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Wktzmtz-MIW Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsötatt für die Königliche Amtsyauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. 67. Jahrgang. Dienstag, den 22. Oktober 1901 Nr. 124. Kgl. Forstrentamt Frauenstein, Kgl. Forstrevierverwaltung Rehefeld, Krause. am 18. Oktober 1901. Breitfeld. >en oir res res em sig ieb m- eig lUS iber ngl- von elf »cht. en- um ner ar, >rte ige ind uer rer-- rer- Iler its- ,m- »n- dad tzen von )iv- liNe hau et", cist: Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der letzte Vereinsabend im Turn verein gestaltete sich zu einer schönen sozusagen familiären Abschiedsfeier für die Rekruten aus dem Vereine, die dem nächst einzutreffen haben. Es sind dies die Turngenosscn Riedel, Schiffel und Baumgarten. Nachdem einige patriotische Lieder gestiegen, hielt der Vorsitzende, Herr Stadtrath Reichel, eine herzliche Ansprache an die Ge nannten und überreichte jedem derselben das übliche Geschenk bei dieser Gelegenheit, eine Tabakspfeife. Herr Riedel dankte im Namen der Scheidenden und hob besonders Das zu Boden getretene Menschenrecht in Südafrika. Die Engländer schrecken jetzt vor keiner Grausamkeit mehr zurück, um ihr Schreckensregiment auf dem blut triefenden Boden Südafrikas aufzurichten. Um dem Wider stande der unversöhnlichen Buren alle Aussichten auf Er folg zu nehmen, stempeln jetzt die englischen Kriegsgerichte viele der gefangenen Buren einfach zu Rebellen, worauf die Führer, wie das traurige Schicksal des Kommandanten Lotter und seiner ebenfalls vor Kurzem standrechtlich er schossenen Leutnants Schoeman und Wolfaardt beweist, von den Engländern hingerichtet, die Mannschaften aber ins Zuchthaus oder, falls sie noch sehr jung sind, Prügel strafe erhalten und ins Gefängnitz gesteckt werden. So wälzt sich unter der blutigen Tyrannenfaust Englands die Freiheit und das Menschenrecht eines der tapfersten Völker der Erde im Staube! Das englische Volk, das zuerst vor nun dreihundert Jahren seine Menschenrechte und seine Freiheit unbeugsam in, blutigen Bürgerkriege errang und verfassungsmätzig als Staatsgrundgesetz fesllegte, hält es nicht unter seiner Würde, die letzten Reste eines todtes- muthigen Volkes mit den schändlichsten Mitteln zu unter drücken, und falls dies nicht möglich ist, zu vernichten. Das ist aber doch eine zum Himmel schreiende Verletzung der Grundlage, auf welcher der englische Staat ruht! Soll denn diese sträfliche Verhöhnung der Menschenrechte der Buren niemals gesühnt werden? Soll niemals daraus der richtige Schlich gezogen werden, das; die Engländer keineswegs von Rechts wegen, sondern nur von der List und der Gewalt wegen in die Länder der Buren ein drangen?! — Wir hoffen noch auch die Tage der Ver geltung, und hoffen auch noch, daß man in England sebst in einem Theile des Volkes die schmachvolle Prin zipienverletzung der Menschenrechte gegenüber den Buren rückhaltslos anerkennt und auf Sühne dringt. So kann zum Beispiel ernstlich und gesetzlich den« englischen Ober- kommandirenden in Südafrika Lord Kitchener das Recht bestritten werden, durch Kriegsgerichte die Buren als Rebellen behandeln und hinrichten zu lassen. Die eng lische Verfassung und das sogenannte Rulee of Lam (Schutz der Gesetze) kennen in England nämlich gar kein besonderes Kriegsgesetz. Rebellen können daher nur im Kampfe ge- tödtet oder falls sie sich der Gefangennahme entziehen wollen, erschossen werden, im Uebrigen sind sie aber durch ordentliche Gerichte abzuurtheilen. Im Kaplande mutzte also erst die englische Verfassung für aufgehoben erklärt werden, wenn das von Lord Kitchener angewandte Kricgs- gesetz gelten soll. Sind denn aber die Buren überhaupt Rebellen? Höchstens könnten die eingeborenen Kapburen, wenn sie mit den Waffen in der Hand als solche von den Engländern ergriffen und festgestellt werden, die Eigen schaft von Rebellen haben, aber niemals die Buren des Oranje-Freistaates und der Transvaal-Republik. Die letzten grausamen Matzregeln der Engländer behandeln aber gewissermatzen jeden Buren als Rebellen und Räuber! — So werden die Menschenrechte verdreht, um ein braves Volk abzuschlachten. Mag aus den Gebeinen der todten und sterbenden Buren den zertretenen Menschenrechten einst ein Rächer erstehen! Alle grotzen Reiche der Ver gangenheit sind an der Verrohung und Entartung des Rechtsgefühls zu Grunde gegangen. hervor, welch glückliche Stunden sie im Turnvereine verlebt hätten. Herr Jungnückel aber versützte den Freunden den Abschied durch einen humoristischen Bortrag, worin er darlegte, datz die zweijährige Dienstzeit beim Militär für einen tüchtigen Turner durchaus keine Schreckenstage, sondern eitel eine Zeit des Wohllebens, des Spieles und der Lust bedeute. Ob dieser rosigen Schilderung der an wesende, vom Vorsitzenden ebenfalls herzlich wieder in den Reihen der Turnerschaft willkommen geheitzene Reservist, Herr Heinrich, unbedingt allenthalben zustimmte, entzieht sich allerdings unseres Wissens, wohl aber sind wir mit ihni vollständig darin einverstanden, datz die Turnerei eine vortreffliche Vorschule für den Dienst bildet, was sich alle Heranwachsenden Jünglinge recht hinters Ohr schreiben möchten. — Unter der Leitung ihres Vorsitzenden Herrn August Kühnel hielt am Sonntage die Zweite Begräbnihgesellschaft ihre Hauptversammlung ab. Mit derselben vollendete sich das 67. Rechnungsjahr, in welchem die Vereinsverhältnisse sich folgendermatzen gestalteten: Die Mitgliederzahl betrug 260, 10 Personen wurden neu ausgenommen und in 12 Sterbefällen wurden je 60 M. ausgezahlt. Die Einnahme betrug 1043 M., welcher eine Ausgabe von 880 M. gcgenübersteht. Das Vermögen aber erhöhte sich von 2444 auf 2515 M. Seit der mit 80 Mitgliedern er folgten Gründung haben der Gesellschaft bis heute 1119 Mitglieder angehört, während in 559 Sterbefällen 21036 M. ausgezahlt wurden. — In der Farbenniederlage bei dem Dekorations maler Fritz Major ist heute Montag früh gegen 1/2 6 Uhr ein Schadenfeuer ausgebrochen, welches, da in dieser Nieder lage sehr viele brennbare Stoffe, als Lacke re., aufbewahrt wurden, grotzen Schaden hätte anrichten können, wenn es nicht rechtzeitig bemerkt und von dem Besitzer und Nachbarn gelöscht worden wäre. Die Entstehungsursache ist zur Zeit noch unbekannt. — Der hiesige Naturheilverein veranstaltet am morgen den Dienstag einen Vortragsabend für Frauen, auf dessen Besuch hierdurch hingewiesen sei (s. Inserat.) — Die diesjährigen Herbst-Kontrol-Versamm- lungen im Meldeamtsbezirke Dippoldiswalde für Re servisten, Dispositionsurlauber und für diezurDisposition der Ersatzbehörden Entlassenenffinden wie folgt statt: Montag, den 4. November, 8 Uhr 55 Min. Vorm., in Frauenstein, Gasthof zum Stern; Dienstag, den 5. November, 8 Uhr 55 Min. Vorm., in Kreischa, Blasche's Etablissement; Mittwoch den 6. November, 8 Uhr 55 Min. Vorm., in Lauenstein, Schützenhaus; Donnerstag, den 7. November, 8 Uhr 40 Min. Vorm., in Kipsdorf, Hotel zur Tellkoppe; Freitag, den 8. November, 8 Uhr 55 Min. und 10 Uhr 55 Min. Vorm., in Dippoldiswalde, Schützenhaus. Näheres ist ersichtlich auf den seitens der Ortsbehörden an ge eigneten Stellen zur allgemeinen Kenntnis; gebrachten ge druckten Bekanntmachungen des Meldeamts Dippoldis walde. — Zu besetzen: Die Lehrerstelle an der zweiklassigen Volksschule zu Rehefeld-Zaunhaus. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Nutzer freier Wohnung im Schul- hause gewährt die Stelle folgendes Einkommen: 1200 M. Grundgehalt, 33 M. 80 Pfg. Feldpachtüberschutz, 45 M. Holzgeld, 20 M. unwiderrufliches und 30 M. bis auf Weiteres gewährtes Honorar für kirchendienstliche Leistungen, 200 M. persönliche, zunächst ans fünf Jahre zngesicherte Zulage, 110 M. für Fortbildungsschulunterricht, event. 60 M. der Frau des Lehrers für Nadelarbeitsunterricht. Bewerbungen mit den erforderlichen bis in die jüngste Zeit reichenden Zeugnissen sind bis zum 10. November an den Königlichen Bezirksschulinspektor Vang in Dippol diswalde einzureichen. — Simulanten bei den Krankenkassen. Zur Bekämpfung des Simulantenunwesens hat, wie die „Köln. No1ks-Ztg." berichtet, die Allgemeine Ortskrankenkasse in Charlottenburg Untersuchungen veranstaltet, deren soeben Holzversteigerung. Rehefelder Staatsforstrevier. Erbgerichtsgasthof in Seyde. 28. Oktober 19VI, Borm. 1/210 Uhr: 16 w. Stämme, 18 349 w. Klötzer. Nachm. >/22 Uhr: 9 NN w. Nutzscheite, 185 rm w. Brennscheite, l/2 rm h. 299>/2 rm w. Brennknüppel, 41/2 rm h. u. 98 rm w. Zacken, 1721/2 rm w. Beste. Einzeln in Abth. 40, 41, 54 bis 56, 58 bis 61, 67, 79. veröffentlichtes Ergebnitz in weitesten Kreisen Interesse er wecken dürfte. Die mehr als 20 000 Mitglieder umfassende Kasse hat vor einem halben Jahre einen besonderen Ver trauensarzt angestellt, welcher lediglich Nachuntersuchungen von Patienten vornehinen und sonstige Gutachten, z. B. über kostspielige Anschaffungen abgeben soll. In dem vom I. April bis 1. Oktober d. I. reichenden Halbjahre sind insgesammt 1187 Kassenkranke zur Nachuntersuchung durch den Vertrauensarzt geladen worden. Hiervon kamen 289 der Aufforderung überhaupt nicht nach, sondern meldeten sich sofort selbst gesund! Von den übrigen 898 Personen wurden 201 als arbeitsfähig erklärt, und in 41 weiteren Fällen erfolgte eine Verneinung der Verpflichtung zur Krankenunterstützung aus anderen Gründen. In einem Falle wurde ein direkter Betrug aufgedeckt, indem näm lich ein gesundes Kassenmitglied eine andere kranke Person für sich untergeschoben hatte. Von den als arbeitsunfähig erklärten 656 Personen wurden 179 in Krankenhäuser gebracht, theils in ihrem eigenen Interesse, theils aber auch im Interesse der Kasse, da in einer Reihe von Fällen Verdacht der Uebertreibung, der Simulation oder auf andere Weise versuchter Ausbeutung der Kasse vorlag. Die Allgemeine Ortskrankenkasse in Charlottenburg will diese Untersuchungen fortsetzen lassen. Schmiedeberg. Da der hiesige Naturheilverein seine Vortragsabende wieder aufnimmt, dürfte es sich empfehlen, auf die Nützlichkeit der Naturheilvereme Hinzu meisen. Dieselben stellen sich die Aufgabe, den Grund sätzen der naturgemätzen Gesundheitspflege in weiteren Kreisen Eingang zu'verschaffen, Anleitung zur Erhaltung bezw. Wiedererlangung der Gesundheit zu geben und den Geheimmittelschwindel zu bekämpfen. Er will seine Mit glieder soweit zu belehren suchen, datz sie sich der in reichster Fülle in der Natur dargebotenen Mittel zur Gesunderhaltung in vernünftiger Weise bedienen und in Krankheitsfällen bis zur Ankunft des Arztes selbst berathen können. Er will sie belehren, datz Licht, Luft, Wasser, Bewegung, Ruhe, vernünftige Ernährung und zweck- mätzige Kleidung die hauptsächlichsten Mittel sind, um sich gesund zu erhalten und gesund zu machen. Hennersdorf. Vorigen Sonnabend fand im Auf trage des Landwirthschaftl. Kreisvereins zu Dresden eine Stall schau hier statt. Als Preisrichter fungirten die Herren Kreissekretär vr. v. Littrow, Prof. Busch, Direktor vr. Kohlschmidt und die Gutsbesitzer Klotz-Johnsbach und Böhme-Nassau. Den 1. Preis, zwei silberne Leuchter, er hielt Eutsbes. Paul Kempe, den 2., eine Lampe, Gutsbes. Ernst Boden, den 3., eine massive Geldkassette, Gutsbes. Moritz Pretzsch, den 4., 1/2 Dutzend silberne Löffel, Guts bes. Karl Herrmann, den 5., eine Suppenkelle, Gutsbes. Emil Voigt, den 6., eine Butterglocke, Gutsbes. Hermann Lieber, den 7.—10., je ein Prämienbild, die Gutsbesitzer Karl Reichelt, Ernst Göhler 68, Louis Schüller, Richard Braun, und den 11.—13., je ein Slallthermometer die Erbgerichtsbes. Richter, Gutsbes. Karl Bellmann nnd Rob. Krumpolt. Dresden. König Albert wird sich gegen Ende Oktober nach Sibyllenort zur Jagd begeben. Der Aufent halt daselbst wird zwei bis drei Wochen dauern. — 500 Mk. Belohnung hat das Königliche Justiz ministerium für denjenigen ausgesetzt, durch dessen Thätig- keit die Ermittelung des Mörders der Privat« Bertha Marie Emma Behnstedt aus Klotzsche, die in der Haide todt aufgefunden wurde, herbeigeführt wird. — Heber „Wirkungsweise von Stauanlagen insbe sondere für die Forst- und Landwirthschaft" wird Herr Professor l>. Schreiber-Chemnitz in der von der Oekono- mischen Gesellschaft i. K. S. für Freitag, den 1. November 1901, Nachmittags 4 Uhr, in der deutschen Schänke zu den „Drei Raben" Dresden-A., Marienstratze 20, ange setzten Gesellschastsversammlnng einen Vortrag halten. Hier zu haben auch Nichtmitglieder kostenlosen Zutritt, sofern sie in der Geschäftsstelle der Gesellschaft, z. Z. Lüttichau- Vermümorllicher Aedackeur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Jllustrlrten Anlerhaltungsblatt". Mit land- nnd hauswirthschastlicher Monats-Beilage. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Cpaltzeile oder deren Raum berechnet. - Ta bellarische undcomplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaclionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. ,N- all ter !M ter :en Die „Weibrritz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- LenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich l M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern tO Pfg. — Alle Postan- jtalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Andurch wird bekannt gegeben, datz das Königlich Sächsische Ministerium der Justiz infolge Verzugs des Friedensrichters und Bergwerkdirektors Günther in Hänichen die Besorgung der Geschäfte des Friedensrichters für den Bezirk »Snivken VUImsttoi-t bis auf Weiteres dem Friedens richter und Gemeindevorstand 8ommvrsvdnd in Possendorf übertragen hat. Dippoldiswalde, am 8. Oktober 1901. v.K 229/01. Königliches Amtsgericht.