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Kilchfer T IchriGll KrtMt für MtGhM, Imtkhllin, Achmßm, IeuA Drsdsrf LA, MmmshM, KchßM SnWNn». Mp, Ksn, Sltiisöu AnißtiNni, WHM. Piskes. öchrlWs, StsMit, Wem, MWm. N>t»f«is ist Il»Mü. MU einer illustrierten Sonntags - Veilagr. ! Diese» Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag vnd Sonnabend, Nachmittag S Uhr, mit dem Datum de« nachfolgenden Tage« und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amt«ha«ptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Neklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Freitag, den 25. Mai 1900. 11. Jahrgang. Öffentliche Sitzung des Stadtgemeinderates zu Naunhof Freitag, den 25. Mai 1900, abends 8 Uhr. Tagesordnung befindet sich am Ratsbrett. Igel, Bürgermeister. Zu Himmelfahrt. Schon von Natur ist der Mensch nach Leib und Seele ein gen Himmel strebendes Wesen. Nannte ihn doch deswegen das alte Griechenvolk in seiner schönen Sprache Anthropos, d. h. den Aufschauer. Wie reckt und streckt sich seine hohe Gestalt nach Oben, ganz im Gegensatz gegen die Leiber anderer Kreaturen! Wie kann er doch seine Augen gen Himmel erheben, daß der Himmel darin sich spiegelt! Wie ist doch sein Geist im Stande über Raum und Zeit in unendliche Fernen und in die Ewigkeit sich zu schwingen, so daß ein berühmter GotteSgelehrter der alten Kirche sagen konnte: Xntnrn- 1itsr sst Lniilln obriotinnu dH., Von Natur schon ist die Seele christlich. — Zu diesem natürlichen Zug nach Oben kommt nun die Mahnung deS schönen Feste-, das mitten in der schönsten Zeit de» Jahre«, im höchsten Glanze des Frühlings die christliche Kirche feiert, der Himmelfahrt de« Heilandes. Bon Ode» war er ge kommen, nach Oben ging er nun wieder, nachdem er ge horsam dem Willen seines Vaters sein Werk hier unten aus der armen Erde erfüllt hatte. Und nicht bloS dies. Mehr noch. Scheidend redete er zu seinen Jüngern von den himmlischen und ewigen Wohnungen, und als sie vom Oelberge dem Scheidenden voll Sehnsucht nach schauten, verkündeten, ihnen Männer in weißen Kleidern, wie die Geschichte der Apostel erzählt, daß Er von Oben wieder kommen werde, sie nach Oben zu holen. Wahr lich, alle christlichen Feste weisen wie die Türme unserer Kirchen gen Himmel. Dos HimmelfahrtSfest ober mehr als sie alle. Welche Mahnung tritt nun doch damit an da- Ge schlecht unserer Tage! Dieses ist leider, da- kann nicht geleugnet werden, vorherrschend ein Geschlecht, da- nach unten schaut und mit seinen Gedanken auf die Erde ge richtet ist. Es gilt von ihm, waS einer der besten deutschen Dichter Geibel singt: «Und sie sprachen: Was brauchen wir sürder deS Herrn? Mag im Blauen er thronen, wir gönnen's ihm gern; doch die Erd' ist für uns, wir sind Könige drauf, laßt uns schwelgen und glühn, sie bescheert un- vollauf". Die großen ge waltigen Erfindungen und Entdeckungen unserer Tage, dies daß der Mensch die Erde umspannt mit seinen eisernen Schienen, daß er mit seinen Schiffen durchfurcht die Ozeane und die Entfernungen der Erdteile aufhebt, dies daß sein Auge dringt in die Tiefen der Sternenwelt und wieder in die Welt der kleinsten Lebewesen, endlich die großen sozialen und politischen Kämpfe unserer Zeit drohen ihm immer mehr den Blick für da- Ewige und Himmlische zu rauben. Er wird auS dem Nachobenschauer ein Nachuntenschauer. Wie schön da, daß wir diese- Fest mit seiner Mahnung haben! Und mitten in diesem, das Oben so oft vergessenden Geschlecht unserer Tage haben wir auch Männer als Vorbilder, die uns diese- geistige Aufschauen vormachen. AIS am 6. Mai unser deutscher Kaiser den Kronprinz im Gotte-Hause und vor dem Altar vereiden und für großjährig erklären ließ, da war an jenem Jubilate sonntag sein ganze- Wesen ein-, da- nicht blo- von politischen, sondern auch von himmlischen Gedanken durch drungen war. Und jene- kleine Heldenvolk der Buren in Afrika, un- Deutschen stammverwandt, ob eS nun noch siegt oder nach Gottes unerforschlichem Ratschluß unterliegt, in den Kampf und in den Tod zieht S Hände und Herzen nach Oben. So laßt uns auch werden Himmel-schauer, Gottsucher. 6rs. Deutsches Reich. — Die Regierung hat darüber Erhebungen ange stellt, ob da- Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes dazu beigeträgen hat, das AuSverkauss- wesen zu bekämpfen. Es wäre zu wünschen, daß diese Erhebungen gesetzgeberische Vorschläge zur Beseitigung der Nachschübe bei Konkursausverkäufen zeitigen. — Die Abordnung des deutsch-amerikanischen Kriegerbundes ist nach Beendigung ihres Hamburger Aufenthaltes am Montag, Nachmittag 1 Uhr in Berlin eingetroffen. Von der Reichshauptstadt reiste die Ab ordnung am Dienstag Abend nach Dresden weiter. — Wie es heißt, ist der Zustand König Otto's von Bayer« sehr besorgniserregend, obwohl die amt lichen Mitteilungen zurückhaltend lauten. Der König ist infolge Gehirnblutungen an beiden Beinen gelähmt, leidet an Erstickungsanfällen und muß künstlich ernährt werden. Seine Auflösung scheint nahe bevorstehend. — Im Anschluß hieran wird gemeldet: Der Prinz regent gedenkt im Falle eines Ablebens des Königs nicht auf den Thron zu verzichten, sondern selbst die Nachfolge zu übernehmen. — Der Reichstag setzte einstimmig die lvx Heinze von der Tagesordnung ab und nahm sofort ine erste und zweite Beratung des entsprechenden Initiativantrags Hompesch betr. die Aenderungen und Ergänzungen des Strafgesetzbuches vor. — Die Reich-eiuuahme an Zöllen und Ver brauchssteuern betrug im April d. I. 65,3 Millionen Mark oder 544993 Mk. mehr als im April 1899. Die Zölle ergaben 1,8 Millionen Mark weniger, da gegen die Zuckersteuer 1,9 Millionen Mark, die Salz steuer 252242 Mark, die Verbrauchsabgabe von Brannt wein ^01177 Mark und die Brausteuer 56573 Mark mehr. Ausland. Krieg i« Südafrika. Eine Depesche Lord Roberts aus Kroonstad be sagt: Buller berichtet, sein Vormarsch werde wegen der Zerstörung der Eisenbahn um einige Tage verzögert. Rundle meldet, daß er Ladybrand besetzte. Hunter rückt längs der Eisenbahn mit Vorräten für die Garnison von Mafeking vor und richtet einen Hospital« zug ein für die Beförderung der Kranken nach Kimberley. Methuen hat Hoopstad verlaffen, um mit Hunters Ab teilung zu kooperieren. Oberst Baden-Powell ist zum Generalmajor be fördert worden. In dem Telegramm Milners an Chamberlain, welches den Entsatz MafekingS meldet, wird ferner be richtet, daß die Entsatzkolonne etwa 2300 Mann stark war und vom Oberst Mahon befehligt wurde. Die Zeitungsnachricht, der englischen Regierung sei ein direktes Telegramm des Präsidenten Krüger mit der Bitte um Frieden zugegangen, entbehrt nach Er kundigung der „Times" der Bestätigung. Die Nachricht vom Entsätze MafekingS hat nun mehr ihre amtliche Bestätigung gefunden. Der Gouver neur der Kapkolonie, Milner, depeschierte an den Kolonial- miuister Chamberlain, Naß Mafeking laut einem Be richt des Generals Bardon am 17. Mai entsetzt worden sei. Von einer angeblichen Gefangennahme des burischen Belagerungskorps, wie gerüchtweise verlautet, durch die britische Entsatzkolonne unter Oberst Mahon weiß aber diese Milnersche Depesche nichts. Oberst Badeu-Powell der tapfere Verteidiger MafekingS, wurde zum Generalmajor befördert. Die Buren beginnen Pretoria zu verlassen. Die Frauen und Kinder werde» nach Machadodorp gesandt. Die Annexion des Oranje-FreistaatS wird, wie dem Daily Expreß aus Kapstadt gerüchtweise ge meldet wird, am 24. Mai, dem Geburtstage der Königin, verkündet werden. Die hierauf bezüglichen Proklamationen würden schon gedruckt. Oesterreich. Bei der Grundsteinlegung der evan gelischen Kirche in Karbitz wurden mannigfache Ge schenke an die junge Gemeinde überreicht. An 4000 Mk. waren in Karbitz und Umgegend nicht nur von Protestanten, sondern auch von solchen, die noch der katholischen Kirche augehören, gesammelt worden. Ober- konfistorialrat Dibelius aus Dresden überbrachte 1000 Mk. vom dortigen Gustav-Adolf-Verein. Der Ueber- bringer sagte zu, daß Karbitz zur großen Liebesgabe von 7000 Mk. vorgeschlagen werden soll. Die Stadt Altenburg ließ als Festgabe überreichen 300 Mk. und die heiligen Gefäße. 163 Glückwunschtelegramme waren einaegangen. Die in den Grundstein geschlossene Ur kunde berichtet, wie einst ganz Karbitz evangelisch ge wesen, dann abei mit Gewalt katholisch gemacht worden sei, wie sich 1899 mit Hilfe des Evangelischen Bundes eine neue Gemeinde gebildet u. s. f., wie der Bund das Kapital zum Bauplatz geliehen hat u. a. Frankreich. „Eclair" bringt heute, nachdem das Blatt kürzlich einen Artikel betr. die Wiederaufnahme des Dreyfusprozesses veröffentlicht hatte, einen weitere» Artikel, der ungefähr mit den Worten schließt: Was wir beweisen wollen, ist der Umstand, daß die Sicher heitspolizei in Beziehungen zu Persönlichkeiten stand, die vom Agenten Thomps beauftragt waren, Zeugen aussagen zu macken, die eine Kassierung deS Urteils spruches in Rennes verursachen könnten. Wir wollen feststellen, daß der Minister des Innern im Dunkeln arbeitet und den Waffenstillstand der Ausstellung be nutzen will, die DreyfuSgeschichte wieder aufleben zu lassen. Dies wird durch unsere Enthüllungen unwider leglich bewiesen und die diesbezüglichen Beweise befinden sich in den Lokalen der verschiedenen Verwaltungen. Man wird sie finden, wenn man sie im KnegSministerium sucht; dabei wird man gleichzeitig alle anderen Beweise finden, die das Parlament aufklären könnten. Rußland. Der Zar hat am 19. Mai, seinem Geburtstage, alle von der Haager Friedenskonferenz be schlossenen Akten ratifiziert. Holland. Erneut tritt das Gerücht auf, die Königin Wilhelmine der Niederlande habe sich mit dem Prinzen Bernhard Heinrich von Weimar, dem 1878 geborenen zweiten Enkel deS Großherzogs Earl Alexander verlobt. Dänemark. Eine Brücke über de» kleiaen Belt zur Beschleunigung der Eisenbahnverbindung innerhalb des Königreichs Dänemark und mit dem Festlande be absichtigt die dänische Regierung zu erbaue». Sie hat zwei Projekte Herstellen lassen, von denen das eine eine Hängebrücke, das andere eine Auslagerbrücke vorschlägt. Die Länge der Brückenbahn würde von Ufer zu Ufer rund 1000 Meter, die der eigentlichen Brücke zwischen dcu Portalpfeilern rund 700 Meter, die Höhe über dem Wasserspiegel 60 Meter fein. Der mittlere Brückenbogen würde eine Spannung von 350 Meter, zwei Seitenbogen je 184 Meter bekommen. Die Kosten jeder der beiden Brücken mit Anschlußbrücken und de» nötige» Eisenbahnabäuderungen würden rund 17000000 Mk. bekagen. Serbien. Die Gerüchte über eine vom König Alexander anläßlich seines Besuches der Pariser Aus stellung beabsichtigte Zusammenkunft mit seiner Mutter in Biarritz werden samt allen daran geknüpften Kombi nationen von maßgebender Seite als müßige Erfindungen bezeichnet. Ein Besuch des Königs bei seiner Mutter sei überhaupt nicht in Aussicht genommen. Orient. Rußland drängelt die Pforte wieder ein mal wegen der Armenier. Die russische Botschaft m Konstantinopel lenkte die Aufmerksamkeit der Armenier auf die mißliche Lage der armenischen Bevölkerung, die unter den Angriffen der Kurden wie unter dem Vorgehen rücksichtsloser Steuereintreiber zu leiden habe. Vermutlich wird eS indes die türkische Regierung nicht so eilig damit haben, sich der vtelgeplagten armenischen Uuterthanen des Sultans anzunehme».