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Verordnungsblatt der Kreishan-ttnannschaft Bautzen zugleich als As«siftOriAltetz-rve der vdertmchtz. A m 1 s ö ta 1 1 -er Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautze«, SchrrPAo-vch Hermehett, Bernstadt mck vstrijß des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtze»e«dertte M KchirstöSwatde und Bteihe«ß«G. O r ff « n der Handels- «ad H»ewerdetau»mer z « Zitta«. Verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bis 11 und »«« r M 4 Ahr). — F<rnspr«chanschl«ß Rr. 21. Die vautzencr Nachrichten erscheinen; mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«, iägiich abends. Preis des vierieljShriiche« A»»,««»«»i» » skr de« ««« ««« PM- Epailzeile qewShnltchen Satzes I2>/, in geeigneien Hüllen unter Gewäorunq von Rabatt; Ziffern-, Tabellen- uad anderer schwieriger Sa- cu^prrch«» i««er ««chmeisgebichr M jede Auzets «w Znsettion 20 Pfg., für briefliche «ustunftserteilung 10 Pfg (und Portos «iS früh 9 Uhr eingehende Inserat« finden in de» adeudS erscheinende« Blatte AufnatzE- Inserate nehme« dse «Spedition und die Annoncendureaus an, desgleichen die Herren Walde m Lübau, Eiauß in Weifienderg, Lippitjch in Schirgiswalde, GuNNS KrÄing in Bernstadt, B«hr i« Königshain bst OhriE R-ufin-r in Ober-Eunnersc-ori und von Lindenau io Pulsnitz Skr. 278. Freitag, den -S. November, abends. 18VÜ Bekanntmsrekung, die M. Prätorsche Stiftung betreffend. Die zur Gewährung von Pensionszulagen an Wittwen von Volksschullehrern der Königlich Sächsischen Oberlaufitz bestimmten Zinsen der M. Prätorschen Stiftung gelangen im Laufe des Monats Januar 1896 zur Vertheilung. Nach Anordnung des Stifters haben auf diese Pensionszulagen nur Wittwen evangelisch-lutherischer Volksschullehrer Ansprüche, welche einen frommen, sittlich guten Lebenswandel führen und bedürftig sind. Es wird Solches mit der Aufforderung andurch bekannt gemacht, die Gesuche um Berücksichtigung bei der Vertheilung bis zum Schlüsse dieses Jahres anher einzureichen. Bautzen, am 27. November 1895. Die Königliche Kreishauptmannschaft, von Bosse. Aufforderung. Mit Bezugnahme aus die vom hiesigen Stadtrathe in No. 259 der Bautzener Nachrichten erlassene Bekanntmachung, betreffend die am 2. Dezember dieses Jahres vorzunehmende Bolkszählung, wird darauf aufmerksam gemacht, 1. daß von Freitag, den 29. dieses Monats, ab die Zustellung der HaushaltungS- und Anstalts listen erfolgen wird und 2. dass jeder Haushaltungsvorstand die ihm zugegangenen Listen am Bormittage des 2. Dezember dieses Jahres sorgfältig und gewissenhaft aüszüfüllen und von demselben Tage von 12 Uhr Mittags ab zur Abholung bereit zu halten hat. Weiter werden 3. die Gastwirthe und die Vorsteher, Verwalter oder Aufseher der Anstalten aller Art daraus bin- aewiesen, das, die Namen der Mitglieder ihrer eigenen Haushaltung nicht in die AnstallSliste, sondern in die gewöhnliche HanShalMngSliste einzutragen sind «ch 4. die Gastwirthe, Inhaber von Herbergen ic. noch ganz besonders aufgefordert, die bei ihnen vom 1. auf den 2. Dezember übernachtenden Gäste rechtzeitig um die erforderliche Auskunft über ihre Personalien zu ersuchen. Da die Zähler, welchen die Austheilung und das Wiedereinsammeln der Listen obliegt, darauf zu sehen haben, daß jede Haushaltung eine besondere Haushaltungsliste erhält, sie auch verpflichtet sind, bei« Empfang der Listen diese an Ort und Stelle zu prüfen, um etwaige Mängel und Unrichtigkeiten nach mündlicher Erkundigung sofort zu beseitigen, so werden alle Diejenigen, mit welchen die Zähler bei Aus- Abung ihres Ehrenamtes in Berührung kommen, hiermit ausgefordert, auf an sie gestellte Fragen den Zählern die gewünschte Auskunft zu ertheiien und aus diese Weise das schwierige und sehr zeitraubend« Zählungsgeschäst, dessen die Zähler mit dankend anzuerkennender Bereitwilligkeit sich unterzogen haben, thunlichst zu unterstützen. Bautzen, den 25. November 1895. Die Zählungs-Commission Die Zählungs-Commission 8. Stadtrath Lindner. ve. Ackermann. S. Bekanntmachung. Der Gasthossbrsitzcr und Trichinenschauer Herr Friedrich Nicolaus Joseph Schuster aus Ebendürfel ist von uns als stellvertretender Trichinenschauer am Schlachthose zu Bautzen in Pflicht genommen worden- Bautzen, am 26. November 1895. Der Stadtralh. Heerklotz, z. Z. Vorsitzender. Schwß. Gemkinsame O^ Purschwttz unv Litte». Sonntag, deu 8. Dezember, Nachmittags 4 Uhr im Gasthose zur „Stadl Strassburg" allhier. Tagesordnung: Wahl von drei RechnungSrcvisoren zur Prüfung der Rechnung des lausenden Jahre». Alle stimmberechtigten Kaffenmitglieder, sowie deren Arbeitgeber werden hierzu eingeladcn. Purschwitz, den 25. November 1895. Der Kassenvorstand. Zimmrrmaun, Vors. Oeffenttiche Atzung der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau Souuabeud, den 7. Dezember 189», vormittags 11 Uhr im Stadrverordueteusaale des Rathauses zu Zittau. Tagesordnung: I. Neuwahlen zur Kammer. 2. Ausscheiden des Sekretärs Or. Behrend aus dem Sekretariat. 3. Mitteilung über die seit der letzten Sitzung vom 4. September 1895 eingegangenen Sachen. 4. Bevorstehende Zusammenkunft der Vorsitzenden und Sekretäre der sächsischen Handels- und Gewerbe kammern. 5. Ermäßigung der Stückgutsrachten im Verkehr mit Süddeutschland 6. Verkürzung der Belade- und Entladefrist von Spezialwagen. 7. Mangel an Spezial- und großen Gatterwagcn. 8. Neue Bahn linien im Kammerbezirke. 9. Fernsprechwesen. Nach Schluß der öffentlichen Sitzung findet eine geheime Sitzung statt. Zittau, den 28. November 1895. Der Präsident der Handels- und Gewerbekammer. Paul Waentig. vr. Behrend, S. Sind wir Parttkularisteu? vielleicht gchr „verbissene" Partikularisten? — Zum Verständnis dieser Frage müssen wir zunächst eine Erläuterung über den Gebrauch des Wörtleins „wir" voran schicken. Wie der eben vollendete Satz zeigt, wird ja das Wort im Stil der Presse oft so gebraucht, daß es zunächst eigentlich nur eine Person, nämlich die des Schreibers be- beulet. ES ist dann aber nicht der Pluralis der Erhaben heit, sondern der Gemeinschaft oder auch der Verhüllung. Der Lrtikelfchreiber verbirgt sich hinter dem deckenden Schild der Zeitung, an der ja eine Mehrheit von Personen ar. beiten, oder er schließt sich auch mit demjenigen Teil des Leserkreises zusammen, von welchem er wesentliche Zustimm, ung erwartet. So ist auch hier in der Frage daS Wort „Wir" gemeint. Der Verfasser will es nicht in Abrede stellen, daß er das persönliche Bedürfnis fühlte, sich über den auch noch neuerdings hervorgetretenen Umstand auSzu- sprechen, daß seine Artikel, wenn dieselben sich im engem Gebiete unseres sächsischen Vaterlandes bewegen, einen ruhigen, meist zustimmenden, ja hoffnungsreichen Ton an- schlagen, während bei Beurteilung von Reichsverhältniffen oft gerade das Gegenteil der Fall ist. Es ist, bild! ch zu reden, so, als wenn von Berlin her ein schärferer Wind wehte als von Dresden. Der Verfasser hat das selbst oft recht schmerzlich empfunden und möchte es gern besser machen, wenn er nur könnte! Ein Partikularist aber ist er nicht. Gerade die Erinnerung an die herrliche Zeit der Aufrichtung des Deutschen Reiches und an die be. geisterte hoffnungsvolle Stimmung, die damals herrschte, kann das Bild unserer gegenwärtigen ReichSoerhältniffe nur um so düsterer erscheinen lassen. So geht es dem Verfasser, aber nicht ihm allein. Manche Stimmen, die sich in dieser oder auch in andern sächsischen konserva tiven Zeitungen vernehmen lassen, schlagen gelegentlich einen ähnlichen Lon an, der um so mehr auffällt, wenn im übrigen eine ungeschminkte sächsische Loyalität und Vater landsliebe sich kund giebt. Wir können das nicht ändern — das „Wir" ist hier i« weiteren Sinne gemeint —, die Verhältnisse liegen nun einmal so, daß der Blick aus daS Reich ein düsteres Bild giebt. Aber wir wollen gerecht sein; wir wollen nicht die Schuld auf einzelne Personen schieben, und wenn »an doch für das und jenes die handelnden Staatsmänner verantwortlich machen muß, so wollen wir wenigstens eine gerechte Verteilung der Echulvfrage walten lassen. Wir wollen z. B. nicht vergessen, daß manche Uebelstände, die einen immer drohenderen Charakter annehmen, z. B. die Haltung des Reichstages, aber auch die wirtschaftlichen Notstände, zum Teil auf Fehler zurückzusühren sind, die bei der Gründung des Reiches, und den ersten Akten der Reichsgesetzgebung gemacht worden find. Diese Fehler waren vielleicht damals unvermeidlich, weil das neu ge- gründete Reich möglichst rasch unter Dach und Fach ge- bracht werden sollte. Diese Fehler müssen verbessert werden. Daß das bisher noch nicht geschehen ist, daran find nicht bloß die leitenden Staatsmänner schuld, sondern die un klaren Strömungen im politischen Volksleben, die durch immer von neuem auftauchende, und stets wieder etwas Neues vorbringende Volksführer aufgerührt werden. Such in der Anerkennung dieses Umstandes wollen wir gerecht sein. Endlich dürfen wir uns auch nicht verschweigen, daß ein bundesstaatliches Leben, neben seinen namentlich für Deutschland höchst schätzenswerten Vorteilen, auch seine besonderen Schwierigkeiten hat, zumal in deu ersten An fängen. Ueber diese Anfänge aber sind wir auch nach 2S Zähren noch lange nicht hinaus. Das Leben der Völker und Staaten muß eher noch Jahrhunderten, als nach Jahren gerechnet werden. Deshalb wollen wir auch keine Reichs- pesst misten sein. Wir wollen festhalten an dem Kraft- wort, das auch der politische oder patriotische Glaube auf seine Fahne schreiben muß: „Dennoch!" — „Dennoch ist ein schönes Wort", so hat ein be- rühmter lutherischer Theolog in einem kraftvollen Glaubens, licd gesagt. Wir wollen eS uns aneignen auch im Blick aus unser Vaterland Trotz aller Wirrnisse der Gegenwart wollen wir hoffen: „Dennoch wird sich das Deutsche Reich durchringen, wenn wir Glieder des Volkes nur mit deut- scher Trcue daran festhalten. — Wir brauchten zu Anfang unserer Betrachtung den Ausdruck: Verbissene Paitiku- laristen." Wir sind es nicht! aber giebt es vielleicht in unserem Leserkreise einzelne, auf die dieser Ausdruck paffen würde? Wohl möglich! Wir verstehen darunter solche Leute, welche die ganze Entwickelung in Deutschland seit 1866 für ein Unglück halten, welche namentlich meinen, wir hätten doch vorher in Sachsen ein viel gemütlicheres Leben gehabt. In mancher Beziehung ist das ja wahr, z. B. im Finanzwesen. Aber wir dürfen doch auch die Segnungen, die das Deutsche Reich nicht nur im großen, sondern auch im kleinen gebracht hat, nicht vergessen. Die Erinnerung«, seiern dieses Jahres haben ja gezeigt, daß die loyalsten sächsischen Volkskreise auch einen deutschen Patriotismus haben, den sie nicht mehr aufgeben möchten. Aber von den idealen Gütern des Deutschtums abgesehen — ver- gegenwärtigen wir uns nur einmal, wie es uns, den Be wohnern einer Grenzprovinz, vorkommen würde, wenn wir wieder, wie in alter Zeit, alles für unS in Sachsen be sonders hätten: sächsische« Geld, sächsische Postwertzeichen, sächsische Handels- und Gewerbegesetze u. s. w. — Gerade vom Standpunkt des bürgerlichen Kleinlebens müssen wir es uns ja schätzen, daß daß wir einem großen Deut- scheu Reiche angehören. Noch eins aber wollen wir ins Feld führen gegen die Ausartung des sätsischen Patriotin muS zum verbissenen PartikulariSmus: Unser König Albert ist ein treuer Reichssürst, der nach Kräften auch daS Wohl des allgemeinen deutschen Vaterlandes zu fördern sucht. Folgen wir als treue Unterthanen seinem Beispiele und Vorbiidel — In dem hier kund gegebenen Sinne bitten wir die Leser, auch alle künftigen Artikel auszufafsen, mag nun je nach der augenblicklichen Sachlage in der Reichspolitik die Färbung derselben ein wenig Heller oder dunkler auSfalleu. 6. L. Neueste Telegraphische Korrespondenz. Wien, 28. November, adds. Der Budgetausschuß erledigte mit dem Kapitel „Mittelschulen" das Budget deS Unterrichtsministeriums. Im Laufe der Debatte ergriff der Unterrichtsminifter wiederholt das Wort. Die von Ba- reuther und Menzer gestellten Resolutionsanträge, daS Untergymnastum mit slovenischer Unterrichtssprache in Cilli aufzuheben oder nach einem Ort mit slavischer Bevölkerung zu verlegen, wurden abgelehnt. * Gllischa«, 29 November. (Tel. der Bautzener Nachr.) Der ehemalige Ministe'präfident Graf Taaffe ist heute vormittags 10'/. Uhr gestorben. Rom, 28. November, abends. Die Kammer setzte heute die Beratung über die bezüglich der äußeren und inneren Politik deS Kabinetts eingebrachten Interpellationen fort. Die Tribünen waren überfüllt, auch die Diplomaten loge war gut besetzt. Ministerpräsident Crispi erklärte unter großer Aufmerksamkeit des Hauses, er werde trotz er heftigen Angriffe gegen seine gesamte Politik volle Ruhe bewahren und ging sodann auf die Affaire Guy ein. Be züglich der Verhältnisse der öffentlichen Sicherheit führte der Ministerpräsident aus, dieselben seien zwar nicht solche, wie man sie wünschen würde; aber seit dem Jahre 1894 mache sich eine fortschreitende Besserung wahrnehmbar. DaS Räuber-Unwesen sei in Sardinien nahezu auSgerottet. Die Polizei und die Carabinieri hätten wahre Wunder an Ge duld und Mut verrichtet. (Zustimmung.) Die Ausnahme gesetze, welche die Kammer im vorigen Jahre beschlossen habe, seien durch die Thatsachen gerechtfertigt. (Zwischen- rufe und Unterbrechungen auf der äußersten Linken.) Der EocialiSmu« sei, wie man denselben gewöhnlich verstehe, die Verneinung jeder Freiheit, sowie die Anarchie der perma nente Krieg sei. EocialiSmu« und Anarchie unterschieden sich in der Praxis nicht. (Zwischenrufe auf der äußerste«