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Bericht -es Generals Riel über -ie Einnahme von Sebastopol. Sebastopol, 11. Sept. Herr Marschall! Am 8. sept. ist der Sturm auf Sebastopol unternommen worden. Derselbe hat uns zu Herren des Malakowwerks gemacht, dessen Besitz die Verthcidigung der Vorstadt fast unmöglich macht und gestattet, der Stadt die Commu- nication mit dem nördlichen Ufer der Rhede abzuschneiden. Der Feind hat erkannt, daß diese Eroberung entscheidend sei. Nachdem derselbe zu wiederholten Malen mit einem Muth, dem wir unsere Achtung zollen müssen, zur Offensive übcrgeganzcn war, ober gewahrte, daß diese letzten Anstrengungen erfolglos blieben, begann er Abends die Stadt zu räumen; während der Nacht steckte er dieselben in Brand und verwandte seine Pulvervorräthe dazu, die Vertheidiguugswerkc und die großen Etablissements selbst zu zerstören, welche Rußland im Laufe einer langen Reihe von Jahren in dieser Festung gegründet. Er hat alle seine Linienschiffe, Fregatten und kleinern Segelschiffe ver senkt und nur die Dampfschiffe verschont; endlich hat er die Floß- brücke wieder abgebrochen, durch welche er mit den Nordforts >n Ver bindung stand, indem er uns auf diese Weise die Stadt, die Vorstadt und Alles, was sich im Süden der Rhede befindet, überließ. Die Bcrtheidigung ist energisch gewesen: auf mehren Punkten wurden un sere Angriffe zurückzcschlagen; aber der Hauptaugriff, welcher uns den Erfolg sicherte, blieb keinen Augenblick zweifelhaft. Die 1. Di vision des 1. Corps, gegenwärtig von dem General Mac Mabon commandirt, eroberte gleich anfangs das Malakowwerk und behaup tete sich hcldcNmüthig in demselben, da sie erkannte, daß sich der Schlüssel der Festung in ihren Händen befand. Ich werde Ihnen jetzt die Anordnung mittheilen, die getroffen worden txaren, um die zahlreichen Schwierigkeiten möglichst zu vermindern, welche dieser schreckliche Sturm darbot, der nicht auf einen ccrnirtcn Platz mit einer geringen Garnison, sondern auf eine ungeheure Festung unter nommen wurde, die eine Armee vcrtheidigte, welche vielleicht ebenso zahlreich war als diejenige, welche sie angriff. Bei den Angriffsli nien vor der Stadt waren unsere Laufgräben der Centralbastion (Ba stion Nr. 5 der Russen) bis auf SO Meter und der Mastbastion (Bastion Nr. 4) bis aus 30 Meter nahe gerückt. Bei den Angriffs linien vor der Schiffervorstadt hatten die Engländer, welche durch die Schwierigkeiten des Terrains und durch das feindliche Artilleriefeuer aufgehalten worden waren, nur bis auf 200 Meter vor dem Vor sprung des großen Redan (Bastion Nr. 3) vordringen können, gegen welchen ihre Laufgräben gerichtet waren. Vor der Fronte des Ma- umgibr, bis auf 25 Meter nahe gekommen, und unsere Laufgraben brachten uns dem kleinen Redan der Kielbucht (Bastion Nr. 2) ebenso nahe. Dies erwünschte Resultat verdankten wir der unbe streitbaren Ueberlegenheit, welche unsere Artillerie über die des Fein des erlangt hatte. Die Oberbefehlshaber der alliirten Armeen hatten folgende Anordnungen getroffen: Der allgemeine Angriff auf die Festung sollte am 8. September um Mittag unternommen werden. Am Morgen des 5. Sept, sollte die Artillerie der Angriffslinien vor der Stadt und die der englischen Angriffslinien, welche bis dahin weniger lebhaft gefeuert, das Bombardement mit großem Nachdruck wieder beginnen. Niemals ist eine ähnliche Kanonade gehört wor den ; wir halten in den beiden Angriffslinien mehr als 500 Feuer schlünde ausgestellt, die Engländer besaßen deren etwa 200 und die Russen mehr als wir. Das Feuer des Feindes beschädigte unsere Laufgräben, aber cs fügte uns nur geringen Verlust zu. Das un serige kreuzte sich trotz der großen Ausdehnung der Festung über derselben und hat der russischen Armee große Verluste beibringeu müssen. Während der dem Sturm vorausgehenden Tage waren die Arbeiter der Infanterie vornehmlich damit beschäftigt, die vordersten Waffcnplätze zu vergrößern, die Defiles zu erweitern und Vie Mit tel zur Uebcrschreitung der Gräben an Ort und Stelle zu schaffen. Das Ziel aller unserer Anstrengungen war die Eroberung des hinter dem Malakowthurm construirten Werks. Dies Werk (Kornillcnba- stion der Russen), welches eine ungeheuere Redoute, eine Art von Citadelle aus Erdwerken ist, befindet sich auf einem Hügel, welcher das ganze Innere der Vorstadt Kurabelnaja beherrscht. Dasselbe bestreicht den von den Engländern angegriffenen Redan und ist nur 1200 Meter von dem Südhafen entfernt, über den die Russen eine Flcßbrücke geschlagen hatten, welche ihr einziges Communicationsmittel zwischen der Vorstadt und der Stadt geworden war. DaS Mala- kowwerk hat 350 Meter Länge und 150 Meter Breite; seine Brust wehren haben eine Höhe von mehr als 6 Meter und vor demselben befindet sich ein Graben, der unsern Angriffslinien gegenüber 6 Me ter tief und 7 Meter breit ist. Das Ganze ist mit 62 Geschützen von verschiedenem Kaliber armirt. Im vordern Theile des Werks befinden sich, von der Brustwehr umschlossen, der Malakoffthurm, von welchem nur das untere mit Schießscharten versehene Stockwerk übrig geblieben ist. Im Innern des Werks Haden die Russen eine Menge von Ouerschanzen angelegt^ unter denen sich ausgezeichnete Blenden befinden, wo di« Garnison Schutz und Lagerstätten fand, die letztem sind in zwei Reiht« a< 1)27^ Freiberger Anzeiger Ullb Tageblatt. g Ubk Breis vierteljährlich 15 Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bis Nachmittags 3 Uhr 1855. Mittwoch, den 3. -vetober lakowwcrks waren wir der Umwallung, welche den Malakowthurm