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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.03.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060325027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906032502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906032502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-25
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
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Die Verzögerung hat wiederum ihren Grund in der noch nicht überwundenen Schwierigkeit, die Vermittlungsvorjchläg« nach beiden Seiten annehmbar zu for- mulieren, und in denr Wunsche der mit der Ausarbeitung dieser Vorschläge beschäftigten Delegierten, nur mit einem En'ola ter- sprechenden Anträge vor die Konferenz zu treten. Es besteht die Hoffnung, aber noch keine Sicherheit, am Montag im Plenum verhandeln zu können. Die svanischen Delegierten benützen die Zwischenzeit, um ihren König in Cadix zu begraste». Die Redaktions-Kommission, die heute znsammentrat, um die umstrittenen Fragen auch noch erörtern zu können, fuhr ledig lich fort, die Fassung derjenigen Abschnitte des Polizei-Pro gramms sestznstellen, in denen Meinungsversichiedenheiten nicht mehr bestehen. , Im der Bankfraae bestehen die deutschen Dele gierten nach wie vor ans der Ablehnung des französischen An spruches auf vier Anteile am Bankkavital. . Peru. sPriv.-Tcl.> Von diplomatischer Seite wurde bei ein-elnen Bundesräten sondiert, ob die Schweiz sich a» der Organisation der internationalen Polizei in Marokko beteiligen würde, indem der Gencraliiispekteur der Gendarmerie aus dem schweizerischen Ofsizierkorps entnommen würde. Ans die Sondierung wurde geantwortet, die Schweiz würde die Sache -rufen, falls die Mächte den bezüglichen Plan annähmen. Zur Lage iu Arankreick». Paris. Aus Lens wird berichtet, Last die ausstän- Ligen Arbeiter entmutigt seien und die Arbeit vor aussichtlich im Lause der nächsten Woche wieder ausnebmen würden. Die Zahl der Ausständigen ist gestern aus 44 000 zurückgegangen. Paris. Tie Polizei verhaftete 8 ausständig« Arbeiter der elektrischen Fabrik in St. Denis, welche be schuldigt sind, beim Verlassen der Arbeit mehrere Dampfkessel zerstört zu haben. Ein Ingenieur der Firma erklärte einem Be richterstatter. das; nur die Opserwilligkcit der Wächter eine Explosion verhindert habe, die wahrscheinlich die Fcckrikgcbände zerstört Hoden würden. Clermout-Ferrand. Ter Finanzinspcklor Eba- bannt, welcher die Inventaraufnahme in der auch wegen ihrer Kunstschätz« berühmten Wallfahrtskirche non Orcival durchführen sollte, wurde von den mit Heugabeln be waffneten Bauern und Bäuerinnen in die Flucht ae'cklagen. In gleicher Weise erging es ihm, als er iu der Kirche von Bannet das Inventar aufnehmen- wollte. Truppen waren nicht requiriert worden, da es sonst zu Blutvergießen gekommen wäre. Zur Lage in Rnftland. Petersburg. Vor dem Militärgericht wurde gestern der Prozeß wegen des IIeh er falls aus die Staatssparkasse auf dem Saballauski-Prospekt am lg. Februar verhandelt. Das Urteil. Las in der Nacht gefällt wurde, lautet gegen den einen Angeklagten auf 20jährige Zwangsarbeit, gegen die fünf übrigen ans Tod durch den Strang. Für drei der zum Tode Verurteilten, die geständig und. wird Milderung der Strafe uachgesucht. Die Angeklagten sind Bauern. Mehrere Mitschuldige sinü »och nicht ermittelt. Petersburg. Die ..Handels- und Jndustric-Ztg. ver öffentlicht im Auszug den Entwurf eines Einkommen» jteuergejetz es. Befreit sind von der Steuer die kleinen Einkommen unter 900 Rubel. Der Steuersatz erhöht sich vro- aressiv von 0.7 Prozent bis zu 5 Prozent des Einkommens. Als Grundlage des Besteuerungschstems ist der Grundsatz der Selbst- einschätzung gewählt worden. Petersburg. Dersertiagestellte E i n ko m m e n ste u « r- Entwurf zieht die in Rußland lebenden Ausländer zu der Entrichtung der Steuer heran. Die Sätze entsprechen fast denen für die Inländer. Petersburg. Der a k t i v e D i eust der Unlermilitärs der M a rine ist auf 5 Jahre herabgesetzt worden. London. lPriv.-Tel.) Rach einer Meldung deö „Daily Expreß" aus Moskau verüben die Revolutionäre unausgesetzt große Diebstähle, um sich Geld siir eine angeblich bevor- itebende groß« Erhebung zu beschaffen. Täglich werden neue Ueberfälle und Gewalttaten zu dlelem Zwecke verübt. Inner halb des letzten Monats sollen die Revolutionäre ungefähr 4 Millionen Rubel geraubt buben. Plauen i. V. Ein furchtbares Verbreche» verübte hier, wie der „Rogtl. Auz." meldet, heute iriih in der 7. Stunde der in der Iößiiitzerstraße wohnhafte Zicgclträger Thost. Bei dem Manne war offenbar plötzlich Wahnsinn aus- gebrochen. Er erschoß zuerst seine Frau, verletzte dann seine Schwiegermutter tödlich und warf sein einjähriges Kind zum Fenster hinaus. Eine Tochter, die er gleichfalls bedrohte, sprang zum Fenster aus die Straße hinaus und erlitt dabei schwere Verletzungen. Nun steckte Thvß seine Wohnung in Brand. Die Feuerwehr, die durch die Zimmerdecke ein Loch brach, ging mit einem Wasscrsiahl gegen den Wütenden vor. Dieser gab viele Reoolverschüsse ab und verletzte mehrere Personen. Schließlich richtete er den Revolver ans sich selbst und verwundete sich schwer. Sigmaringen. Amtliches W a h l e r ge b n i s. Bei der am 20. d. M. abgehaltenen R e i ch s ta g s - E r s a tz - wähl wurden insgesamt 9670 Stimmen abgegeben. Es er hielten Amtsgerichtsrat Dr. Belzcr-Sigmaringen (Zentr.) 7287, LandgerichlSprästdent Reck-Hechmaeu (Reichs»,I 1886 , und Tischlermeister Rill-Bodelshansen (Sozi 344 Stimmen. Erstcrcr ist somit gewählt. Köln. lPriv.-Tel.j In einer in der Elster-Gasse gelegenen Wäscherei kam ein Knabe mit einem brennenden Ltrcimbolze einem mit Benzin gefüllten Behälter zu nabe, infolge dessen dieser explodierte. Der brennende Inhalt ergoß sich über die Kleider einer in der Nähe stehenden Frau, ans deren Hilfe rufe ein Mann hcrbeistürzte, dessen Kleider gleichfalls Feuer singen. Beide Personen sind infolge der erlittenen Brand wunden lebensgefährlich, der Knabe leichter verletzt. Tie Wäscherei brannte vollständig ans, Nachträglich kommt die Kunde von einem vorgestern Nacht im Köln-Brüsseler Schnell zuge, kurz hinter der' Station Verviers Verübten Raub- ansall auf einen reichen, in einem Abteile allein fahrenden Herrn. Der Attentäter bestieg im lehren Augenblicke bei der Abfahrt ans Verviers das Coupe jenes Herrn und stürzte sich aur ihn. als der Zug schneller fuhr. Der Angegriffene wehrte sim mit Erfolg, worauf der Räuber bei Lüttich aus dem fahrenden Zuge sprang. Er ließ Reiscdecke und Hut zurück. Ter Attentäter hat nach Angabe von Mitreifenden früher be reits bei Brüssel einen Reisenden beraubt. Es gelang ihm auch damals, zu entkommen. — Ein Großsener zerstörte iu dem bei Berg-Gladbach gelegenen Dorfe Schallemich eine Anzahl Wohnhäuser nebst Stallungen. Die Einwohner konnten erst im letzten Augenblicke nur Las nackte Leben retten. P assa u. Unter den bei dem gestrigen Eisenbahnunglück Verletzten befindet sich auch der Reichstagsabgeordnete Mitter meier lWirtfch. Vereinig.!. Im ganzen beträgt die Zahl der bei diesem Unglück Getöteten zwei, die der Verletzten nins. W i e n. Das „Fremdenblatt" ist ermächtigt, die Meldungen und Aeußerungen über Intrigen des Grasen GoluchowSki gegen die Wa ki l r« s or m o o r l a g e als von Ansgng bis Ende er funden zu bezeichne». Lecee (Italien). In Scorrano kam es zu einem Zu- sammenstvß zwifchen Ausständigen und Arbeitswilligen. 500 Ausständige versuchten, eine Anzahl Arbeitswilliac einer Oelmühle an der Arbeit zu verhindern und warfen mit Steinen aus die anwesenden Gendarmen und Soldaten, die für die Arbeitswilligen «intraten. Zwei Soldaten wurden verletzt. Hierauf gaben die Truppen, ohne Befehl hierzu erhalten zu haben, Schüsse ab. Ein Ausständiger wurde getötet, ein anderer verwunde!. Londo n. In Erwiderung der lürkiicheu Note, iu der sie türkische Negierung cs ablehnt, ihre Truppen von T a öoh auf der Halbinsel Sinai znrückzuziehen unter der Be gründung. das; cs sich um einen integrierenden Teil des tür kischen Reiches handle, hat die englische Regierung wissen lassen, daß sie dicie Anschauung nicht akzeptieren könne, uns die Hosi- unng ausaesprochen, daß die Negieruna des Sultans sich bereit finden lasten trendy diestu Standpunkt fallen „u lassen. In unlcrrichtelcn Kreisen ist nichts darüber bekannt, ob eine Flottendemonstraiion in Vorschlag gebracht ist, dagegen sielst fest, daß der Kreuzer „Diana" sich noch im Golf von Akaba aufhält. London. lPriv.-Tel.j Feldmarschall Lord Roberts hielt gestern vor einer distinguierten Znhöicrichast in der Nona'. Institution in London einen Vortrag über die Notwendigkeit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in England. Lord Roberts führte anS. -die englische Armee sei gänzlich ohne Re serven, während die deutsche Armee und alle anderen europä ischen Heere über eine Re'ervc waiftngeübter junger Männer verfügten. Die allgemeine Wehrpflicht mache den Krieg schreck licher, aber deshalb auch seltener. Ein Land, in dem jeder waffenfähige Mann cinrückev müsse, sei stets weniger geneigt, einen Krieg leichtfertig anzusangen, als ein Land, dessen Sol daten besoldete Kriezzer seien. Die allgemeine Wehrpflicht sei deshalb keine aggressive Mdßregcl, sondern ein« neue Sicher heit für den Frieden. Der jetzige Zustand sei ein« Gefahr für den Bestand des britischen Reiches. K o ii st antiiiopel. sPriv.-Tel.I Der Präfekt von Kon- staiitinopel, R ed w a ii - P a sch a , ist gestern abend in einer Vorstadt Koii'stantinopels von zwei Personen aus Privatrache ermordet worden. Buenos Aires. „La Nacion" zufolge sind in San Nicolas drei Pest fälle sestgestellt worden. Ferner werden dem Blatte anS der deutschen Kolonie Esperanza einige pesi- verdächtiae Krankheitsfälle gemeldet. — Den wegen Teilnahme an dem Aufstandc in der Provinz Santiago vel Estero Ver- urieillen ist Amnestie gewährt worden. Tnr-cs-Salaam. IPrio.-Tel.I Das Bezirksamt von Rode meldet aus Kilwa. Laß der Hauptansührer Anieri Ndegere mit viele- Aufständiichcn in Lnkcliro dem Unter- asfrzier Keßler sich s r e i w il l i a a esie l l t hat. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 24 Mäij. Bei Sr. Majestät dem Könige fand gestern abeuo im Marmorsaale des ResidcnzichlosseS ein Hofkonzert statt, das von Mitgliedern der Königl. Hoiopcr und der König!, musikalischen Kapelle unter Leitung des Generalmusikdirektors Geh. .Hofrats v. Schuch ausgesührt wurde. Neben König Friedrich August wohnten dem Konzerte Prinz Johann Georg, Prin zessin Mathilde und Herzog Karl Borwin zu Meckleuburg-Strelij; mit den Damen und Herren der Hof- und Militärstaaten bei. Mit Einladungen zu dem Konzerte waren ferner ausgezeichnet worden die Damen und Herren vom diplomatischen KorpS, Mit glieder des Hauses Schönburg und des Hauses Solms-Wilden- iels, die Herren Staatsmiuister mit Gemahlinnen, die Präsidien der beiden Tiändecamiiiern, lowie eine grvßcre Anzahl Generale, Offiziere und höhere Zioilbeamte. Die Gäste versammelten sich ovn 1^9 Ubr ab im Stncksaale der 2. Etage und wurden Lann in den Marmorsaa! eiiigefnhrt. wo der König mit den prinzlichen Herrschaften gegen 0 Uhr erschien. Nach den Vor- führungen. deren Programm bereits mitgcteilt wurde, hielt der König in der Versammlung Cercle und zeichnete dabei auch die Künstler mit Ansprachen ans. Dem Konzerte folgte ein Souper an Büfetts in den 'Speiscsäle», das um kl Uhr beendet war. An dem Hofseite liatten 160 Personen leilgenouimeii. — Heute vormittag wohnte König Friedrich August der Reitbesichtiaung der 2. Eskadron des Gaidc-Reiter-Regsments bei. Mittags empfing er die Tepartementschestz der Königl. Hofstaaten zum Vortrage und nahm die Vorstellung der in die sächiischc Armee Kunst und Wissenschaft. V* Mitteilung aus dem Bureau der K ö n i gl i ch en Dof « theater. Für das Gastspiel des Moskauer Künst le raschen Theaters im Schauspielhause gelten dieselben Preise wie beim Gastspiel der Iran Düse. 'st* Die Königl. Kammersänger in Fräulein v. Chavannc beklagt den Tod ihrer Mutter, der Frau Julie Edle von Chavannc, K. K. Moiors-Witwe, die gestern abend nach längerem Leiden verschieden ist. -st* KSnigl. Kapelle. Das 8. Sinfonie-Konzert der L-Serie leiteten zwei Sätze einer Sinfonie in 6-llur Manuskripts von Reinhold Becker ein. Wem daS Werk in seinem ganzen Inhalte bekannt geworden ist, wird voranSsetzen, daß dem Hörer durch die bruchstückiveise Aufführung die meisterlich sestgehal- iene organische Äerbindirng der einzelnen Sähe, das geichlvssene Wesen des Ganzen, verloren geht, daß die gestern geipielten beiden Teile kaum mehr als fragmentarische Eindrücke Hervor rufen können. So berechtigt, wie diese Voraussetzung auch sein mag. so wenig traf sie in der Hauptsache zu. Die Stücke fesselten, obgleich losgerissen vom Ganzen, in ihrer reinen effektiven Musik und ihrem künstlerischen Gehalt äanz außer ordentlich. Von dem, was das Werk ans sagen will: die mann hafte Erhebung aus schwerem Leide, erzählt eindringlich der erste Satz mit seinem rührenden Klagegelang, dem leidenschast- licken Gegentkema und dem. wie aus seelischem Leiden leise und traumhaft aussteigenden Licbesmotiv igs-oIo-Geige>, sowie aus der dramatischen Steigerung, mit der schließlich der Satz wie in freudigem Siege ansklingt- Durch Auslassen des tief- ernst gehaltenen zweiten Teils, mutete der gestern gehörte dritte, ein Scherzo-Idyll, allerdings etwas unvermittelt an, immerhin gibt auch er in seiner einfach schönen, liedförmigen Melodie, in seinem duftigen Waldweben und leichten Arabesken- «erk, dessen graziöse Rhythmen auf Elsentanz in Mondschein nacht raten lassen, rin abgeschlossenes Bild, eine Art träume- rische Erinnerung von romantischem Inhalte. Von der König!. Kapelle rmter o. Schuchs geistvoller Leitung vollendet schön gesvielt, sprachen die auch instrumental vortrefflich charakteristisch und in der motivischen Arbeit niteressaii-t und fesselnd be handelten Fragmente so allgemein und lebhaft an, daß v. Schuch durch einen zweimaligen Hervorruf ausgezeichnet wurde. Richard Strauß' „Hcldenleben", mit dem der Abend abschloß, wurde, ähnlich wie bei der ersten Ausführung durch die Königl. Kapelle, mit großem Beifall ausgenommen. Was Strauß mit dem Werke beziveckt, ist klar. Er will damit sagen: Ich bin selbst einer von denen, die verkannt werden und kämpfen müssen. Wie er uns das sagt, hat vor zehn Jahren, als daS „Heldenlebcn" aufkam, viele überrascht und verstimmt. Mau nannte feine Musik Scheidewasscr. Heute erscheint sie uns, mit seiner „Salome" verglichen, beinahe wie Mandelmilch, und die Musiker, die sich gegen die kolossalen instrumentalen und rhythmischen Schwierigkeiten auslehnten, spielen das „Heldcn- lebcn" nach „Salome", als ob das Geigen und Wasen unter dem Aufwand« aller rcchnischen Künste und physischen Kräfte nie anders zu verstehen gewesen Ware. Trotzdem sind wir im Empfinden dieser Art Musik kaum weiter gekommen, als ehemals. Eine Sinfonie ist das, waS wir aus oem „Heldcu- icben" heronshören, nicht. Unter Sinfonie verstehen wir eiwaS anderes. Im Lenawtivstil gehalten, als Programm-Musik in einem fortlaufenden Satze gebärt das Werk — es handelt sich hier vor allem um technische Kunstausdrücke — in die Kategorie der sinfonischen Dichtung, nach Art der von Liszt erfundenen Form. Als solche schätzen wir sie am meisten in der Virtuosität der orchestralen Arbeit, in der scharf und markant hervortretcu- den Kenntnis neuer Klongkombinationen, in der Strauß zweifel los der Erste unter den zeitgenössischen Musikern ist. Die Toniprache aber ist ihm nicht immer eine Sprache der Gefühle, sondern sehr oft auch eine der reinen Vernunft und Klugheit. Schöpferisch« Macht und spekulativer Geist sind bei ihm un trennbar. Er hält es, selbst in Momenten unverkennbarer Ekstase, mit der Sensation. Er berechnet, indem er empfindet, er läßt uns von seinem Genie mehr die flimmernde, glänzende and verblüffende llmkleidung bewundern, als es uns, zum min- desten oft,.-um echten Mitempfinden anrcgen kann. Unter solchen Eindrücken hat man auch diesmal sein „Hcldenlebcu" wieder gehört, unter der großzügigen, hinreißenden Leitung, mit der v. Schuch derartige, aus den Impuls des Augenblicks berechnete Werke in der Vollenvung wiederzugeben versieht. In der Solistin deS Abends, Fräulein Mary Hall, lernte man eine vortreffliche Geigerin kennen. Sie spielte Tschaikowskiis v-clur-Konzert lop. 35j technisch brillant und mit hervorragendem geistigen Verständnis. In ihrem Spiele drück! sich selbständige .Künsrlcrschaft aus. bemerkenswertes subjektives Empfinden, das Kennzeichen künstlerischer Individualität. Am besten gelang ihr die graziöse Träumerei des Andante und die sein empfundene charakteristische Bel>a»dluiig der slawischen Themen im Finale. Unter den gegenwärtigen Geigerinnen ist sie jedenfalls berechtigt, eine erste Stelle einznnchmeii. II. 8t. ck* Eduard Griseback. der Dichter des originellen, einst viel umstrittenen, beute rückhaltlos bewunderten Epos „Der neue Tannhäuscr", ijl vorgestern abend in Eharlotienburg, wie bereits kurz telegraphiich gemeldet, am Herzschlag im Alter von 61 Jah ren gc st o r b c n. In ihm verlier! die üeu'.jchc Dichtkunst einen der besten und eigenartigsten Lyriker, obwohl Grisebach seine Berühmtheit ans diesem enge» Gebiclc literarischer Betätigung nur einem einzigen Buche — sein schwacher „Tannhäuscr iu Rom" zählt nicht mit — verdankt und er selbst nie viel von sicki als Poet gehalten bat. ja seine literar-historischen Studien allezeit bedeutend höher cinschätzte, denn seine „lyrischen Ingendsii'ndeil". Grisebach nwr als Lohn des berühmten Botanikers gleichen Nomens am 0. Lktober 1845 geboren und wurde von seiner Familie zum Juristen bestimmt. Mit 21 Jahren «rat er in den Staatsdienst, um sich speziell der Koniulartätigkeit zu widmen. In Jassy und Bularcst. in Peiersbura und Mailand, in Syrien und Haiti vertrat Grisebach das Demiche Reick', bis er vor etwa 1', Jahren einen Abschied nahm und sich ganz seinen bibliophilen und literarhistorischen Nciaungen widmete. Seine Muse schwieg, aber seine Literarkritik zeitigte interessante Werke. So ging er den Spuren der Novell,stik in der Weltliteratur nach in einem fesselnd geschriebenen literarhistorischen Büchlein von der „treulojen Witwe", das die bekannte Fabel von der Wciberireue. die mir schon seit der antiken Witwe von Ephesus kennen, bereits als altcliiiiesische Novelle »achweist. Be sonders hat sich daneben Grisebach als Herausgeber von Werken deut scher Dichter und Denker bewährt. Lichtenverg. Bürger. Heinrich
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