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MßUMLs lü<MAt«-s istühvangeoam« men in,-er ExpebUton: Marlenstraße IS. für UnterhaltMg und Geschäftsverkehr. ^ Mittedaeteur: Theodor Drobisch. Mo. 2,1 Sonntaü. denLSl Sevtember 1882. Dresden, den 28. September. — Se. Majestät hat dem Wundarzte und Geburtshelfer Carl Friedrich Conrad Jährig in Meißen, sowie dem kleä. pravt. Johann August Pohl in Freiberg das Ehrenkreuz vom Albrecht- orden verliehen. — Vorgestern Abend traf Se. k. Hoheit der Prinz von Wales von Reinhardsbrunn zu einem Besuche der königl. Familie hier ein. Er wurde von dem ihm entgegen gesandten Kammer herrn Vitzthum von Eckstadt in Leipzig begrüßt. Se. k. Hoheit der Prinz Georg empfing den Prinzen jm Bahnhofe und ge leitete ihn nach dem königlichen Schlöffe. Gestern nahm der hohe Gast in Begleitung des geyeyHärÜLhier anwesenden königl. Gesandten zu London, Grafen Vormittags I hervorragendsten Kunstsammlungen in Augenschein und begab s . Nachmittags zu Ihren königl. Majestäten nach Pillnitz zum DmH, an welchem sämmtliche Glieder der königl. Fatnilie Theil nähmen. Dem Vernehmen nach Wird die Anwesenheit. Sr. königl. Hoheit mehrere Tage währen. ^ — Ein gegenwärtig hier umlaufendes Gerücht, daß der verdienstvolle Direktor unserer k. polytechnischen Schule, Professor vr. Hülße, diesen seinen Posten demnächst verlassen und in das Finanzministerium eintreten werde, darf als erledigt angesehen werden. Es ist richtig, daß Prof. Hülße wegen einer Ver änderung in dieser Richtung befragt worden ist; auf seine Er klärung, daß er seinen dermaligen Posten zu behalten wünsche, hat jedoch-Se. Majestät befohlen, von der beabsichtigten Ver setzung abzusehen. — Se. Excellenz der Herr Staatsminister Freiherr v. Brust ist vorgestern Nachmittag (über Wien) aus Gastein zu rückgekehrt. Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 27. Sept. Die Zuhörerräume sind dicht gefüllt mit einem gebilde te» Publikum ; denn auch ein gebildeter Mann sitzt auf der ^ Anklagebank. Namentlich ist ein reicher und schöner Damenflor ' erschienen. Der Angeklagte, ein noch junger Mann, in noblem Anzuge, mit leichtem Backenbart, bebrillt, ist ein geborner Dres dener, noch nicht verheirathet; sein Benehmen ein anständiges, Mb,zwar immer unter falschen, meist sehr romantischen Namen auf mrd legte sich auch noch das Adelsdiplom mitunter bei Ich sagte, sein Benehmen sei heut ein anständiges; er wurde aber doch manchmal gegen eine jung? Dame, Fräulein von Maudelli, sehr autfällrg, sie grob verdächtigend. Earl Georg Otto MaLia Stelzer ist 26 Jahr alt. römisch-katholisch, Sbhn eines verstorbenen Offiziers. Er hat in Frankreich das Collöge , deren Namen ich nicht verstehen könnt«, und ließ das Dienstmädchen anmelden als Bann Laverre. vr mußte in einem Zimmer warten und war dort etwa 5 Minuten allein; diese 5 Minuten benutzte er, um einen Briefbeschwerer zu stehlen, der auf 2 Thaler taxirt ist und heute auf dem Ge- richtstische figurirt. Nachdem er mit der Dame, welcher er sich als Sprachlehrer vorstellte und sich zum Unterrichtertheilen an.- bot, kurze Zeit eonversirt, entfernte er sich. Der Briefbeschwerer würde erst am andern Tag vermißt. Stelzer leugnet dies AlleS, obgleich an diesem Tage Niemand Anderes als er das Zimmer betreten. Er will den Briefbeschwerer in Leipzig gekauft habest. — NM komme ich zur Unterschlagung. Fräulein v. Mandelli lebte in dem Hause eine- Rentiers aus Warschau. Stelzer war dort, als ^VMefsor" bekannt. Eines TageS gab ihm das Frau- (taxirt auf 12 und 18 Thaler) mit dem Be- « zum Repariren zu tragen. Eine Uhr gehörte ihr, >ie aG«c der Frau des Rentiers. Er brachte sie aber nicht . obgleich er manchmal darnach gefragt wurde, sondern MM bei einem hiesigen Droschkenaufseher versetzt und erhielt zuerst 20 Thlr., dann noch 5, 1 Thlr. und noch einmal 1 Thlr. 19 Ngr. Der Droschkenaufseher wurde von ihm schriftlich er mächtigt. die Uhren zu verkaufen. Hier nannte er sich Professor v. Steller Das Alles leugnet Stelzer, indem er behauptet, Fräulein v. Mandelli habe ihm aus Gefälligkeit die Uhr ge geben, mit der Erlaubniß, die Uhr zu versetzen und das erlöste Geld, weil er gerade in Verlegenheit war, zu seinem Nutzen zu verwenden. Natürlich ist das nicht wahr, das Fräulein wider spricht bestimmt. Zu dem Droschkenaufseher sagte er, daß er die eine selbst gekauft, die andere von seiner Schwester, einer „eng lischen Hofdame," erhalten habe. Interessant war die Befra gung über seine Personalien. Er weiß im Anfänge nicht genau, ob er die Schule besucht oder nicht, ob sein Vater Offizier oder Steuerbeamter gewesen sei. — Herr Staatsanwalt Heinze hält eine kräftige Rede gegen den Angeklagten und bezieht sich dab^i namentlich auf das bestimmte Leugnen, da doch Niemand den geringsten Zweifel über die Schuld hegen könne. Sein ganzes Leben und Treiben sei nur aus Lug und Trug zusammengesetzt, dazu komme, daß er schon so oft bestraft, also ein Mensch sei, dem man diese Schuld, die heut auf ihn lastet, Wohl zumutheü könne. Bei diesen Worten des Herrn Staatsanwalt- fing die Stimme Srelzers, als er vom Herrn Präsidenten befragt wurde, ob er noch etwas hinzuzufügen oder eine Schlußrede zu halten habe, weinerlich zu werden an — er mochte wohl das strenge, aber gerechte Erkenntniß voraussehen. Die Berathung des Gerichts, Hofes nahm nur wenig Zeit in Anspruch, schon um 11 Uhr verkündete er, daß der Sprachlehrer Carl Georg Otto Marra Stelzer zu 1 Jahr 6 Monat und 3 Wochen Zuchthaus ver urteilt sei. — Seiten der k. musikalischen Kapelle werden auch im Laufe dieses Winters sechs AbonnementSconcerte im Saale des „Hotel de Saxe" gegeben werden. — In Verwahrung der k. Polizeidirection befindet sich xjn SM Roheisen von ca. 75 Pfund, welche- zwei unbekannte Mannspersonen in den späteren Abendstunden de» ly. d. M.