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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920919012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892091901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892091901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-09
- Tag 1892-09-19
-
Monat
1892-09
-
Jahr
1892
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A-omleme»tSpreiS s» her tzouptrxpedttton oder de» im Stadt» Aezirk und d«, Vorort«, «richtet,, Au«, v-drsielle, «bgeholt: vlertel-ädrllchXlLd bet »weimaltaer täglicher Zustellung tu» Bau« -ch 6.SL Durch dt« Post bezöge» sür Deutschland und Oesterreich: viertel,Lbrlich 6.—. Dirrctr täglich« Kreuzdandseaduug irr» Autln ad: moaalllch ^l 9.— Di,vrorge»chlu»gabe rrichein« täglich'/,7 Uhr, dt« Abeud-An-gab« Wochentag« b Uhr. Nekctio« ««> Lr»Eo«: Johanne-,asse 8. Dtrkrpedittoa istWocheatag» anuaterbrochea g«SM»«t vo» früh 8 btt AbeudS 7 Uhr. ' smc> > Mialeu: vtt» kl«««'« «ortt«. (Alfred Hat«)» Uuiversitätsstroße 1, , L-ni««-,»-. Lathariaeustr. 1«. pari, uud «öaigtpla» 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. ÜWN für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Jnsertiotrspreis Die 6 gespaltene Petitzcile 20 PA Neclanirn unter dem Redaction-strlch (« dt» spalten) 50-eZ, vor den Fomtlieiinachrtchte« zO gespalten) 40^. Gröbere Schrillen laut unserem Preis« verzetchuiß. Lai-ellarlichcr und Zisstrnjatz nach höherem Tarif. Srtra-Vktlagcn (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung LU—, ml» Poslbesörderung 70.—- Ännalimelchlub sür Inserate: Abead-AuSgade: Vormittag- 10 llhr. Morgen-Ausgabe: Nachmluag- «Uhr. Sonn- und Festtag- früh ',,9 Uhr. Bei den Filialen und «anaLmesiellea >e ein» halbe Stunde früher. Inserat« find stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Potz in Leipzig. Montag den 19. September 1892. 86. ZahrMiisi Amtliche Bekanntmachungen. Leklnilitmachung, Gr»eralredtfi«n üder »te Droschken detreffcn». Die Beueralrevision über die Droschken und deren Bespannung und zwar über diejenigen mit ungerade» Nummern, al» 1, 3, b u. s. w-, fall Freitag, den SS. Septemder 18V2. ans dem Fahrweg an der Lrtdüiie der Nenndahn stattfinden. Die AuffahrtSzeiten werden wie folgt festgesetzt: <k- haben ain gedachten Lage ihr« Geschirr« vorzusahren bi« Loncessionare mit den Anfangsbuchstaben T—? vornrtttag» 8 Uhr 0—ck . 9 . L-dl . »/.IO - dk-S . '/.II - Scd-2! . '/«IS ' ^ , »»d zwar derart, daß die Droschken nicht etwa nach und nach z» anderen als den Vorgebachten Stunden ansahren, sondern das die sammtliche» zu ein und derselben Zeit vorzufahrenden Wagen aus einmal und Pünktlich zur festgesetzten Stund« aus dem BustahrtS- platz«, der von den Aussichtsorgane« am Tag« der Revision noch speciell angewiesen werden wird, zur Stelle sind. Die Loncessionare, welch« bet Borsührung ihrer Nummern zu. gegen sein müsse«, werden insbesondere daraus ausmerksam ge macht, daß bei dieser Revision di« Droschken durchgehend- gut lackirt, die Sitzkissen und Rückenlehne» gut gepolstert und mit rein- lichrn, keineswegs desecten Ueberzügen versehen sein müssen. Ferner ist auf die gehörig« 5 ^ Augenmerk zu verweil bestehen, gut geschwärzt . Probegeschirr möglichst -„gepaßt sein, wie denn überhaupt die Droschke» durchgehend- allen übrigen Bestimmungen in tz. S de- Droschken-Regulativ« vom 5. October 1889, die Dienstkleidung der Droschkensührer aber genau den Vorschriften io tz. 10 d«1 an- gezogene» Regulativ- entsprechen müsse». Zuwiderhandlungen gegen vorstehend« Anordnungen werde» nach tz. äl do« Regulativ» bestrast werden und hoben die Loncessionare ' Befinde» iib»rdi«« die Außerbetriebsetzung d« nicht vorschrtst«- gewürttge». cten Ueberzugen venencn ,«,n muyen. ferner Instandsetzung der Pierdegeschirr« besondere« noen; dieselben müssen au» gutem Lederzeug rzt und dem beim Polizeiamte ausgestellten »ach Blinde» iiberdie« di« «ußerl -W-L-LKK v. ». «NA trelMntt »er «taßlEeliPl» vr-tschnotder. poMche Tagesschau. * Leipzig, t8. September. siegen dir Steuerleute dcS neuen CnrscS wird bekanntlich von allen Seiten der Vorwurf der Pro gram m- tosigkeit erhoben und von ihnen eine klare Darlegung der Ziele gefordert, nach denen sie streben. Jener Borwurs ist ebenso gerechtfertigt wie diese Forderungen. Aber die Ge rechtigkeit verlangt auch daSZugeständniß, daß die herrschenden Parteiverhättnisse den leitenden Kreisen eine scste Stellungnahme außerordentlich erschweren. Die Konser vativen laboriren an einer Prozrauimrevision, die erst zeigen soll, was die Mehrheit der Partei eigentlich will, und was daS Centruin und die Deuts chfrei- innigen betrifft, so ist bei ihnen die Verworrenheit und Ziellosigkeit womöglich noch größer. I» Preußen hat sich im Gefolge deS Votksschulgesetzes und anderer Borgänge das Bündniß zwischen Conservativcn und Cenlrum so fest zu- sammengcschlossen wie rS noch niemals der Fall gewesen; die ReichStagSwahlen der jüngsten Zeit ließe» daraus ein bezeichnendes Licht fallen; daS reacnonaire Cartel ist hier lbalsächlich abgeschlossen. Diese Erkenntnis, bat auch die beiden liberalen Parteien in Preußen etwas näher gesiibr«, Lekarmtmachunß. Die ferner« Ausgabe von Synngogenkarten findet Montag, den IS. September. S—5 Uhr Nachmittag« in der Gemeilldekanzlct (Ehnagvgengeväud«, 1 Treppe hoch) statt. Wir bitten, bei Abholung der Karten di» bisherig»» Karten «nd di« diesjährigen Gemetndrstruergnittnnge« mitzubringen. Leipzig, 16. September UNS. Der Vorstand der Israelitischen ReligionSgemeiude zu Leipzig. Lau-Äreal in »Schster Näh, d«g vahntzas« n«d der barttzMaltzung, schön gelegen, hat billig »n vertaasea Der Stadtrath »u Zwenkau. jetzt da- sie Berbindcnde mehr in den Vordergrund zu stellen hätten als daS Tr-nuendr. Ma» sollte denken, eine politische Situation, dir sür den größte» Thcil Deutschlands gilt, könnte nicht wohl in einem einzelnen Lande geradezu auf den Kopf gestellt werden. Das ist aber in vollem Um fang bei Vorgängen der Fall, dir sich gegenwärtig in Baden abspielcn. Dieselbe CcutrumSvartei, di« in Preußen ihren reaclivnairen Charakter mehr scharf genug herauslehren kann und nach der Parole .Nieter mit dem Liberalismus in jeder Gestalt" verfährt, buhlt in Baden, wie schon an anderer Stelle berichtet, im Hinblick auf dir nächstjährigen Landtags wahlen um die Gunst der Demokraten und Freisinnigen in bettelhastrr Weise, betont nachdrücklich ihre demokratischen Grundsätze und findet allem Anschein nach wirklich aeneigie« Gehör. Auf einer deutschfreisinnigen Versammlung m MoSbach, der auch viele katholische Geistliche beiwohnten (!), wurde erklärt, wenn wa» auch in der Schulsrage gegen das Centrum sein mlissr, so verbinde doch das Bestrebe», die liberale (!) Kamintriiiebrheit zu brechen, Deutschfreisni» und Centrum zu gemeinsamem Vorgehen. Den badischen Links liberalen, welche bei den vorigen NeichstagSwablcn die alten nationalliberalen Wahlkreise dem Ccntruiu zur Verstärkung seiner Machtstellung im Reichstag auSlicjcr» halsen, ist e« also noch keineswegs zum Bewußtsein ge kommen, welche» Mißverhältniß darin liegt, im Norden deS Reichs den UltramontaniSuiuS als die gefährlichste Kerntruppe der Reaction bekämpfen zu wollen, im Süden aber Hand in Hand mit ihm zu gehen als der Partei echt demokratischer Grundsätze. Aber im gemeinsame» Haß gegen die Nationalliberalen finden sich die größten Gegensätze zusammen. Am l3. October soll in Offenburg ein demo kratisch - freisinniger Parteitag stattfinden. Er wird obnc Zweifel das Wahlbündniß mit dem Cenlrum gutheißen. Eine tollere Confusion ist kaum denkbar, und wenn die Herren Grafen Caprivi und Eulcnburg demnächst im Reichstage und im preußischen Abgeordiietenhause nach ibren Zielen gefragt werden sollte», so wnnle» sic mit bcrechligiem Holm entgegnen, diese Ziele seien mindestens ebenso klar ersichtlich wie die der Conservativcn, des Centrumö und der Teutschjreisinnigen. Unzertrennlich von der Ziellosigkeit der Parteien ist das Bestreben ihrer Mitglieder, ihren Anhang durch unerfüll bare Versprechungen und eine Schacherpolitik zu rer» mebrcn, die von derselben Seite der Ncgicrnng zum schwersten Vorwurse gemacht wird. Schacberpolitik ist es z. B, wenn die „Freis. Ztg." des Herrn Eugen Richter, um die Stimmen der Landkräiuer und Kleinkauslentc im RcichS- tagSwablkrcise Löwcnberg aus den freisinnige» Candidatcn zu lenken, verlangt, „daß die ganzen Bestimmungen über die Sonntagsruhe dcS Handelsgewcrbcö für Ort schaften unter 10 00» Einwohnern außer Kraft gesetzt werden". Mit Recht protcstirt die „Frkf. Ztg." gegen diesen plumpen, schacherischen Versuch, zur Verbesserung einer Wahlchancc die Wohllbat der kansinäniiisctien SomitagSruhc sür die Kleinstädte deS ganzen Reiches wieder zu beseitigen, folgendermaßen: „Es sei ganz davon abgesehen, daß bie Berusiing der „Freis. Zeitung" aus tz. 10b« der Gewerbeordnung, wonach durch Ber- üguug der höhere» Verwaltungsbehörde» „Ausnahmen zugclassen werben sür die Gewerbe, deren vollständige oder theilwcise Aus- Übung a» Sou», und Festloge» zur Befriedigung täglicher oder an diesen Tagen besonders bervortretender Bedürsnilie der Bevölkerung erforderlich ist", schon formell ganz hinfällig. Wie der Wortlaut diese- Paragraphen zeigt, handelt e» sich hier nur um „Ausnahmen" sür einzelne „Gewerbe" innerhalb de- gelammte» Handels einer Stadt oder eine- Bezirkes. Die Aushebung der gesainniteil Sonntagsruhe für alle Stabte mit weniger ai« 10 000 Einwohnern könnte in keinem Falle durch einen Act der VerwaliungShehörde, sondern nur durch Gesetz vollzoacii werde», und es i»u„ Wunder nehmen, daß der Abg. Richter in btese», Falle wichtige conslitutioneNe Pruiidrechte so ohne Wettere« an die Verwaltungsbehörden preiS- geben will. Doch die- nur nebeittzet. Bor Allein liegt sachlich auch nicht der geringste Grund zu einer so reaetivnairen Maßregel vor, »ie die „Freis. Ztg." besürwvrtet. Wäre da« Blatt richtig orientirt, i» «üed« e- au» der Fachpresse der Eoloniaiwaarenhandler ersehen, daß es nicht blo» Gegner, sondern auch sehr warm« Freund« der Sonntag-rube, womöglich der »o> situ Ligen, „ich ln den Kreisen der Iklciiikausleute N>'bl. die schon wieberholt Stellung gegen da« wüste Geschrei der Gegner genommen haben »»d über de» erreichten Fortschritt herzlich froh sind. Außerdem aber ist die Sonntag-rnbe doch sozusagen auch sür da- Personal gedacht, da- gerade in den kleineren Geschäslen der Provinzslädte Wochentag- ganz anormale Arbeitszeiten hat und die SuniitagSklihe »och weit mehr benülhigt als die Gehilfen der Großstädte. TeShall» dürste die „Freis. Zt»." mit ihrem Vorschläge wohl ganz allein stehen: er ist weder i» den thatsächlichen Verhältnisse» begründet, »och auf dem von ihr angc- geben«» Wege durchführbar." Die Enthüllungen des „GanloiS" über den angeblich beinahe Unterzeichneten sranzösisch-russisch - türkischen Offensiv- und Defcnsiv-Vcrtrag werden von mehreren Organen der Pariser republikanische» Presse mit uiiverhvble- nem Spott ausgenommen, von den Andern aber mit allen erdenklichen Vorbehalten nackgedruckt. „Der „GanloiS", so be merkt der .Jour", .hat den Pcrtrag noch nicht belastet, aber er kennt Zeniand, der Oeniand kennt, der ... Sic habe» offenbar die Geschichte des Sapeurö Hachemann gelesen, der annähernd Trüffeln gegessen hat, weil er mit eincmOrkoniianzsoltaten eines Hauplttianiis gesprochen, der,.. u. s. w." Noch lustiger Ilinat die Besprechung, welche Erncst Leblanc dem großen diplomatischen Geheimnisse im „National" widmet. Dieser hat nämlich herauü- gefnnden, daß der eigentliche Urheber der neuen 'Tripelallianz Niemand ander« ist, als der Dichter Henry de Bornier, Hätte de Bornier nämlich nicht seinen .Madomct" geschrieben und im Thöätre srantzaio cingereicht, rann wäre der Sultan nicht ungehalten gewesen und der Papst hätte nicht l ei Herrn Carnot das Verhol de« sür den Beherrscher aller Gläuhige» so unaiigcnchnien Theaterstücks erwirken und demnach auch nicht den Grundstein des von ihm so geschickt hcrheigesnkrten neue» Dreibünde« legen können. Die znm miudeston kühne Behauptung dcS Gewährsmannes des .Ganioiü", der Papst hahc die Nentraiisiruttg Böhmens auSgcsonnc», weil die Czcchcn im Falle eines Krieges sich weigern könnten, mit dem Dreibünde zu inarschiren, wird soigcndcrnlasien vom .National" abgclhan: „Wir wollen den römischen Gewährs mann des „GanloiS" daran erinnern, daß im Jahre l810 mehrere Diplomaten von seiner Stärke versicherte», daß die Bayern »nd Hannoveraner, die unznsricden waren, den Militairdienst verweigern wurden. Wir habe» gesehen, :n welcher Weise diese Prophezeiungen sich bestätigt haben." Zn Allem obendrein sind, wie wir schon mulöeiilcil. alle Meldungen über den Abschluß eines französisch-rniiisckc» BüiidnißverlrageS von der russische» Bol,ohajt in Paris kategorisch dcmentirt worden. Ganz abweichend von Gladstonc bat sich über die irische Frage vor Kurzem der Marquis vo» Lorne, der Sohn des unionistisch gesinnte» Herzogs von Argyll und Schwieger sohn der Königin, i» einer Abhandlung ausgelassen, AIS ehemaliger Statlballcr von Canada spricht der Marquis, der seinem Parteibekcniiinissi nach Liberaler, aber nicht G>ad- sloniancr ist, ans Erfahrung über Homcrnlc, Mit aller Ent schiedenheit warnt er davor, daS Vereinigte Königreich staatlich in besondere .nationale" Gruppen abzuscheiden. Er vertritt kräftig den Grundsatz der örtliche» Selbitverwaltung in kleineren Bezirken, ist oder überzeugt, daß die besondere politische Ge staltung einer „irischen Nation" den Keim künftiger schweren Gefahren in sich tragen würde. Der Marquis von Lorne erkennt a», daß das protestantische Nolk von Nord Irland, das die wirkliche Lage ke»»t, alle k/rsache hat, aeg-n die „infame Verschwörung" aus seiner Hut zu sein. T >e'i'olilik Gladstonc'S bezeichnet er als die „eine-Feigling- und cine»Raus- boldes". Feiger Weise wollte man die retchüirenc Bevölkerung ZrlantS den Feinten als Opfer hiuwerfe», und w'».- tiefe sich zur Wehr setzen zn wollen erklärte, so drohe man ibr mit zwangs weisem Eins chrcilc». Dies alles zu Gunsten einer Partei, die vo» vornherein den Grundsatz der .llebertragung und Uebcr- wachnng" verwerfe! Om Anschlnsse an eine vor vielen Fahren von Lord Ivb» Russell geäußerte Ansicht meint Lorne. cS ließen sich Landtage in den vier Provinzen von Irland cinleyc», nicht aber ein geineinsames Parlament. Indessen besitzt England selbst keine Provinzial-, sondern nur Grasschasls-Vcrlauiiiilnngen, und aus naheliegenden Gründen empfiehlt c« sich, wie wir glauben, auch in Irland nicht darüber hiiiauszugchen. F««illeton. Arbeit »nd Spiel. A-uztr»a verSctm. „Ich bla »u alt, um nur zu spielen, Zn jung, um ohne Wunsch zu sein." Goethe s Faust. Arbeit und Spiel — Ehrfurcht gebietende Greisin, die da« Schwerste überwindet, und harmlose« Kind, das keine Gefahren kennt! — Beide für den Charakter und die BildungS- ' nsr eine« Volke« bezeichnend. In Deutschland werden sie und planmäßig betrieben, wodurch leibliche und pädagogisch «nd planmäßig betrieben, wodurch leibliche und geistige «raste gefördert werden, damit ein kräftige- Geschlecht erhallen bleibe. Die Arbeit besteht entweder nur in Anwendung physischer Kraft, oder eS werden Fertigkeit und Kenntnisse vorausgesetzt, um auf die Idee des Schönen einruwirken; aus höchster Stuf« dringt fie, rein geistig im Denken und Darstellen, als Wissenschaft und Kunst, m die einsachsten und höchsten Verhältnisse de- Leben« ein, um st« al« Idee de» Har- inonlscheu und Zweckmäßigen zu beherrschen. Solcher an strengenden Tbatigkrit darf die Erquickung nicht versagt werden; aber Unzeit und Uebermaß wirken schädlich. Die Rubrik „Arbeit und Spiel" soll „den Leidenschaftlichen" nicht verdächtig erscheinen, weil von einer Erklärung des Spiel- nicht abgesehen werden wird, obwohl ganz reifen Jünglingen gegenüber, denen „die Sachen" geläufig sind, füglich davon abgesehen werden könnte. Weder Hoch schule, polytechnische Lehranstalt, Eonservalorium noch Ge schäft haben oder beanspruchen ausschließliche Anwartschaft auf einen „derartigen Zeitvertreib", und dem „auSrangirlen Philister" ist da« Recht, seinen lieben bekannten Spielen ein Stündchen der Freude oder Erholung zu danken, nicht streitig zu machen. E« soll ja keine Gelegenheit zu all «meinen Borwürfen an- deu Spielen hergeleitet werten, o lange dieselben au« dem freien Willen hervorgeben und eine nicht zu anstrengende Beschäftigung de« Geiste- oder de« Körper« sind, wodurch Erfrischung, Unter gent f> Haltung und Freude erzielt wird. Freilich, wenn der e>^ liche Beruf, durch das zu lange auSacdehnte Spiel (Billard, Kcgeh Schach, Scat), selbst zum Spiele wird, dann kann von feinem wesentlichen Beitrag« zur Ausbildung des Körper-, einer Befestigung der Gesundheit, Förderung der Beobach tung«. und Erfmdung«gab« und de« Scharfsinn« kaum medr die Rede sn», abgesehen von Hazardsvielen (Faro, ulette). deren einziger Zweck der Gewinn und dw auf verderblichste Art den Ber er Spielende» untergrabeo. da« Familienglllck Sittlichkeit bo« » - - Kong« et voir, durch Zufall , mögrnszastand der Spielende» untrraraben, da« Fam zerstöre« und bi» Sittlichkeit de« keibenschaftliche» Spieler« vernichte». Es wird nicht nur seit gestern oder heute gespielt, und Deutschland hat weder die frühesten noch die ein zigen Spieler aufzuweisen. Griechen und Römer liebten da- Ballspiel und die Nichterspiele der reifen Jugend, und Palamede«, ein Held de« nachhomerischen troischcn Sagen kreise», der al- Erfinder der Buchstaben, der Lcuchttbürme, der Maße und der Waage genannt wird, hat für sich und seine Freund« da« Wurfscheiben- und Würfelspiel erdacht, »nd daS Brettspiel (Petteia) erscheint bereit- bei Homer (Odyssee l, 107) als Unterhaltung der Freier in Ilbala. In den seltensten Fällen spielt ein Mensch allein. Zerstreuung, Erheiterung und Anregung werden in Gesell schaft gesucht. Wer sängt bei den Bewegungsspielen den aufgegebenen Ball oder Reifen und schlägt d>r sich Bahn brechende Kugel zurück, wer glaubt bei den Rnhespiclen an Beobachtung, Ansnierksamkeit, Witz und Geistesgegenwart, wenn man nicht Mensch unter Menschen ist? Die Isolirung verdirbt den Geschmack am eigenen Ich, und E inzelspicler (Selbstlegcr der Patience n. s. w.) gleichen jenem vielbesproche nen Findling und angeblichen Erbprinzen von Baden, KaSpar Hauser, der bi- zu seinem reisen Jünglingsalter mit zwei hölzernen Pferden spielte; sie verhängen über sich selbst die Gefangenschaft im eigenen Hause, welche Strafart, als Stuben arrest, nur noch beim Militair verkommt. Der Trieb zur Arbeit sür sich allein genügt nicht, cS gehören auchKörpcrkraft, Geschicklichkeit, Umsicht, CombinationS- gäbe, Ausdauer, Eiser und Fleiß dazu. Wie der Arzt und der Jurist sehr viel Vertrauenswürdigkeit erheischen', so sei auch bei den einfachsten Arbeiter» Treue, Redlichkeit, Zu verlässigkeit, Gewissenbasrigkeil anzutreffen, weil unser sociales Leben in Frage steht, wenn bei der Gcsammtarbeit daS Vertrauen seblt, neben welchem auch Energie, Zähigkeit, Pünktlichkeit, Geschmack und Sauberkeit gefordert werden müssen, die beim Menschen, der von Geburt au« natürliche Anlagen hierzu mitbringt, durch Schule, Hau« und ösfent- liche« Leben vortbeilhast beeinflußt werden. Nur wenn die Aussicht auf Erfolg und Vergeltung günstig ist, wird der Trieb zur Arbeit in Schule und Leben sich steigern, weil dadurch der eigene Werth geltend gemacht »nd die eigene Lage verbessert wird; aber Beschwerden und Unannehmlichkeiten verderben mit der Zeit selbst den Ge schmack der Neigung für die dem Einzelnen am meisten zu sagende Beschäftigung. DaS haben auch Europa- bewährte Pädagogen längst erkannt. Sie waren bei klarster Kennlniß der mcnschltchen Natur im Allgemeinen auch fabig, den einzelnen Menschen zu durchschauen »nd zu leiten, sie saben die schönsten Ideale al- Ziel ibre» Leben« vor sich und habe» auch den richtigen De» zu diesen Idealen gefunken. So soll, nach Pestalozzi'«*) pädagogischem Programm, 1 Pestalozzi, der einflußreichste Pädagog der neuer» Zelt, wurde zu Zürich am IS. Jan. 1716 geboren und starb 17. Yebr. 1897 ,» Brugg im Aargait. auf dem Fundamente von .vernünftig betriebenen Spielen", die allgemeine Emporbiidnitg der inncin Kräfte der Mcnschen- na«ur zu reiner MenscheuweiSheil der allgcmeine Zweck der Bildung auch der niedrigsten Menschen sein. Ucbung, An wendung und Gebrauch von Kraft und Weisheit, in de» besonderen Lagen und Umständen der Mcnschbeit, sei Berufs- und Stande-bildung, welche stet« dem allge meinen Zweck der Menschcnbildnng untergeordnet sein muß. Da« Lernen soll mit dem Arbeiten, der Unterricht mit Industrie verbunden sein, und de» Spielen soll der Reiz nicht fehlen. — Jean IacqueS Nonssean, dessen Bater nicht nur duldete, daß sein Sohn mit sieben Jahre» Roman« las, sondern auch selbst mit laS, ging in seinem .Emile", den Goethe da« Naturevangeliuin der Erziehung nannte, z» weit, indem er in dem Wilden, mit seinen Natnrspielen, sein Ideal sür die Erziehung eines Menschen erblickte. Fröbcl*) wollte die Jugend, bei beständiger Berührung mit der Natur, all seitig anrcgen und anlcitcn; er verwcnbete planvoll grnppirte Bewegniigs- und GeisteSspicle Ganz Vorzügliche« leistete auf diesem Gebiete der durch seine Tbätigkeit sür Reform der physischen Erziehung ausgezeichnete Sck>rebcr (geboren 15. October 1808 zu Leipzig, gestorben 10. November 1801 >, welcher von 1819 bi- l850 als Mediciner die vo» EarnS gegründete orthopädische Heilanstalt leitete. An« der deutschen Vorzeit baben wir da- uralte Kegeln, den Schwcrttanz, da« Sleinstoßen, Speerwerfen, Wettlaufen, die Kampsspiele, Ritterspielc und Turniere. Ebe Geld ge münzt wurde, spielte man, wie beim Tauschhandel, um Tbierc oder Waare, nnd die Fertigkeit im Gebrauch der blanken Waffen, im Kamps zu Zweien, ist noch jetzt ein Mittel, die Gewandtheit und Sicherheit der Bewegung des Körpers ;» fördern, Muskeln und Nerven z» stählen, den persönlichen Muth zu hebe», die Willenskraft und Enlschlossenheit zu stärken. DaS Stiergcstcht entspricht, als Spiel, nicht dem deutschen Geschmack; cS ist eine spccisisch spanische Volksbelustigung, gewerbsmäßig von bezahlten Sticr- kämpsern (ToreroS) betriebe». — In England wird den Spielen großer Werth bcigclcgt. An allen Untcrrich««- anstalten, bi« hinaus zur Universität, wird den Wett spielen sehr viel Zeit gewidmet. Ein 'cköoeS Spiel ist es, durch natürliche Blumen Gedanken und Empsintiingen a»s- zudrücken und Andern mitzutbe'len. (Vergißmeinnicht: An denken, Klette: Anhänglichkeit, Tansentschön: Aninuth, Veilchen: *) Friedrich FrSbel, deutscher Pädaqog, qeb. 91. April 1789 zu Oberwetßbach tm Schwarzburg-Nudolstadiilchen, war 1811 Lehrer an der Pestalozzischen knabenerziebnng-aiislalt de- Professor- Pla- mann in Berlin; im Lützow'schen Eorp« machte er di« Feldzüge von 1819 und 1811 mit, wirkt« sehr segen-reich al» Begründer der Kindergärten und durch seine Anregung zur sorgfältigen Beachtung der Bedürfnisse der Kinder im zartesten Alter. Den ersten Kinder» garten begründet« er 1810 ln Blaal-aburg (LhKrtngen). Lr starb !l. Iult 18ü» t» «artenthal. Bescheidenheit, Gänseblume: Dummheit, Rittersporn: Ehre.) Diese Erfindung de« sonst nicht spielreichcn Orients bat stets dem zur Einsamkeit deS Harems vernrthcilten schönen Ge schlecht als beredter LiebeSbote gedient. — DaS Billard (srz. tiillv, Kugel, Ball- ist schon im 10. Jahrhundert bekannt als „eine viereckige, auf seck'S starken Füßen rußende, borizontal liegende Tafel, halb so weit als lang und die Oberfläche mit grünem Tuch straff überzogen". In niisercii Tagen ist diese Tafel von einem an-Gummi gefertigte» Rand nmrahmt; die in der Milte aufgesetzten Billardbälle erhalte» noch jetzt, wie damals, vermittelst der OucucS (Billardstöcke) Hoch-, Ticf- oder Klappstößc, wodurch sie sich nach dem Gesetze der Elasticilal bewegen, und entweder nicht oder dock, „gemacht" werden, indem sie caramboliren, wa» so viel beißt, daß der Spielball, nach seinem Abprall vo» den« Gespielten, noch einen andern aus dem Billard befindlichen Ball berührt. «Bekanntlich werden Beutelpartie» nicht inehr so viel nnd so gern gespielt wie in früheren Tagen.) Die Lederspitzc am Onene, durch welche der sog. Effetsioß ermöglicht wird, wurde >827 vom Franzose» Mengand eingesiibrt. während das Bekleiden der QueneS schon seit 1818 besteht. DaS Btllardspicl ist der Gesundheit zuträglich »nd fördert die Geschicklichkeit; doch sei hier nackdrücklich vor seiner zu großen Anziehungskraft gewarnt, damit Tagcspsliwlen und Schlaf darunter nicht zu leiden haben. — Da« in Dcntschland so beliebte und sekr verbreitete Ccalspicl (allfranzösisch oscaick, Scart --- daS Weglegen- ist vom Advo- caten Henipel in Alten bürg l8I7 ersnnke». Es wird gewöhn lich von drei oder vier Personen (die vierte fällt der Reibe nach auS> mit deutscher Karte gespielt. Junge Leute werten beim „Bierscat" gut th»n, deö Guten nicht zn viel ;n tbun, damit sie nicht „Sckwarz" oder, trotz der Matadorc, .Schneider" werde». Da« deutsche volkstbümlicbe Kartenspiel .Schaslops" verdankt seinen Name» dem Gebrauch, beim Aukrcidc» der gewonnenen Partien, die Striche zu dein Bilde eines CchaskopsS zusammen ;» setze». — Das Turnen (alt deutsch: turaau, drebcn; griechisch lateinisch: toiuarc-, runcen, drehen) bietet die „Grundlage für leibliche Fertigkeiten" (Tanz, milttairische BcwcgnngSsvrmc», Reiten, Fechten), und umfaßt i» Deutschland die Gcs'ammthcit der geregelten Ausbildung des menschlichen Körper-, Arbeit und Spiel nennen die ganze Erde ibre Heimath; sie sind universell. Bei der Arbeit soll bor Ernst wallen, der diejenige Stimmung hebt, die aus der Erwägung der böberen Zwecke de- Lebens bervorgeht: beim Spiel mögen Scherz und Spaß, Heiterkeit und Frobsinn al« glückliche Stimmungen gelten, die, wenn sie nicht Verstellung und Täuschung sind, so lange al» Segnungen betrachtet werden dürfen, al- sie den Ernst nicht vernichten. vr. S. Klein.
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