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»Mktnl nachmltt«,». — Mn, sprecht» Nr. »l. — Vosischeckkonto L«Ipp, r»4«4.— «emelndealrekont» 14. — v<ml- kont» Darmfttdter Bonk AwU,Niederlassung Hohenstein-Ernstthal — Unverlangt eingesandte Manuskript« »erden nicht »urilckge- schi«. «kinsendungen ohne Ramendnennung flnden keine ilufuapu« unü Anzeiger Bet «lagere Konkursen, Bergletche» ni». »:rd »« vruttodetrag « Rechnung gestallt. Jul Falle höher« »etnaikt — «re», oder sonstig« Irgend welcher Etorruig de» vetrNta» d« gettung, d« kiele-unten »der »er Beshrdrru»gl«<»rwhton«e» — hat d« B» »teha» keinen «niprnch «ms Ltesernn, »der «uchlt-Ierung der Lrttnu, »de, ans r»i«kj»-rn«, de» ivemgUwMie». Hohenstern'Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten GsnerttltMZelger für Hohenstein-Trnstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, LangenchurZdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, G-Una, VUttelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Nußdorf. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamts und deS StadtratS zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften, Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich sür die Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. M. 182 Der Prcls -er einsvalllnen dlnzeinenzeile der Neklamezeile 48 Gvldpsenniae. Für den Nachweis > werden ls Gviopfeiinige^bercchnct. > Freitag, den 7. August 1925 BeguasprcIS halbmonatlich 80 Gal-vlenniae einlchliclilich Traaerlvbn. I 75. Iahrg. Wie Gptantenfrage im Reichstag Eine Eetlürung Stresemanns Bon unserem varlamentarischen Mitarbeiter Berlin» 6. August In der heutigen Reich stagssitzung kmmn die Zustände im Optanten- lager in SchnKdemühl zur Erörterung. Der deutschnationale Abgeordnete Dr. von K e n- dell g"b in seiner Begründung der deutsch- nationalen Interpellation zunächst der allgemei nen Stimmung des Kaufes Ausdruck, als er die Haltung der Polen in dieser Frage einer scharfen Kritik unterzog und mit Nachdruck betonte, die schmachvolle Erniedrigung unserer Landsleute müsse jeder als schmachvoll "an der eigenen Per son empfinden. Aus den Ausführungen des deutschnationalen Redners klang ein gewisser Borwurf gegen die Reichsregierung heraus, daß der preussischen Regierung nicht die nötigen Mit tel zur Abhilfe angewiesen worden seien. Die ser Borwurf wurde seitens der Kommunisten noch besonders unterstrichen. Unter allgemeiner Spannung nahm dann Reichsaußenminister Dr. Stresemann das Wort zu einer Erklärung, in der er u. a. ciusführte: Der Reichsregierung sei durch den Schieds spruch des Präsidenten Kaeckenbeck die Pflicht nusgezwungen worden, die Abschiebung der deut schen Optanten aus Polen zu dulden. Trotzdem habe die deutsche Delegation in Wien versucht, durch direkte Verhandlungen mit der polnischen Delegation eine Milderung herbeizusühren. Es fei aber nur möglich gewesen, eine E r l e i ch t e- rungin den Abwan derungsbedin- g n ng en zu erreichen. Insbesondere wurde vereinbart, daß Polen zu verlassen hätten: Am .1. August 1928 diejenigen Personen, die kein Grundeigentum besitzen; am 1. November die jenigen Personen, deren Grundbesitz im Rayon ciuer Festung oder in der 10 Kilometer breiten Grenzzone gelegen ist; am 1. Juli 1926 alle anderen Personen mit Grundbesitz. Das Aus wärtige Amt habe die deutsche Gesandtschaft in Warschau beauftragt, dringlich auf einen Ver zicht der Auswanderungsbefugnis, beziehungs weise auf eine Einschränkung des Kreises der abwanderungspslichtigen Optanten hinzuwirken. Diese Verhandlungen, die sogar noch im Juli slattgefunden, hätten jedoch keinen nennenswer ten Erfolg gehabt. Lon der polnischen Regierung ist noch nicht einmal der Wunsch, von der Auswanderungs pflicht Greise, Schwerkriegsbeschädigte, Wit wen und Waisen auszunchmen, berücksichtigt worden. Die Behandlung der Frage der Uebernahme und Unterbringung der Optanten sei vom Ne'.chsministerium des Innern übernommen worden. Am 1. und H. Dezember 1924 seien in kommissarischen Besprechungen mit den beteilig ten Stellen des Reiches und Preußens die zur Ausführung des Abkommens notwendigen Maß nahmen besprochen worden. Auf Grund der Ermittelungen sei die Zahl der aus Polen Abwanderungspflichti gen auf rund 27000 angegeben worden. Abmanderungsstellen seien in Bromberg, Thorn und Dirschau eingerichtet worden. Abwande- rungspapiere und gedruckte Verhaltungsmaß regeln seien jedem einzelnen Optanten ausge händigt worden. Dank umfangreicher Vorbereitungen konn ten etwa 8000 Optanten im Juli die Rück wanderung antrcten, ohne das Durchgangs lager in Schneidemiihl zu berühren. In einer erneuten allgemeinen Aussprache am 30. März 1928 wurde eine Arbeitsteilung vereinbart, wonach der preußische Staatskommis- far und die Reichsarbeitsverwaltung gemein sam für den Empfang der Flüchtlinge an der Grenze und ihre Verteilung auf die Abwande rungsstellen zu sorgen hätten. Das in Cchneide- mühl eingerichtete Durchgangslager bot für etwa 8000 Köpfe ein vorläufiges Unterkommen. Es war nur fjir die erste Aufnahme der Optanten bestimmt. Mitte April hatte die Reichsarbeits verwaltung eine Optantenvermittelungsstelle unter Leitung eines hervorragenden Sachken ners eingerichtet, während dem Generalkonsu lat in Posen ebenfalls ein Bearbeiter für die einschlägigen Fragen beigegeben wurde. So ge lang es, bis zuin 4. August 6781 Personen ein schließlich der Familienangehörigen in Arbeits stellen untcrzubringen. An Mitteln für die Unterbringung sind vom Reich und Preußen insgesamt 6,5 M i l l i o n e n M a r k be reit g e st e l l t und weitere 5 Millio nen Mark für die Unterbringung der zu er wartenden Optanten austzemorfen. Die Be setzung des Lagers habe sich schon auf 8000 ver- mindert. Die Reichsregierung habe es sich zur Richt schnur gemacht, daß dieselbe Behandlung, der die deutschen Optanten in Polen ansgesetzt seien, auch den polnischen Optanten in Deutsch land zuteil werden soll. Um die Lage der deutschen Optanten aber nicht unnötig zu erschweren, werde man Repres sionsmaßnahmen erst dann treffen, wenn Polen damit vorangegangen sei. Wir hätten gerade das größte Interesse an der klaren Feststellung, daß Polen mit den Tewaltmaßnahmen voran geht. Demgemäß habe die deutsche Negierung, nachdem die polnische Regierung den deutschen Optanten die Abwanderungsverfügung zuge stellt habe, den polnischen Optanten gegenüber dasselbe getan. Die Vertreibung von vielen Tausenden von Optantenfamilien van ihrer heimatlichen Scholle bedeutet einen so ungeheuren Not stand, daß es ein Gebot der Menschlichkeit, zu gleich aber eine selbstverständliche deutsche Ehrenpflicht für alle Ressorts des Reiches und Preußens sei, nach Kräften zur Linderung die ser Not beizutragen. Heute ist uns, so fährt der Minister fort, berichtet worden, daß die polni schen Behörden den noch nicht abgereisten deutschen Optanten den Befehl er teilt haben, innerhalb 48 Stunden Polen zu verlassen. Daraufhin haben wir sofort die gleichen Maßnahmen gegen die noch in Deutschland befindlichen polnischen Op tanten verfügt. Dieser im Einverständnis mit der preußischen Negierung abgegebenen Erklärung fügte Dr. Stresemann den Ausdruck seines außer ordentlichen Bedauerns darüber hinzu, daß viel fach innenpolitische Betrachtungen bei der Er örterungen dieser Dinge den außenpolitischen vorangestellt worden find. Die Frage der Schuld an irgendwelchen Män geln bei der Unterbringung der Flüchtlinge sei doch sekundär gegenüber dem Weltunrecht, das 10 Jahre nach dem Kriege Tausenden von Men schen zugefügt worden ist. Das formale Recht, auf das sich die polnische Regierung berufe, sei hier das größte Unrecht. Deutschland habe am 10. Januar die handels politische Freiheit wiedergemonnen. Von den alliierten Staaten habe keiner irgend etwas gegen Deutschland wegen der Ausübung dieser Freiheit unternommen. Polen aber habe mit Einfuhrverboten und Ausweisung der deutschen Optanten den Anfang gemacht. Das sei nicht der Geist der Befriedung Europas, sondern der Geist des Hasses und der Selbstsucht. Die Aus weisung der polnischen Optanten erfolge nicht mit dem Gefühl der Befriedigung, sondern mit dem Gefühl der Beschämung darüber, zu solchen Maßnahmen greifen zu müssen. Nach einer kurzen Aussprache, in der sich Red ner aller Parteien gegen die polnischen Maßnah men wenden, fordert in einem Schlußwort Abg. Schultz-Bromberg (Dntl.) die Parteien auf, eine gemeinsame Front gegen Polenzu bilden. Der Redner regt eine E n t- schließung an, die besondere Mittel zur An siedlung der Vertriebenen fordert. Alle Flücht linge aus Polen sollen frei dorthin befördert werden, wo sie Beschäftigung und Unterkunft finden. Der Redner verwahrt sich dann ener gisch gegen die sozialdemokratische Kritik an der preußischen Ostmarkenpolitik und schließt mit einem Protest, daß der asiatische Despotismus bis vor die Tore Echneidemühls gerückt worden sei. Damit sind dis Interpellationen erledigt. Unter Zurückziehung aller Anträge wird ein mütig gegen di« Stimmen der Völkischen und der Kommunisten eine Entschließung an genommen, in der es heißt: Der Reichstag protestiert gegen die von der Regierung der Republik Polen gegen die Op tanten rücksichtslos verfügten Ausweisun gen. Er gibt der Ueberzeugung Ausdruck, daß durch eine solche Verletzung unveräußerlicher Menschenrechte dem Frieden der Welt nicht ge dient wird. Der Reichstag fordert di« Reichs regierung auf, auch weiterhin alle möglichen Gegen maßregeln zu «rgreifen, um die polnische Negierung von der Fortsetzung einer so verwerflichen Politik abzuhalten und niit allen Kräften für das Wohl und die Zukunft der vertriebenen Deutschen zu sorgen. Endgültige Unterbringung von Optanten- familie» Wie der amtliche Preußisch« Pressedienst mel det, sollen zur Unterbringung von Op tant e n f a m i l i e n in endgültigen Wohnun gen 1000 Landarbeiteroptantenfamilien in Landarbeiterwohnungen untergebracht werden. Dafür sind bereits Mittel der produktiven Er werbslosenfürsorge zur Verfügung gestellt mor den. Etwa 500 Optantenfamilien sollen in den Wohnungen der rund 1500 polnischen Optanten- familien, die Preußen verlassen, untergebracht werden. 1000 deutsche Optantenfamilien sollen neue Wohnungen erhalten. Durch die Arbeitsvermittlungsstelle des Op tantenlagers sind für 6403 Optanten Arbeits stellen vermittelt worden. Es ist weiter durch Fühlungnahme der Handelskammer mit der Grenzmark Posen-Ostpreußen Vorsorge getroffen worden, daß Lehrlinge ihre in Polen angefan gene Lehrzeit hier sortsetzen können. Der Landcsbranddirektor Borg erklärte Pressevertretern gegenüber, daß die Feuerver sicherungsmaßnahmen im Durchgangslager nun mehr völlig ausreichend seien. Ausweisung eines deutschen Führers Der Hauptschriftleiter der Bromberger Tages zeitung „Deutsche Rundschau", Gotthold Starke, zeitung „Deutsch« Rundschau", Gotthold Starke, ist von der polnischen Regierung als Optant ausgewiesen worden, obwohl er die polnische Staatsangehörigkeit besitzt. Polen spürt die Folgen des Zollkrieges Die Folgen des Zollkrieges mit Deutschland machen sich in Polen stark bemerkbar. Die Sägewerk« im Tucheler Forst, die infolge des Eulenfraßes erhöhten Einschlag verarbeiten und fliegende Sägegatter in den ein zelnen Revieren aufgestellt haben, mußten ihre Betriebe stark einschränken, zum Teil sogar ein stellen. Durch die von Deutschland getroffenen Maßnahmen ist nicht nur die K o l z i n d u st r i e stark geschädigt, sondern auch andere Einrichtun gen sind lahmgelegt. So mußte ein« fast über ganz Polen verbreitete Gesellschaft, die nach Deutschland große Mengen Schweinefleisch ex portierte, ihre Tätigkeit einstellen. Hierdurch ist besonders die Landwirtschaft geschädigt. Durch den Massenankauf wurden ihr durchweg höhere Preise gezahlt als von den örtlichen Fleischern. Die städtischen Schlachthäuser, in denen die Schlachtungen ausgeführt wurden, hatten eben falls hohe Einnahmen. Besonders auch die Kauf mannschaft aller Zweige leidet darunter und will die polnische Regierung zu einer Einigung mit Deutschland beeinflussen. Sollte die polnisch: Negierung bei ihrem Standpunkt verharren, so will die Kaufmannschaft einen innern Han delskrieg aufnehmen und alle Geschäfte schließen. Durch die Einstellung vieler Betriebe hat auch die Arbeitslosigkeit aller Be rufe sich vergrößert. Das englische Auswärtige Amt ist offiziell benachrichtigt worden, daß Briand am kom menden Montag in London eintreffen werde. In feiner Begleitung befindet sich Berthelot, de« Direktor des französischen Auswärtigen Amte», und die juristischen Sachverständigen Leger und Fromageot. Die erste Begegnung mit Chamberlain ist für Dienstag, eine zweite für Mittwoch vorgesehen. Nach den Pariser Morgenblättern wird Bri and wahrscheinlich am Mittwoch abend, späte stens aber am Donnerstag früh die Rückreise antretcn. Gegenstand der Aussprache wird sowohl der französische Antwortentwurf auf die deutsche Note vom 20. Juni, wie ein französische» Garanliepaktentwurf bilden. Die Londoner Vertreter der Pariser Blätter weisen darauf hin, daß auch von englische» Seite ein Earantiepaktentwurf vorliege. Auf gabe der beiden Minister wird es daher sein, die beiden Schriftstücke zu einem einzigen Vertragsentwurf umzuarbeiten, der den Verhandlungen Mit Deutschland zugrunde gelegt werden kann. Der französische Entwurf soll nach dem „Matin" in vier Abschnitte «ingeteilt sein. An erster Stelle stehe der eigentliche Nheinpakt, der Frankreich die Unterstützung für den Fall eines deutschen Angriffes zusichere. Diese Anordnung des französischen Entwurfes habe den Vorzug, daß die französische Sicherung stark hervortrete, und die schädliche Auslegung, als schaffe der Pakt eine Garantie für Deutsch land und nicht für Frankreich, hinfällig mache. Selbstverständlich werde Deutschland Aus - taufchgaranticn erhalten, und zwar in Form eines deutsch-französischen Schiedsge richtsvertrages, der durch Schicdsgerichts- verträge mit Polen und der Tschechoslowakei ver vollständigt werden müßte. Der Entwurf sehe weiter vor, daß dis vier Verträge an dem selben Tage von allen interessiertes» Staaten ange nommen und unterzeichnet werde. Briand und Chamberlain würden weiter die Frage einer Zu sammenkunft mit dem deutschen Außenminister erörtern. Es frage sich nur, ob Dr. Stresemann im Herbst — man nennt den September — nach Genf komme, oder ob die Verbündeten eine Kon ferenz einberufen und der deutschen Regierung ein« offiziell« Einladung zugehen lassen sollten. Die Vermutung französischer Blätter, daß Bri and auch die politische Seite des internationalen Schuldenproblems zur Sprache bringen wolle, scheine unbegründet zu sein. * Unser Berliner Vertreter schreibt uns dazu noch: Aus Mitteilungen der englischen Presse er- fährt man plötzlich, daß die französisch« Regierung schon jetzt den Entwurf eines