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königlich Säehstsehev StacKtscenzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 87. o» Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. <r Dienstag, den 17. April 1W6. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Gr. Zwingerstr. 20, innerhalb Dresdens 2,50 M. (vom 1. Juli ab 2 M), durch die Post im Deutschen Reiche 3 M. (vom 1. Juli ab 2,50 M.) viertel jährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. — Erscheint Werktags nachmittags. — Fernsprecher 12SS. Ankündigungen: Die Zeile kleiner Schrift der «mal gespaltenen Ankündigungsseite oder deren , Raum 20 Pf., die Zeile größerer Schrift der 3 mal gespaltenen Textscite oder deren Raum bO Pf. Gebührenermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Amtlicher Teil. Auf Grund der Bestimmung in Art. 6 des Viehseuchen übereinkommens zwischen dem Deutschen Reich und Österreich- Ungarn vom 25. Januar 1905 hat das K K Ministerium de« Innern in Wien den Veterinärinspektor Karl Hanka als Kommissar in das Deutsche Reich mit dem Amtssitze in München entsandt. Indem dies unter Bezugnahme auf 88 8, 9 und 10 der Verordnung, die Ausführung des Viehseuchenübereinkommens pp betreffend, vom 26. Februar 1906 (Gesetz- und Verordnungs blatt Seite 11) und 88 10 und 16 der Verordnung der Ministerien de« Innern und der Finanzen, die Einfuhr von Schweinen aus Österreich-Ungarn betreffend, vom 20. Februar 1906 (Dresdner Journal Nr 47) zur Nachachtung bekannt gegeben wird, erhalten die beteiligten sächsischen Behörden zu gleich Veranlassung, dem genannten Kommissar auf Wunsch Unterstützung zu gewähren und Auskunft zu erteilen. Dresden, dm 9. April 1906. 2855 Die Ministerien des Innern und der Finanzen, v. Metzsch. Rüger. Die König!. Kreishauptmannschaft bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß der zum Amtshauptmann und Vor stand der Amtshauptmannschaft Döbeln ernannte bisherige Regierungsrat bei der König!. Kreishauptmannschaft Leipzig vr. jur. Friedrich Wilhelm Heinrich Julius Helge Hartmann am 4. dieses Monats für sein neues Amt verpflichtet und in dasselbe eingewiesen worden ist. l 125 Leipzig, dm 5. April 1906 2857 König!. Kreishauptmannschaft. Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 17. April. Se. Majestät der König besuchte an den beiden Osterfeiertagen den Vormittagsgottesdienst in der katholischen Hofkirche. Am ersten Feiertag mittags fand bei Sr. Majestät das übliche Osterfrühstück statt, an dem Ihre König!. Hoheiten die Prinzensöhne Sr. Majestät, der Prinz Johann Georg und die Prinzessin Mathilde, Se. Durchlaucht der Herzog und Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin von Urach mit Fürstinnen Töchtern und die Damen und Herren vom Dienst tcilnahmen. Abends 6 Uhr fand die Königliche Familientafel bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe in Villa Strehlen statt. An beiden Festtagen unternahm Se. Majestät der König mit Allerhöchstseinen Kindern Ausflüge nach Moritzburg bez. Pillnitz. Gestern abend '^9 Uhr fand in den Festräumcn des Königl. Nesidenzschlosses das große Osterkonzert statt, dem Se. Majestät der König mit Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen Johann Georg und der Prinzessin Mathilde beiwohnten. Die am Königl. Hofe vorgestellten fremden und einheimischen Damen und Herren waren zu diesem Konzert durch Ansage des Königl. Oberhofmarschallamts eingeladen worden. Unter den Erschienenen gewahrte man Ihre Durch laucht die Prinzessin Hermine von Reuß ältere Linie, die Damen und Herren vom Oorps ckiplomatiguo, die Herren Staatsminister mit Gemahlinnen, die Generalität und zahl reiche Offiziere mit ihren Damen, höhere Zivilstaatsdiener und Damen und Herren der Aristokratie. Die Gäste versammelten sich von ',49 Uhr ab im Stucksaale und großen Ballsaale. Eine Paradewache des Königl. Gardereiter-Regiments, die im Vorzimmer zur französischen Galerie Ausstellung genommen hatte, erwies den Ankommenden die militärischen ähren. Se. Majestät der König erschien mit den Prinzlichen Herr schaften, nachdem die Vorstellung einiger neu angemeldeter Damen und Herren stattgefunden hatte, unter Vortritt Königl. Leibpagen und begleitet von den Damen und Herren der Hof- und Militärstaaten im Konzertsaal, wo die Gäste inzwischen placiert worden waren. Das Konzert wurde von Mitgliedern der Königl. Hofoper und der gesamten Königl. musikalischen Kapelle unter Leitung des Generalmusikdirektors Geh. Hofrat v. Schuch nach folgendem Programm auSgeführt. I. Teil. Ouvertüre zu „Euryanthe" C. M. v. Weber. Di« Ehre Gottes aus der Natur L. van Beethoven. Fcl. v. Chavanne 2. Satz aus dem Konzert für Violoncell . . . A. Klengel. Hr. Wille. U. Teil. Heyre Katy für Violine E Hubay. Hr. Lewinger Cavatine auS „FigaroS Hochzeit" WA Mozart. Frau Nast. 3. und 4. Satz auS der 4 Symphonie . . . P Tschaikowsky. Dem ersten Konzertteil folgte eine kurze Pause, während der Erfrischungen gereicht wurden. Nach Schluß des Konzert«, der gegen 10 Uhr erfolgte, fand Cercle statt, bei dem Se. Majestät und die Prinzlichen Herrschaften auch die auSführen- den Künstler mit Ansprachen auszeichneten. Der Königliche Hof zog sich nach 10 Uhr zurück. Die Gäste weilten dann noch einige Zeit an den in den Speisesälen errichteten Konditorei büfetts. Dem Hoffeste hatten 300 Personen beigewohnt. Heute früh 1 Uhr 30 Min. begab Sich Se. Majestät der König mittels Sonderzug« nach Hirschmühle-Schmilka zur Auerhahnpürsch auf Postelwitzer Revier. Die Rückkehr er folgte mit fahrplanmäßigem Schnellzuge 7 Uhr 8 Min. vorm an Hauptbahnhof. Mittags 12 Uhr cmpfing Se. Majestät die Herren Hof- departcmentSchefs zum Vortrag. — Heute nachmittag 1 Uhr nahm Ihre Majestät die Königin-Witwe die Vorstellung von Damen und Herren entgegen, deren Präsentation am Königlichen Hofe gestern an läßlich des Hofkonzertes stattgefunden hatte. — Se. Durchlaucht der Herzog und Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin von Urach, nebst Fürstinnen-Töchtern werden heute abend 6 Uhr von hier wieder abreisen. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. Das Königl. Ministerium des Innern hat dem seit 1866 ununterbrochen in der Tuchdekorationsfabrik von Arnold Süß milch in Leipzig beschäftigten Werkführer Goldstein und dem seit 1874 ununterbrochen in der Dürrschen Buchhandlung in Leipzig beschäftigten Marklhelfer Merker das tragbare Ehren zeichen verliehen --- Die P f e r d e v o r m u st e r u n g gemäß der Pferdeaushebungs vorschrift vom 22. Juni 1902 für die Stadtteile Dresdens rechts der Elbe findet von Di-nStag, den 2 t April, bis mit Mittwoch, den 2. Mai auf den bisherigen Mustcrplätzen statt. Die Vor führung erstreckt sich auf sämtliche bei der letzten Vormusterung nicht als kriegsunbrauchbar befundene sowie auf die seitdem in diesen Bezirken hinzugekommenen Pferde mit Ausnahme der ge setzlich von der Vorführung befreiten Pferde. --- Zufolge Bekanntmachung des Reichskanzlers und des Königl. Ministeriums des Innern vom 10. Februar 1902 ist alljährlich eine statistische Aufnahme der Taubstummen vorzunehmen, bei der jedes taubstumme oder der Taubstumm heit verdächtige Kind a) bei seinem Eintritt in das schulpflichtige Alter der Vollsinnigen, sowie d) bei seiner nach diesem Zeit punkt 0) erfolgenden Aufnahme in eine Taubstummenanstalt gezählt wird. In Dresden haben die Eltern, Pfleger oder Vormünder solcher Kinder die erforderliche Anmeldung bis 20. April bei der nächsten Wohlfahrtspolizeiinspektion zu be wirken. Deutsches Reich. Der Kaiser. Berlin, 16. April. Se. Majestät der Kaiser wohnte am Ostersonntag morgen dem Gottesdienst in der Garnisonkirche bei; die Predigt hielt Pfarrer GoenS. Mittags fand beim Kaiserpaar im Königl. Schlöffe eine Familienfrühstückstafel statt. Nachmittags begab Sich das Kaiserpaar nach Schloß Bellevue, um dort dem üblichen Ostereiersuchen beizuwohnen. Heute vormittag unternahm das Kaiserpaar einen Spazier gang im Tiergarten. Später hatte der Kaiser eme Unterredung mit dem Staatssekretär v. Tschirschky und Bögendorff. Gegen Mittag begab das Kaiserpaar Sich nach Potsdam, um an einer Frühstückstafel bei den Kronprinzlichen Herrschaften teilzunehmen. vr Stübel Gesandter in Kristiania. Der frühere Kolonialdirektor vr. Stübel ist zum außer ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Kristiania ernannt worden. Parlamentarische Studienreisen in die Kolonien. Parlamentarische Studienreisen in die Kolonien werden in diesem Jahre nicht weniger als drei unternommen, und zwar beteiligen sich jetzt auch die Herren vom Zentrum. Die weite Reise nach Kiautschon (mit Abstecher nach Japan) machen der „Nat. Ztg" zufolge zehn Abgeordnete mit; nach Ostafrika haben sich zwölf, nach Südwcstasrika sechzehn Abgeordnete ge meldet. Nächstes Jahr ist eine Reise nach Neu-Guinea geplant. Deutschland und Italien. Das Fehlen einer offiziellen deutschen Beileidskundgebung zu den beklagenswerten Ereignissen, von denen jüngst die Vesuvlandschaften heimgesucht wurden, gab einigen Blättern Ver anlassung, unsere Beziehungen zu Italien zum Gegenstände kritischer Betrachtung zu machen mit der Schlußfolgerung, daß sie durch das Verhalten Italiens in der Marokkoangelegenheit viel von ihrer früheren Herzlichkeit verloren hätten. Wie un begründet diese Betrachtungen und die an sie geknüpfte Schluß folgerung ist, erweisen die nachstehenden Telegramme: (W T.B) Rom, 16. April. Der Deutsche Botschafter hat an den Minister de« Naßeren ein offizielles Schreiben gerichtet, in dem er sein Beileid zu den schmerüichen Ereig nissen am Vesuv ausspricht. In dem Schreiben heißt es, der schreckliche Ausbruch des Vesuvs, der die blühende Umgebung von Neapel verwüstete, habe in Deutschland die lebhaftesten und aufrichtigsten Sympathien hervorgerufen. Jetzt, wo die unmittelbare Gefahr vorüber zu sein scheine und man die Größe des Unglücks abmeffcn könne, wünsche die Kaiserliche Regierung der Königlichen Regierung und der italienischen Nation ihr Beileid und ihr herzlichstes Mitgefühl zu dem Unglück, das Italien durch diese neue Katastrophe getroffen habe, auszudrücken. (W. T. B ) Rom, 16. April. „Patna" schreibt zu dem Schreiben des Grafen MontS an den Minister des Äußeren: Die courtoisievolle Mitteilung des Deutschen Botschafters kann nur hohe Befriedigung in Italien Hervorrufen, das schon verschiedene Male die Zuneigung des Deutschen Kaisers erfahren hat. „Giornale d'Jtalia" erklärt: Man konnte an den Gefühlen der deutschen Regierung und des deutschen Volkes gegen Italien nicht zweifeln, die sich stet« von aufrichtiger Sympathie und von Solidaritätsgefühl beseelt gegen uns gezeigt haben. Der Deutsche Botschafter hat heute offiziell das zum Ausdruck gebracht, was die (nicht zu Sensationen neigende >Anm der Schriftleitung j) deutsche Presse bereit« in den letzten Tagen hervorgehoben hat. Zum Besuche deutscher Arbeiter in England. Ober den Besuch deutscher Arbeiter in England erfährt die „Rhein.-Wests. Ztg." von „berufener Seite": Die Abordnung wird bestehen aus acht Arbeiterführern und zwei jungen Ge lehrten und wird in England unter sachkundiger Führung stehen. Sie wird am 23. April in London eintreffen und hier einen vorläufigen kurzen Aufenthalt nehmen. Der Zweck der Kommission ist das Studium der englischen Einrichtungen zur Verhütung bez. friedlichen Beilegung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die englischen Behörden haben für diesen Zweck bereitwilligst ihre Unterstützung ver sprochen. Die Kommission wird sich indessen nicht ausschließlich auf den obigen Zweck beschränken, sondern auch versuchen, einen Einblick zu gewinnen in die innere Organisation der englischen Gewerkschaften und die Einrichtungen zur Hebung des geistigen Lebens der arbeitenden Bevölkerung. Von London aus wird die Kommission nach Orford gehen, zum Besuch des Ruskin College, und von dort über Birmingham und Manchester, wo ein Aufenthalt von etwa einer Woche genommen wird zum Studium der betreffenden Einrichtungen in der Textilindustrie. Von Manchester wird die Kommission nach Middlesborough gehen, wo sie den bekannten englischen Großindustriellen Sir Hugh Bell sehen wird, der sich bereit erklärt hat, der Kom mission seine Erfahrungen zur Verfügung zu stellen. Von Middlesborough wird die Kommission nach Newcastle gehen, um dort die betreffenden Einrichtungen in der Eisen- und Kohlenindustrie zu studieren. Von Newcastle geht die Kom mission nach Glasgow und kehrt nach einem mehrtägigen Auf enthalte von dort nach London zurück, um da noch einen kurzen Aufenthalt zu nehmen. Der ganze Aufenthalt in England wird etwa 26 Tage dauern. Kolonialpolitisches. AuS Südwestafrika werden in einem am vergangenen Ostersonnabend in Berlin eingegangenen Berichte neue Kämpfe mit Morenga gemeldet. Der Bericht lautet folgendermaßen: Berlin, 14. April. (Amtliche Meldung) Major v. Estorff ging am 2 April 1906 mit den Abteilungen Taeubler und Heuck in Richtung Gamsibkluft vor. Durch diesen Vormarsch wurden die dort befindlichen Hottentotten gezwungen, auf britisches Gebiet überzutreten Eine starke Hottentottenwcrft mit 40 Männern und 300 Weibern und Kindern wurde von der Kappolizei von Aris nach der Gegend von Rietfontein W. abtransportiert. Anscheinend hierdurch veranlaßt, kehrte Morenga, der auf britischem Gebiet in Höhe von Anam gemeldet war, mit etwa 70 Gewehren auf deutsches Gebiet zurück. Am 5. April überschritt er die Pad Nababis-Mamas und schlug die Richtung auf HcirachabiS und Amas ein. Hierbei wurde ein Teil seiner Bande durch die von Nababis im Anmarsch befindliche Funkenstation v. MilczewSki an gegriffen und nach kurzem Feuergefecht nach Norden zurück geworfen. Ober Ukamas auf HcirachabiS folgte die Abteilung Hornhardt, deren Führung Major Siebert übernommen hatte, während sich Abteilung Heuck in Hudab zusammenzog unter Besetzung von Gapüts Dawignab und OaS. Inzwischen hatte Morenga die Richtung auf Amas verlassen und war über WehlerS Damm auf Fettkluft abgebogen. Dort stieß am 8. April ein Zug der 1. Kompanie 2. Feldregiments in tief eingeschnittener Felsschlucht auf starke feindliche Banden. Dies seits fielen 8 Neirer, schwer verwundet wurden Leutnant Gaede, früher im Infanterieregiment „von Manstein" (SchleS- wigschen) Nr. 84, und 4 Reiter, leicht verwundet 1 Reiter, vermißt 1 Unteroffizier, 1 Reiter. Vor Teilen der an rückenden Abteilung Heuck ftoh der Gegner in Richtung Oa«, wo die 11. Kompanie 1. Feldregiments die Verfolgung auf nahm. Am Morgen des 10. April griff diese Kompanie unter Oberleutnant v. Baehr die nördlich Oas lagernde Bande an und warf sie nach zweistündigem Gefechte in östlicher Richtung zurück. Oberleutnant v. Baehr, früher im Dragonerregiment „König Albert von Sachsen" (Ostpreußischcn) Nr. 10, wurde leicht, ein Unteroffizier schwer verwundet. Am Nachmittag de« 10. April stieß eine Patrouille der 11 Kompanie 1. Feld- regimentS in Gegend westlich OaS auf weitere von Süden