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Dresdner Journal : 19.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189901196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-19
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 19.01.1899
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vez»s»tzret«: Fßr Dre-den vierteljährlich r »Aiark S0 M, bet den Kaiser lich deutschen Postanstalten vterteljähriich»Mark; außer halb de« Deutschen Reiche» Poft» und Stempeljuschlaa Einzeln« Rammern: »0 Erschet««»: Täglich mit Autnahme der Sonn- and Feiertage abend« Fernspr -Anschluß:Rr 12SZ. Dresdner Journal. «uküabtgnagsgebützreui Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile üv Ps Bei Tabellen» und Ziffernsatz entsprechender Äusschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« DreSoner Journal- Dre-den, Zwingerstr 20 Fernspr »Anschluß: Nr. 1 Zvi» ^5 18S9. Donnerstag, den 19. Januar abends. Amtlicher Seil. Tre-de«, 13. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung hat die auf die Zeit vom 1. März 1899 di» dahin 1900 erfolgte Wiederwahl de» Profesfor» vr. v. Meyer in Dresden zum Rektor der Tech nischen Hochschule daselbst die erforderliche Bestätigung erhalten. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kammeryerr Adolf v. Lüttichau die von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehene Kaiser!. Königl. Oester- reichische Jubiläum»-Erinnerungsmedaille annehme und trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I» Geschiist«brr«tche de« Mtutftert»»« »er Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Befördert: Der Sekretär bei der Zoll- und Steuer-Direktion Schröder zum Hauptamtskontroleur in Bautzen, der Zoll- assiftent Bemmann zum Zollsekretär in Löbau, der Zoll« asfipent Ehrhardt zum Sekreiär bei der Zoll» und Steuer direktion, der Rrvisionsaufsehrr Müller zum Zollassistenten in Dre-den, der Revisionkausseher Niedner zum Zollassistenten ia Eibenstock, der Rrvisiontausseher Steinbach zum Zoll- assistrnten in BoiterSreuth, der HauplamtSkopist Kolla zum Krenzaufsehrr. — Versetzt: Der Hauptamt-kontroleur Fischer von Bautzen nach Leipzig, der Obergrenzkontroleur Silbermann al« Obersteuerkontroleur von Marienberg nach Löbau, der Zollsekretär Kaupisch al» Obrrgrentkontroleur von Löbau nach Marienberg, der Zollsekretär Wolf von Ehemnitz nach Dresden, der Zollassistent Tröger von BoiterSreuth nach Leipzig. — Angestellt: Die Accessisten Ander», Keller, Kröhl, Schäfer und Weickert al» Steuerausschrr, der Trompeter (Vergraut) Mittag, die Bicrfeldwebel Naumann und Seidel al» Krenzausseher — Pensionirt: Der Ober- steuerkantroleur Kommission-rath Kluge in Löbau, der Steuer, nusseher Rimpler in Radeburg. — Verstorben: Der Zollassistent Rudolph in Schandau. I« Geschäftsbereiche de« »intftert««- de« Kult«« und -ffentltchrn Unterricht». Zu besetzen: 1) die Lehrer- stelle zu Oberschmiedeberg Einkommen: außcr freier Wohn ung >m Schulhause und Kartengenuß 1200 M Jahre»gehalt, 72 M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule, »6 M. für Sommerturnen und ev 86 M für den Unterricht in weib lichen Handarbeiten an dir Frau de» Lehrer«; 2) die Lehrer stelle zu Niederschlag. Einkommen: außer freier Wohnung und Kartengenuß UVV M JahreSgehalt, 100 M. Fruerungt- geld, 36 M für Sommerturuen und ev. 40 M. an die Frau de» Lehrer- für Unterricht in den weiblichen Haudarbeiten; Zs die 4 Lehrerstelle an der Kirchschule zu König-walde. E,„kommen: außer freier Wohnung im Tchulhause -Soo M JahreSgehalt. S»M Heizungkgeld sür die Schulstube und 18 M. für eine im Sommer zu gebende Turnstunde; 4) die 4. Lehrcr- stelle an der Schule zu JahnSbach. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause 1200 M. JahreSgehalt und bi» aus weiteres 216 M. für Ueberftunden; ö) die 2 Lehrrrstelle an der Kirchschule zu ArnSseld. Einkommen: außer freier Wohn ung im Schulhause und Bartengenuß 1100 M Behalt, 90 M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule und bi» aus weiteres 73 M sür Ueberstunden. Vorschriftsmäßige Bewerbungen um eine bestimmte der Lehrerpellen unter t bis ö, die alle unter der Kollatur der obersten Schulbehörde stehen, sind bis zum 1. Februar ds». I. an den Königl. BezirkSschulinspeltor Schul rat Schreyer in Annaberg einzureichen; — die neugegründete 4. ständige Lehrerstelle in Lichtentanne. Kollator: da» Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht» Ein kommen: lSOv M. Gehalt und 180 M. Wohnung-geld für einen verheirateten, 120 M für einen unnverheirateten Lehrer Be suche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung« und Amt«- führungSzeugnisse bis zum 6. Februar bei dem königl BezirkS- schulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Der Reichstag beriet gestern den Antrag des Grafen Klinckowstroem und anderer Mitglieder der konservativen Partei auf strafrechtliche Verfolgung der Veröffentlichung geheimer amtlicher Schriftstücke. Die Verhandlung ließ erkennen, daß der Antrag keine Aussicht auf Annahme hat, wa» nach der Beurteilung, die ihm in der Presse der ver schiedenen Richtungen zuteil geworden ist, von den Antragstellern selbst wohl vorauSgeskhen wurde. Graf Klinckowstroem suchte in der Antragsbegründung die in der Presse laut gewordenen Bedenken zu zerstreuen, indem er bemerkte, der Antrag ziele lediglich auf die jenigen Veröffentlichungen der sozialdemokratischen Presse, bei denen die Kittern n des VertrauenSdruch», de- Diebstahl», der Bestechung und Hehlerei gegeben seien, und wolle verhüten, daß die Ehrlichkeit und Pflichttreue des unteren Beamtentums durch die Sozialdemokratie erschüttert werde. Aus dieser Be gründung entnahmen die Redner der Linken haupt sächlich ihre Argumente gegen den Antrag. Der Ab geordnete Lenzmann erklärte, die freisinnige Partei sei zwar der entschiedenste Gegner der Sozialdemokratie — später wurde er rom Abg. v. Kardoiff daran er innert, .daß ein guter Teil des Freisinns auf sozialdemokratischen Krücken in den Reichstag gelangt sei — aber sie werde nie für Ausnahmebestimmungen gegen die Sozialdemokraten zu haben sein. Mit großem Pathos wandte sich der Abg. Liebknecht gegen da» neue „Sozialistengesetz". Die sozial demokratische Presse veröffentlicht im Wege des VertrouenSbruches erlangte geheime Erlasse nach dem Oberredakteur des „Vorwärts" lediglich „im StaatSinteresse", während dieses StaatSinteresse von einem im StaatSorganiSmu» befindlichen verknöcherte» Fremdkörper geschädigt werde, der herauLgeschafft werden müsse — eine Redewendung Hrn. Liebknecht», deren Sinn nicht klar wurde und dem Redner viel leicht selbst nicht völlig klar war. Die national- liberale Partei, für die der Abg Hofmann-Dillenburg das Wort nahm, stellte sich dem ihr nicht sympathischen Anträge gegenüber auf den Standpunlt, daß eS nicht Aufgabe de» Reichstag- sei, in der Richtung des Antrages die Initiative zu ergreifen. Die Reichs partei, die, wie der Abg. v Kardorff ausführte, den Antrag gleichfalls sür keinen vollkommenen hält, be fürwortete doch in der Ueberzeugung, daß in der R cht- ung des Antrags etwas geschehen müsse, seine Ueber- weisung an eine Kommission. Hierfür trat auch der konservative Schlußredner, der Abg. Dietrich ein, in dem er die VerbesserungSsähigkeit des Antrags an erkannte und ihm im Gegensatz zum ersten Redner den politischen Charakter absprach. DaS Zentrum äußerte sich nicht, stimmte aber mit der Linken gegen die Ueberweisung an eine Kommission, die infolge dessen mit großer Mehrheit verworfen wurde. An zweiter Stelle kam der sozialdemokratische Antrag auf obligatorische Einführung und Kom- petenzerweiterung der Gewerbegerichte zur Ver handlung. ES knüpfte sich daran eine längere Erörterung über den Wert der Gewerbe- gerichte, deren Ausdehnung auf das Handels gewerbe ein Antrag aus dem Zentrum (Trimborn) aufs neue forderte. DaS Lob, das der sozialdemo kratische Redner, der Abg Zubeil, den Gewerbegerichten spendete, erfuhr eine starke Einschränkung durch die Kritik, die durch den Frhrn. v Stumm an dieser Ein richtung geübt wurde, die nach seiner Auffassung in folge des die gi oßeu Fabrikanten benachteiligenden Wahl- verfahren- zur Stärkung der Sozialdemokratie führe. Von anderer Seite wurden die Gewerbegerichte gün stiger beurteilt, und der Zentrumsantrag, der zugleich eine maßvolle Erweiterung der Kompetenz ter Einig- ungSämter be.weckt, fand bei den Abgg. Hilbeck (nl.) und Schrader (freis Vg.) lebhafte Unterstützung. Auf die Bemerkung de- Abg. Trimborn, da- Reichsjustiz amt habe, nachdem da- Bürgerliche Gesetzbuch erledigt sei, hinlängliche Muße, um sich der Einführung kauf- männiicher Schiedsgericht- zu widmen, erwiderte der Staatssekretär Nieberding mit einem Hinweise auf die umfangreichen gesetzgeberischen Ausgaben, die in der Folge de- Bürgerlichen Gesetzbuches zu erledigen sind und noch immer eine schwere Belastung der Arbeitskräfte de- ReichSjustizamtS darstellen. E» sind übrigens bezüglich der Angliederung kaufmännischer Schiedsgerichte, zunächst soweit Preußen in Frage kommt, kommissarische Verhandlungen eingeleitet, die sowohl den prinzipiellen Gedanken als dessen Aus führung betreffen und mehrfache Meinungsverschieden heiten ergeben haben. DaS Ergebnis des ersten „SchwerinStageS" war nicht bedeutend. Der eine Antrag wurde bei Seite geschoben, der andere nicht zu Ende beraten. Postresorme». Die Budgetkommission deS Reichstages hat den Postetat durchberaten. Dabei hat sich gezeigt, daß d.e Postverwaltung thatkräftig und folgerichtig die not wendigen Reformen betreibt. Es sind nicht weniger als vier Postgesetze, mit denen der Reichstag in der laufenden Tagung sich zu beschäftigen haben wird, Gesetze, die durchweg eine Erleichterung oder Ver billigung oder eine Ausdehnung des Verkehres mit der Reichspost herbeizuführen bestimmt sind. Die Ansprüche, die vom Publikum oder auch vom Gewerbebetriebe an die Post gestellt werden, sind groß, größer als sie sich jemals werden befriedigen lassen. WaS aber von diesen Ansprüchen begründet und ausführbar ist, hat bei dem Leiter deS Reichs- Postamtes verständnisvolles Entgegenkommen gefunden. Bor allem wird eine Verbilligung fast aller postali schen Leistungen verlangt. Selbstverständlich müssen übertriebene Forderungen zurückgewiesen werden, allein in vielen Dingen ist nach dieser Richtung ein Wandel ungebahnt, wie die geplanie Heraufsetzung des Ge wichtes für einfache Briefe, die Herabsetzung deS Porto» für Postanweisungen unter 5 M., die Ab minderung des „Strafportos" u. a. m. zeigt. Dem Wunsche, die' Telephon - Gebühren herabzumindcrn, läßt sich im allgemeinen erst nähertreten, wenn die öffentlichen Wege für die dann jedenfalls notwendigen Doppelleitungen freigeworden sind. Vorläufig soll dem Reichstage ein Gesetzentwurf zugeben, durch den der Fernsprechverkehr an kleineren Orten ver billigt wird. Auf dem Gebiete des Telegraphenwesens toll eine Beschleunigung der Bestellung herbei^eführt werden. Hinsichtlich des Bestellgeldes für Pakete, das in größeren und kleineren Orten verschieden hoch be rechnet wird, beabsichtigt Hr. v. PodbielSki, demnächst dem Reichsschatzamte Reformvorschläge zu unterbreiten. Ob mit Erfolg, wird sich wohl demnächst zeigen. Eine Gleichstellung der Bestellgebühr für Post anweisungen und Pakete auf dem Lande und in der Stadt würde nach dem vorjährigen Verkehre einen Ausfall von 3 790000 M. ergeben. Auch die Er mäßigung deS PortoS für Postanweisungen bis zu 5 M. wird, rein ziffernmäßig berechnet, einen Ausfall von fast einer Million Mark verursachen; doch würde die» jedenfalls durch erhebliche Verkehrssteigerung ausgeglichen werden. Die Einrichtung „kleiner" Post anweisungen ist eine große Wohlthat, und für diese Neuerung wird man im großen Publikum dem Reichs postamte besonder- dankbar sein. Eine weitere notwendige Reform betrifft den Post- zeitungStarif. Nach dem bisherigen Tarife leistet die Allgemeinheit der Steuerzahler bei der Beförderung der Zeitungen Zuschuß. Ter Gesetzentwurf, durch den eine anderweitige Regelung diese- Gegenstandes herbeigeführt werden soll, liegt dem Bundesrate be reit- vor und soll noch in dieser Tagung vor den ReicbStaa kommen. Lebhafte Wünsche, die schon seit Jahren, besonder« auch von konservativer Seite an die Postverwaltung gerichtet werden, betreffen eine allgemeine Durch führung der Sonntagsruhe für Postbeamte. Auch in dieser Hinsicht macht sich in der letzten Zeit eine Besserung bemerkbar, und eS ist zu hoffen, daß — soweit e» der Post und Telegraphenverkehr zu läßt — in immer höherem Maße die bessernde Hand angelegt werden wird. Hr. v. PodbielSki bezeichnete als nächstes Ziel die Freigabe rineS ganzen oder zwei halber Sonntage mindestens alle drei Wochen für jeden Postbeamten. Ungefähr die Hälfte aller Post beamten aber genießt heute schon eine ausgiebige Sonntagsruhe und soll sie auch weiter genießen; so haben gegenwärtig bereit- 36 Proz. dieser Beamten kategorie mindestens jeden zweiten Sonntag frei. Die Post muß sich allerdings an die allgemein bei uns üblichen Verkehrsbedingungen anschließen; anzuerkennen ist eS daher, daß man wenigstens soweit wie möglich für Sonntagsruhe der Beamten sorgt. Jedenfalls zeigt sich auf allen Gebieten der Post verwaltung ein reger Fortschritt. Auch den berechtigten Wünschen der Beamtenschaft gegenüber wird mit dem größten Wohlwollen verfahren, dafür aber giebt eS keine Nachsicht gegenüber Pflicht- und Disziplin widrigkeiten. Tagesgeschichte. Dresden, 19 Januar. Bei Ihren Majestäten dem Könige und der Königin fand gestern abend in den Paradesälen des Königl. Residenzschlosses ein Kammerball statt. Von der Königlichen Familie nahmen der Prinz Georg, der Prinz und die Frau Prinzesssin Johann Georg und der Prinz Albert, Königl Hoheiten, an diesem Ballseste teil. In der vornehmen Gesellschaft befanden sich weiter: vom t^orp» äiplonmtigue die Herren Gesandten Graf Dönhoff, Frhr. v Niethammer, Baron Wrangel, letzterer mit Gemahlin, und Minister-Resident Sir Condie Stephen, ferner die Herren StaatSminister vr. Schurig, v. Metzsch, v. d. Planitz, v. Seydewitz und v. Watzdorf nebst Gemahlinnen, die Damen und Herren der Königl. und der Prinzl. Hof- und Militär staaten, Generale und Offiziere der hiesigen und der auswärtigen Garnisonen mit ihren Damen und eine große Anzahl Damen und Herren der fremden und einheimischen Aristokratie. Die Versammlung der Gäste fand von )t9 Uhr ab im roten Salon, im Stucksale und im großen Ballsaale statt. Der letztere war zu beiden Seiten der Eingänge mit kostbaren Teppichen belegt, sowie mit kleinen Etablissements von Prunkmöbeln und prächtigen Blumen und Pflanzengruppen dekoriert und in seinem mittleren Teile für den Tanz her gerichtet worben. Ihre Königlichen Majestäten erschienen mit den Durchlauchtigsten Prinzlichen Herrschaften nach H9 Uhr in der Gesellschaft und hielten zunächst im roten Saale Cercle. Kurz nach 9 Uhr erfolgte der Eintritt der Allerhöchsten und Höchsten Herr schäften in den Ballsaal, worauf der Tanz durch den Vortänzer Leutnant v. Schönberg-Rothschönberg vom Königl Gardereiterregimente eröffnet wurde. Se. Majestät der König hatten die Uniform AllerhöchstseineS LeibgrenadierregimentS Nr. 100, Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg diejenige HöchstseineS 1. FeldartillerieregimentS Nr. 12 an gelegt. Im Verlaufe deS Fester bewegten Sich die Aller höchsten und Höchsten Herrschaften auf- leutseligste unter den Gästen und geruhten einen großen Teil derselben in gnädigster Weise onzusprechen. Lnnst und Wissenschaft. Litteratur. Unter den neuen Romanen, die von der Engelhornschen allgemeinen Romanbibliothek und in deren bekannten roten Bänden herausgegeben werden und höheren Anspruch, als den bloßer Unterhaltungsschriften erheben, ist der jürgst erschienene zweibändige „Talmi" von Hann» v Zabeltitz (H. o. Spielberg) wohl in seiner Art der beveutendste; wenn e» sich nur darum handelte, geschmackvoll geschriebene und durch gute Be obachtung fesselnde Bücher der Aufmerksamkeit unserer Leser zu empfehlen, so würde er diese Empfehlung vor vielen anderen Erscheinungen de» Tage» verdienen Aber, der Roman hat neben dieser Seite noch eine andere, die schwerer zu charakterisieren und gleichwohl von allgemeiner Bedeutung ist. Er gehört zu den immer zahlreicher werdenden erzählenden Werken der modernen Litteratur, die keine Belletristik im landläufigen leihbibliothekmäßigen Sinne mehr sind und sich doch nicht zur Höhe wirklicher Dichtung erheben — Dn Eigentümlichkeit von Romanen wie „Talmi'- einer ist, ließe sich vielleicht am besten durch ein Bild au» einer verwandten Kunst erläutern Eine vorzüglich gestellte, geschmackvoll angeordnete, mit den besten Apparaten ausgeführte, fein retouchierte Photo graphie ist unter allen Umständen einem gesudelten Bildnis vorzuziehen, darf aber einem wirklich künstlerischen Porträt weder verglichen, noch gleichgestellt werden So giebt e» jetzt Romane und Erzählungen, die auf guter Kenntnis der realen Welt oder eines Stück,» dieser Welt beruhen, wirkliche Menschengestalten und überzeugende Sittenbilder enthalten, sich jedoch über die Zufälligkeit de» Einzelvorgange«, de« Linrelschicksale« nur selten zu Weltbildern und seelischen Offenbarungen von all gemeinem Gehalt erheben Der Roman „Talmi" scheint gegen ein gewiße» soldatische» Strebertum Front zu machen, durch da» einigen braven Offizieren uno Lol- daten da» Leben und die Beruf-freudigkeit verkümmert wird. Er ist kein Tendenzroman, denn die Art de» Obersten v Pflaume wird al» etwas geschildert, wa» immer nur vorübergehend möglich ist und unterliegt dem einfachen Pflichtgefühle und dem kameradschaftlichen Sinne. Die mäßige Anzahl der Gestalten, die durch die Erfindung hindurchgehen, ist gut, klar und frisch geschildert, nur einige von ihnen können un» tiefere Teilnahme abge winnen Eine ganz prächtige Figur ist die Witwe deS baronisierten Schwcineschlächter« und Viehzüchters, eine originelle Prinzessin Sidonie Die StimmungSkrast de» Romans geht über eine gewiße Linie nicht hinaus, dafür fehlen auch alle die krankhaften Elemente, in denen sich die jüngste Erzählung«kunst auf ihre Stimmungsgewalt pochend, nur zu oft gefällt. Die ganze Art dieser Roman produktion hat eine gewiße Verwandtschaft mit der in der englischen Litteratur vorherrschenden Produktion Tie UnterhaltungSschriststeller« ist da durch LebenSkenntni«, technisch« Gewandtheit und geschmackvollen Vortrag um ein paar Stufen höher gehoben, dafür aber auf die eigentlich poetische Absicht, Beseelung und Wirkung bewußt Verzicht geleistet Daß auf diesem Wege selbst ein starkes poetische« Talent de« besten und dauerndsten Eindruck» und Nach halls beraubt werden kann, haben wir in unserer Litteratur an Edmund Höfer und anderen erlebt, und so sollte man jedem jüngeren Talente die Sammlung wünschen, die solchen Eindruck und Nachhall verbürgt Aber freilich merkt man bei „Talmi" und ähnlichen Romanen wieder, da« Romanschreiben ist eine Fertigkeit geworden, die mit dem poetischen Schaffen nur noch durch dünne Fäden zusammenhängt A. St. * Vor einigen Wochen kam, wie noch erinnerlich sein wird, die Nachricht au» Rom, daß e« dem Physiologen Bignami gelungen wäre, den Zusammenhang »wischen der Malaria und den Sumpfmückrn durch da« Experi ment nachzuwerfen T)«r elfte iÄedante an einen fotchen Zusammenhang stammte allerdings nicht, wie die Italiener jetzt behaupten, von diesem Gelehrten, sondern von dem Franzosen Laverin; der fehlende versuchsmäßige und klinische Nachweis ist aber erst jetzt unter der Leitung de» berühmten Zoologen Prof. Grassi in Rom erbracht worden. Grassi selbst hatte eine außerordentliche Mühe auf die Erforschung der Lebensweise der Moskito« ver wandt und viele Tage in den ärgsten Fiebergegenden Italien» verbracht, wie in der römischen Campagna, in den Maremmen von Toscana, in Colico an der Münd ung der Adda in den Comer See und in verschiedenen Gebieten von Ferrara und Venetien Da» erste Ergebnis seiner Untersuchungen war der Satz. „laääove o's wa Isria, ei »ovo raorare", (wo e» Malaria giebt, da giebt es auch Moskito«). Der Satz gilt aber nicht umgekehrt, denn e« finden sich oft Moskitos in Gegenden, wo die Malaria unbekannt ist; hier war also ein Punkt, der noch dringend einer Aufklärung bedurfte Dieser Kenntnis folgend prüfte Grassi nun die sehr zahlreichen Arten von Moskitos, die alle unter diesen Gattungsnamen gestellt werden, und durch eine bewundernswerte Reihe von Versuchen gelangte er zu der weiteren Folgerung, die noch weit wichtiger ist al« die vorige, daß rn Malariagegenden außer den Moskitoarten, die auch in gesunden Bezirken auf treten, stet« andere Moskito« gefunden werden, die diesen letzteren Bezirken vollständig fehlen. Al« die Forschung bi« zu diesem Punkte voraedrungen war, galt e« nur noch einen Schritt, um die Fähigkeit dieser besonders verdächtigen Moskitoarten zur Uebertragung der Malaria klinisch zu prüfe«, und so kam e« zu den bekannten Ver suchen von Bignami. Die Wißenschast ist jetzt also bi« zu der Kenntni« gelangt, daß die Malariaparasiten, wahr scheinlich in verschiedenen Formen, einerseits im Menschen und anderseits in einigen Moskitoarten leben und sich vermehren Diese Insekten infizieren sich also, indem sie daS Blut von malariakranken Menschen aufsaugen und uveriragen vurch ihren such Vie Krantheu wieder an andere Individuen Anderseits kann e« vorläufig nicht als bewiesen angesehen werden, daß die Malariakerme sich ursprünglich in den Moskito« entwickeln, denn soviel ist gewiß, daß der größere Teil der Sumpfmücken, auch der gefährlichen Art, nicht mit dem Fieberkeim angesteckt, vielmehr unschädlich ist Die Behauptung Grassi« läßt sich in Kürze dahin zusammenfaßen, daß gewiße Arten von Sumpfmückrn da« einzige Uebertragungs- mittel der Malaria sind Selbstverständlich bleibt auch jetzt noch viele« mit Bezug auf das Leben und die Ent wickelung der Malariakeime aufzuklären, bevor wir auf eine wirksame Bekämpfung der Krankheit rechnen können, sei es durch ein Heilverfahren der schon vorhandenen Krank heit, sei es durch einen Schutz der Menschen durch vor hergehende Impfung Bis zur Erfüllung diese« Ziele« ist der möglichst umsichtige Gebrauch von Moskitonetzen, Schleiern und Räucherkerzen zur Fernhaltung der Mos kito» in Malariagegenden dringend zu empfehlen Ei» Arzt von Mailand denkt freilich an ein Radikalmittel, durch da» er die gefährlichen Insekten aus einmal zu Milliarden vernichten will. Er rät dazu, den Feind in seiner eigenen Behausung auszusuchen und di« sumpfigen Gemäßer, in die die Sumpfmückrn ihre Eier niederlegen, zu vergiften Auf diese Weise sollen Eier und Larven der Insekten in solchen Mengen zu Grunde gerichtet werden, daß der Moskito zu einer Seltenheit wird Dieser Arzt meint, daß so „die Malaria mit Waffen, die innerhalb der vorhandenen Hilfsmittel der Wißenschast liege», be kämpft und dadurch weite Räume italienischen Gebietes dem landwirtschaftlichen und industriellen Leben zurück gegeben werde» können durch die gleichzeitige Autrottung unendlichen menschlichen Leidens und Elend»". Hoffent lich macht sich der Urheber dieses Vorschlages bald an einen praktischen Versuch Großes Vertrauen kann man dem Plane vorläufig kaum entgegenbringt», da die Aus rottung eines Tiere» und besonder» eine» Insekte» vo»
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