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Mcheritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amisyauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Kedarleur: Paul Jelrne. - Druck und Verlag von Carl Felgte in Dippoldiswalde. Mtt land» «nd hanrwirkhschaftlichn «onat».Beilage. Mit achtseltigem „Illnstrirten «nterhaltnng,blatt". 68. Jahrgang. Donnerstag, den 26. Juni 1902 Nr. 71. 1 Schreibtisch mit Aufsatz, 1 Sopha, 1 Regulator, 1 Fahrrad y 405/02. storbenen und Tod Gott nicht gedenken, auch des Herrn Diakonus Büchting Trauerfalls im königl. Hause. Durch Christi Auferstehung werden wir aber getröstet, und ein Gott der Lebendigen, darum sollen wir Hörer, sondern auch Thater des Wortes sein des und ist nur der Erbprinz Reust j. L. Heinrich XXVII., die Prinzen Friedrich von Hohenzollern, Leopold von Schwarzburg- Sondershausen, Sizzo von Schwarzburg-Rudolstadt, der Fürst und die Fürstin von Thurn und Taris, der Herzog und die Herzogin von Urach, der Prinz Paribatra von Siam und der Graf Leopold von Lippe-Viesterfeld. Die während des ganzen Tages erfolgende Ankunft der Fürst lichkeiten veranlahte fortgesetzt im Zentrum der dicht mit Menschen gefüllten Stadt grohe Menschenansammlungen. Am stärksten war das Gedränge am Residenzschloh, das abgesperrt war, und vor der katholischen Hofkirche be gehrten Tausende und Abertausende Einlatz in dieselbe. Nach stundenlangem Harren kam ein Theil von ihnen zum Borbeizuge an der Königsleiche. Als der Abend sich über die Stadt, in der tagsüber auch eine Anzahl Läden geschlossen blieben, niedersenkte, erfolgte die Ab sperrung der Augustusbrücke, sowie die dec Hofkirchs und der das Residenzschlotz umgebenden Plätze und Stratzen durch Gendarmerie und Militär, und alsbald begann auch die Dippoldiswalde, am 15. Juni 1902. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. AtoNments ms i>it „Mmtz-WW" nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Lik KMim St! ,HnM-3ntiW". Auffahrt der Wagen am Schlosse und der Kirche. Auf dem Theaterplatz nahm ein Bataillon des l. Grenadier regiments Aufstellung zum Abfeuern des Trauersaluts, während am rechten Elbufer zu gleichem Zwecke die 3. Batterie Artillerie auffuhr. Bald nach 8 Uhr hatten sich im Residenzschlosse, auf dessen Gängen Gardereiter und Grenadiere, sowie königliche Diener in Trauergala paradirien und den Ankommenden Honneurs erwiesen, eingefunden: die Abgesandten der fremden Fürstlichkeiten und die fremdländischen Militärdeputationen, die Herren der l., 2., 3., 4. und 5. Klasse der Hofrangordnung, sämmtliche dienstfreien Kammerherren und die Herren des früheren Dienstes des hochseligen Königs, die Präsidien der Ersten und Zweiten Kammer, Wirklicher Geh. Rath Graf von Könneritz, Landesältester von Zezschwitz, Geh. Hofrath vr. Mehnert, Geh. Justizrath vr. Schill, Geh. Hofrath Opitz und die Mitglieder der ständischen Kammern, die fremden Konsuln und angemeldeten Deputationen. Die Herren wurden in das Schiff der Kirche geleitet und laselbst plazirt. Die der Beisetzungsfciec anwohnenden remden Fürsten versammelten sich Uhr im Salon, die Suiten und Ehrendienste der Fürsten im Audienz zimmer des hochseligen Königs. Um 9 Uhr begab sich König Georg mit den Prinzen Friedrich August, Johann Georg und Mar und den anwesenden fremden Fürsten, allen voran Kaiser Wilhelm II. und Kaiser Franz Josef, unter Vortritt und Begleitung des grasten Dienste; in die Kirche vor den Altarplatz. Die Königin-Wittwe und die Prinzessinnen Friedrich August, Johann Georg und Mathilde, sowie die anwesenden fremden Fürstinnen und Prinzessinnen versammelten sich mit ihren Suiten in den Zimmern der Königin-Wittwe und begaben sich kurz vor 9 Uhr in die Oratorien und Tribünen der Kirche. Das Schiff der Kirche füllten die Deputationen der verschiedenen Regimenter, zu denen der verstorbene König in Beziehung tand, und Abordnungen zahlreicher Vereine. Der ganze Raum des gewaltigen Gotteshauses war durchdrungen von starkem Blumengeruche, der vom Katafalke und vom Altar her drang, wo tausende von Blumen, Kränzen und Palmen niedergelcgt worden waren. Der geschlossene purpurne Sarg stand unter einem schwarzen silberberän- derten und mit Reyherbüschen verzierten Thronhimmel. In der Kirche herrschte tiefe Stille, die erst nach dem Erscheinen der allerhöchsten Herrschaften von einem die Todtenfeier einleitenden Orgelpräludium unterbrochen wurde, während welchem die Geistlichkeit im Trauerornate § am Altar betend niederkniete. Nach Beendigung desselben ang der katholische Kirchenchor das Bokalmiserere und odann hielt Hofprediger Pfarrer Brendler die Trauerrede, i n welcher er die Herrschertugenden König Alberts, sowie den König als Mensch selber feierte und sodann einige Worte des Trostes aus Grund der Religion sprach. Daran chlossen sich die Responsorien, die mit dem K^rie eleison Von unserem hochseligen König Albert. Dresden, 22. Juni. Nach Beendigung des heutigen Sonntagsgottesdienstes in der katholischen Hofkirche, welche innen schwarz drapirt war und einen tiefernsten Eindruck hervorrief, wurde die Leiche des todten Königs auf dem Katafalke vor dem Hochaltar zur öffentlichen Schau ge stellt. Zu Füßen des Sarges lagen die sächsische Königs krone, Szepter und Schwert, der Feldmarschallstab, sowie die übrigen Zeichen der hohen militärischen Würden nebst den Orden, darunter auch das Grohkreuz des Ordens vom Eisernen Kreuz, dessen letzter Ritter König Albert ge wesen ist. Nach beendeter Aufbahrung begannen Mittags gegen 1 Uhr die höchsten Staatswürdenträger und Mili tärs, sowie Hofbeamten usw. das Defile, während sich vor der Kirche viele Tausende eingefunden hatten, um den todten Landesvater nochmals zu sehen. Der Andrang des Publikums war jedoch ein so enormer, dast dies nicht allen, die gekommen waren, gelang. Die Masse der in die Kirche Einlaß Begehrenden mochte sich in den Nach mittags- und Abendstunden trotz abscheulichen Wetters dauernd auf ca. 20000 Personen beziffern und die Zahl der die Kirche Verlassenden wurde durch die Neu ankommenden fortgesetzt übertroffen. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung machte sich infolge dessen ein starkes Polizei aufgebot und zeitweise Absperrung des Theaterplatzes nothwendig, während das königliche Residenzschloß den ganzen Nachmittag und Abend für das Publikum ge sperrt blieb. In der Kirche, woselbst zu beiden Seiten Militär Spalier bildete, erfolgte die Besichtigung der Allerhöchsten Leiche, bei welcher fortgesetzt Generäle, die königlichen Kammerherren, die Leibärzte, Minister, sowie hohe und niedere Bediente Todlenwacht hielten, derart, daß das Publikum auf einem Podest an derselben vorbei- passirte. Dies alles vollzog sich unter lautloser Stille. Am Hochaltar verrichtet seit der Aufbahrung bis nach be endeter Beisetzung ein Priester ununterbrochen Todten gebete. Im Schlosse Hal bereits die Ankunft von Fürst lichkeiten begonnen. Die Straßen der inneren Stadt sind außerordentlich stark belebt und der Verkehr wickelt sich nur langsam ab. Dresden, 23. Juni. Die sächsische Residenz dürfte seit dem 25jährigen Regierungsjubiläum und dem 70. Geburtstag des Königs Albert wohl kaum so viele Fürst lichkeiten in ihren Mauern gesehen haben, wie am heuti gen Tag. Es waren anwesend der Kaiser und die Kaiserin von Deutschland, Kaiser Franz Josef von Oester reich, die Großherzöge von Baden, von Sachsen-Weimar- Eisenach, von Oldenburg und von Mecklenburg-Schwerin, die Frau Prinzessin Leopold und Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, der Großfürst Alexis von Rußland, der Erzherzog und die Erzherzogin Otto und der Erzherzog Leopold Ferdinand von Oesterreich, der Herzog von Genua, die Prinzen Ludwig von Bayern, Heinrich der Nieder lande, Gustav Adolf von Schweden und Norwegen, Gras und Gräfin von Flandern, der Herzog und die Herzogin Karl Theodor in Bayern und der Herzog Robert von Württemberg, Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, der Fürst von Hohenzollern, der Fürst zu Schaumburg- Lippe, die Herzöge Johann Albrecht, Paul Friedrich und Heinrich Borwin zu Mecklenburg-Schwerin und Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Strelitz, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, der Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Gotha und der Prinz Eduard von Anhalt und der Prinz Christian zu Schleswig-Holstein, < Die Sektion Niedersedlitz u. Umg. des Gebirgs- vereins für die sächsische Schweiz schreibt uns: Um alle Zweifel zu beheben, theilen wir hierdurch ergebenst mit, legannen. Tiefergreifend war es, als, nachdem die Stimme des Priesters, der Gesang des Chores verstummt Auktion. Sonnabend, den 28. Juni d. I., Mittags 12 Uhr, sollen in vrossülsa und so dem Herrn den Weg bereiten. Nach der Predigt erklang vom Chore ein geistliches Volkslied von Becker und wirkte stimmungsvoll und erhebend. — Auch unsere Geschäftsleute tragen der Landes trauer Rechnung, indem sie ihre Schaufenster mit Trauer und Erinnerungszeichen an König Albert ausgestattet -aben. Besondere Aufmerksamkeit zieht in dieser Hinsicht das Geschäft des Herrn Bester auf sich. — Das Abschneiden der Rosen soll nicht erst dann zeschehen, wenn sie verblüht sind, sondern während des chönsten Blühens. Dadurch wird der Rosenstock gekrästigt md wieder zur Bildung neuer Knospen angeregt. In >er Zeit des Abblühens aber entzieht die Rose dem Rosen- tock die meiste Nahrung und schwächt ihn. — Mit l. Juli vollenden sich 10 Jahre seit Ein- ührung der Sonntagsruhe im Handclsgewerbe. (Rover) und 1 Kleiderschrank gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Versammlungsort: Liackuors SostLvrsvl. Die „Wetf,,rltz-Zeitung" :rschemt wöchentlich drei- nal: Dienstag, Donners- rag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- senAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Agenten nehmen Bestellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12Pfg., solche aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische undcomplicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. - Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. und lautlose Stille eingetreten war, der Sarg geräuschlos und langsam zu versinken begann und schließlich den Blicken entschwand. Während dessen donnerten vor der Kirche die Kanonenschüsse und Jnfanteriesalven, dem Lande weithin verkündend, daß einer der edelsten Wettiner hinabgestiegen war in die Gruft seiner Väter. Vieler Augen wurden feucht vor Wehmuth — da erklang vom Chore her in trostreichen und erhebenden Tönen das von der Hofkapelle und dem Hofkirchenchore vorgetragene Salve Ke^ina durch das Gotteshaus, und dann war die ernste Feier zu Ende. Der königl. Kommissar, Ober hofmarschall Graf Vitzthum von Eckstädt, und ein Geist licher begaben sich noch in die Gruft, wo die Sarg schlüsselübergabe an das Pfarramt erfolgte. Das Herz, sowie die edlen Theile des verblichenen Monarchen, dessen Sarg neben dem des vor ca. zwei Jahren tödtlich ver unglückten Prinzen Albert zu stehen gekommen ist, wurden bei Fackelbeleuchtung von Kammerherren in die Gruft getragen. Alsbald nach Beendigung der Feier reisten das deutsche Kaiserpaar und der Kaiser von Oesterreich, sowie mehrere Fürstlichkeiten wieder von Dresden ab. Den Schluß der kirchlichen Veranstaltungen anläßlich des Todes des Königs Albert bildeten die am Dienstag Nachm. 4 Uhr beginnenden Vigilien und das am Mittwoch Vor mittag beginnende Requiem in der katholischen Hofkirche zu Dresden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Um verschiedenen irrigen Gerüchten entgegenzutreten, machen wir darauf aufmerksam, daß das Verbot der öffentlichen Lustbarkeiten infolge der Landes trauer sich auf die Zeit vom 20. Juni bis nächsten Sonn tag Nachts 12 Uhr erstreckt. — Die Vergnügungen, festlichen Veranstaltungen rc, zu welchen bereits seitens der Aufsichtsbehörde Genehmigung ertheilt war, die aber infolge der Landestrauer auf einen anderen Termin verschoben werden müssen, bedürfen der erneuten Genehmigung der Aufsichtsbehörde. — Liebende Hände hatten am Johannistage die Gräber unseres Friedhofs mit Blumen sinnig geschmückt, und am Abend versammelte sich eine andächtige Gemeinde in der altehrwürdigen Nicolaikirche, die schon manchen lebensmüden Wanderer zur letzten Ruhe hat tragen sehen. In der Predigt führte Herr Pastor Sieber auf Grund des Schriftwortes: „Tröstet, tröstet mein Volk usw." fol gende Hauptgedanken aus: Wie die Tage beginnen ab- ! zunehmen, so müssen wir den alten Menschen ablegen. I Durch Christum, dessen Geburt in tiefster Nacht erfolgte, I nehmen wir wieder zu. Das Bibelwort: „Alles Fleisch I ist Heu" ließ den Festprediger der im letzten Jahr Ver- I