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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. priennmveanäo. Anzeiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 7«. Dienstag, den 2S. Juni I88V. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Die eommnnlichen Anlagen pr. III. Termin sind innerhalb 14 Tagen, spätestens aber bis zum 10. Juli a. v. an hiesige Stadtcasse zu entrichten. Nach Ablauf obiger Frist wird gegen die Zahlungssäumigen das Mahn- resp. Executionsverfahren eingeleitet. Zwönitz, am 21. Juni 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Nagesgeschichte. Deutschland. Der „Berliner Conferenz" ist der Bericht ihrer fachmännischen Commission zugegangen, welche am Sonnabend be- rathen werden solle. Rußland ist offenbar mit dem Gange der Ver handlungen nicht zufrieden, denn ein russisches offiziöses Blatt schreibt: Die Conferenz geht unter in der allgemeinen Gleichgültigkeit, mit der sie betrachtet wird. An dieser sei indessen nichts Wunderbares, da mail doch von Diplomaten „zweiter Größe" nicht erwarten könne, daß sie Fragen endgiltig lösen, an welche sich Diplomaten erster Größe umsonst gemacht Hütten. — Nach dem Schluß der Berliner Conferenz werden die in Berlin befindlichen Chefs der Botschaften und Gesandtschaften Berlin verlassen. Ebenso werden die preußischen Minister nach dein Schluß des Landtags ihre Urlaubsreisen antreten, so daß immer nur zwei bis drei Mitglieder des Ministeriums gleich zeitig in Berlin anwesend sein werden. Erst im Spätherbst ist auf den Wiederbeginn legislatorischer Arbeiten für Reichstag und Land tag zu rechnen. In den Vernfungsterminen beider Körperschaften sind keine Aendcrmigen gegen die Vorjahre zu erwarten. Frankreich. Das Land, welches sich gegenwärtig wegen einer Hand voll verbannten Lumpengesindels echauffirt, zollt dem eigent lichen Vater der Amnestievorlage, dem Herrn Gambetta, einen über mäßigen Tribut der Verehrung und Bewunderung für dessen neueste Heldenthat, seine Rede zu Guusten der Amnestie. Nicht genug, daß diese phraieurciche Rede auf Kosten der Staatskasse in allen Kom- mnnen Frankreichs öffentlich angeschlagen wurde; in der ganzen republikanischen Partei ist das Urtheil darüber einig, daß es in Frankreich »nr einen Staatsmann, nur einen Redner giebt und das ist Gambetta. Seine Organe fordern ganz ungenirt, daß er sofort die Bildung einer neuen Regierung übernehmen solle. — Gambetta ist der Kaiser der Republik. Daß sich selbst besonnene deutsche Jour nale, wie die „Post", für Gambetta begeistern können, muß Wunder nehmen. Akan hat wahrscheinlich die Andeutungen des Exdictators in seinen Reden, von „der letzten Hoffnung, dem letzten Gedanken Frankreichs" (dem Heere nämlich) nicht gebührend gewürdigt. Ohne Schwarzseherei zu treiben, mag doch daran erinnert werden, daß ge rade diese Stellen so großen Wiederhall im französischen Volke finden und daß das Nationalfest am 14. Juli in dieselbe Woche füllt, wie der zehnjährige Gedenktag an Frankreichs frevelhaften Ueberfallsplan gegen Deutschland! England. In vergangener Woche ist im englischen Parla ment der äußerst seltene Fall eingetreten, daß es eines seiner Mit glieder wegen fortgesetzten Ungehorsam gegen die Anordnungen des Vorsitzenden cinhaftiren ließ. Die Negierung hatte ursprünglich für den Betreffenden, Abg. Bradlaugh, Partei genommen, und zeigte dabei wieder einmal, daß sie keine Gelegenheit vorübergehen läßt, die geeignet scheint, sich vor aller Welt nach der Möglichkeit zu bla- miren. Und diese Negierung besteht doch aus denselben Leuten, die früher nicht müde wurden, die Regierung Lord Beaconsfield nach Kräften zu schmähen und sie beim Volke zu denunziren. Jetzt, wo sie zeigen soll, daß sie es versteht, häuft sie Dummheit auf Dumm heiten.— Der Ausbruch einer Hungersnoth in Irland beschäftigt die leitenden Kreise Englands in hervorragender Weise. Im Unterhause erkundigte sich Mr. Sullivan, ob die Zeitungsnachricht, daß in den Nothstandsdistricten der Hungertyphus ausgebrochen, wahr sei. Der Staatssecretär für Irland erwiderte, er hoffe, die Nachricht sei über trieben. Es lasse sich nicht leugnen, daß in mehreren Districten Irlands ein Fieber grassire, aber es wäre nicht der Hungertyphus. Belgien. Der Bischof Dumont von Tournai, den der päpst liche Legat als geistig unfähig von der Verwaltung seiner Diöcese hat entfernen lassen, bringt jetzt ein Zeugniß über seinen geistigen Zustand bei, das von dem Leibarzte des Papstes im vorigen Jahre, wo inan die Zurechnungsfähigkeit des Bischofs bereits anzweifelte, als der Bischof sich in Rom aufhielt, ausgestellt ist. vr. A. Ceccarelli bescheinigt, daß er Herrn Dumont aufmerksam beobachtet und ihn frei von jeder physischen Krankheit und im vollkommenen Besitze seiner geistigen Fähigkeiten gefunden hat. Türkei. Im Anschluß an die Meldungen von den Kriegsvor- bercitungen der Pforte wird aus Petersburg gemeldet, daß es auf der ganzen Balkanhalbinsel in bedenklicher Weise gähre. Von pan slawistischer Seite ist in Bulgarien so viel Wirrsamen gesäet und eine so energische Agitation getrieben worden, daß es für Rußland, auch wenn es will, schwer sein muß, die Geister wieder zu beschwich tigen lind zurückzuhalten. Bereits seit einiger Zeit gelangen Nach richten hierher, welche ernste Ereignisse in Aussicht stellen und man kann sich gewissen Besorgnissen in dieser Richtung nicht entschlagen. Herr von Saburow, der jüngst aus Petersburg nach Berlin zurück gekehrt ist, wird sich jedenfalls davon unterrichtet haben, was man daselbst im Augenblick für zweckdienlich hält. Man munkelt nämlich davon, daß Ostrumelien sich gewaltsam erheben würde, um seine Ver einigung mit Bulgarien zu erzwingen und daß Bulgarien ein heim liches Schutz- und Trutzbündniß mit Griechenland abgeschlossen habe. Lokales und Sächsisches. — Jni Königreich Sachsen verunglückten nach den Angaben des statist. Jahrbuches im Jahre 1879: 686 männliche, 150 weib liche, 6 olme Angabe des Geschlechts, 842 Personen überhaupt; darunter sind 89 am 1. December 1879 im Zwickauer Brückenberg schachte verunglückte Bergarbeiter. Die Unglücksfälle vertheilen sich wie folgt: Ertrunken sind 283, erschlagen, verschüttet, erdrückt 74, herabgestürzt, gefallen 99, überfahren 63, verbrannt 137, vom Blitz getödtet 7, erschossen 4, erfroren, 42, vor Mattigkeit umgekommen 1, vergiftet 5, sonstige Unglücksarten refp. tödtliche Verletzungen 41, im Freien vom Schlage getroffen 79, unbekannte Unglücksarten 7. Dresden, 23. Juni. Vor mehreren Tagen erhielten die iir dem Dorfe Lugau des sächsisches Erzgebirges wohnhaften Eltern eines Mädchens, welches bisher in Aujsig gedient hatte, von einer angeb lichen Freundin derselben einen Brief aus Dresden, in dem ihnen unter der Aufforderung, schnell nach Dresden zu kommen, geschrieben wurde, daß ihre gedachte Tochter hier aus Lebensüberdruß sich ent leibt habe. Da den Eltern über die Sache denn doch einige Zweifel beikommen mochten, fragten sie zuvörderst bei der Behörde telegra phisch an, ob über den Tod ihrer Tochter hier etwas bekannt sei, und konnten sie alsbald die Antwort erhalten, daß jene ihnen zuge gangene Nachricht sich nicht bestätige. Wie sich nun durch weitere Nachfragen herausgestellt hat, befindet sich das fragliche Mädchen ganz wohl hier in einem neuen Dienst und hat jenen Brief selbst geschrieben und zwar aus dem Grunde, um ihre Angehörigen, nach denen sie große Sehnsucht gehabt, hier einmal sehen zu können.