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No1B4 Freitag, den 8. Juli 1870. Manheim E Nachrichten. Kreisblatt für den Kreis-Directions-Lenrk Bautzen. Zmkbtatt für bie Herichl8- uni) Vel uiattul»g8kMke Rmcheu, 8chügi8malÄa, Z(önig8wartha, Wkißmsierg, Herrnhut, Mritz, Nernsiudt und Reichenau. Rcbacteur und Verleger: K. M. Monse in Bautzen. Die „Bautzener Nachrichten" werden täglich (außer Sonn- und Festtags) Nachmittags ausgegeben. — Vierteljährliches Abonnement 20 Ngr. Jnsertionsbetrag ä Spaltzelle I Ngr. — Nach 9 Uhr eingehende Inserate können erst in die Nummer des nächstfolgenden Tages ausgenommen werden. Bekanntmachung. Sobald aus Briefen nach Rußland der Bestimmungsort in Russischer Schrift ansgedrückt ist, empfiehlt es sich, daß der Absender denselben »och iu Deutscher oder Französischer oder Englischer Schreibweise bimnfügt, da die Russischen Schriftzüge den Norddeutschen Postanstalten nicht hinlänglich be mnnt sind. Es ist ferner wesentlich, daß bei den nach mittleren und kleineren Orten in Rußland gerichteten Briefen die Lage des Bestimmungsorts durch zu satzliche Angabe des Gouvernements außer Zweifel gestellt werde. Berlin, den 2.Jul« 1870. General-Postamt. In Vertetung Wolff. Bekanntmachung. In der Nacht zum 11. vorigen Monats sind im Gasthose zu Guttau von einen« in« dortigen Hofe gestandenen Wagen die Plane, ein weißer Pelz mit grauem Ueberzug und zwei Pferdedecken entwendet worden. Sachdienliche Spuren dieses Diebstahls bittet man anher anzuzeigen. Bautzen, am 6.Juli 1870. Das Königliche Gerichtsamt daselbst. Bodel. Diebstahl. Am 22. v. M. ist Folgendes entwendet worden: n. aus einem Hause in Altstadt 1) 4 Thlr. 10 Ngr. Geld (1 Eassenbillei, 2 Silberthaler, Biergroscheu stücke), 2) eine silberne zweireihige Halskette mit deral. Schloß, daran eil« Goldblättchen, li. X. gravirt; d. aus einen« Hause in Ostritz: 1) 1 schwarze gute Tuch weste mit schwarzen Knöpfen mit weißen Kreuzchen, 2) 1 gestrickter grauer Geldbeutel mit 6 Ngr. Geld (Scheidemünze). Behufs Entdeckung des Diebes und Wiedererlangung des Entwendeten wird solches bekannt gemacht. Verdacht ist auf dei« unten beschriebenen Manu, anscheinend Handwerksburschei« gefallen. Ostritz, am 4.Juli 1870. Das Königliche Gerichtsamt. Riedel. Alter: ca. 30 Jahre; Größe: 70—72 Zoll; Statur: schmächtig; Gesichtsfarbe: dunkelroth; Haare: dunkel; Gewerbe: angeblich Tischler; Sprache: böhmi scher Dialect. Kleidung: Schwarzgrauer Turnerkittel, graue Zeughosen, weißes Vorhemdchen mit Kragen, Stieseln, sogen, böhm. Mütze, trug einen Stock bei sich. Telegraphische Nachrichten. Ems, 6. Juli, Nachm. tW. T. B.) Se. M. der König ertheilte heute dem diesseitigen Botschafter in Paris, Baron Werther, eine längere Audienz; derselbe wurde darauf zur Tafel gezogen. Wiesbaden, 6. Juli, Nachm. (W. T. B.) Der Coinmunal landlag hat in seiner heutigen Sitzung das Verwaltungsregulativ für den Regierungsbezirk, nach wiederholter Streichung der im Regie rungsentwurf geforderten Vertretung des Adels und des großen Grund besitzes im Landausschusse', mit 13 gegen 12 Stimmen in zweiter Lesung angenommen. Hamburg. 5. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Versammlung der strikenden Zimmer- und Maurer-Arbeiter wurde beschlossen, streng nach dem Gewerbegesetz vorzugehen, wonach eS jedem einzelnen Arbeitgeber überlassen bleibe, sich init den Arbeit nehmern zu verständigen, die Forderung der Arbeitnehmer nach einem einheitlichen Satze jedoch zurückzuweisen. Florenz, 5. Juli. Die „Jndependenza Jtaliana" meldet, daß in Athen eine Ministerkrisis ausgebrochen ist. Zaimis und einige andere Minister wünschen nämlich, daß man der in Folge der Katastrophe von Oropos unter der directen Controle Englands und Italiens tagenden Enquetecommission eine Grenze ihrer Thätigkcit vorzeichne, während Valaoritis und andere Cabinctsmitglieder im Gegentheile der Ansicht sind, daß die Würde und das Interesse Griechen lands die Durchführung dieser Enquöte ohne alle Beschränkung und Hindernisse erheischen. Paris, 6. Juli. (W. Z.) Man versichert, daß katholische De- putirte die Minister in Betreff der französischen Occupatio» in Rom befragten; Ollivier und Grammont hätten denselben erwiedert, daß die nicht günstig geartete Situation in Italien und das Interesse der französischen Politik es nicht gestatten, die Truppen jetzt aus Rom zurückzuziehen. Die Minister fügten noch hinzu, daß das Ca- binet niemals eine so ernste Entscheidung treffen würde, ohne die Kammer zu befragen. In Folge dieser Antwort werden die katho lischen Deputaten keine Interpellation einbringen, aber die radicaleu Dcputirtcn wollen diesfalls bei Gelegenheit der Budgetdebatte interpelliren. Parts, 6. Juli, Nachmitt. (W. T. B.) Gesetzgebender Körper. Der Herzog von Grammont constatirt in Beantwortung einer Interpellation Cochery's, daß Prim dem Prinzen von Hohen- zollern die spanische Krone «»geboten und daß der Prinz dieselbe angenommen habe. Das spanische Volk habe sich indeß noch nicht ausgesprochen. Die französische Regierung kenne nicht die betreffenden Unterhandlungen; er bitte demgemäß die Discussio», die augenblicklich zwecklos sein würde, zu vertagen. Die Regierung werde in der neu tralen Haltung, die sie bis jetzt beobachtet, beharren; aber sie werde nicht dulden, daß eine fremde Macht einen Prinzen aus den spanische» Thron setze und die Ehre und Würde Frankreichs in Gefahr bringe. (Beifall.) Die Regierung vertraue auf die Weisheit des deutschen und auf die Freundschaft des spanischen Volkes. Sollte sie sich aber in ihrer Hoffnung täuschen, so werde sie ohne Zögern und ohne Schwäche ihre Pflicht thun. (Wiederholter lebhafter Beifall.) Nach Grammont constatirt Ollivier die Friedensliebe der Regierung, aber nur wenn mit Ehren. Hoffentlich werde Grammonts Erklärung eine friedliche Lösung herbeiführen. Sollte ein Krieg sich nothwendig machen, so werde die Regierung nicht ohne Zustimmung der Kammer Vorgehen. Loudon, 5. Juli, Nachts. (W. T.B.) Im Unterhause wurde in dritter Lesung die Universitäts-Eidesbill mit 247 gegen 113 Stim me» angenommen. Loudon, 6. Juli, Vormittags. „Morning Post" veröffentlicht ein Telegramm aus Tientsin, nach welchem am 21. Juni in Peking ein Volksaufruhr gegen die Franzosen stattgefunden habe. Es sind sämmtliche französischen Priester, die barmherzigen Schwestern,