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Erscheint: «glich srtch 7 Uhr. Ivserate wrrd«» angenommen: 1i« Abends ».Sonn tag» bi« Mittags 1» Uhr . Marienstraße IS. Unzeig. io dies Blatte Hoden rio« erfolgreich« Berbrritong Auslage: 18,000 Exempl«« TaMatt für Untcrhaltnug und Gcschästsvtrkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Bierteljlhrlich 20 Ngr. beioneotgeldlicherLte- srrnug in'« Hau». Durch die SSnigl. Post vierteljährlich 22 Ngr. E»tilne Nummem 1 Ngr. Inseratenpreise:" Mr den Raum einer gespaltene» Zell«: 1 Ngr. Uuter„Siuge- sandt" di« Zeile 2 Ngr. Druck nod LigoHmn der Hriau»g«d«r: Eiepslh öc Neithardt. — Berantwortlicher Nedaeteur: Julius Ueilhardt. l'! Dresden, den 23. Mai. '— Se. König!. Rlajestät hat den Vicepräsidentm bei« Appellationsgericht zu Dresden, Anton v. Weber, zum Präsi denten desselben ernannt und dem Seilergesellen Karl August Wedekind zu Wendischluppa in Rücksicht seiner 50jährigen Ar beitszeit in einer und derselben Werkstatt die zum Albrecht- «den gehörige silberne D.edaille verliehen. — Die Portepeejunker v. Leonhardi des 13. Infanterie-, Graf Vitzthum Eckstädt des 3. Jäger-, v. Petrikowskh des 3., Scheibe des 4. Infanterie-, Lohse des 4., Schulze des 2. Jäger-, v. Seydewitz des 5., Köhler des 15, d'Elsa des 0., ». Wurmb des 12-, v. Römer des 7. Infanterie- und v. Stieg litz des 3 Jäger-BataillonS sind zu Leutnants der Infanterie, sowie die Portepeejunker Freiherr v. Ende des 2, v. Stieglitz des I., Redmayne des 2., v. Trebra l. und v Trebra II. des 3., v. Stralendorf, Schmalz und v. Beulwitz des 1. Reiter- Regiments zu Leutnants der Reiterei, ingle chen der l)r. meck. Gottlob Leopold Musaeus zum Assistenzarzt im Sanitätscorps -ernannt worden. ^ — Durch Allerhöchste Entschließung ist der Zusammentritt des auf den 23. d. M. eiitberufenen außerordentlichen Landtags bis auf Weiteres aufgeschoben worden. Die Mitglieder beider Kammern sind hiervon im telegraphischen Wege benachrichtigt und werden von dem anderweit für den Zusammentritt zu be stimmenden Tage alsbald in Kenntniß gesetzt werden. — Die Authenticität der gesrigen telegraphischen Mit- theilung in Betreff des Zusammentritts eines Congresses in Paris wurde gestern in namhaften höheren Kreisen stark an- grzweifelt. — — Ausfällig für Fremde und Einheimische sind die seit de« Winter jetzt zahlreich auftauchenden Jammergestalten von Lastfuhrwerkspferden, die statt des nicht einmal theueren Hafers mit Heu, Stroh und Kleie kaum satt gefüttert werden mögen, -und doch in ihrem kraftlosen Zustande die hohen Fuhrpreise tagtäglich verdienen müssen. Ist denn in dieser Beziehung gar leine Abhilfe zu ermöglichen ? Können dergleichen Fuhrwerks- befitzer oberaufsichtS wegen nicht angehalten werden, ihre armen, ausgehungerten und abgetriebenen Pferde besser zu verpflegen, oder anderes, besseres Zugvieh dafür anzuschaffen? Sollte das Betreiben des Lastfuhrwerks an Bürgerrechtsertheilung oder Con- cession gebunden sein, so sollte die fortgesetzte Ausübung dieses Gewerbes doch wohl auch an die dabei unerläßlich zu stellende Bedingung, daß die Geschirre fortwährend in gutem, tüchtigen Stande zu erhallen seien, gebunden sein. — — Zweites Theater. Trotz der kalten und wenig ein ladenden Witterung war doch an beiden Feiertagen das freund liche Sommertheater recht zahlreich besucht. Das neue Original- Lustspiel von Julius Rosen: „Hohe Politik" fesselt durch geist reichen und witzigen Dialog mit heiteren, überraschenden Waldungen das Interesse des Zuschauers drei Akte hindurch. Die treffliche Figur des „Franz Lachmann" zeigt Herrn Dir. NtSmüller auf dem Felde des feinen Lustspiels, er bewegt sich hier mit eben so großer Leichtigkeit und Routine, wie in der Posse. Neben ihm spielten mit Erfolg Frau Kern, Fräul. Hoff- mann, die Herren Kretzschmar, Fiedler und Rhode. Bon beson ders durchschlagendem Erfolge war die Darstellung der bekann ten Kaiserschen Posse: „Der Viehhändler aus Oberösterreich", die am zweiten Feiertag unter dem Titel: „Die lustigen Ober österreicher oder Stadt und Land" neu einstudirt in Scene ging. Dieses kernige, gesunde Stück wird überall und stets eine beifällige Aufnahme finden, »venn es für den „Sebastian" einm guten Darsteller aufzuweisen hat. In Herrn Dir. Nrsmüller haben wir einen solchen , wie er passender wohl nicht gefunden werden dürfte, er dringt diesen derben, aber braven und ge mütvollen Oberösterreicher in so natürlicher und ergreifmder Weise zur Anschauung, daß uns unwillkürlich die Thränen in die Augen traten, bald vor Lachen, bald vor Rührung, das letztere namentlich bei dnn meisterhaften Vortrag der gemüt vollen Lieder. Die übrigen Darsteller hatten ihre Rollen tüchtig inne und spielten mit Lust und Liebe. Herr Kretzschmar als aufgeblasener Bedienter „Faustin" war ganz an seinem Platze, eben so Herr Himmel als „Herr von Hupfer", den er mit lobenSwerther Mäßigung spielte. — Wie es scheint, ist das Verbot des Rauchens im Theater wieder aufgehoben, wenigstens sahen wir allenthalben die glühende Cigarre in den-vor Freute glänzenden Gesichtem. Wir meinen, daß eine solche Concession an das Publikum der Direktion nicht zum Schaden gereichen dürfte. — Die Regierungsbehörde zu Zwickau ha jetzt an die Gerichtsämter und Stadträthe ihres Bezirks einen Aufruf er lassen, worin si dieselben auffordert, für di hilfsbedürftigen Familien der zum Dienste «inberufmm KriezSrsservisten Samm lungen freiwilliger Beiträge einzuleiten. Je bereitwilliger d ir Reservisten dem Rufe ihres Kriegsherrn gefolgt find seft größer ist auch die Pflicht, sich Heer zmrückgebliebrarn KanLlttn anzu- nehmcn, und eS fleht zu hoffen, daß bei der an sich nicht gro ßen Zahl solcher Familien sehr bald deren augenblicklich« Noth abgeholfen sein wird. — In d« Nacht vom Ostersonnabend zum Ostersonntag dieses Jahres wurde einem Lchnkutscher, während derselbe in einer hiesigen Restauration kurze Zeit geschlafen, die Uhr sammt werthvoll« goldener Kette entwendet. Der Dieb blieb uner- mittelt, trotz aller Bemühungen der Behörde. Neuerdings aber hat derselbe sich selbst verrathen, indem er die Uhr sammt Kette in ein« benachbarten Provinzialstadt verkauft, dadurch aber die Aufmerksamkeit d« Sicherheitsorgane auf sich gelenkt und seine Verhaftung veranlaßt hat. Da der Verhaftete aus Dresden sein wollte, so lag es nahe, die Uhr und Kette hierher zu bringen, wo denn auch bald ihr rechtmäßig« Besitzer ermittelt wurde. Der Dieb ist ein Handarbeiter von hi« und befindet sich gegenwärtig, wie wir hören, beim k. Gerichtsamt Schandau in Haft. — — Im Kammergebäude am Hospitalplatz hat sich vor gestern Nachmittag um 2 Uhr ein Train - Unterwachtmeister mittelst eines Terzerolschusses entleibt. Wie man sich erzählte, soll ihn sein beleidigtes Ehrgefühl wegen Uebergehung im Avancement zu diesem Schritte veranlaßt haben. — — Das „Leipziger Tagebl." schreibt: „Der Breslau« Zeitung wird von der sächsischen Grmze neben vielen lächerlichen Lügen auch folgmde infame Gemeinheit geschrieben: Was den Geist der Truppen anlangt, so habe ich bisher wenig kriege rischen Muth wahrgcnommen. Ihre Vorgesetzten sprechen es offen aus, daß sie gegen Preußen ins Feld gehen würden, da der Preuße den sächsischen König »«treiben und sein Land an sich reißen wolle. Trotz alledem findet man, namentlich bei den älterm Truppen, der Kriegsreserve, die Meinung vorherrschend, daß das Preußischwerden kein Unglück für Sachsen bedeute, und daß man deshalb nicht gesonnen sei, den preußischen Zündnadel gewehren sich zu exponiren, sondern die Gefangenschaft der Spitz kugel vorzuziehen gedenke." Solche Verleumdungen sind zu ekel haft, als daß sie eine Widerlegung verdienten. — D« seit dem 18. d. M. vermißte Schänkwirth Schu mann aus Obersteinbach wurde am 20. d. M unterhalb Hel bigsdorf in d« Triebisch todt aufgefunden. Aller Wahrschein lichkeit nach ist dnselbe beim Fangen von Fischen unverhofft ins Wasser gefallen. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und 7 kleine Kinder — Ein jung« Mann wollte vorgestern eine Kahnparthie auf dem Zwingerteich machen und hatte dazu den kleinen, amerikanischen Kahn, welch« mit einer Riege geleitet, als ge fährliches Fahrzeug gilt, trotz des heftigen Windes und d« Warnung des Schiffers gewählt. Er zeigte auch in d« Art und Weise seines FahrenS eine nicht geringe Gewandtheit und fuhr, gegen den Wind ankämpfend, gerade an der Insel vor üb«, als d« Wind plötzlich umschlug und das kleine Fahrzeug Wasser schöpfte und bald tief« und tief« sank. Es war ein nicht uninteressanter Anblick, auf diesem klemm Teiche ein Schiff sinken zu sehen. Der junge Mann hatte sich im Kahne gefetzt und ««schwand vor den Augen der zahlreichen Zuschau«; bald tauchte « jedoch wieder auf und schwamm gemächlich ans Ufer. Hatte man ein Unglück befürchtet, so schwand doch in diesem Falle jede Angst und man erheiterte sich nur an dem Vorfall, da der junge Mann eine wirklich seltsame Ruhe und Gelassen heit bewies. Eine Droschke entführte bald der umstehenden Menge dm Schiffer, dessen Pfingstvergnügen gründlich zu Wasser gewordm war. — Wie man hört, hat sich in den vergangenen Tagen ein Schreiber in einer hiesigm öffentlichen Expedition nach Ver übung mehrfach« Unterschlagung von nicht unbedeutenden Geld beträgen von hi« entfernt und sein« Verhaftung sich bis jetzt durch die Flucht entzogen. — — In d« Behausung eine« hiesigm DroschkenbesitzcrS wurde gestern Morgen die unerfreuliche Entdeckung gemacht, daß der vordere Sitz einer Droschke in Brand gerathen war, d« sich durch starken Rauch ankündigte Natürlich wurde das Feuer sehr bald gelöscht. Die Droschke stand seit vorgesteir Abend 10 Uhr an ihr« gewöhnlichen Stelle; wahrscheinlich hat kurz vorher der Kutscher oder ein Fahrgast eine brennende Cigarre auf dm vorderen Sitz gelegt gehabt, dadurch ist das Feuer d« Cigarre der Füllung des Sitzes mitgetheilt wordm, und, nach dem es die Nacht hindurch geglommen, erst gestern Morgen zum Auüruch gekommm. — — Auf d« Schäferstraßr wurde vorgestern Abmd cm Mann aufgefangen, d« ein Bett unter dem Arme trug und auf sein« augenfälligen Flucht von zwei Fraumspersonm sehr heftig verfolgt wurde. Wie wir erfahren, war Derselbe ein Dieb, d« das Bett ruf dem Schusterhrusr und zwar durch in offen gestandenes Fenster hindurch mtvendet hatte. — - Gestern Morgen gegm 5 Uhr sind aus dem Grunde des neuen Gasometers »die beiden noch vermißten Handarbeiter Lrmnatz'ch und Wendt hrrruSgezogm wr:dra Nur dem energi- — Am 19. d. Mittags hatte die in Niederrödern sich aufhaltende ledige Karoline N. aus Gleisberg beim Gvasmähe« Wasserschierlingwurzel gefundm und in d« Meinung, es sei Kalmus, davon gegessen. Infolge der hindurch herbeigeführten Vergiftung mußte die N. unter den heftigsten Schmerzen einige Stunden darauf ihrm Geist aufgeben. — Am 19. d. M. früh in d« siebenten Stunde brannte das Wohnhaus des Wirtschaftsbesitzers KirbiS in Ketzergaffe, sowie dessen Scheune nied«, wobei derselbe dm größten Theil sein« beweglichen Habe verlor. — TagS darauf früh nach 3 Uhr ging das Wohnhaus des Materialwaarenhändlers BerthoG in Nimtitz vollständig in Flammm auf. — Am 18. d. M Abends stürzte der 18 Jahre alte Expedient Thieme aus Zwickau auf dem dortigen Schwanen- teiche aus ein« Gondel in's Wasser. Er wurde zwar ball» wied« herausgefischt, konnte aber trotz all« Versuche nicht wieder zum Lebm gebracht werden. schm Eingreifen der Wohlfahrtsbehörde, welche Tag und Nacht und ohne Rücksicht auf dm bedeutenden Kostenaufwand daS Auspuwpen des Wassers anordnete, ist es zu danken, daß die seit Freitag dort liegenden Leichname endlich aufzefundev wurdm. — — Von ein« Anzahl Arrestatm der Militär - Strafan stalt, welche gestern Vormittag in einem Gartm der EliaS- straße arbeiteten, fand Einer Gelegmheit in einem unbewach- , tm Augenblick: über die Mau« zu springen und das Weite zu suchen. Der Flüchtling hatte sich vorher einm Civilrock zu »«schaffen gewußt. ! — Das Innere eines Zweispänners, welch« am zweiten Feiertage mit einem fremdm Herrn von der Saloppe herein rollte, gerieth in d« Nähe des WaldschlößchenS in Brand. D« Kutscher dämpfte das Fm« mit möglichster Schnelle. — Aus Pulsnitz. D« zweite Pfingstfeiertag brachte ein lebendiges Lebm in'S Städtchen. Die Straßen warm mit den sächsischen und deutschen Farbm beflaggt, die Schützengild« zog mit fröhlichen Marschmelodien, voran die Reit« hoch zu Roß, durch die Straßm und ein „Thamm'scher" Omnibu» aus Dresden, mit dem Pfingstgrün geschmückt, bekundete, daß die Kapelle „Skandalia" das Möglichste des Möglichen leiste» wollte. Der Saal des Gasthofes zum „grauen Wolf" war Mann an Mann gefüllt und ein donnernd« Beifall entwickelte sich nach jeder Piece des ungedruckten, mündlichen Programms, welches der Direktor allemal abpredigte. Die Gemächlichkeit hatte dm höchsten Grav erreicht und «st lange nach Mitter« nacht wurdm die wmigm Straßm von Pulsnitz still« und stiller. — Der Börsmverein in Chemnitz hat in ein« General versammlung am 18. beschlossen, eine Deputation an daS kö nigliche Ministerium des Innern mit dem Ersuchen abzusendeu, d« Chemnitz« Stadtbank einen Vorschuß von 500,000 Thlr. in Einthalerscheinen zu leisten, für welchen die Stadt gutsagt. Diese Deputation, bestehend aus dm Herren von Portheim, Richard fHartmann und Max Hauschild, wird heute Mittwoch nach Dresden gehen. — Am erstm Pfingstfeintage klettertm in Meißen ein Paar Knabm im Alter von 13 bis 14 Jahren auf einem der Brücke nahe gelegenen Felsen herum. D« eine rutschte au» und stürzte in den Abgrund, das Blut quoll ihm zu Mund und Nase heraus, « gab kein Lebenszeichen mehr von sich: Auf einem Schiebebock wurde der Verunglückte in seine nahe gelegene Wohnung gebracht. — Vielfach hat sich für Dresdm das Bedürfniß fühlbar gemacht, passende Localitätm zu Abhaltung von Gesellschaft»- abmdm re. für Gesangvereine zu besitzen. Herr Restaurateur Seifert im Münchner Hof (Kreuzstraße) hat, um diesem Be- düifniß abzuhelfm, in d« ersten Etage seines Grundstücks für «wähnte Zwecke einen hübschen Saal Herstellen lassen und ein Pianoforte angeschafft. Da Herr Seifert es sich stets angelegen sein läßt, seinen Gästen immer ein vorzügliches Bier zu bieten, so wird ihm der Erfolg seiner Bemühungen nicht fehlm. — Oeffentl. Gerichtsverhandlungen vom 22. Mai. Die Obsthändlerin Johanne Christiane Nale, welche in Pirna dicht am Landungsplätze der Dampfschiffe ihre Maaren feilbie tet, hat gegm die Redaction d« „Seifenblasen" Klage erhobm. Schon fast vor eimm halbm Jahre Haber wir üb« diesen „Preßprozeß" das Nähere berichtet und jenes Gedicht gelesen, was in Nr. 13 der „Seifenblasen", redigirt von Carl Heinrich Gärtn«, als „Eingesandt" abgedruckt war. Der Name de» Ver fassers ist Gärtner nicht bekannt; « nahm das Glicht auf, weil eS ihm witzig «schien. D« Nicht« erster Instanz venu» theilte die Redaction zu 10 Thlr Geldbuße und Tragung der Kosten. Dagegm erhob die Redaction Einspruch und schon ein mal stand E'nspruchstermin in dieser Sache an. Die Sitzung wurde dama.S vertagt, weil die Verteidigung neue Abhörung / von Zeugen darüber beantragt hatte, ob die Nake auch wirk.