Volltext Seite (XML)
A-orker Wochenbtatt. M i t t h e i l rr n A e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Neunter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Thaler, bei Beziehung des Blattes durch Botengelegenheitr 20 Neugroschen. 39. Erscheint ^evcn Mittwoch. Sept. 1844. Plauen — noch einmal. Zwar haben wir unserer unglüklichen Schwcsterstadt flauen neulich schon einmal kürzlich gedacht und dabei unsere Mitbürger zu Gaben der Liebe aufgefordert. Zwar ist auch dieser unser erster Nus nicht ungehort geblieben und es konnten, als es galt, das erste augenblikliche Be dürfnis der Abgebrannten mir befriedigen zu helfen, auch von dem, was hier Thcilnahme an nachbarlichem Misge- schike in der Eile zusammenbrachle, einige Hungerige ge sättigt, einige Dürftige bekleidet werden. Ader damit ist «s noch nicht abgelhan, kann es, wie Sic gewiss selbst anerkennen, noch nicht abgethan sein. Und da wir in dieser Woche, wie Figura zeigt, ohnehin keinen Raum haben, mir unseren Lesern unsere gewöhnliche Unterhal tung zu pflegen*), so glauben wir die kleine Lüke nicht besser füllen zu können, als wenn wir noch einmal an das traurige Loos zurükerinnern, das auch wir nach Kräften zu mildern bemüht sein sollen. Ja noch bedürfen die Abgebrannten der Nachbarstadt bedeutende Hülfe, wenn ihr Verlust nur einiger- maasen ausgeglichen werden soll (denn von vollstän digem Ersaze konnte ohnehin nicht die Rede sein und wenn wir und Andere auch über unsere Kräfte geben konnten und wollten wer entschädigt für die Angst und Noth der ersten Schrekensstunden bei und nach einer Feuersdrunnst!) Ja cs muff eigentlich die Hülfsleistung erst recht ihren Anfang nehmen. Der Winter ist vor der Thüre, das Wetter ohnehin auch in der sonst besseren Jahreszeit das dauernd-unfreundlichste. Was verlangt allein ein langer Winter an Brennmaterial, dbssen Vocrarhe in Plauen die verzehrenden Flammen griffen Theils mit verschlungen haben! Was brauchen an Personen, als soviel die eiserne Hand des Unglüks, geschlageü hat, während eines langen Winters nur, um dle. allerdringendsten Bedürfnisse Les gewöhnlichen LebensÄä^ befriedigen zu können! Und was bleibt dann ubffigffür diejenigen, welche die nie- dergebrannle Wohnstätte wieder emporrirhtcn wollen! Ja, ja — eS will viel Uncerstuzung gebracht sein, wenn sie nur einigermaasen unterstuzen soll. Und nun noch das ähnliche Unglnk der Stadt Klauslhal am Harz! Wie wird, wie muff dieses Vie Gaben der Mildthätigkeit zer- ') Einen gröscren Aufkaz, der uns verlicgt, müssen wir für Hat'Nächst* Walt aüvükn.,cn. - D, A. splittern! Aus dem nördlichen Teuschland wird dem ar« men Plauen gewiss nunmehr manche geringere Hülfe zu gehen, als ausserdem geschehen sein würde. Darum greife Jeder etwas tiefer, als er sonst bei dergleichen Gelegenheiten zu thun pflegt, wenn, wie in diesen Tagen geschehen soll, eine Spende in Gelde ihm abgefordecc wird. Wir freuen uns noch unserer Habe, uns schüzt noch ein wohnliches Obdach. Und wenn wir mehr geben, als wir eigentlich zu können glauben — sind wir nicht darum noch immer besser d'ran, als jene Nach barn, von denen viele augenbliklich ärmer geworden sind, als Bettler? Was ist cs, wenn wir unsere Gabe ver doppeln? Wird uns das zu Bettlern machen? Wird eS uns mehr kosten, als vielleicht einige Einschränkung für wenige Tage des geselligen Vergnügens? Bleiben uns darum nicht noch genug Tage der Freude? Mehr gewiss, als unseren ungluklichen Nachbarn. Und wenn auch unS die Tage des Unglüks ereilen — werden wir ohne Hülfe sein? wird es nicht auch uns wohl thun, wenn die Brü der uns beistehen? Ach! fast wird es zur schreklichen Gewissheit, dass alle Städte des Voigtlandes in nicht all zulanger Zeit in Asche verwandelt werden, neu aus der Asche emporstcigen sollen, um den künftigen Stürmen eher trozcn zu können. Kaum viel über ein Jahrzchend gienq an uns vorüber, seitdem die Städte Reichenbach, Auerbach, Neukirchen, Elsterberg und nun Plauen Brand- unglük erfahren haben, des Flekens Brambach und der' reussischen Stadt Schleiz nicht einmal zu gedenken. Wer den wir für die Dauer von dem Eisentritte des Unglüks verschont bleiben, die wir in ganz gleichen Verhältnissen leben ? Wird das vernichtende Clement keine Gewalt über unsere Wohnungen haben, die so wenig Widerstand zu leisten vermögen, als die zeithcr abgebrannten? Erkaufen wir uns also ein Anrecht auf Thcilnahme und Hülfe der Brüder auch, für unsere Tage der Noch, die nicht aus- bleiben werden. Ach! mögen sic es wenigstens noch recht lange! Ja gebe Jeder, der nur irgend geben kann. Geb« Jeder sein Scherflein diesmal in reichlicherem Maas«. Möge Jeder, dem diese Zeilen zu Gesichte kommen, sich ausgefordert fühlen, eine Gabe zu reichen, wenn cs vor her von ihm noch nicht beschlossen war, und eine grösere zu reichen, als er Will ns war, als er vertragen zu köm nsn scheint. Ihm bleibt immer noch mehr,' als denen,