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Tageszeitung MS Anzeiger für DWZMswMeK SchmieSeberg N»L Dierkeljährlich ^>Mk.ohneZil« «koUstvstlklS. — Einzelne Nunmirm s Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Dr. S. Gemeindeverbands-Girokonlo Nr. 3. — VosjschrÄ» Konto: Dresden 12548. Aelksste Z-rruug SeN Bezirks Mrses DlaU enlhLl! die amttiehen Bekranntmsch««KMi -er Amlshauplmannfchafi, -es Amtsgerichts und des Siadtrals zu Dippoldiswalde DsranlwoMcher Redakkeur: Paul Jebue» — Druck und Verlag' Larl Dehne b» Dlpyoldiswalde. Nr. 170 Sonntag den 23 Juli 1922 88. Jahrgang Amtliche UmtinchllW. Voranmeldungen und Voraus zahlungen für die Umsatzsteuer. Die zur Abgabe von Amsahsteuererklärungen verpflich- teken Personen werden darauf aufmerksam gemacht, daß sie nach 8 37 Absatz 2 des Amsahsteuergesetzes vom 24. Dezember 1919 in der Fassung des Gesetzes vom 8. April 1922 inner halb eines Monats nach Ablauf eines Kalendervierteljahres eine Vorauszahlung auf die entstandene Steuerschuld zu leisten haben. Ist der Steuerabschnitt länger als ein Viertel sahr, so erhält der Steuerpflichtige eine einmalige Auf forderung zur Abgabe einer Voranmeldung zum Zwecke der Entrichtung der Vorauszahlungen. Gibt der Steuerpflichtige bei vierteljährlicher Veranlagung eine Steuererklärung oder bei jährlicher Veranlagung eine Voranmeldung innerhalb eines Monats nach Ablauf des Kalendervierteljahrs nicht ab, so bemißt die Steuerstelle die Vorauszahlung auf ein Viertel der für das vorausgegangene Kalenderjahr veranlagten Steuer. Erforderlichenfalls wird geschätzt. Aebersteigk die am Schlüsse des Skeuerabschnittes auf Grund der Veranlagung für die Gesamtumsätze festgesetzte Steuer den Gesamtbetrag der Vorauszahlungen um mehr als 2V vom Hundert der Vorauszahlungen, so erhöht sich dis Steuer um 19 vom Hundert dieses überschießenden Bettags. Es liegt daher im eigenen Vorteil der Steuerpflichtigen, die Vorauszahlungen in solcher Höhe zu leisten, daß die endgiltig zu veranlagende Steuer annähernd gedeckt ist. Für nicht fristgemäß eingegangene Vorauszahlungen werden Verzugs zinsen berechnet, die von dem Betrage der Vorauszahlungen m Abzug gebracht werden. Aeberschießende Beträge werden mit Zinsen zurückbezahlt oder auf die nächste Vorauszahlung angerechnet. Soweit Steuerpflichtige die nach dem Gesetze bereits im Monat April fällig gewordenen Vorauszahlungen für das erste Vierteljahr 1922 noch nicht an das zuständige Umsatz steueramt (Finanzamt) abgeführt haben, hat dies spätestens bis 31. Zull dieses Jahres zusammen mit der Entrichtung der Vorauszahlung für das zweite Vierteljahr 1922 zu ge schehen. Nr. 1502 Finanzämter Heidenau und Dippoldiswalde, am 21. Juli 1922. Dom l.Juli 1922 ab wird für das aus der^städtischen Wasserleitung entnommene Wasser ein Wassergeld E W 2 UI. für l cbm erhoben. Dippoldiswalde, den 2l.Juli 1922. vor 8l»Ütr»t. Gewinnliste Ler vom Bezirksamt für Kriegersürsorge Dippoldiswalde ver- triebenen Lose der Frauendank-Waren-Verlosung, 6.—10. Serie. Gewinne haben erhalten: Serie VI: Nr. 0618 0643 0806 0833 0838 1838 1847 2223 2226 2310 2320 2321 2329 2552 2559 2568 2577 2581 2584 2597 2598 2600 2601 2603 2604 2606 2611 2612 2631 2639 2754 2758 2762 2768 2787 2790 2792 2796 2822 2824 2829 2846 3356 3359>3373 3387 3392 SerieHlT^tt. 1407 1421 1441 1443." ' Serie Vlll: Nr. 1182 1185 1190 1192 1198. U Serie IX: Nr. 1055 1060 1066 1092 1093 I I00. Serie X: Nr. 2812 2834 3748. ' Die Gewinne sind vom 20. Juli bis zum 31. Juli 1922 Segen Rückgabe der Gewinnlose im Bezirksamt für Krieger- sürsorge in Dippoldiswalde, Weißeritzstraße (neben „Schützen haus") während der Zeit von 7—12 Uhr vormittags abzu holen. Bis zum 31.Juli 1922 nicht abgeholte Gewinne verfallen. eerttickes «nd Sackfisches Dippoldiswalde, 22. Juli. Nun ist es wieder da, das Dippser Schützenfest, unser Vogelschießen. Wenn auch nicht mehr ganz in der Meise begrüßt, wie in den schönen Friedenszeiten — heute haben wir ja eigentlich noch keinen Frieden —, so läßt es doch keinen Einheimischen ganz kalt; und wenn auch mancher so tut. Wenn die Reveille ertönt, drinkelts doch in den Füßen; und wenn die Schützen durch die Stadt ziehen, gehts doch ans Fenster; und wenn die Vogel wiese tagsüber aus Opposition, aus .Verachtung' wirklich gemieden wird, am Dienstag abend nimmt die Mutter doch den Stammhalter an die Hand, der Vater das Nesthäkchen auf den Arm und hinunter gehts zum Feuerwerk. Und wenn dann die Kleinen beim Zubettgehen noch ganz begeistert schwärmen von dem Gesehenen, dann kommt auch den Eltern die Erinnerung an die selige Kinderzeik, an die Begeisterung für das Vogelschießen damals, und sie freuen sich mit. Und vielleicht kommt dabei auch die Sehnsucht nach den Fest freuden der Erwachsenen, und Vater nimmt Muttern an den Arm und steigt noch einmal zur- Aue hinunter und hilft, da nunmehr weiteres nicht zu tun ist, wenigstens .die Vogelwiese zuknöpfen", gemeinsam mit denen, die sie eröffneten und wirklich .mitmachten". Nun, daß es in Dippoldiswalde von den letzteren nicht wenige gibt, bewies im Vorjahre die auf fallend starke Beteiligung an der «Bierprobe" am Sonnabend abend. Wirds auch in diesem Jahre so sein? In wenigen Stunden. werden die Böller donnern, und dann wird sichs zeigen, ob die fast märchenhafte jüngste Bierpreiserhöhung ungünstig nachwirkt. Zu verwundern wäre es schließlich nicht. Aber na — schließlich ist im Jahre nur einmal Vogel wiese. And schließlich war und ist das Schützenfest eben — ob mans auch zu bestreiten versucht — ein Volksfest. Daß es sich als solches erhalten konnte die Jahrhunderte hindurch, beweist den gesunden Kern. Mas besagen dagegen alle die Redensarten von .überlebt" und «nicht mehr in die Zeit passend" usw. usw. Tatsachen sprechen! Mie verkehrt ist es nun aber erst, aus politischen Gründen Gegner zu sein. Zum Schützenfest denkt niemand an Politik, am allerwenig sten ein Schütze; der hat gar keine Zeit dazu und hak ganz, ganz anderes im Kopfe und die andern «Vogelwiesler" auch. Mit der letzten Chronik-Beilage brachten wir ein Bild von Dippoldiswalde aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. And was sehen wir unter anderem? Die Vogelstange. Ja, das Schützenfest erinnert uns an unsere Altvordern. Wie sie — die Allkagssorgen zu Hause lassend, hinunter auf die Aue zogen und das Schützenfest miteinander feierten, mitein ander ohne Rücksicht auf Stand, Weltanschauung usw., der Gerichksamtmann und der Schafhirt. Tun wirs ihnen nach Möglichkeit nach. Machen wir uns keine Gedanken darüber, wie lange es noch eine Vogelwiese geben wird. Wo sie sich überlebt hat, geht sie von selbst ein. In Dippoldiswalde noch nicht. And deshalb: Strömt herbei, ihr Völkerscharen! — Ein Raubüberfall an Hellem Tage und in näch ster Nähe der Polizeiwache hat sich Freitag nachmittag gegen 4 Ahr hier zugetragen. Am diese Zeit erschien im Laden von Schuhmachermeister Radestock in der unteren Herrengasse ein großer, kräftiger Mensch von 28—30 Jahren, ließ erst von Frau R. — der Inhaber selbst war an diesem Tage verreist und kehrte erst um 6 Ahr abends zurück — die noch An wesenden bedienen und probierte darauf Schnürstiefel an. Nachdem er ein Paar braune ausgewählt, sich auch noch Ein legesohlen hatte einlegen lassen, zog er die neuen Schuhe wieder an und ließ die alten einpacken. Als es ans Bezahlen ging, sprang er plötzlich über die Ladenkafel, warf die Frau zu Boden, würgte sie und verlangte Geld. Er raubte dann die Ladenkasse, in der sich etwa 300—400 M. befanden, aus, bedrohte Frau R. sowie ihren Mann mit dein Tode, falls sie Anzeige erstatteten, und entfloh die Herrengasse hinauf in Richtung Oberhäslich unter Mitnahme seiner alten Schuhe. Passanten, die ihm auf freier Straße begegnet sind, wollen aber kein Paket in seinen Händen gesehen haben. Möglicher weise hat er dieses versteckt oder weggeworfen. Die Polizei war sofort benachrichtigt worden und rief auch den Gasthof Oberhäslich an. Hier war der Räuber eingekehrt. Frau Kunze, die allein im Hause war, ließ den Gemeindevorstand herzuholen. Als dieser kam, war der Räuber am Bezahlen. Er ließ den Restbetrag im Stiche, stieß den Gemeindevor stand von sich und entfloh wieder. Von Sommergästen und Ortsbewohnern sollte er in der Nähe der Bäckerei aufge halten werden; er bedrohte sie aber mit dem Messer, durch brach die Kette und rannte nach dem Walde zu, in dem er ! dann verschwand. Radfahrer und Polizei verfolgten ihn, ! konnten ihn im dichten Walde aber nicht fassen. Im Gast- ! Hofe Oberhäslich hatte er sich nach dem Wege nach Rabenau j erkundigt. Er trägt einen Hellen, graugesprenkelken Anzug ! und neue blaue Schuhe. In der Stadt hatte der Aeberfall j große Erregung hcrvorgerufen. Von anderer Seite wird uns hierzu gemeldet: Am Freitag , den 21. Juli gegen 4 Ahr ist im Geschäftslokale auf die j Schuhmachers-Ehefrau R. ein Raubüberfall verübt worden. ! Ein Anbekannter hat ein Paar Schnürschuhe Kausen wollen. Dabei hat er einige Paar angezogen. Ein Paar gelbe Schnür schuhe paßten. Als er Zahlung leisten wollte, sprang er über die Ladentafel, faßte die Inhaberin fest am Halse und würgte sie zu Boden. Dann sagte derselbe zu ihr, wenn sie niemand etwas sage und ihm das Geld herausgebe, wollte er sie am Leben lasten. Dieses Versprechen mußte sie abgeben. Hier auf ließ er von der Frau ab, nahm das Geld aus der Laden kasse und sagte noch, wenn sie jemand etwas sage, wollte er sie und ihren Ehemann erschießen. Dann hat er die Flucht ergriffen. Durch eine andere Frau erhielt die Polizeiwache nach einiger Zeit Kenntnis von dem Verbrechen. Die sofort angestellten Nachforschungen waren auch von Erfolg; denn der Täter hatte sich im Gasthofe zu Oberhäslich niedergelassen. Ehe die nach Oberhäslich entsendeten Polizeibeamken dort eingetroffen waren, erfolgte dessen Festnahme. Leider hat der Räuber sein Taschenmesser gezogen und sich dadurch von der Festnahme befreit und die Flucht nach dem nahen Walde ergriffen. Der Täter wird wie folgt beschrieben: 27—28 Jahre alt, 168—170 Zentimeter groß, breiter, kräftiger Mensch, volles, längliches Gesicht und hiesigen Dialekt sprechend. Bekleidet war er mit hellgrauem, mehr ins Braune übergehenden Anzuge, Hellem Hut mit dunklem Bande, gelben Schnürstiefeln (Nr. 45) und braunen Gamaschen. Im Interesse der öffentlichen Sicherheit werden diejenigen Per sonen, die irgendwelche Angaben machen können, die zur Er greifung des Täters führen, gebeten, Nachricht an die hiesige Polizeiwache geben zu wollen. — In Dippoldiswalde ist man jetzt dabei, einen Orts ausschuß für Jugendpflege ins Leben zu rufen. Der Ortsaus schuß bezweckt den Zusammenschluß aller Iugendplege treibenden Körperschaften und Vereine. Das Hauptziel des Ortsausschusses ist die Beschaffung eines Jugendheimes und einer Jugendherberge, Am die Jugend von Alkohol und Nikotin fernzuhalten. Einzelne Vereine und der Jugend pflege nahestehende Herren haben bereits ihre Mitarbeit zu- gesagk. — Die Bekanntmachung des Finanzamtes in heutiger Nummer wird allen Interessenten zur Beachtung empfohlen. — In vorliegender Nummer veröffentlicht das Bezirks amt für Kriegersürsorge eine Gewinnliste der Frauendank- Warenlotterie Serien VI bis X. — Aeber die Anlegung von Sparkassengeldern gibt das Ministerium des Innern eine längere Verordnung heraus, in der es u. a. heißt: Die Geldflüssikeit scheint nach den Beobachtungen des Ministeriums die Sparkassen vielfach verführt zu haben, die Anlegung ihrer Bestände in Darlehen an andere Gemeinden zu stark zu bevorzugen und dabei wich tige Rücksichten auf die Eigenart der Anlage von Sparkassen geldem außer acht zu lassen. Die Festlegung der Gelder auf Jahrzehnte sollen sich die Sparkassen stets reiflich überlegen. Es kommt dazu, daß es bedenklich ist, allzu große Teile des Sparkassenvermögens in unkündbaren Werken anzulegen und es muß den Sparkassen zur Pflicht gemacht werden, dafür zu sorgen, daß sie ihre Liquidität nicht durch Aeberspannung dieser an sich zulässigen Art der Anlage ihrer Gelder in un zulässiger Weise einschränken. Eine genaue Erkundigung nach der Finanzwirtschaft der schuldnerischen Gemeinden scheint in jedem Falle dringend geboten. Die Kreis- und Amkshauptmannschaften sind angewiesen, das bei Ausübung der Sparkassenaufsicht zu beachten. Beerwalde. „Da fließt unendlicher Regen herab", und wir wollten am Mittwoch nach neunjähriger Pause wieder einmal ein Schulfest feiern. Die Vorbereitungen waren ge troffen, die Ungeduld unsrer Kinder war riesengroß, die Nach fragen im Schulhause kaum zu beantworten — nun, da ging es eben nach 1 Uhr nachmittags los. Festlich geschmückt mit Fahnen, Kränzen, Vlumenbogen ging der Zug durch das ebenso geschmückte Dorf. Selbst unsre alte Fahne aus dem Jahre 1855 fehlte nicht. Die Musikanten und die große Trommel, geschlagen mit einem Rührlöffel, taten ihr Bestes, Die Kinder stimmten Marschlieder an nnd schrien „Hurra!" So kam man auf den Festplatz an der Schule. Der Wetter gott hatte unterdessen auch Einsicht gehabt — die Sonne guckte durch die Wolken. Nach einer Ansprache und einem Festgesang der Kinder wurde mit Spiel, Tanz und Reigen begonnen. Da gab es einen Abschießvogel, einen Stern, einen Kletterbaum, Scherenschneiden u. a. m. Selbst zwei Pfesfcr- kuchcnmänner streuten reichlich ihre süßen Gaben aus. Das am Gasthofe ausgestellte Karussell wurde fast nie leer. Kaffee, Kuchen, Würstchen und Semmel gab es zur Zehrung, auch Bier für den Durst zu solch harter Arbeit. Bei der Verlosung bekam jedes Kind ein sehr wertvolles Geschenk. Gegen abend wurde im Gasthosssaale tüchtig getanzt — So künstliche Tänze sah man noch nie. Trotz des sich wieder cinstellenden Regens wurde noch ein Lampionzug durchs Dorf unternommen — manche Laterne mußte ihr Leben lassen. Buntseuer glänzten,