Volltext Seite (XML)
Donnerslag, -en 27. Juli 1939 chrlstUIIimg: Dr—deec-«, P«ll,rstr°b« 17, Fernnes 70711 «. 21017 «Ichlslrftell«, Druck und Verlag: Germania Buchdrucker«! und leNag l-. und S. Winkel, Pollerstrab, 17. Fennus 71012. iystscheck: Tir. IM, Bank: Sadtbank Dresden Nr. V7S7 2» Fall« von höherer Gewalt, verbot, «inlielendee Setried»- stSrunzeN hat der Vejieher oder Weibungtreidrnd« tetn« «nlpiüche, fall» die Zeitung In b-IchiSnttem Umsang», oer- lpätet oder nicht «rlcheint. Liillltungaarltst vreade». Irschelnl I «al «ostehenlltch. WMaMcher vepege^ei, dich Irstgn Mchl. « Psg. 7,». «, Pfz. lrlgeilohn 17V; durch die Poft 1.70 einlchileblich Poftllberweil«ng«ebühr, füglich « Ps». Post-Bestellgeld. »Inzel-Nr. 10 Pfg., Sonnabend, und Festtag,-Nr. 70 Psg. Abbestellung« müssen lpsttesten, «In« Woche vor Ablauf der Perugsgeil schiistlich dekii Verlag «tngegange, seil«. Unser« Tilge» hllrs«, KI«, Abbestellungen «nigegenneh-e». verlagert Dresden. Anjeigenpreis«: die lspalttg» 77 mm breit« J«U« I Psg.; sg« FainMenanzeigen t Psg AI, Platzwünsch« können »U kein« Lewsthr NPe«. . Nummer 174—38. Iahrg LüchUche Volkssettuno Gegengewicht zum Rückzug Londons LtSA. kündigt Handelsvertrag mit Japan WaffenauSsuhrsperre nach Zapan - Auch Rohstoffe sollen mit elnbezogen werden Washington, 27. Juli. .Aussenminister Hüll überreichte dem japanischen Bot schafter Borinouchi eine Note, worin die Regierung der USA den amerikanisch-japanischen Handelsvertrag von 1V11 kiindigt. Die Kündigung tritt nach sechs Mo naten, also am 26. Januar 1910, in Kraft und öffnet den Weg für eine Waffenausfuhrsperre Japan gegenüber. Da der Kongress im Januar tagt, kann die Entscheidung über diese Ausfuhrsperre, die vielleicht auch auf Rohstoffe ausgedehnt wer den soll, sofort nach Wicderzusammentrttt auf die Tagesord nung gesetzt werden. Die Vertragskündigung kam völlig überraschend. Hüll konferierte am Mittwochmorgen mit Roosevelt. „Associated Preh" zufolge ist cs nicht unmöglich, das; dieser dabei die Kün digung des Vertrages selbst anordnete. Die Note an Japan enthält keinerlei Anspielungen auf die gegenwärtige Fernostlage. Es wird jedoch einleitend aus geführt, dass die USA-Regierung im letzten Jahr ihre Handels verträge sorgfältig überprüft habe, wobei sie zu dem Entschluss gekommen sei, daß der amerikanisch-japanische Handelsvertrag Bestimmungen enthalte, die revisionsbedürftig seien. Die Kün digung erfolge, damit eine derartige Revision vorbereitet wer den könne, „um die amerikanischen Interessen je nach den Er fordernissen einer neuen Entwicklung besser sicherzustellen und zu fördern." Die Vertragskündigung fand in den Kreisen der Regie rung und des Kongresses allgemeine Billigung. Wie verlautet, halten zwar mehrere hohe Beamte des Staatsdepartements eine Waffenausfuhrsperre Japan gegenüber für verfehlt, weil sie be ¬ fürchten, datz die Japaner sowohl in Japan als auch in China sofort Gegenmaßnahmen ergreifen werden. Tokio, 27. Juli. Der amerikanische Geschäftsträger unterrichtete heute im Namen seiner Regierung das javanische Autzcnamt, datz Washington den Handels- und Schiffahrtsvcrtrag von 1911 aus „wirtschaftlichen Gründen" gekündigt habe. Die amerika nische Negierung sei zu dieser Maßnahme, die den Wünschen der amerikanischen Nation entspreche, gezwungen worden, um die immer mehr steigende Einfuhr von japanischen Textilien in die Vereinigten Staaten einzudämmen. Der Vertreter des Außenamtes erklärte dem Geschäfts träger, datz Japan den ausgcsührten Gründen nicht zustimmen könne. Japan betrachte vielmehr die Maßnahme Washingtons als eine „wirtschaftliche H e r a u s s o r d e r u n g". Die Verhandlungen zum Abschluß eines neuen Vertrages könnten erst dann erfolgreich durchgcsührt werden, wenn Amerika seine unfreundlicke Haltung gegenüber Japan geändert habe. Die ersten Kommentare der japanischen Presse bezeichnen allgemein die Kündigung des japanisch-amerikanischen Handels vertrages als einen „unfreundlichen und verständnislosen Akt der amerikanischen Regierung". Der eigentliche Iweck der Kün digung sei die Absicht Amerikas, nunmehr freie Hand gegen Japans Chinapolitik zu bekommen. Japa nische Wirtschaftskreise betrachten die Kündigung als eine wirt schaftliche Herausforderung Amerikas, die zweifellos im cng- iisch-amcrikanischen Einverständnis geschehen sc!, um einen Druck auf die gegenwärtigen e n g i i s ch - j n pa nischen Besprechungen auszuüben. Japans Herrschaft über -en westlichen Pazifik Sie neue Flotte wird die Konzesstonsrechle in Rordsachalln schützen Tokio, 27. Juli. Die Erklärung des Marincministers, daß eine neue Flotte zusammcngestellt sei. wurde am Donnerstag vom Sprecher der Marine. Admiral Kanazaw, ergänzt. Einlei tend stellte er fest, daß die Aufstellung der neuen Flotte voll kommen beendet sei. Sie sc! dazu bestimmt, die See herr sch ast Japans über den westlichen Pazifik abso lut ficherzustellcn. Die neue Flotte sei notwendig, um gleich zeitig den Ausbau der neuen Ordnung in Ostasien zu unter stützen. Einzelheiten über Zusammensetzung, Schisfsarten usw. konnte der Sprecher nicht mittcilen, sondern er bemerkte nur, daß die Flotte jedenfalls aus einigen Geschwadern mit je zwei und mehr Schiffen lvstehe. Die neue Flotte werde hauptsächlich in den heimischen Gewässern operieren. Auf eine Frage erkiärte der Sprecher ferner, daß die Flotte keine Ucbergriffe Moskaus in Nordsachalin dulden, son dern die japanischen Konzessionsrechte mit assen Mitteln vertei digen werde. Zweitägiger Nekuck» König Larol- tn Mnbui Istanbul, 27. Juli. Heute vormittag wird In Istanbul der rumänische König Carol an Bord seiner Jacht „Luceafaru" zu einem zweitä gigen Besuch erwartet. Da es sich nicht um einen Staatsbesuch handelt, so ist von türkischer Seite kein offizieller Empfang vorgesehen. Jedoch werden der türkische Ministerpräsident und der Außenminister dem König Höflichkeitsbesuche abstatten, wodurch die Gelegenheiten zu den politischen Unterredungen gegeben werden, die der eigentliche Zweck dieser Kreuzfahrt de« Königs in den Gewässern des östlichen Mlttelmeere^ Ist. Die Rosse der Türkei als Vermittlerin zwischen Rumänien und Sowjctrußland wird dabei Im Vorderund stehen mit dem Ziel, einen Schwarzmeerpakt herbeizuführen. Heute früh traf auch der rumänische Kronprinz Michael aus Europa kommend hier ein, um sich mit seinem Vater zu treffen. Es wird für wahrscheinlich gehalten, datz die beiden Staatsoberhäupter von Rumänien und der Türket in Instanbul eine Begegnung haben werden und datz der türkische Präsident fodann eine Kreuzfahrt ins Marmarameer und nach den Dar danellen unternimmt. Am Freitag wird der rumänische König die Seereiche nach Griechenland fortsetzen. Drei Vomben explodierten in Liverpool Beschleunigt« Verabschiedung de» IRA-Terrorgesetzes. London, 27. Juli. In der Nacht zum Donnerstag wurden von den IStA- Männern in Liverpool wiederum drei Attentate verübt. Eine Drehbrücke über den Kanal eines Vorortes von Li verpool wurde von einer Bombe gesprengt. Di« Trümmer der Brücke fielen In den Kanal, so datz der gesamte Schlcpp- kahnverkehr unterbrochen werden mutzte. Durch eine andere Bombe wurden kurz darauf die Vorderfront und große Teile der Inneneinrichtung eines Postamtes im Zentrum völlig zerstört. Schließlich explodierte eine dritte Bombe in einem Park. Perfonen wurden durch diese drei Explosionen nicht verletzt. - , Als die Attentate in den Londoner Bahnhö fen gestern abend im Unterhaus bekannt wurden, verlangten die Abgeordneten, datz die Beratungen über das sogenannte INA-Terrorgeset; beschleunigt werden sollten. Tatsächlich wurde die Vorlage auch in der Rekordzeit von fünf Minuten verab schiedet und auf eine zusätzliche Lesung verzichtet. Das Gesetz wird also am Freitag zum Oberhaus gehen und dann vom König unterzeichnet werden. Sluck, in der gesamten Londoner Morgenprcsse werden die Attentate mit der größten Empörung verzeichnet. Der irische Ministerpräsident de Vnlcra verurteilte im Dubliner Senat die Terrorakte. Er wies dabei aber auch auf die Gründe zu diesen Verzweiflungstaten hin und erklärte: „Wir Iren sehen beide Seiten. Wir wissen, welches Unrecht uns durch die Teilung Irlands angetan worden ist. Leider ist die irische Regierung nicht In der Lage, die Ursachen zu besei tigen, die zu den bedauerlichen Attentaten in London geführt haben". Stark gedampfter Londoner Optlmlsmus zu den Moskauer Verhandlungen Die Hälfte der Blätter hüllt sich plötzlich in Schweigen London, 27. Juli. Nachdem der gestrige Optimismus der Londoner Blätter über die Moskauer Verhandlungen von halb amtlicher britischer Seite aus im Laufe des Tages stark ge dämpft worden mar, sind sich die Londoner Morgenblättcr am Donnerstag ziemlich unschlüssig über die Beurteilung der Lage. Die Hälfte der Blätter, unter ihnen die „Times", vermeidet es, die Frage überhaupt zu ermähnen, während „Daily Tele graph" und die beiden Oppositionsblätter „Daily Hcrald" und „News Chronicle" weiter an dem Glauben sesthaitcn, daß die Dinge sich „endgültig zum Besseren" gewandt haben, weil Eng land und Frankreich sich jetzt entschlossen häUen, Militärmissioncn nach Moskau zu entfendcn. „News Chronicle" erklärt in diesem Zusammenhang, in britischen Regierungskrciscn sei man sehr optimistisch gewesen, nicht aber in fowjetrussischcn Kreisen. Auch der diplomatische Korrespondent des „Daily Heralü" meint, in Anbetracht der „langen Dauer der Verhandlungen" sei es rat sam, keine genauen Zeitpunkte mehr vorauszusagen. 2S. Zahreskag des Weltkrlegsbeqlnns und der Kchlacht bet Tannenberg Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht hat befohlen, datz aus Anlatz der 25. Wiederkehr des Weltkrieg, beginns und der Schlacht bet Tannenberg der 2. August und der 27. August als Feiertag wie folgt zu gestalten sind: 1. 2. August 1939 als Feiertag der Wehrmacht. 1. Bei sämt lichen Stäben und Truppenteilen sind Appelle abzuhalten, bei denen die Befehlshaber und Kommandeure der Bedeutung des Tages gedenken, an dem das deutsche Volk vor 25 Jahren den Verteidigungskampf um seinen Bestand gegen feindliche Uebcr- macht aufnahm. 2. Sämtliche Wehrmachtgebäude legen für den 2. August 1939 Flaggenschmuck an. 3. Am Abend des Tages fin det in assen Wehrmachtsstandorten großer Zapfenstreich statt. — 2. 27. August 1939 als Staatsakt am Rcichsehrcnmal Tannen berg verbunden mit einer Ehrung verdienter Kriegsteilnehmer von 1014-1948. England verdirbt seine Welt Drei Jahre lang hat eine amtliche britische Unter« suchungskommission unter Earl de la Warr die Zu stande in den englischen Kolonien beobachtet und jetzt darüber einen Bericht erstattet, der trotz der uuuerkennbaren Mäßigung geradezu ein Verdammungs- urtetl über die englifchen Koloninlmethoden enthält. Die reichen britischen Kolonien, Länder mit einem überaus fruchtbaren Boden, Ueberschußgebiete der landwirtschaft- lichen Erzeugung, Nohstosfgebiete erster Klasse, sind nicht mehr in der Lage, ihre eingeborene Bevölkerung zu ernähren! Die Beispiele, die der Bericht dafür gibt, sind geradezu erschütternd. An einer Stelle wird gesagt, daß die Schwarzen in der Sierra Leone im 17. Jahrhundert durchaus gesund waren, daß sie aber heute durch Bita minmangel an allen möglichen Krankheiten litten. Im 17. Jahrhundert war Sierra Leone noch nicht unter britischer Zwangsherrschaft. Seitdem ist gerade unter britischem Regiment ein Berfall der Bolkskraft ein getreten, der nicht einmal in der Kolonialgeschichte des alten Roms ein ähnliches Beispiel findet. Denn das alte Rom erfüllte, genau wie heute sein Nachfolger Italien, eine Kulturmisfion. Es baute Städte und überzog die unterworfenen Gebiete mit einem Kranz blühender Dör fer. England dagegen verwandelt die Eingeborenen staaten unter seinem Zauberstab zn Brutstätten des Ver falls, des Lasters und des ewigen Siechtums. Das ist die Folge jener plutokratischen Wirtschaft, die aus den Eingeborenen das letzte herauspreßt und sie dann dem Hunger und dem Elend überantwortet. Mitleidslos sieht das England der humanitn, der „englischen Menschliclp keit", zu, wie zu seinen Füßen ganze Völker buchstäblich zugrunde gehen, genau fo, wie es im vorigen Jahrhun dert ungerührt von der furchtbaren irischen Hungersnot blieb, wie es nach dem Weltkriege mitten im Frieden Deutschlands Frauen. Kinder und Greise mit der furcht baren Waffe der Aushungerungsblockade schlug und bereit ist, diese Waffe gegen uns wieder nnzuwenden. Diese Untersuchungen erstreckten sich nur auf 58 Millionen der von England so fürsorglich Vetrenten, also nur auf einen Vrnchteil der Unterworfenen im britischen Empire. Denn die Ge so m t bevöl k eru ng dieses Empire wird, ohne das MnUerland, auf 4 80 Millionen berechnet, von denen mindestens 450 Millionen farbiger Herkunft sind. Der Verickt enthält z. B. nichts über die Zustände in Indien, das allein 867 Millionen Einwohner zählt, die in einer unvorstell baren Dürftigkeit dahinleben und dahinwelken. Wir wissen auch nicht, ob dieser Bericht ans die aeradezu furchtbaren Zustände in Neufundland eingeht, der älte sten britischen Kolonie, deren übrigens weiße Bevölke rung heute, nach jahrhundertelanger Britenherr'chast, so verelendet ist, daß sich jetzt sogar der englische Kolonial- minister Macdonald nach Neufundland begeben will, um selbst festzustellen, das; die Neufundländer nicht einmal die Nahrung zu gewinnen vermögen, die aus der eng lischen Mntterinsel die Hunderasse der Nensnndländer von ihren englischen Herren vorgeworfen bekommt! Wenn der „Daily Expreß" bei Bekanntgabe dieses Be richtes entsetzt schreibt, England müsse die Augen nieder schlagen und sich schämen, das sei das englische Empire, dann ist diese Erkenntnis doch nicht so weit gediehen, wie es bei jeder anderen Nation unzweifelhaft der Fall wäre. Im Gegenteil: Während der Auseinandersetzung über die Rückgabe der deutschen Kolonien im vorigen Jahre haben die gleichen englischen Blätter, die heute zugeben, daß England seine Kolonien verregiere, ein Loblied auf die Fürsorge der Briten für die Eingebo renen zu singen gewagt, genau so wie im Jahre 1919, als Lloyd George in der Note vom 16. Juni mit Clemen- eeau und Wilson frech behauptete, Deutschland müsse die Herschaft über 13 bis 14 Millionen Eingeborener deshalb entzogen werden, weil Deutschland auf dem Gebiete der kolonialen Zivilisation vollkommen versagt habe. Und wenige Tage später, am 3. Juli, log der britische Premierminister Lloyd George im Unterhause, die Art der britischen Kolonisation, ihre Tüchtigkeit, ihre gerechte und milde Behandlung der Eingebo renen habe die Bewunderung der ganzen Welt hervor gerufen! Mit solchen Lügen hat man Deutschland um seine Kolonien gebracht, in denen während der deutschen Herrschaft niemand verhungerte, man hat die britische Plutokratic schrankenlos walten lassen, und das Ergeb- nis liegt jetzt vor! Englands Kolonien sind Englands Schandfleck ge worden. Die Mittel aber, die der Bericht vorschlügt, sind geradezu lächerlich. Man solle billige, abgerahmte Milch den Kolonien zur Verfügung stellen, und die großen Ar beitgeber, natürlich Briten, sollten doch bedenken, daß gutgenährte Arbeitnehmer mehr Arbeit leisten könnten