liga, den Geist von Locarno aufrechtzuerhalten und weiter fortzubilden. Das unumgängliche Vorspiel für das Zusammenarbeiten der Völker bilde die moralische Abrüstuua. Nach Schluß der offizielle» Feier gab in der politischen Kommission der Völkerbundgesellschaften die deutsche Gruppe eine Erklärung ab, in der sie darlegle, daß es eine auf wirklicher Verständigung gleichberechtigter Staaten aufgebaute Mitarbeit des Völkerbundes solange nicht geben könne, als Teile Deutschlands von Truppen ehe maliger Kriegsgegner besetzt seien. MtMlMNMIlM WWN LIM- MMlS- MwisllliMII. München. Nach einer Meldung der Münchener Neuesten Nachrichten wurden acht zu einem Appell marschierende Natio nalsozialisten von einer Menge von 150—200 Kommunisten und Rcichsbanucrleutcn überfallen und mit Stöcken, Totschlägern, Stahlruten und Messern bearbeitet. Sechs der über fallenen wurden verletzt. Einer der Verletzten ist be reits gestorben. Anläßlich dieses Zwischenfalles sind dcutschnatlonale Lanbtagsabgeordnete beim bayerischen Innen minister vorstellig geworden, nm unter Hinweis ans den be vorstehenden Neichsbannertag in Bayer» durchgreifende Vor- sichtsmastuahmen zu verlangen. Die Münchener Post stellt in Abrede, dast Angehörige des Reichsbanners an der Schlägerei beteiligt waren. * MM illlw WiitiMn MMllilUM in WWn München, 27. Mai. Im Zusammenhang mit de» letzte» Zusammenstößen hat die Polizcidirektio» München am Frciiag- nbeyd folgende Anordnung erlassen: „Es werden verboten: 1. Der vom Reichsbanner Schwarz-Nol-Gold veranstaltete süd- bayerische republikanische Tag mit allen Veranstaltungen ein schließlich des Konzerts der Reichsbannerkapelle am 27. Mai im Kolosseum. 2. Die von der Nationalsozialistische» Deutschen Arbeiter partei für den 27. Mai in den Bürgerbrnukeller cinberufene Ver sammlung. 3. Die von de» Vereinigten vaterländischen Verbänden siir den 28. Mai in die Tonhalle einberufene Versammlung. 1. Alle Züge zu und von der Beisetzung des am 25. Mai ge töteten Hirschmann." Für eilige Keser. * Die Petition leitender memellandischcr Persönlichkeiten wegen Verletzung der Autonomie des Mcmelgcbietcs durch Litauen ist nach Mcldimgen aus Kens nachträglich auf die Tages ordnung der nächsten Tagung des Völkcrbundsratcs gesetzt worden. * Aus dem Rhein bei Arnheim fuhr ein mii sieben Personen besetztes Segelboot gegen die Keile einer Fähre und schlug um.' Ein Lehrer und seine beiden Knaben im Alter von siebe» und neun Jahren sind ertrunken. Die übrigen Booisinsafsen konnten gerettet werden. * Nach Meldungen aus China sind in Tschengischau die dorli- geii Gebäude der Missionen geplündert und verbrannt worden. Aus Böhmens deutscher Geschichte. Von Waller Bewer-Halle. Mag es auch den Anschein erwecken, als sei in jüngster Zelt zwischen Deutschen und Tschechen der Geist politischer „Verstän- digung" wach geworden — nie werden die Grcnzdeutschen ihre Zugehörigkeit zum deutschen Volkstum vergessen können. Denn deutsch ist ihr Innerstes, deutsch ist Böhmens Vergangenheit. Wie die Fäden der politischen Gesckichte Böhmens mit der Gc- schichte des Deutschen Reiches verknüpft sind, so ist auch die des böhmischen Volkstums ein Spiegelbild des großen deutschen Volkswerdens. Grcnzland — Kampsland! In frühester Zeit bevölkern es Illyrier imd Kelten. Aber schon vor Christi Geburt gibt es deutschblütige Bevölkerung im Böhmorland. Dlo Markomannen und Quaden, deren kräftige Gestalten auf der Mark-Aurel-Säule In Rom verewigt sind, losen die keltischen Böser ab, die dem Lande den Namen Bofoheim lBöhmen) gegeben haben. Mit Staunen lesen wir von König Marbods tapferen Kämpfen gegen die Römer. Um das Jahr 530 dringen die Bayern in Böhmen ein, ihnen folgen die Langobarden, die gegen Ende des 0. Jahr. Hunderts nach Italien wandern. Bis dahin hat noch kein sla wischer Fuß den Boden betreten. Erst als das Germanentum sich nach dem Westen bewegt, dringen slawische Stämme ein. Das Slawentum behauptet sich, erkennt aber die höhere Kultur und größere politische Macht des Germanentums an. Willig zahlen die slawischen Stämme Kaiser Karl dem Großen ihren Tribut. So bleibt eine dauernde Verbindung zwischen der slawischen und deutschen Welt erhalten, eine Verkettung, die durch die Einführung des Christentums in deutscher Gestaltung noch an Festigkeit gewinnt. In dieser Zeit fließen die Quellen geschichtlicher Erkenntnis sehr spärlich. Mit den Sachscnkaiscrn beginnt der große Vorstoß des Deutschtums, den wir als die ostdeutsche Kolonisation zu bc- zeichnen pflegen. Man nahm bisher gewöhnlich an, deutsche Kolonisten seien in völlig volksfrcmde Gegenden gekommen. Man darf aber jetzt als erwiesen ansehcn, daß sich aus früherer Zeit her immer noch Reste deutschen Volkstums erhalten haben, daß die östliche Kolonisation zum Teil weiter nichts darftellt als eine „Neuoerkoppelung" der alten deutschen Feldmark durch die längst ansässigen deutschen Besitzer. Diese Beständigkeit des Deutschtums bedeutet eine Streitfrage, die besonders zwischen der deutschen und tschechischen Wissenschaft entstanden ist. Die letztere behauptet mit Ausnahme weniger Vertreter, Böhmen sei uraltes slawisches Land. Durch geschriebene Geschichtsguellen kann der Gegenbeweis für die Zeit der Völkerwanderung er bracht werden, aber nicht siir die späteren Epochen; doch wo Pergamente fehlen, mögen die stummen und wieder so beredten Zeugnisse aus alter Zeit reden: Volksbräuche, Sitte und Glaube, Sagen und Namen, Werkzeuge und Häuser. Der Siedlungs- geschichte, die für die Geschichtswissenschaft noch Neuland dar- >tellte, vor allem aber der Sprachforschung ist so der Nachweis für die Beständigkeit des Germanentums gelungen. Natürlich steht fest, daß im Zeitalter der Kolonisation das Deutschtum gewaltig zunahm. 973 wird durch die Gründung des Bistums Prag ein kultureller Mittelpunkt geschaffen. 1310 zieht mit Johann von Luxemburg ein deutsches Fürstenhaus ein, als dessen bedeutendster Vertreter Karl IV. genannt werden muß. Zu den deutschen Kurfürsten zählen auch die böhmischen Könige. 1318 entsteht in Prag die erste deutsche Universität. In die markgräfliche Zeit, ins 13. und 11. Jahrhundert, fallen die deutschen Städtegründungcn. Die Gotik, die typisch deutsche Baukunst, hat herrliche htmmelanstrebcnde Bauwerke als Denk mäler ihrer Zeit hinterlassen. Heute noch sicht man im Geiste über diesen Städten die Fiammenschrist leuchten: Hier galt vor. zeitcn Deutsches Recht. Wir müssen in Böhmen zwei Gruppen von Stadtrechten unterscheiden: Im Süden, auch in Mähren, galt bayrisch-öster reichisches Stadtrecht, während der Norden als ein Gebiet sächsi- schen Rechtes anzuspreckcn ist. Das Magdeburger Recht hatte seine Geltung in fast allen Kolonisationsgebieten, vor allem in der Lausitz und in Schlesien. Vom Oberhof Breslau erhielt 1373 Teschen ein Stadtrecht, in Olmütz wird Breslauer Recht bereits vor 1229 bezeugt. Dort gingen viele mährische Städte „zu Haupte", d. h. holten sich in Fällen der Nechtsunklarheit und Rechtsschelte beim Olmützer Schöffen-Kollcgium Auskunft und Rat, während viele böhmische Städte sich gleich an den Oberhof Magdeburg mit der Bitte um Nechtsbescheio zu wenden pflegten. Im Prager Stadtrecht von 1209 finden sich bereits Stellen aus dem Sachsenspiegel. Im Gegensatz zu den Städten hat sich aus dem Lande das slawische Recht, allerdings stark deutschrechtlich beeinflußt, erhalten. Auch in dem bald entstehenden böhmischen Bergbau waren die Rcchtssätze deutscher Herkunst. Aus nord deutsche Grundlage wird das Iglauer Bergrecht zurückgesührt.