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Sächsische Schweiz Unterhaltungsbeilage". ^3S Leben lM Bild // Uichterscheinen einzelner Nummern 71. ^akiMng Bsü Sckanüau, Donnerstag, den 6. Oktober 1927 Nr. 234 Der neue deutMe Ozeanflug Die Wettflieger wieder in Detroit. Brock und Schlee, die seinerzeit von Detroit aus über den Atlantik nach England geflogen sind und dann den Kontinent bis nach Japan in Etappen überflogen haben, sind nunmehr in Detroit gelandet und haben ihre Welt reise beendet. Allerdings haben sic von Japan aus nicht mehr das Flugzeug benutzt, da ihre Frauen und Kinder sie angcfleht haben, doch nicht den waghalsigen Pazifikflng zu unternehmen. Die Leistung, von Detroit in wcstöst-- lichcr Richtung bis nach Tokio zu fliege», steht aber in der Fluggeschichtc bisher einzig da und verdient auch Anerkennung. Reinhold Nachfolger von Freiherrn von Malhan? Berlin, 5. Oktober. Nach einer Meldung des Demokra tischen Zeitungsdienstes ast an den früheren Ainanzminister Reinhold, der vor wenigen Tage» von Amerika wieder nach Deutschland zurückgelonnnen ist, «ine Anfrage gerichtet wordeii, ob er bereit fei nls Nachfolger des Freiherr» von Maltzan, vor behaltlich des Agrement der Vereinigte» Staate», de» Botschafter posten in Washington zu übernehmen. Dadurch würde die Meldung Ler Vossischen Zeitung, nach der Dr. Tuns oder Dr. Luther in Frage kommen, nicht mehr aufrechtcrhalten werden können. Dr. Luther erklärte auch, Laß an ihn keine Anfrage ge stellt worden ist. Noch keine Verhandlungen über die Nachfolge Malhans. B e r l i n , 6. Oktober. Gegenüber einer Meldung des Demo kratischen Zeitungsdienstes, Lag bei dem frühere» Rcichsfinanz- minister Reinhold vom Auswärtigen Amt angefragt worden sei, ob er bereit sei, Le» Votschafterposten in Washington zu über- Lewine nach Wien nnterwcgs. Nom, 6. Oktober. Lewinc hat heute mit einem Flugzeug der Transadriatika-Linie Nom verlassen, um sich »ach Wie» zu begebe». Der Pilot Hinshclifst begibt sich nach Berlin, wo die beide» Ozcanfliegcr wieder Zusammentreffen werden, um gemein sam Lie Reise nach Amerika anzulrctcn. Die Akis; Columbia wird mit einem Ozeandampfer nach Ncwyork befördert. Oie Aufgaben der„O. 230". Jin S ch w i m »i f l u g z c u g nach Amerika. Die öffentliche Meinung ist den Ozeanflügcn nicht mehr hold. Es ist nicht bei dein einen Unfall von Nungesser und Coli geblieben, mehr als ein Dutzend tapferer Piloten sind in Sturm und Wellen umgckommen und jede Suche nach ihnen war vergebens. Soll man unter diesen Um ständen überhaupt uoch einmal ein derartiges Wagnis be ginnen? so fragt die Welt. Die Piloten des Schwimmflugzengcs „D. 1230", die jetzt einen neuen Atlantikflng beginnen, vertrauen auf ihre Maschine. Der Unsicherheitsfaktor ist um ein erhebliches Mas; vermindert worden, denn die Flieger planen (ab gesehen von der Zwischenlandung in Amsterdam) in Lissa bon, auf den Azoren und in Neufundland Station zu machen. So ist denn die grösste Wasserstrccke, die sie zu überqueren haben (Azoren—Neufundland) nicht größer als 2500 Kilometer, d. h. nicht viel mehr als halb so groß wie die von Neufundland nach Irland, die man bisher immer zurückzulegcn versuchte. Aber noch weitere günstige Momente kommen den Piloten der „D. 1230" zugute. Das Flugzeug hat eine Funkempfangs- und Sende- statt on, die auch gebraucht werden kann, wenn die Maschine auf dem Wasser treibt und der Motor stillstcht. Ebenso besitzt die „D. 1230" eine drahtlose Peilein- richtung, die zur Orientierung dient und einst Eckener bei dem Flug mit dem Luftschiff „Z. N. 3" außerordentlich balf. Selbstverständlich führen die Führer auch mehrere Gummiboote uud Gummiballons mit sich, um bei einem Defekt des Flugzeuges einige Zeit rudern zu können. Pon den vier Piloten interessiert Wohl am meisten die einzige Dame, die das Unternehmen mitmacht. Es ist dies die österreichische Schauspielerin Lilly Dille nz, Tochter eines bekannten Kunstmalers und Gattin eines Wiener Architekten. Sie unternimmt die Reise in vollem Einverständnis mit ihrem Gatten und will überdies durch ihren Mut zeigen, daß die Fran in der heutigen Zeit den Männern nicht nachstcht. Das kleine Österreich will dem großen Vrudcrstaate Deutschland auch bei diesem Unter nehmen, von dem die Welt sprechen wird, gern zur Seite stehen. Wie es heißt, sollen einige Frennde der Schau spielerin sich auch finanziell an dieser Atlantiküber- gnernng beteiligt haben, um den guten Willen Deutsch- Österreichs zu betonen. Nach dem Start in Norderney nah,» man eine Zwischenlandung in Amsterdam vor, nm sich dort noch einmal über die Wette, Verhältnisse orientieren z« können. Diese Landung ist auf Anraten der Deutschen Lusthanstr und der Junlerswerko geschehen und sollte zeigen, daß es Tumult im Danziger Volkötag. Berlin, 6. Oktober. Wie Lie Morgenblättcr aus Danzig melden, kam cs bei Ler gestrigen Sitzung im Danziger Volkstag zu schweren Tum-uttszenen. Als Ler Leutschnationalo Abg. Dr. Vumbke einen sozialistischen Antrag zurückwies, wurde er von einem kommunistische» Abg. tätlich 'angegriffen. Der Kommunist stieß dem Abg. Bumbke vor Lie Brust, so Laß Lieser von der Red nertribüne taumelte. Abgeordnete Ler deutschnationalen Fraktion kamen ihrem Sprecher zu Hilfe, und es hatte Len Anschein, als ob -es zwischen Kommunisten unL Deutschnatioualen zu Tätlich keiten kommen wür-oe, doch konnte -das Schlimmste verhütet werden. > nehmen, erfahren die Morgenblätter, Laß Liese Meldung in allen Teilen unrichtig sei. Vom Auswärtigen Amt feien überhaupt bisher mit niemandem Verhandlungen über Len Posten in Washington gepflogen worLen. reich. Dem Umstand, daß Serbien einen Zugang zur Aegäis braucht, wurde von Griechenland durch die Einräumung der Saloniker fcrbischcu Hafen-Freizone entsprochen, die bisher von Serbien bekanntlich fast garnich! bcuntzt wird. Angeblich ist sie zu klein. Obwohl sich nculratt Beobachter gegen diesen serbischen Einwand ausgesprochen baden, oarf man keine Bogel-Slranß-Pvlitik treiben und muß sich darüber klar sein, daß, solange Serbien den Ausgang mr Aegäis sticht, man ihm so weit wie möglich entgcgcnkvmmm muß. „So weit wie möglich". Eingeweihte versichern, es »abe Möglichkeiten, allen Ansprüche» gerecht zu werden, Skeptiker bezweifeln, daß eine Emianng von Dauer sein kann; alle Einsichtigen aber sagen, daß der Weg gesunden werden m u ß nnd daß nicht Schein beweise annektionslüstcrner Privatkreist — und wenn sie noch so mächtig sind — sondern ausschließlich die gegebenen Tatsachen und die Anerkennung der wirklichen Not wendigkeiten die Lösung dieser fürden Friede» Euro- pas so wichtigen Frage entscheiden dürfen. . . cw» « —Unterhaltung unü Wissen", , 2t3NÜlg6 A)0menv6lt3g6n. üer Welt der Zrau", Illustrierte Sonntagsbeilage Mtolae b-bercr Gewalt, etr«it^u,"sperrung, Betrieb-störung usw, berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zcitun, Für eilige Lesee. * Noch einer D.A.Z.-Mcldung aus Bagdad geht Lott dos scnsnlioucllc Gerücht um, doß der in Poris weilende König ,regal sich weigere, nach dem Irak zurückzukehrcn, falls England der von ihm verlangte» Vertrogsrcoisio» macht zustimmc. * Obwohl in ganz England zurzeit herrlicher Sonnenschein herrscht, hat London wieder einmal seine schlimmsten Ncbcllage. Der Nebel ist zum Teil so stark, daß Ler Verkehr imlcr ahm leidet- Der Lusthascn von Croyden war so stark vernebelt, daß em Leit -er Flugzeuge »ach Kinley bzw. Diggi» Hill wcilcrflicgc» mugte, -uni dort zu landen. " Die Mitglieder der amerikanischen Legion, Lie kürzlich Frankreich besuchten, werden heute im London cintrefsen. Sic werdcn von dem König, 'dem Prinz of Wales, -dem Premier minister >md Lord Haig empfangen werden. * Sir Laming Worthington Evans, der englische Kriegs- Minister, hat seine Ncise nach Indien oufgcschobcn, La er im Parlament die Frage der neu cmgcführten Reformen in der Armee vertreten möchte. * Nach einer Meldung aus Moskau kündigt die „Prawda" offiziell den Ausschluß Trotzkis aus dem Exekutivkomitee der kommunistischen Internationale a». «Slaven gegen Griechen. Bo» vr. Julius N ll d. Kai i» - Athen. Ei» deutscher Forscher hat im vorigen Jahrhundert die Behauptung ausgestellt, das alte Hellenentum sei ausacftor- ben, und was sich heute Hellene oder Grieche nenne, sei — von einigen Inselbewohnern abgesehen — „vcrslawt". Erst antwortete dieser Theorie Fallmcrcycrs ein Sturm der Entrüstung, dann aber wuchs die Zahl seiner Anhänger be trächtlich: Ei» Gutes hat der wissenschaftliche Streit, der danach einsctzte nnd bis in unser Jahrhundert aiidaucrtc, mit sich gebracht: das Problem wurde Vvu allen Gesichtspunkten aus erörtert und seine Lösung in der erstannlichen Tatsache gefunden, daß alle Blntmischnngcn, denen die Griechen im Laufe der Jahrhunderte ansgesttzt wurden, ihren hellenische» Nancmalcharakter kam» beei»flußt habe». Anders verhält es sich mit in Kleinasien seßhaft gewesenen Griechen, die jetzt in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Das wissenschaftliche Probien:, längst erschöpfend geklärt, scheint wieder aktuell zu werden; freilich nicht für die Wissen schaft, Wohl aber für die Politik. Dieses Mal ist der Zankapfel Mazedonien, soweit es in griechische»: Besitz ist: Serbische Propaganda versucht deu Be weis zu erbringen, daß Mazedonien slavisch sei. Nun wird aber auch Vvu serbischer Seite zugegeben, daß heute die slavischcu uud die angeblich slavischen Elemente in der Min derheit sind; die Ansiedlung einer Million kleinasiatischer Griechen hat dein Lande einen ausgesprochen griechischen Charakter geben müssen, während andererseits ein großer Teil der früher hier ansässig gewesene» „Mazedonier" auf Grund eines griechisch-bulgarischen Austauschvertrages uach Bnlgarieu abgewaudert ist. Dies alles aber, sage» die serbische:: Propagandisten, ist nicht maßgebend; ansfchlag- gebend sei nicht dieser künstlich und nachträglich geschaffene Zustand, sonder:: das Bevölkerungsbild vor der Einwande rung. In: Grunde wäre es müßig, darüber zu streite»; de»u i» Politik und Geschichte e»tscheidcu T a t s a ch e » : Die Gefahr für deu europäische:: Frieden aber, die sich hinter diesem Streit versteckt, gebietet es, fich ein Bild der Sachlage zu ver schaffen. Bor der Einwanderung, also um 1N8, war ein ausschlaggebendes Uebergewicht eines Stammes überhaupt nicht vorhanden; es lebten Türke», Grieche», Spaniolen (spanische Inden), Mazedonier, Wallache» in Mazedonien, ohne daß eine starke zahlenmäßige oder geistige Vorherrschaft cmes dieser Bevölkernngsteile feststellbar gewesen wäre außer der wirtschaftliche:: der Salouiker Spaniolen: Dazu trete:: zwei andere Punkte von Bedeutung: Erstens nämlich, daß die „Mazedonier" nie geuan angebcn konnten, ob sie griechische» oder bulgarische» Urspruugs seie», uud zweiteus, daß nicht einmal feststehl, ob die Bulgaren überhaupt als Slaven anzn- seheu sind. Daraus ergibt sich, daß jeue Mazedonier selbst in: rMe chrer bulgarische,: Abstammnug noch nicht endgültig als Slaven anzuschcn sind. Noch anfechtbarer ist die auf Aameu und Sprache beruhende Beweisführung: Sind die preußischen Generale mit französischem Namen, Emigranten früherer Jahrhunderte, noch heute als „Romane»" anzu- sehenr Sind die vielen Russen mit deutsche» Name», obwohl dcu/sch vecheh^ uoch als Deutsche auzusehcu? Ävc?" Nahe Athens besteht — um ei» bcsouders krasses derartiger Assiittilatlonsvorgäirge zu uemwn — der Ort '^eraklwu, dessen Vew^ Nachkommen jener Bayern sind, die mit Komg Otto ins Land kamen; ihre Rainen such Sprache, Einstellung aber sind griechisch. Wie. viele Namen sind erircr in Rußland und Polen lavisiert worden, wieviele in Amerika anglisiert worden" ' ttnd die Sprache. Fast die Hälfte der kleinasiatischen Griechen hat die alte Muttersprache vergessen, redet ausschließ, lick, türkisch und lernt heute im Mutterlaude erst wieder die alten Laute; dürfen diese Leute darum als Türkei: gewertet '"^Aber soll hier gewiß nicht unsere Sache sein, die Be weist und Gegenbeweise zu bclenchtcn; cs muß nns genügen, die innere Schwäche aller „Beweise" anzudeutcu und darauf hiuzuweiscu, daß diese Ar: sich wissenschaftlich gebärdender Beweisführung in diesem Falle wie in den meisten ähnlichen durchaus stimm völkischen Idealen, sondern sehr nüchternen Fragen entspringt. Und diese nüchterne Frage lautet hier: Kanu Scrbieu auf die Dauer ohne Mazedomcu, genauer: vhue Saloniki auskommen? Und man wird ehrlicher Weise diese Frage verneinen müssen. , Die er Tatsache aber steht eben icnc andere gegenüber, daß Mazedonien heute ein ausgesprochen griechisches Land ist; die serbische Behanptung, daß sogar Saloniki selbst eine sehr bedeutende slavische Minderheit anfwcise, gehört ins Fabel- bei diesem Flug aus einen Langsircncnrcrorv durchaus nicht ankommt. Das Ziel der Fliegerei im 20. Jahr hundert ist nicht mehr das Erreichen von Rekorden, son dern cs sollen vielmehr der Beweis für die absolute Sicher heit der Aeronautik geschaffen und Erfahrungen für den ständigen Atlanttkflunvcrkchr nesammclt werden. ,D.12Z0" über oem Atlantischen Ozean. London. Das Flugzeug „D. IMO", das Amsterdam im Laufe des Mittwochs wieder verlassen hat, wurde nm 11 Ukr 30 Minuten über dem Atlantischen Ozcan unter 16° 23' nörd licher Breite und 6" 50' westlicher Länge gesichtet. Es flog in Richtung auf Kap Finiütcrrc. Die Ozeanflicger über Kap Landscnd gesichtet. Berlin, 3. Oktober. Nach einer Meldung der Nachtausgabe aus London ist das Ozcanslugzcug v 1230 heute mittag um 11.30 Uhr über dem Kanal aus der Höhe von Kap Landscnd gesichtet worden. Es slog in nicht allzu großer Höl>e in südlicher Richtung. Der Motor arbeitete ausgezeichnet. Kap Landscnd liegt an der südwestlichsten Ecke Englands. v 1230 notgelandet. Berlin, 6. Oktober. Nach einen: Funkspruch aus Lissabon ist das Ozcanslugzcug 0 1230 bei Torres Vcdras etwa »0 Kilo meter nördlich von Lissabon notgclandct. Einzelheiten liegen bis jetzt noch nicht vor. Tageszeitung für die Landgemeinden Allendorf, Kleingießhübel, Kleinhenner«. darf, Krippen, Lichicnhain, MittcliiLorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Reinhardlsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendisthfäyre, sowie für das Gesamlgebiet der Sächsischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke, Inh. Walter Hieke Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaltene 35 mm breite Pctitzeile 20 Pfg., für aus wärtige Auftraggeber 25 Pfg., 85 mm breite Reklamezeile 80 Psg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tar». — Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Tageblatt für die „thült Li« amtlichen ^anuimachungen den Bankkonti:: ^as Hauptzoklamt Bad Schandau ^'"dda F gj^en,chaft,'ank Zwcignieder. Dresden »»27 ^nsprecher: Bad Schandau Nr. 22 - Drahtanschrift: Elbzettun, v°d Schandau Erscheint täglich nachm. 3 Uhr "" «u'nahm^ preis (in NM.) halbmonatlich in, Erhöhungen der Sächsische Elbzeiümg