Volltext Seite (XML)
MMuffer Tageblatt Wilsdruff-Dresden Drahtanschrist: „Tageblatt' Mittwoch, den 31. August 1938 Postscheck: Dresden 2640 Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 203 — 97. Jahrgang »I» amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meiste» und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. -rlchetni werliag, xachm. «Uhr. Bezugtpr. monatl INM ,rq Hau«, bet PostbefteNung I.tp RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rr< Alle Postanftalten, Pestboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle Ft/Üe höherer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger BctrVbSstürun. gen besteht lein Anspruch ^uf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rüäporto beilregt Anzetgenpretse laut aufregender Preisliste Rr. 8. — Ziffer-Gebühr: 2V Rpfg. — Vorgeschri* bene ErscheinungStage und P atzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Aozetgen-Annahm« biS vormittags 10 Uhr — die Nicbtiakeit d« durch Fernruf übcrmll. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 I-Uen Anzeigen überne? men w» leine Gewahr. — ! — Bet Konkurs UM ZwangsberLlcich erlischt jeder Anspruch «es Nachlaß. Skier Wrser Pretest in Prag Gege« die Nile WM VefWOsg kuWr SsidWehre Problem Kleinstadt Der wirtschaftliche Aufschwung, den Deutschland seit der Machtergreifung genommen hat, spiegelt sich auch in dem Wachsen seiner Städte wider. Dieses Wachstum zeigt große Unterschiede. Es tritt äußerlich am stärksten in den industriellen Gebieten in Erscheinung. Anders liegen die Dinge in den kleinen und mittleren Städten, sofern sie nicht durch besondere Umstände begünstigt find. Einen Begriff hiervon gibt ein Aufsatz in der Zeitschrift „Raum forschung und Raumordnung", der die Lage der mecklen burgischen Kleinstädte untersucht und auch die Mittel zur Abhilfe bestehender Mißstände erörtert. Manches, was dort gesagt ist, gilt auch für andere Gegenden. Pon den 52 Städten Mecklenburgs sind 44 Kleinstädte, die sich aus Märkten zu wirtschaftlichen Mittelpunkten der sie umgebenden kleineren Ortschaften und Einzelgehöfte entwickelt haben. Handel und Gewerbe sind zum Haupt teil auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft abgestellt. Die Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeu gung mit ihrem Ansteigen der Kaufkraft der ländlichen Bevölkerung wirkte sich günstig auf die Entwicklung der Kleinstädte aus, die sich in den Jahrzehnten von 1830 bis 1870 recht gleichmäßig entwickelten. Rach der Reichsgrün- düng und der sprunghaften Industrialisierung verschob sich auch in Mecklenburg das Bild zuungunsten der kleinen Städte. Das Erzeugnis der Fabriken bedrohte Handwerk und Gewerbe. Durch den Ausbau der Bahnen und Kunst straßen erweiterte sich die Marktbedeutung der größeren Städte, die auch von der Industrie für Gründungen neuer Fabriken bevorzugt werden. Seit der Zeit können nur Wenige der mecklenburgischen Kleinstädte ihre Einwohner zahl halten, zum Teil sind die Einbußen bedeutend. Wohl ist das Eisenbahnnetz seitdem, oft unter großen Opfern der kleinen Städte, weit dichter geworden, aber das Absinken der Bevölkerung konnte dadurch nicht merk lich aufgehalten werden. Im Gegenteil zogen die größe ren Städte durch die Verdichtung der Bahnen und die Er weiterung des Straßennetzes den größeren Nutzen davon. Sie erhielten als Verwaltungszentren wachsende Bedentung auf Kosten der Kleinstädte. Wohl konnten sich die Kleinstädte in der Lebensmittel- Verteilung einigermaßen behaupten. Beim Hausbedarf aber macht sich schon der Wettbewerb der nächsten größeren Stadt merklich geltend und beim Betriebsbedarf ist der Einfluß der größeren Städte bedeutend. Die Versuche, den Großgrundbesitz in Siedlungen aufzutcilen, dadurch also die Bevölkerung zu verdichten, hat den Kleinstädten nicht die erwartete Verbesserung der Kaufkraft gebracht. Mit der Zeit machten sich folgende Mißstände immer fühlbarer geltend: Das Handwerk in der Klein stadt kitt an Absatzmöglichkeiten und suchte im Acker bürgertum einen Ausweg aus seiner schwierigen Lage. Der Handelsstand konnte sich den an ihn gestellten An forderungen aus Mangel an Mitteln nicht im erforder lichen Maße anpassen. Mancher schwache Betrieb mußte eingestellt wckrden. Der Grundbesitz litt unter der Zer stückelung des Ackerbürgertums, das in seinen Leistungen hinter der Landwirtschaft weit zurückblieb. Durch die ge ringe Steuerkraft sind die Kleinstädte behindert, solche Gemeinschaftseinrichtungen zu treffen, wie sie den Anforderungen an das kulturelle Leben entsprechen. Das „Problem Kleinstadt" stellt die Landesplanungs gemeinschaft Mecklenburg vor schwicvige Aufgaben, um die Kleinstadt und ihre Umgebung sinnvoll in eine allge meine Raumordnung einzufügen. Was sich im Laufe vieler Jahrzehnte zuungunsten der Kleinstädte entwickelt Hai, kann nicht in kurzer Frist wieder beseitigt werden Eine Gesundung kann nicht von außerhalb herbcigeführt werden, sondern muß aus den betreffenden Gemeinden selbst kommen. Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Hebung des Ackerbürgertums durch die Beseitigung der und der unzulänglichen Pachtver hältnisse durch Flurbereinigring und Umlegung usw. Bei dem Aufbau der Wirtschaft wurden zunächst die großen und leistungsfähigen Erzeugungsstätten ausgebaut und voll ausgenutzt. Jetzt ist pW Zeit gekommen, den Be trieben m den Kleinstädten eine stärkere Förderung ange deihen zu lassen, z. B. durch Uebernahme der Herstellung von Teilfabnkaten. Ferner sind Betriebe der „ö ffent- lichen Hand, wie die Erfahrung gelehrt hat, für die Verlegung in die Kleinstadt sehr geeignet. Eine stattliche Anzahl von leerstehenden Fabriken in den Kleinstädten Mecklenburgs zeugt von Fehlgriffen bei der Verpflanzung von Industrien nach Gegenden mit fehlenden Rohstoff- grundlagen. Je mehr bei der gegenwärtigen Bevölkerungszunahme gerade die dünnbevölkerten ländlichen Teile des Reichs eine Verdichtung der Bevölkerung zu erwarten haben, schon weil auf dem flachen Lande die Bevölkerungszu nahme am stärksten ist, desto eher wird das Gewerbe in der Kleinstadt aus seiner schwierigen Lage zur Gesun dung kommen. In dem Maße, in dem das Verkehrsnetz -er Kleinstädte erweitert und verbessert wird, wächst ihr Wert für gewerbliche Anlagen. Gelingt es dazu noch, das kulturelle Leben in den Kleinstädten zu fördern, so wird damit die Flucht in die größere Stadt wirksam unterbunden. Der deutsche Geschäftsträger in Prag hat wegen der erneuten unerhörten Beleidigungen des in Mährisch- Ostrau erscheinenden Hetzblattes „Moravskoslezski Denik" über die alte deutsche Armee einen weiteren Protcstschritt bei der tschechischen Regierung unternommen. Der deutsche Geschäftsträger hat dabei zum Ausdruck gebracht, daß es sich bei den Veröffentlichungen der genannten Zeitung um einen planmäßigen Hetzfeldzug gegen das Deutsche Reich handele. Daß hier ein auf Lügen und Gehässigkeit aufgebautes System vorliegt, wird auch dadurch belegt, daß die in Olmütz erscheinende Zeitung „Pozor" den Hetzartikel des „Moravskoslezski Denik" vom 13. d. M. wörtlichnach- ged ruckt hat. Die tschechischen Zensurbehörden, deren Wirkungsmöglichkeiten überall da, wo es sich um Zeitun gen der Volksgruppen handelt, bestens bekannt sind, haben auch den neuen Hetzartikel ohne Beanstandung erscheinen lassen. Das ist um so erstaunlicher, als der deutsche Konsul in Brünn bereits am 17. August, also eine Woche vor Erscheinen des zweiten Artikels, die Auf merksamkeit des höheren Landesamtes in Brünn auf die hetzerische Schreibweise der genannten Zeitung lenkte. Der deutsche Geschäftsträger hat der Erwartung Aus druck gegeben, daß die Regierung gegen die Zeitungen „Moravskoslezski Denik" und „Pozor" unverzüglich mit nachdrücklichen Mitteln einschreitct und den ver antwortlichen Persönlichkeiten eine Fortsetzung ihrer ver leumderischen und vergiftenden Hetze gegen das Deutsch tum unmöglich macht. .. Wann greift Hodscha ein? Der neue deutsche Protestschritt in Prag mag der tschechischen Regierung zeigen, daß das nationalsoziali stische Deutschland keinesfalls gewillt ist, die Ehre seiner Soldaten beschmutzen zu lassen. Es ist ein schlechtes Zeichen für eine Staatsführung, wenn sie solchen Jäm- Nnter stärkster Anteilnahme der englischen Oefsentlich- keit fand am Dienstag in London eine Kabinettssitzung statt, an der alle in London weilenden Regierungsmil glieder sowie der britische Botschafter in Berlin, Sir Ne ville Henderson, teilnahmen. Das Haus Downingstreet 10 war von Menschen dicht umlagert, die von der Polizei zurückgehalten werden mußten. Die Londoner Presse begleitet die Kabinettsberatun gen in London mit eingehenden Betrachtungen über die tschecho-slowakische Frage. Die „Times" stellt bezeichnen derweise den „versöhnlichen Geist" der Prager Regierung wieder in den Vordergrund, die, wie das Blatt zu wissen glaubt, einer neuen Verhandlnngsbasis zugestimmt habe. Minislerkonferenz in London. Der nach London gerufene englische Botschafter in Berlin, Sir Nsviste Henderson (Mester von rechts), mit dem englischen Außenminister Lord Halifax (rechts) und den englischen Schah kanzler Sir John Simon (links neben Henderson) beim Ver lassen des Auswärtigen Amtes in der Downing Street in Lon don. (Scherl-Wasenbora-M.) merltngen, die mit ihren Sudeleien das Tschcchentum zum Haß gegen Deutschland aufhetzen, nicht beizeiten das Handwerk legt. Es ist ein trauriges Dokument, wenn in einer Zeit, da die Frontsoldaten aller Länder einander sich in Achtung begegnen und Brücken von Volk zu Volk zu schlagen versuchen, tschechische Schmierfinken alte Greuelmärchen aufwärmen, die e b e n s o f r e ch w i e dumm sind. Sie beweisen mit den plumpen und in famen Lügen, daß sie selbst niemals an der Front ge- standen haben. Zugleich stellen sie sich in die Reihe jener Verbrecher, die die Völker in einen neuen Krieg Hetze« wollen. Der erste Proteftschritt in Prag hat nicht erreicht, daß den Haßaposteln ein Schloß vors Maul gelegt wurde. Sie haben ihre erste Hetze wiederholen und noch übertrumpfen und ein anderes Blatt hat die gemeinen Lügen und Be leidigungen übernehmen können, ohne daß sich die Zen soren, die doch, wenn es sich um Druck-Erzeugnisse der Volksgruppen handelt, sinnlos wüten, streichen und ver bieten, auch nur einmal eingeschritten wären. Somit mutz man also annehmen, daß sich die staatlichen Behörden hinter die infamen Lügner und Hetzer stellen und ihnen das Feld freihalten für Verunglimpfungen und Beleidi gungen des Deutschtums. Alle diese Niederträchtigkeiten erfolgen unter den Augen des englischen Vermittlers Lord Runciman und in einer Zeit, da die Entwicklung der Dinge der Entscheidung zutreibt. Aber merkwürdiger weise weiß die englische Presse, die sich in diesen Tagen wieder ganz in der Nolle des Splitterrichters gefällt, nichts von den unglaublichen tschechischen Anpöbelungen. Statt dessen fühlt sie sich berufen, Deutschland Ermahnungen zu geben und den „Verständigungswillen" Prags herauszu streichen. Wenn der ständig wachsende Tschechenterror und die ihn begleitende Hetzkampagne ein Beweis für den Ver ständigungswillen sein sollen, dann allerdings fehlt uns jede weitere Definierung des Wortes Verständigung. „Dieser Geist", so schreibt die „Times" weiter, „wirv hoffentlich von sudetendeutfcher Seite mit Entgegenkom men beantwortet." Der Berliner Korrespondent der „Times" meint, daß, welche Lösungsvorschläge Prag auch in den nächsten Tagen machen mag, sie wenig Aussicht hätten, Berlin zu gefallen. Der Prager Berichterstatter der „Times" ist offensichtlich bemüht, die neuen Terror akte und Ueberfälle tschechischer Horden auf wehrlose Su detendeutsche als unbedeutend hinzustellen. Während die „News Chronicle" eine etwas zuver sichtlichere Stimmung in Londoner politischen Kreisen fest stellen zu können glaubt, meint der „Daily Telegraph", daß der Bericht des britischen Botschafters in Berlin nicht ermutigend gewesen sei. Der amtliche Bericht über die Ministersitzung Ueber die Ministerbesprechung wurde lediglich folgen der amtlicher Bericht ausgegeben: „In Nr. 10 Downing Street wurde heute morgen um 11 Uhr eine Ministerbesprechung abgehalten, bei der acht zehn Minister anwesend waren: Der britische Botschafter in Berlin, Sir Neville Henderson, war eben falls anwesend. Der Außenminister gab einen vollständi gen Bericht über die internationale Lage, und bei Ab schluß der Sitzung erklärten die Minister, daß sie die bis herigen Handlungen sowie ferner die Politik, die in Zu kunft verfolgt werden soll, voll billigen. Es ist keine weitere Zusammenkunft vorgesehen. Die Minister werden jedoch in erreichbarer Nähe Londons verbleiben." Weiter wurde amtlich bekanntgegeben, daß die Aerzte erklärt haben, mit dem Gesundheitszustand des Premier ministers zufrieden zu sein. Der Premierminister hat da her London wieder verlassen, um sich nach Balmoral zum König zu begeben, bei dem er mehrere Tage verweile« wird. Instruktionen für den englischen Botschafter in Berlin Das Ergebnis der Ministerbesprechung in London wird in diplomatischen Kreisen Englands als ein Zeichen für eine beträchtliche Beruhigung angesehen. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß das britische Kabinett keinerlei „Sofortmatznahmen" für erforderlich gehalten hat. Gut unterrichtete Kreise wollen das darauf Der Londoner Kabinettsrai Teilnahme des britischen Botschafters in Berlin