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Ar. 2SS, 84. Jahrgang Montag, den LS. Dezember 1SSL Pulsnitzer Iageblait wecheublall vezlrlsanzelger zuzügl. Vringerlohn Wöchentlich nur Fernsprecher: Amt Pulsnitz 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz. Postsch.-Konto: Dresden 11764. Dank-Konto: Commerz- und Privatbank, Zweigst. Pulsnitz. Bei Slnzt'hung der »nzelgengebühren durch klag« oder Iw Kontur», oder Lerelelchotolle komme» etwa gewährt» Rabatt» I» Wegloll. — LI» kio Uhr oormtttag» »tngehend« Lnzktgk» 6»- drn noch am gleichen lag» Lusnohm». 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S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hau»- walde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdors, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundo s, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Tägliche schnellste Berichterstattung über da» Geschehen in der engeren Heimat, in Deutschland und im Ausland. Nachrichtendienst durch ganztägigen fast ununterbrochenen Funkdienst der TelegrapHeo-Uni«« Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 B-rlag: Pulsnitzer Tageblatt, S. m. b. H., Pulsnitz — Druck: A. Pabst, Königsbrück. Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Sie französische Regierungsbildung vollzogen Paul-Boncour ist Frankreichs neuer Ministerpräsident — Das Kabinett Paul-Boncour wird die Politik des Kabinetts Herriot fortsehen — Die Regierungserklärung wird für Donnerstag erwartet - Italienfeindliche Kundgebungen in Belgrad Amtliche Bekanntmachungen im Anzeigenteil kurz das Neueste Auf einer Reihe von nationalsozialistischen Amtswaltertagungen sprachen am Sonntag Adolf Hitler und vr. Goebbels. In Ham- bürg wandte sich Hitler scharf gegen das Regierungsprogramm, das er als eine Ent lehnung des nationalsozialistischen Wirtschafts- Programms bezeichnete, vr. Goebbels, der in Essen und Düsseldorf sprach, sagte u. a., die NSDAP, wolle alles oder nichts. Reichsfinanzminister Schwerin-Krosigk sprach am Sonntag vor der bremischen Wirtschaft über den Stand der Reichsfinanzen und über das Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung. In der Stadt Ostritz (Sa.) fand am Sonn tag die Gemeindewahl statt, die den Sozial demokraten und Kommunisten Gewinne brachte, während die NSDAP, an Stimmen einbüßte. Am Sonntagnachmittag ereignete sich auf der Staatsstraße in der Nähe von Meißen ein schweres Kraftwagenunglück, bei dem »wei hohe Reichsbahnbeamte im brennenden Wagen ums Leben kamen. Der bekannte sozialdemokratische Schrift steller und Theoretiker des Sozialismus, Eduard Bernstein, ist am Sonntagmittag im Alter von 82 Jahren gestorben. Das Geschäft am Goldenen Sonntag war in Berlin erheblich besser als das des Sil bernen Sonntag. Die Straßen der Reichs- Hauptstadt hatten einen außergewöhnlich star ten Verkehr aufzuweisen. Am Sonntag fand die feierliche Einweihung der neugegründeten Stadt Littoria in den früheren pontinischen Sümpfen durch Musso lini statt. Damit ist der erste Teil eines Trockenlegungswerkes abgeschlossen, das dieses durch Jahrtausende völlig entvölkerte Fieber gebiet zu fruchtbarem Ackerland machen soll. Der Präsident der Abrüstungskonferenz, Henderson, ist in London eingetroffen. Er gab seiner Zufriedenheit über den Ab schluß des Fünf-Mächte-Abkommens Ausdruck und sprach sich optimistisch über die Aus sichten der Abrüstungskonferenz aus. Der ungarische Ministerpräsident forderte in einer Rede offiziell die Revision des Frie densvertrages. Es sei ein Erfolg der Fünf- Mächte-Konferenz, daß sie die Gleichberechti gung gesichert halbe. Infolge des von der Regierung aufqedeckten Putschversuches ist in ganz Argentinien der Belagerungszustand verhängt worden. Im Hafen von Le Havre ereignete sich an Bord eines Petroleumdampfers eine Explo sion, die fünf Todesopfer forderte. Die englische Fliegerin Amy Johnson- Mollison ist am Sonntag in London ein- aetroffen, nachdem sie für die Strecke Kap stadt-England einen neuen Rekord aufgestellt hat. Eine llppische Gemeindewahl am Goldenen Sonntag Stimmenzuwachs der NSDAP. Detmold, 1S. Dez. (Funkmeldung) In der zum Amtsteil Detmold gehörenden Dorfgemeinde Müssen fand am Goldenen Sonntag eine Neuwahl der Gemeindever tretung statt, da die am 10. Januar d. I. durchgefuhrten Wahlen für ungültig erklärt worden waren. Man hatte einem Einspruch der Kommunisten stattgeaeben, weil damals die Wahloorschläge nicht lange genug öffeut- ird das neue Kabinett lange leben? Paris, 19. Dezember Ministerpräsident Paul-Boncour hat Sonn tagabend sein neugebildetes Kabinett dem Staatspräsidenten vorgestellt. Die neue Re gierung setzt sich folgendermaßen zusammen: Ministerpräsident und Auswärtiges: Paul- Boncour; Innenministerium: Chautemps; Justizministerium: Abel-Cardey (Senator, Radikalsozialist); Kriegsministerium: Daladier; Kriegsmarineministerium: Leygues; Luftfahrtministerium: PainlevL; Kolonialministerium: Sarraut; Finanzministerium und Haushaltsministe rium: EHLrons; Arbeitsministerium: Dalimier; Handelsministerium: Lson-Meyer; Unterrichtsministerium: de Monzie; Wohlfahrtsministerium: DaniLlou; Postministerium: Laurent-Eynac; Ministerium für öffentliche Arbeiten: George Bonnet; 'Landwirtschaftsministerium: Queuille; Handelsministerium: Julien-Durand; Pensionsministerium: Miellet. Wie aus dieser Liste zu ersehen ist, hat Paul- Boncöur den Stamm seines neuen Ministe riums aus den Radikalsozialisten, den sozialen Republikanern, der republikanischen Vereini gung des Senats, der radikalen Linken und der Unabhängigen Linken zusammengesetzt. Die Schwierigkeiten, die sich bei der Besetzung des Finanz- und Haushaltsmintsteriums er geben hatten, sind dadurch überbrückt worden, daß beide Ministerien zusammengelegt wur den und in die Hände des durch seine Spar politik bekannten CHLrons übergingen. Am Donnerstag Regierungserklärung Paul-Boncour» Pari», 19. Dez. (Funkmeldung) Das neue Kabinett Paul-Boncour wird sich am kommenden Donnerstag der Kammer vor stellen, wo der neue Ministerpräsident die Regierungserklärung verlesen wird. An schließend findet eine Aussprache über die all gemeine Politik statt, die mit der Stellung Ler Vertrauensfrage endet. In politischen und parlamentarischen Kreisen rechnet man damit, daß Paul-Boncour bei seiner ersten Begegnung mit der Kammer etwa 380 Stim men von den 614 auf sich vereinigen wird, die das Haus zählt. Der erste Eindruck, den das neue Kabinett in der Öffentlichkeit macht, ist nicht ungünstig. Nachdem in letzter Stunde noch eine Reihe wichtiger Änderungen in der Zusammen setzung vorgenommen wurden, haben auch die Rechtsblätter sich einer scharfen Kritik ent halten. Vor allem die Besetzung des Finanz ministeriums mit Henry Chärons wird all gemein günstig ausgenommen. Auf Ler Linken findet die Zusammensetzung des Kabinetts um so größere Anerkennung, als von den 29 Ministern und Unterstaatssekretären 19 dem Kabinett Herriot angehörten. Ministerpräsident Paul-Boncour gab nach der Vorstellung seiner Mitarbeiter im Elysee eine kurze Erklärung ab, in der er darauf binwies, daß seine Regierung in ihrer Zu sammensetzung und in ihrem Programm eine Fortsetzung des Kabinetts Herriot bedeute. Die Übernahme des Finanzministeriums durch Charons beweise, daß die Regierung dem Lande die volle Wahrheit über den Stand der Finanzen sagen wolle und daß sie gewillt sei, unverzüglich die Maßnahmen zu treffen, die für die Wiedergesundung der Finanzlage notwendig seien. Die neue Regierung findet, von einigen Ausnahmen abgesehen, in der französischen Presse ein bessere Aufnahme, als dies nach den Äußerungen der Blätter am Sonntag zu erwarten war. lich ausgehängt wurden. Die Wahl brachte ein unerwartetes Ergebnis. Die Kommunisten, die die Neuwahl veranlaßt hatten, erlitten Verluste, ebenso die Sozialdemokraten. Die Nationalsozialisten hatten einen Stimmenzu wachs zu verzeichnen. Nun bilden National sozialisten und Bürgerliche den Gemeindevor stand, der vor der Wahl am 10. Januar sieben Jahre von der Linksmehrheit besetzt war. Eine Erklärung Gregor Straßer» München, 19. Dez. (Funkmeldung) Reichstagsabgeordneter Gregor Straßer teilt mit, daß er allen in der Presse erschiene nen Veröffentlichungen und Mutmaßungen über die Bewiggründe, die ihn zum Rücktritt von seinem Parteiamt veranlaßt haben, voll ständig fernsteht. kommunistischer Hungermarsch nach München geplant München, 19. Dez. (Funkmeldung) Die Münchener Polizei warnt vor einem geplanten kommunistischen Hungermarsch nach München. Wie die Polizeidirektion mitteilt, sucht die Kommunistische Partei die Erwerbs losen für Dienstag zu einem Hungermarsch nach München und in München zu einem Marsch vor das Rachaus aufzubetzen, um einen Druck auf die Beratungen des Stadt- rates auszuüben. Auch mit dem Gedanken, „die Kohlenvorräte der Stadt festzustellen und sich näher anzusehen", wird in einem Rund schreiben eines kommunistischen Erwerbslosen ausschusses für Südbayern gespielt. Die Poli zeidirektion München hat die notwendigen Vorkehrungen getroffen. Ilalienfeindliche Kundgebungen in Süds.awlen Budapest, 19. Dez. (Funkmeldung) Nach Meldungen aus Belgrad kam es dort am Sonntag zu großen italienfeindlichen Kundgebungen. Die Studenten riefen vor der italienischen Gesandtschaft: „Nieder mit Italien! Nieder mit Mussolini!" Die Polizei zerstreute die Demonstranten. Es verlautet, daß der italienische Gesandte heute, Montag, dem Außenminister eine Pro testnote überreichen wird. In Regierungs kreisen wird erklärt, daß man Lie Demon- strationen tief bedauere. 21 Selbstmordversuche Budapest. Am Sonntag sprang der Kut scher Stephan Körley in selbstmörderischer Absicht in die Donau. Er wurde gerettet. Dies war der 21. Selbstmordversuch Körleys, der bereits mehrfach in Irrenanstalten unterge- bracht war. Heimstätten für alle! Arbeitsbeschaffung für 250 000 Erwerbslose Unter den Arbeitsbesckaffungsplänen, die gegenwärtig den zuständigen Stellen vor liegen, nimmt der Vorschlag des bekannten Bodenreformers Johannes Lu bahn, des Leiters des Heimstättenamtes der deutschen Beamtenschaft, eine besondere Stellung ein. Lubahn legt in den folgenden Ausführungen die Grundlinien seines Planes, der übrigens von zahlreichen Bürgermeistern und von dem Siedlungskommissar Saaßen gebilligt worden ist, dar: Hindenburgs Wunsch bei Erlaß der Not verordnungen war, daß die Lebenshaltung der Arbeiter nicht herabgesetzt werden soll. Dennoch befürchten die Gewerkschaften und viele Persönlichkeiten, Laß die Sozialpolitik im Gegensatz zu Hindenburgs Wunsch noch abgebaut werden wird. Eine besonders wich tige und nach außen sichtbare sozialpolitische Fursoryemaßnahme ist der Bau von einfachen Heimstätten für die minderbemittelten Schich ten der Bevölkerung. Der sonst vorbildliche Siedlungsbau für Erwerbslose in der bis herigen Weise ist auf die Dauer unmöglich, weil die Erwerbslosensiedlung hundertprozen tig im Wege der Wohlfahrt finanziert werden muß. Jede Wohlfahrtsarbeit hat Grenzen. Wir müssen dahin kommen, daß die finanzielle Verantwortung für den Heimstättenbau der Siedler selbst trägt. Dies kann geschehen nach dem System der Ausbauheim st ätten. Nach diesem System oll die Ausbauheimstätte vom Siedler schnell getilgt werden. Spätestens in zehn Jahren soll die Tilgung vollendet sein. Höch stes Darlehen: 3000 Mark, jährlich also rund 300 Mark Tilgung oder durchschnittlich monat lich 25 Mark. Einschließlich Verzinsung des Anlagekapitals und der Berwaltungsunkosten hat der Siedler alsdann insgesamt rund monatlich 30 bis 35 Mark zu zahlen, ein Betrag, der auch von dem kleinen Mann, der in Arbeit steht, noch aufgebracht werden kann. Bei eintretender Arbeitslosigkeit kann man, ohne Gefahr für die Siedlung, den Tilgungs betrag kürzen oder stunden, so daß die Lasten geringer sind als für eine gleichartige Miet wohnung. Vorläufer Plan: Erstellung von 100 000 Heimstätten — 300 Millionen Mark. 70 bis 80°/« der Ge amtkosten sind reine Arbeitslöhne. Bei Annahme von 70°/« und bei Annahme des durchschnittlichen Lohnes eines Bauarbeiters von 90 Pfg. (2000 Arbeitsstunden im Jahr) würden durch den Betrag von 300 Millionen Mark 230 000 Arbeitslose sechs Monate Arbeit erhalten. Dazu kommt Beschäftigung von Arbeitslosen durch das Eigenkapttal der Siedler (min destens 10°/°) und die Arbeitsbeschaffung durch die innere Ausstattung jeder Heimstätte. Insgesamt würden durch die Erstellung von 100000 Kleinheimstätten über 250 000 Arbeits lose sechs Monate Arbeit erhalten. Von dem Anlagekapital fließen durch die Ttlgungszahlungen der Siedler jährlich durch schnittlich 10°/° zurück. In spätestens zehn Jahren ist das ganze Kapital zurückgezahlt. Wie sind die Mittel zu beschaffen? Grundsätzlich sollen sie im freien Markte beschafft werden. Sobald das Vertrauen in der Wirtschaft einigermaßen heraestellt ist, wird das möglich sein, weil das Leihkapital durch die produktive Anlage und die hohe Rückzahlung der Tilgungsbeträge der Siedler voll gesichert ist. Da aber zur Zeit im freiem Markte die Mittel schwer zu beschaffen stm soll das Reich aus den Mitteln zur Arbeit»