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Mchelih-ZkitWS Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnr in Dippoldiswalde Donnerstag, den 31. Mai 1883 48. Jahrgang Nr. 62 heißt: „Domi, der amerikanische Affe." Diesen Affen spielt Herr Uhle selbst, aber derart, daß man glaubt, ein Original vor sich zu haben. Der Darsteller gastirte in dieser Rolle zu wiederholten Malen in den größten Städten, in Paris, London, Hamburg, Berlin u. s. w. In Hamburg machte die Aufführung solche Sensation, daß das Stück 63 Mal hinter einander gegeben werden mußte. Berliner Blätter aus dem Jahre 1881 heben rühmend hervor, daß Herr Uhle alle übrigen Dar steller dieses Affen weit hinter sich lasse, daß seine Lebendigkeit staunenerregend und die Naturtreue über raschend sei. Möge sich Niemand einen so seltenen Genuß entgehen lassen! — Auf dem Lerchenberge bei Börnichen erbaut Herr Gutsbesitzer Querner ein recht geräumiges Ne- staurationslokal und ein Aussichtsgerüste, von dem die herrliche Nundsicht unbehindert zu genießen ist. Wie wir hören, soll die Einweihung am Sonntag, den 10. Juni, erfolgen. — Denr Unterstützungsfond für entlassene Blinde sind an freiwilligen Beiträgen im Jahre 1882 zuge flossen : 294 Mk. 70 Pfg. aus dem Bezirk der Königl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde (darunter 35 Mk. von den Städten); 312 Mk. 60 Pfg. aus dem Bezirk der Königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt; 92 Mk. 20 Pfg. aus dem Bezirk der Königl. Amts hauptmannschaft Dresden-Neustadt; 227 Mk. aus dem Bezirk der Königl. Amtshauptmannschast Freiberg und 96 Mk. 50 Pfg. aus dem Bezirk der Königl. Amts hauptmannschaft Pirna. — Die Besitzer von bissigen Hofhunden seien hier mit darauf aufmerksam gemacht, daß Briefträger ein Gehöft, wo ein Hund frei umherläuft, nicht zu be treten brauchen und event. die betreffenden Postsachen als „unbestellbar" wieder mit zurücknehmen können. — Die unter den Schulkindern in Ulberndorf ausgebrochen gewesene Masern-Epidemie ist nunmehr wieder als erloschen zu betrachten und hat der Unter richt an der, der gedachten Krankheit wegen geschlossen gewesenen Schule daselbst mit Genehmigung der Königl. Bezirksschulinspektion wieder begonnen. — Der Gottesdienst am Sonntag Nachmittag in der Barbara-Kapelle verlief bei mildem und günstigem Wetter sehr ansprechend und erbaulich. Ein kurzes Weihewort nahm den ehrwürdigen Raum wieder in den Dienst der Andacht und des christlichen Kultus. Die geistliche Rede des Festpredigers zeichnete in lebendigen Farben und in ernst erwogenem Gedanken gang, wie die christliche Kirche, in Gottes Wort ruhend und dasselbe tragend, nicht blos trotz äußerer Ver folgungen, sondern vornehmlich trotz innerer Gefahren und inneren Verderbnisses, so bis in diese Tage be drohlich reichen, erhalten sei als eine Pflegerin der heiligen Güter des Volkes. Die Arbeit des evan gelisch-lutherischen Gotteskastens und der ihm ver bundenen Luther-Vereine Deutschlands gehe nun vor nehmlich dahin, neben anderen großen kirchlichen Unter stützungs-Vereinen, hinzuwirken auf die Heranbildung und Erhaltung evangelisch-lutherischer Lehrer und Pastoren für die, in der Diaspora oder unter den Katholischen oder von der Union umgeben, um ihre Selbstständigkeit eingehenden evangelisch - lutherischen Glaubensgenossen und Gemeinden innerhalb Deutsch lands, Oesterreichs und anderer Stationen in der Ferne. Ein Appell an das gleichgültige, an das stolze, an das zaghafte Herz schloß das gewichtige eindring liche Wort unter Gebet, Danksagung und Segens wunsch. Von Posaunen getragener und durch zwei Gesangvereine unterstützter Gesang edler Liederverse durchzog die Feier. Eine reichliche Kollekte krönte das Fest, denl eine große Zuhörerschaft aus der Kirchfahrt Seifersdorf, aus der Umgegend und aus der Ferne auch zugeströmt war. Viele Pastoren, auch der Herr Amtshauptmann und Beamte der Gegend, wohnten dem Feste antheilvoll bei. Die jährliche Wiederholung Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In einem Theile der Auflage unserer letzten Nummer konnten wir noch berichten, daß Ihre Majestäten der König und die Königin auf der Durchreise nach Rehefeld den Extrazug auf hiesigem Bahnhofe halten ließen. Während der huld vollen Unterhaltung mit den Herren Kammerherr v. Schönberg, Amtshauptmann v. Keßinger, Amts richter Klimmer und Bürgermeister Voigt, die sich zur ehrfurchtsvollen Begrüßung auf dem Bahnhofe einge funden hatten, nahm Herr Gasthofsbesitzer Gössel Ge legenheit, den Majestäten zwei Pokale Bier zu präsen- tiren, welches denselben recht wohl zu munden schien. — Der Dresdner Gewerbeverein wird zum Besuche unserer Ausstellung am 16. und 18. Juni Ausflüge nach Dippoldiswalde und Schmiedeberg unternehmen. Auch der Riesaer Gewerbeverein hat sich zum Besuche der Ausstellung bereits angemeldet. — (Theater.) Nächsten Freitag wird Hr. Dir. Uhle dem Publikum eine Bravourleistung vorführen, wie sie hier noch nicht gesehen worden ist. Das Stück Sterblichkeit der verschiedenen Berufsstände. Statistische Erhebungen über die Sterblichkeit der verschiedenen Berufsstände sind bisher nur selten an gestellt worden und ihre Resultate befriedigen noch wenig. Immerhin muß man alle Anfänge willkommen heißen und daraus zu lernen suchen. Die Germania, Lebensversicherungs-Aktien-Gesellschaft zu Stettin, hat vor Kurzem Erhebungen über die Sterblichkeits-Ver hältnisse bei verschiedenen unter ihren Versicherten mit größerer Personenzahl vertretenen Berufen angestellt und dabei unter Anderem ermittelt, daß die bisher versicherten Restaurateure, Schankwirthe und Kellner die größte Sterblichkeit hatten. Von den unter Be obachtung gestellten Personen dieses Berufs starben in Wirklichkeit 633 Personen, während die rechnungs mäßige Sterblichkeit nach der bekannten Tafel der 17 englischen Gesellschaften nur 326,»» hätte betragen sollen. Die wirkliche Sterblichkeit überstieg also die rechnungsmäßige Sterbenswahrscheinlichkeit um 193,so pCt. Im Vergleich mit anderen Berufszweigen ergab sich nachstehende Reihenfolge: Von den Lehrern sind nicht so viel gestorben, wie erwartet wurde, bei den selben beträgt die wirkliche Sterblichkeit nur 93,s» pCt. der rechnungsmäßigen, bei dem Bahnbewachungs personale 98,97 pCt., bei den Bäckern 99,»» pCt., bei den Schuhmachern 104,»7 pCt., bei den Schneidern 110,4« pCt., bei dem Lokomotivpersönal 121,so pCt., bei dem Zugsbegleitungspersonal 126,»» pCt., bei den Bergleuten 140,» r pCt., bei den Schlächtern 147,,« pCt., bei dem Eisenbahn-Arbeiterpersonal 159,»» pCt. und endlich bei den Restaurateuren, Schankwirthen und Kellnern 193,»» pCt. der rechnungsmäßigen Sterblichkeit. Es ist im hohen Grade wünschenswerth, daß die bisher im „Vereinsblatt für Deutsches Versicherungs wesen" (Juni- und Juliheft 1882 und April-Maiheft 1883) veröffentlichten statistischen Erhebungen noch auf andere Berufe ausgedehnt und von allen Ver sicherungs-Gesellschaften sowohl in ihrem eigenen, wie im allgemeinen Interesse in Angriff genommen werden. Die hohe Sterblichkeit der Schankwirthe ist ein schlagen des Argument für die Bestrebungen des Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke. Man leistet nicht nur der Menschheit im Allgemeinen, sondern auch den Schankwirthen selbst durch Beschränkung der Schank- wirthschaften und durch Bekämpfung aller Ursachen der Trunksucht einen wichtigen Dienst und wird da durch die Gesammtsterblichkeit der Bevölkerung, sowie Krankheit, Noth und Entbehrung zahlreicher Berufs klassen erheblich vermindern können, denn die meisten Trinker pflegen auch ihre Familien in Noth zu stürzen. Mit der Trunksuchts-Frage lösen wir auch einen Theil der socialen Frage. eines solchen Festes, mitten in der schönen Waldein samkeit, wird gewünscht. k. Z. — Mit gewohnter Pünktlichkeit ist wenige Tage vor Beginn des neuen Fahrplanes Fritzsches Fahrplan sämmllicher sächsischer Eisenbahnen erschienen. Der selbe enthält die am 1. Juni in Kraft tretenden Fahr pläne aller sächsischen Eisenbahnen und deren Anschluß bahnen in Preußen, Bayern, Thüringen und Oester reich, namentlich der Thüringischen und Harzer Touren, sowie der nach dem Niesengebirge, Böhmen rc. führen den, ferner der Fahrposten und Dampfschiffe; ein Ver- zeichniß der direkten Verbindungen mit den Bädern und großen Städten Deutschlands und Oesterreichs, sowie Verzeichnisse von Rundreisebillets rc. rc. Eine außerordentliche Bereicherung hat die vorliegende Aus gabe erfahren durch Aufnahme der Bestimmungen und Tarife für die am 1. Juni zur Einführung gelangen den kombinirbaren Rundreisebillets, wonach Jeder im Stande ist, sich eine Tour, selbst zusammenzustellen, ferner der zahlreichsten Notizen über Tagesbillets mit verschiedener Giltigkeit über mehrere Routen und anderer Vergünstigungen, von deren Vorhandensein gewiß Mancher erst durch diese Notizen Kenntniß er langt. Da dieses Koursbuch als Dienstfahrplan bei den königlich sächsischen Staatsbahnen im Gebrauche steht, so stellt die königliche General-Direktion der sächsischen Staatseisenbahnen im Interesse der Sache und des Publikums so viel Material zur Verfüguüg, daß es als speziellstes und zuverlässigstes für Sachsen anerkannt und für jeden Reisenden geradezu unent behrlich geworden ist. Zahlreiche Wünsche endlich haben den Herausgeber veranlaßt, dem Merkchen durch Heften eine größere Dauerhaftigkeit zu geben. Der billige Preis von 40 Pfennigen ist nur möglich bei der großen Auflage, in welcher das Buch erscheint, wie sie in gleicher Höhe kein anderes sächsisches Kours buch aufzuweisen hat. L Frauenstcin. (Kgl, Amtsgericht.) Ver handlungen am 1. Juni, Vorm. 9 Uhr: Wechselpro zeßsache des Vorschußvereins zu Frauenstein, eingetr. Genossenschaft, gegen den Gutsbes. Georg Vogler in Reichenau. — Sühnetermin auf Antrag A. Bertha verehel. Liebscher geb. May in Voigtsdorf gegen Karl August Liebscher in Sey'oe. — Nachm. 3 Uhr: Civil- prozeßsache des Zimmermann Karl August Erler in Burkersdorf in Vertretung seiner Tochter Auguste Pauline Erler daselbst gegen den Gutsbesitzer Karl Franke in Burkersdorf. — Vom 1. Juni an wird in Frauenstein eine Landbestellfahrt überBurkersdorf undDitters- bach, woselbst sich alsdann Posthilfsstellen befinden, nach Mulda hin und zurück eingerichtet. Die in der Postanstalt zu Mulda für Dittersbach, Burkersdorf und Frauenstein eingegangenen Postsendungen werden nach Ankunft der Landbestellfahrt sofort expedirt, wo durch sich für Frauenstein eine dritte Ortsbestellung nöthig macht. Die Landbestellung geht von hier früh 10 Uhr 30 Minuten ab, kommt in Burkersdorf 11 Uhr 10 Minuten, in Dittersbach Nachmittags 2 Uhr 5 Mi nuten, in Mulda 3 Uhr 35 Minuten an. Von dort geht sie wieder ab Nachmittags 3 Uhr 45 Minuten, kommt 4 Uhr 35 Minuten in Dittersbach, 5 Uhr 5 Minuten in Burkersdorf und 5 Uhr 50 Minuten in Frauenstein an. Gleichzeitig sei bemerkt, daß vom 1. Juni an die Post von Klingenberg nach Frauen stein Abends 10 Minuten später wie bisher abgeht, nämlich 8 Uhr 29 Minuten statt 8 Uhr 19 Minuten. Dresden. Für die Errichtung eines Denkmals zu Ehren des Kontors und Musikdirektors Julius Otto hat der Rath auf Ansuchen des Vorstandes des Julius-Otto-Bundes einen Platz in den Promenaden anlagen zwischen dem Börsengebäude und dem Güntz- platze zur Verfügung gestellt und die künftige Unter- haltnna des Denkmals auf Stadtkosten zu übernehmen beschlossen. Die „Weißeri-. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2S Psg., zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. —, Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, in» redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein