Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840921
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840921
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-09
- Tag 1884-09-21
-
Monat
1884-09
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1884
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6»/,Uhr. Nrtarlion und Erpetttion Joha»»c«gasse SS. LPrechstnndrn der Krdactioa: vormittag» 10—IS Uhr. , Nachmittag» 5—6 Uhr. -l»« rtii,«la»tlkr «»nutcrtrt, »acht sich »» Nrticrioo mchr »«rdiodlich. «nTvnu .» Per für die «1chftf»l>e»d« «er Pefttmmten Inserate «, ta»e« tis S Uhr Nachmittag», -unv Aefttageu srüh bi»' ,v Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahme: vtt« Klemm, UniversilSt-straße 21. Laut» Löscht, Kaihannenstraße IS, p. nur bi» '/,» Uhr. UchMtr.TUtblÄ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Vteß-Anflage L8 7S». Abonnement-Preis Viertels. 4V, Mb. tuet. Bringrrlohn b Mk., durch die Post be»ogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Ps. Belegexemplar 10 Ps ' > für c^ Sebübre» für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesoUt) ahne Poftbesürderuag SS Mk. «tt Postbesörderung »8 Mk. Inserate -gespaltene Prtitzeile 20 Pf. chr-berr Schristeu laut uusrrrm Prei»- verzeichniß. Tabellarischer ». Ziffernsay nach hoher» Tarif, dlerlamen unter dem Nedactiou»strich die Spaltzeile 50 Pf. Juserate sind siet» an die Sr-eSUtan ,» seudea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlnug prnenmaernoüa oder durch Post« »achnahme. ^ 285. Sonntag ven 21. September 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Thetl. ileffenlliche Sitzung -er Ltadtverorduelen, Mittwoch, a« A4-Teptbr. 1884, Abend-«'»Uhr, »« Saale der I. Bürgerschule. TageSorv nung: l. Bericht de» Bau-, Ockouomie- und Finanzausschüsse» über Erbauung eine» Grass,-Museum-. II. Bericht de- Bau- und Finanzausschusses über: ». da» Projekt wegen Abbruch» und Neuaufbaues der Turnhalle der Nicolaischule; d. feuersichere Abtrennung de» Haupt gebäude» deS neuen Theater» von den Nebenräumen. IN. Bericht de» OekonomieauSschussc» Uber: ». Erlaß einer von dem Unternehmer H. Kullrich bei Herstellung eine» Theile- der Kochslraße verwirkten Conventionalstrase; d. Herstellung der Fußwege vor dem städtischen Grund stück zwischen dem pathologischen Institut und der ehe maligen bayerischen Verbindungsbahn. IV. Bericht de- SchulauöschusseS über: a. die Rechnung der I. und II. Fortbildungsschule für Knaben pro 18Sl; d. die Rechnung der Forlbildung-schnle fllr Mädchen pro 1881. Vekaniilmachnilg. Die zur Submission ausgeschriebene,, Erd- und Maurer arbeiten, sowie die Zimmerarbeiten und die Steinmetzarbeiten für den Meubau der ll. Bürgerschule sind vergebe«, und werden daher die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hiermit ihrer Gebote entlassen. Leipzig, den 15. September l834. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg«. Ml,sch, Ass. Städtische Gewerbeschule. Di« Studien de» Winterhalbjahre» beginnen Mittwach. drn 1. Oktober a. «.» der Tage»e«rsu» srüh 8 Uhr und der Abeudcursu» um 7 Mir. Anmeldungen zur Aufnahme ln die Gewerbeschule nach Maßgabe dou ß. 7 der Schulordnung werden bi» zn« SV. diese« Manat» schriftlich erbeten Zur mündlichen Avslunftseriheilung ist der Unterzeichnete Sonn, tag. den 28. diese» Monat», Vormittag» von 11—12 Uhr im Gchul- gebSude bereit. Leipzig, drn 15. September 1884. Der Dirret«r: vr. Ludwig Nieper. Auktion. Sanna-end, den 27. Srptemder Hs». J»„ 1v Uhr vormittag» solle» !m Auettonslocale de» hiesigen königlichen Amt»gericht» nach folgende Bände de» Pierer'jchen LonverjaiionS-Lexikoa. 6. Ausl., an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden: 170 <kx. Bd. II. 10« Ex. «d. III, L35 Ex. «d. IV. SSL Ex. Bd. V. SS Lx. Bd. V1N und iu Rothlederbd. 1 Ex. vd. I, 10 Ex. vd. ll. b Lx. vd. VN. -> Leipzig, am 2. September 1884. Der Gerichtdboüjteher de« Königlich SSchfischen Amtsgericht» dsseldft. Fischer. GeVSlbe-Vtrmikttzuns. Im Vanliun«, UuiversttSl»strab« Nr. IS, sollen »«et Par- trrreirwölbe nebst Zubehör, jede« für sich, vom 1. April 1885 an auf drei Jahre meistbietend und mit Vorbehalt der Au»wahl unter de» Lieitaate» anderweit vermiethet werden. Reflektanten »erden ersucht, sich hierzu Mtttwo», den 24. Srpte«ber P. U, vormittag» 11 Uhr t» Uai»«rstiät»»Rentamtr, woselbst auch dt« vedtugnngeu zur Einsicht aurliegen. rinzufindea und ihre Gebote abzugebr». Leipzig, a« 12. September 1884. L«t»ersttDt«.Me»ta«t. Graf. Hchrik'vttkuuf. Zwei in hiesigem Orte neben einander gelegene Fabrikgebäude sind durch de» «ntrrzeichuetea Stadtrath »u »erkaufe». Die Gebiiud« liege» a» der projeetirteu Eisenbahn Wilischthal Ehre»frieder»dorf und wrrden mit dieser durch Zweigaleise verbuude». In de, Oe- bäodeu befinden sich vier Arbeit»säl« von SS4, 220; ISO uud 120 Quadratmeter» Fischeuinhalt. außerdem S2 andere große Zimmer und Kammern. Zu dem Etabiisiemcnt gehöre» noch Stallung, Scheune und SS Acker Feld, Wiese und Wald. Die Vruudstück« wrrden zusammen oder grtheilt verlaust. Zu den Fabriken gehört ein« starke anhaltende Wasserkraft, zwei Wasserräder ro» 11, b«. ztrhenilich 5 Metrrn Höh«. Die Arbeitslöhne im hiesige» Ort« find niedrig. Ehreufriedtr-dorf, dea 17. September 1884. Der Ltahtratt. Bürgermeister Rüder. Nichtamtlicher Thetl. Die Ergebnisse der Dreikaiserdegnnng. 1L Wir knüpfen bei Fortsetzung unserer gestrigen Erörterung an die Worte de» .Journal de St. PöterSbourg" an. .Eine richtig« Würdigung der Thatsachen wird die politische, sociale und ökonomische Situation Europa» günstig beeinflussen und die Unsicherheit von heute auf morgen beseitigen. Die Sicherheit beruht nicht aus abstrakten und zufälligen Theorien, sondern auf der praktischen Uebercinstimmung der Interessen, welch« eine dauernde Einigung herbeisübren muß." Wenn der europäische Friede wirklich für die Dauer garantirt ist, dann ist auch die allgemeine Abrüstung nur ein« Frage der Zeit. Da» wa» aus den europäischen Völkern in politischer, socialer und ökonomischer Beziehung am schwersten lastet, ist der bewaffnete Friede, welcher die besten Kräfte der Völker fort und fort auszehrt und sie sämmtlich dem Bankerott überliefern muß. Di« ungeheuren Rüstungen Frankreich- haben beispielöweise auch Deutschland seit den letzten 14 Jahren zu immer strafferer Anspannung der militairischen LeistnngSsäbigkeit genvthigt und dies« Anspannung erfuhr noch eine weilrre Steigerung, al« zu drr Voraussicht eine» bevorstehenden Kampfe» mit Frankreich auch noch die Befürchtung eine» Angriff» vc» russischer Seite trat. Di« Aussicht auf eine« großen Krieg, in welchem Rußland und Frankreich auf der einen, Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien auf der anderen Seit« aus dem Kampfplatz« er scheinen würden, war er, welche da- Leben der ruropäischen Völker in den letzten sech» Jahren wesentlich bestimmt und beeinflußt hat. Der Abwehr dieser Gefahr galten die un geheuren Rüstungen auf beiden Seiten und die Bemühungen der leitenden Staatsmänner, ihr durch Bündnisse vorzubeugen. Glücklicherweise waren diese Anstrengungen nicht zwecklo», der Krieg ist in Wahrheit vermieden worden und an die Stelle der Kampflust von Rußland und Frankreich ist heute der Wunsch getreten, den Frieden aufrecht zu erhalten und die Ueberzeugung, daß der friedliche Wettstreit der Völker bessere und edlere Früchte trägt, als leibst der glänzendste Sieg zu zeitigen vermag. E» wäre eine zu hoch geschraubte Erwartung, wenn man annehmen wollte, daß die Abrüstung binnen Kurzem ein- treten und womöglich eine allgemeine Heere-reduction der ruropäischen Mächte sich unmittelbar an die Begegnung von Skierniewicze schließen werde, dazu hat der bisherige Zustand zu lauge gedauert, ist zu lies in alle Leben-Verhältnisse verwoben, als daß eine plötzliche Veränderung möglich wäre. Erst wenn da» Vertrauen sich befestigt, wenn die That dem guten Willen gefolgt ist, wenn die Ueberzeugung von der Dauerhaftigkeit deS neue» Zustande» bei den europäischen Mächten zum Durchbruch gekommen ist, wird der Segen einer allgemeinen Abrüstung den europäischen Völkern zu Theil werden und bi» dahin wirb noch manche» Jahr in da» Meer der Zeiten Hinabrollen. Aber schon da» ist ein reicher Gewinn, wenn endlich rinmal ein Stillstand eintritt in der Steigerung der Wehrkraft, wenn nicht stet» die Vermehrung der Truppen dieser oder jener Waffengattung geplant wird, wie da» bisher in unaufhörlich fortschreitender Bewegung geschehen ist. Diese Wirkung wird zuerst in Frankreich zur Erschei nung irrte» und wenn sie eintritt, so wird da« zugleich der Prüfstein für die Kraft de» Friedensbunde» sein. Frankreich wird erst dann zur Verminderung seiner Truppenzahl schreiten, wenn ihm die Unmöglichkeit eia- leuchtet, mit dem ihm zu Gebote stehenden Material di« Nebermacht in Europa zurückzuerobern, wenn e« zur volle» Klarheit darüber gelangt ist. daß nur die Verwendung der vorhandenen Kräfte für friedliche Zwecke übrig bleibt, e» sei denn, daß man sie nutzlos vergeuden wolle. Frank reich hat seine Krieg« stet», abgesehen von der Macht frage, in erster Link vom ökonomischen Standpunctr au« be trachtet. Da, wo ihm materieller Gelvinn winkte, dahin trug e« seine Waffen, wie e» jetzt wieder in Tonki», in Ma dagaskar und am Eongo geschieht. Die Kohlen und Gold minen in Tonlin. die reichen Absatzgebiete, welche Afrika seinem Handel und seiner Industrie verheißt, reizen seine Habsucht und führen seine Streitkräsle nach Asirn und Afrika. Wenn die Rüstungen nur noch in Gestalt eine» Deficit» im Budget erscheinen werden, dann wird sich auch die Kampflust der Franzosen legen und eine erhöhte Regsamkeit aus allen Gebieten der friedlichen Thätigkeit wird die Folge sein. Die allgemeine Abrüstung wäre allerdings die schönste Frucht der Zusammenkunft von Skierniewicze, aber wenn da» .Journal de Gt. PLterSkourg" Recht hat, wenn in der That fortan alle schwebenden und zukünftigen Fragen von den Hauptmächten Europa» nur unter dem GesichtSpunct der Einigkeit, Versöhnung und Beruhigung behandelt werden, dann kann die Abrüstung auf die Dauer nicht auSbleiben, weil der Zweck der Rüstungen, die Kriegsgefahr, überhaupt in Wegfall kommt. Der Blick wird sich dann naturgemäß von den auSwLrtigen internationalen Fragen auf die inneren Angelegenheiten richten und da wird sich rin reiche« Feld für die Thätigkeit der Regierungen und Volk-Vertretungen erschließen. Aber al» Vorbedingung für die Fruchtbarkeit dieser Thätigkeit wird sich die Gewährleistung de» socialen Frieden» zeigen. Und dieser Friede ist heute fast noch mehr gefährdet, al» der Friede der Völker unter einander. E» ist eia eigenthümliche« Zusammentreffen, daß in einer Zeit, in welcher die Hoffnung ans dauernd« Sicherheit vor äußeren Angriffen winkt, die Gefahr eine« Kampfe» der Gesellschaft-classen gegen einander immer näher rückt. Die drei Kaiser und ihr« leitenden Staatsmänner, welche in Skierniewicze zusammen- getroffen sind, haben sicherlich diese nächste dringendst« Gefabr nicht ignorirt, sondern sie zu einem Hauptpunkt« ihrer Beratungen erwählt. Der Nihili«mu«, Anarchismus und SoelaliSn«» laß» schwer auf ganz Europa »nd stellen die Existenz P» Mtznasti« «cht minder wie der Völker in Krag«. GÄM dich« Gefahr gilt rS wirksame Schutzwchren aufzurnßke», wenn da« unschätzbar« Gut de» Völkerfrieden» seine voll« Wirkung bethätigea soll. Ter Durst nach Macht war bi» in die neueste Zeit hinein nur in den Herrschergeschlechtern und den ihnen zunächst stehenden Ständen, dem Adel und drr Geistlichkeit, zu finden, da» arbeitend« Volk war zufrieden, wenn e» ihm gelang, de» Kampf um» Dasein siegreich zu bestehen. Eine «enderung in diesen Zustand brachte erst die französische Revolution de» Jahre» 178S, welche dem dritten Stande zur Theilnahme an den Gütern drr bevorzugten beiden anderen Stände verhalf. Nachdem der dritte Stand zu Macht und Reichthum gelangt ist, strebt der vierte Stand nach de» gleichen vortheilen und dadurch wird der Bestand der gesamt» trn Gesellschaftsordnung gefährdet. Denn in einem Staate, welcher allen seinen An gehörigen die gleichen Recht« gewährt» hat Überhaupt Nie mand ein Recht, weil Recht nur i« idealen Sinne für Alle besteht, aber nickt in dem materielle^ welch«« di« Antbeil- nahm« an den Gütern der Erd« Jedem in gleiche« Maß« verbürgt. Nur da» freie Spiel de, Kräft» mnerhalb d«r von der Entwicklung selbst gezogenen Schranke« «acht daS Leben möglich und leben«werth, wenn die Gleichheit Aller zur Regel erhoben wird, hört de, Wettstreit und damit da» Leben selbst auf. Da» wollen die Verfechter der modernen Ideen de» Soeiali-mu» nickt einsehe» und daher der drohend« furchtbar« Zwiespalt, welcher Alle« Bestehende zu zerstören und zn verschlingen droht. Gegen diese Gefahren müssen wir un» wappnen, nicht nur jede» Volk für sich, sondern von Volk zu Volt, weil die Gefahr ein« allgemeine, alle europäischen Völker gleicher Weis« bedrohend« ist. Rußland hat seine ganze Kraft aufgrbote«. u« sich d«r Nihilisten zu erwehren, Deutschland hat ein Socialistengesetz erlassen und ist bemüht, die Forderungen d«r Goeialisten innerhalb möglicher Grenzen zu erfülle«, in OrfteAteich-Ungarn baben die Ereignisse de» letzten Jahre», welche die Sicherheit der Besitzenden bedrohen, ebenfalls einen Ausnahmezustand veranlaßt, aber e» fragt sich, ob es nicht da» Zweckmäßigste ist, die dem Bestehenden drohende Gefahr durch international« Schutzmaßreacln abzuwenden. Die auSgewiesenen Anarchisten und Goeialisten wenden sich nach solchen Ländern, wo sie aus Schutz Au-sicht haben, nach der Schweiz und nach Amerika, die russischen Nihilisten haben sogar geglaubt, daß ihnen Deutschland die Pforte de» Asyls öffne und sind deshalb schaarenweise zu un» gekommen. E» erscheint aber noth- wendig, die Feinde de» inneren Frieden» der Völker über haupt de» Schutze» verlustig zu erklären und sie gemeinsam zu befehden. Die Auffindung der Formel, unter welcher diese Todfeinde der bestehenden StaatSsormen unschädlich gemacht werden können, hat gewiß große Schwierigkeiten, aber wenn die drei mächtigsten Reiche in Europa den festen Willen haben, diese Formel aufzufinden, so wird sie gesunden werden. ? Leipzig, 21. September 1884. * Am 18. d. M. hielt der BundeSrath unter Vorsitz de« Staat-minister» v. Boetticher eine Plenarsitzung ab. Der Präsident de» großherzoglich hessischen Finanz. Ministerium», Weber, ist für da» Großherroglhum Hessen zum Bevollmächtigten und der kvnigl. bayerische Mimsterialrath Freiherr v. Stengel zum stellvertretenden Bevollmächtigten zum BundeSrath ernannt worden. Der großherzogliche Ministerialpräsident Schleiermacher ist au» dem BundeSrath auSgeschicden. der königl. bayerische Mimsterialrath Frei herr von Rae«feldt wird mit Ablauf diese« Monat» au»scbeiden. Nachdem die durch di« Versetzung de» bisherigen Protokollführer» erforderlich gewordene Neu wahl eine» solchen vollzogen worden war, machte der Vor sitzende Mittheilung von der erfolgten Zustimmung de» Reichstag» zu dem internationalen Vertrag zum Schutz der unterseeischen Telearavhenkabel. Den zuständigen Ausschüssen wurden folgende Vorlagen überwiesen, nämlich: der Entwurf einer Verordnung über die Eaution de» Rendanten der PatentamtScasse. eine Vorlage wegen Aenderuna der Be- stimmungen de» Eisenbahn - BetriebSreglcment» über die Be förderung von geldwerthen Papieren and Antiquitäten, der Entwurf von Au«führung«bestimmungen zu dem Gesetze wegen Abänderung der Maß-«nv Gewicht»ordnung,e>n Vorlage wegen Regelung der Angaben über die Maschinenkräste der Seedampf schiffe in den amtlichen Verzeichnissen, endlich eine Vor lage über da» Format der Formulare zu den Register«»«- zügen über die Beurkundung de» Personenstände». Einem Anträge Württemberg» ans Zulassung gemischter Privat- Trans,Nager von Getreide in Friedrichshafen ist die Zustim mung ertyeilt worden. Den Anträgen Preußen» bez. Ham burg» wegen Erneuerung der Anwendung der im tz. 28 de» Gesetze» gegen die gemeingefäbrlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vorgesehenen Anordnungen auf Berlin und dessen Umgebung bez. Hamburg und angrenzende Theile der preußischen Provinzen Hannover und Schleswig - Holstein wurde seitens der Versammlung Folge gegeben. Endlich wurde über die geschäftliche Behandlung von Eingaben Be schluß gefaßt. * Die .Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt »ur Partei läge: ,E» kann nicht genug daran erinnert werden, daß die Wähler bei der dietmaligen Rrich»tag»wahl sich ganz besonder» über die Stellung der Candidaten zum Socialistengesetz vergewissern müssen. Die Geltungs dauer. diese» Gesetze» ist nur um zwei Jahre verlängert worden; der neu zu wählend« Reich-tag wird also bereit» in seiner zweiten Session wieder vor di« Frage gestellt sein, ob die außerordentlichen Maßregeln gegen die oen iöfscntlichen Frieden gefährdenden Au-schreitunaen der Socialdemokratie weiter fortbestehen sollen oder nicht. Denn daß die Reichs regierung ihrerseit» die Verlängerung de» Gesetze» von der Volk-vertretung fordern wird, darüber kann gar kein Zweifel sein. Un» will überhaupt scheinen, daß Jeder, der die Unvereinbarkeit der socialdemokratischen Ziele mit dem Wesentlichsten der bestehenden Staat»- «nd Gesellschafts ordnung begriffen und dem gegenüber de» Willen hat, diese Ordnung aufrecht zu erbalten, auch der Ueberzeugung sein müsse, daß da» Socialistengesetz in seine» hauptsächlichsten Bestimmungen nicht ehe, würde entbehrt »erden können, al» bi« e« thatsächlich b«deutung»lo» geworden. Kein verstän- diger behauptet, daß mit dies«« Gesetz« di« voeiald««olratie aus der Welt geschafft oder auch nur «twaffuet »erden könnt«. DaS Letztere envartr» »ir allein von «in«, de« wirklich berechtigte« »nd vernünftige» Ansprüchen genügenden Besserung der Lage der arbeitende« Elasten. Zu dieser haben »ir jetzt de» Anfang gemacht und ein« Hauvtausgab« der gesetz geberischen Thätigknt in der Zukunst wird eS sein, diese Arbeit fortzusetzeu. Toll da« aber gelinge«, dann ist vor Allem nötbig, daß die verwirrend« und vergiftende Wir kung, welche die socialdemokratische Hetzerei aus die Ge- müther auSübt, am Weiterumsichgrelfen möglichst gehin dert werde. Diesem Zweck« hat da« Socialistengesetz mit unbestreitbarem Erfolg« genügt, und deshalb kann unter ernsten, nur an di« Sache sich haltenden Männern über die Nothwevdigkrit seiner Beibehaltung eigentlich überhaupt kein Streit sei«. Möglich, daß di« ein« Fder di« ander« Bestim mung sich »tt der Zeit als mnweckmäßig erweist: möglich auch, daß einmal «ine künftig« Regienmg da« loyal handhabt, al« die« bwher geschehen ist. Därnm soll der Reichstag sich immer da« Recht offen halten, nach einer gewissen Zeit von Neuem Üb«, di« Sache zu befinden. Aber die Meinung, daß da» Ganze der in Red« stehenden Maß regeln nach zwei Iah«« entvehrt werden könnte, würde un» von untere, Auffassung der Ding« un« zum Mindesten «wer- ständlich erscheinen. Dagegen hören wir jetzt vonHerrn Traegrr die bestimmte Versicherung, daß bei einer abermaligen Ent scheidung über da» Soei»llfl«»g«setz »at«r keinen Umständen «iuMitglied der „deutschfreisinnigen" Partei wieder für dasselbe würde stimmen dürfe«. AebnlicheS ist bekanntlich bereit» in den Verhandlungen de» Reichstag» selbst erklärt worden. Gar z« tragisch möchten wir nun freilich derartige Aeußernugen nicht nehmen. Herr Richter hat sich im Frühjahr einige Wochen vor der Ent scheidung ganz ebenso in die Brust geworfen, und nachher, al» nun einmal ein« Unzahl seiner neue« Anhänger durchaus nicht gehorche« wollte, gab er klein bei. Warum sollte man im Wiederholungsfälle, trotz oller vorhergegangenen hochtönenden Versicherungen, dem gesunden Menschenverstände nicht aber- mat» ein solche» Zugrständniß machen? Vielleicht fände sich sogar Herr Bamberg«, bereit, da» Auseinandergehen der .Deutschfreisinnigen'' in dieser überall» wichtigen Frage noch einmal al» Beweis der .höheren Einigkeit" zu verherrlichen. Aber besser ist e» doch, die Wähler vergewissern sich gleich jetzt» wie ihr Eandidat sich gegenüber dem Socicilistengesctz verhalten will. Dadurch könnte in dem entsprechenden Zeit- puncte dem Land« eine unangenehme Aufregung und dem Reichstage eine Komödie eiffpart werden, deren öftere Wieder holung unser parlamentarische» Wesen mehr al» alle» Andere di-creditiren müßte." * lieber die Vorlage der Reichsregierung, beckreffend die Unterstützung von Postdampserlinien, äußert sich di« .Australische Zeitung" vom 2. Juli folgendermaßen: „Die Unterstützung von Postdampferlinira seiten» der deutschen ReichSregierunq zur Verbindung mit Australien t» Höhe von 4 Millionen Mark ist, wie ein Telegramm meldet, vom Reichstage nicht angenommen. Wir fühlen diesen harten Schlag, welchen der Reichstag damit den deutschen Interessen geschlagen het, um so leb hafter, well wir die nicht hoch genug zu schätzenden, heilsamen Erfolge für die Industrien der allen, lieben Heimat h ooS eigener Anschauung in Australien kennen uud durch bekannte Thatsachen fest überzeugt sind, daß nicht» zur Erwerbung eine» guten und au-ge- dehuten Markte» für die Waaren Deulschland», uud zwar mit posi tiver Sicherheit geeigneter erscheint, al» solch eine Uiuerstützung. Er ist in der That schmerzlich, wiederum zu sehen, daß es dem Reichs tage an der uöthigen Einsicht zur Billigung solcher Maßregeln fehlt, wie die vorliegenden, und daß derselbe damit die einzige richtige Maßregel verzögert, welche zum erwünschten Ziele führen kann, wie sie im richtigsten Verständnisse von drr Regierung vorgeschlagrn wurde. Wie e» heißt, ist die Regierung entschlossen, den jetzt ab- gewiesenen Antrag in nächster Session wiedrr auszunehinen. Wir wollen hoffen, daß die Erkenntuiß in der Zwischenzeit im Reichstage sich erweitert haben möge, uud da» beste dahin zieleuve Mittel wäre, wenn eine Anzahl hervorragender ReichstagSmÜglieder ln den Parla- menttserleu eine Reise nach Australien machte, wie e» seiten» Eng land» und anderer Staate» zahlreich geschieht, um mü eigenen Augen za sehen und zu prüfe»; sie würden mit gründlich erweiterte» Ansichten zurückkrhren." * Der .Hannoversch« Courier" behauptet pdsitiv, dl« Ge rüchte von einem Rücktritt de« Grafe« Münster von seinem Botschafterposten seien durchaus grundlos. * Die Rückbeorderung der gedeckte» Corvette .Print Adalbert", Commandant Capt. z. S. Mensing, Ist schwerlich au» irgend welchen colonlalpolitlschen Beweggründen erfolgt. Der Befehl der Admiralität, welcher da» Schiff an die westamerikanische Küste beordert, ist, wie di« .vossische Zeitung" bemerkt, nur insofern intereflaut, al» er zeigt, wie vollkommen sicher Fürst Bismarck in der Annahme ist, daß selbst während der kriegerischen Zustände in China die deut schen Interessen dort nicht verletzt werden. In der That kann man wohl sagen, daß. so lange die chinesischen Panzer im Werthe von ca. 25 Millionen Mark in deutschen Häsen an der Kette liegen, deutschem Eigenthum in China kein« Gefahr droht. D»e Lermuthuna der „Kölnischen Zeitung", daß die Fahrt der Corvette .Prinz Adalbert" .mit einer neuen staatlichen Anerkennung der deutschen GebietSlheil« der Firma Laderitz an der nördlicheren Damaraküste zusammen- hänaen soll", erweist sich bei näherer Betrachtung als un haltbar. Der .Prinz Adalbert" wird schwerlich vor Juni nächsten Jahre» an der westasrikanlschcn Küste fein können, während die in Wilhelmshaven resp.Kiel in der Aus rüstung begriffenen Corvetten .Bismarck", .Olga". .Ariadne" schon Ende diese» Jahre» auf der westafrikanischen Station zur Verfügung stehen würden, wenn irgend welche uner warteten Verwickelungen dort die Anwesenheit eine» Ge schwader» erheischen sollten. Bei der jetzigen Mission der Corvette .Prinz Adalbert" wird übersehen, daß diese» Schiff rin Seecadettenschulfchiff ist, welche» im nächsten Herbste nach Kiel zurückkehren soll. Da» Schiff wird abgelvst durch die Corvette .Elisabeth", die über Australien nach Japan gebt, wo sie Anfang nächsten Jahre« eintreffen wird. Zwei Gründe werden die Admiralität veranlaßt haben, den .Prinz Adalbert" nach Panama gehen zu lasten: 1) Weil Herr von Caprivi e» mit Recht vorzieht, die deutschen Schulschiffe auf Ver schiedenen Routen sich bewegen zu lasten, während sich früher die Seecadettenfahrten mit der Regelmäßigkeit mechanischer Uhrwerk« abspielten. Nach der Schablone hätte der .Prinz Adalbert" den Weg, den er gekommen, auch wieder zurück nehmen müssen; jetzt wird er oi« von deutschen Kriegsschiffen verhältnißmäßig selteue Fahrt von Japan durch den groß« Ocean machen und die Heimreise um da» Cap Horn an« treten. Wahrscheinlich wird da« aber erst im nächsten Früh jahr geschehen, deun 2) wird «» der Admiralität doch richtig erschienen sein, die westamerikanische Station nicht für längere Zeit ganz unbesetzt zu lasten. Da» würde aber geschehen, wenn der .Prinz Adalbert" ohne Aufmthalt von Panama nach Cap Horn ginge, denn e« ,st da» einzige deutsche Krieg«- schiff an der amerikanischen Westküste, die Corvette .Marie", nach Australien beordert. Capitain z. S. Mensing wird ohne Zweifel erst in Panama weitere Segelordre» vorfiuden. Daß aus der Heimreise im nächsten Sommer .Prinz Adalbert" die westasrikaniscke Küste anlanfen wird, wird in sonst gut unter richteten Kreisen allerdings angenommen. ' * Seit den letzten Räubereien englischer Nordsee schisser an Bord eine« deutschen Handel-sahr- zeuge« herrscht in den Londoner Blättern da- Bestreben, die Thätigkeit der den Handel mit Provisionen und Spirituosen betreibenden Kutter al» einen wahren Krebsschaden der Nord- feefischerri hinzuftellen. Unter Anderm wird versichert, daß im Geschäftsbetrieb solcher Schiffe eine permanente Ver suchung zum Schmuggeln für die Fischer liege. Allerding« ist e» letzthin einem englischen Zollkreuzer gelungen, einen größeren ""osten von Branntwein und Cigarren — b'v. holländischer rovenienz — der, unter Hering-tonnen weggestaut, von einem scherboot» in den Hasen Whitby eingeschmuggelt werden ollte, zu saisiren. Wenn Londoner Blätter die zwischen den holländischen Branntweinverkäufern und englischen Fischern zu Schmuggelzwecken betriebenen Durchstcckcreien tadeln und aus Abstellung der incriminirten Schäden dringen, so sind sie in ihrem guten Recht. Wenn aber damit zu verstehen gegeben werden soll, daß auch deutscherseits zu ähnlichen Praktiken di« Hand geboten werde, und au« dieser Unterstellung vielleicht gar ein Milderung-moment für die seeräubrrischen Excesse gegen den Führer und die Mannschaft de» „Diederich" ab geleitet werden soll, so muß gegen derartige auf Verdunkelung und Verdrehung de» objektiven Tbattestandr» abzielende Preß- manöver nachdrückliche Verwahrung eingelegt werden. * Wie cfficivs gemeldet wird, hat der Kronprinz in seiner Eigenschaft als Vorsitzender de» preußischen Staat»« rathe» an die Minister die Aufforderung gerichtet, den zum StaatSsecretair de» StaatSratb» ernannten Unterstaat»» sccrctair v. Möller mit Rücksicht auf den Umfang und d-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite