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«nd Anzeiger MttW md Arrn-n). Lele^auml-Adress«: ßk^ Fernsprechprkk «r-g-blntt", Nies». Nr.». der Köntal. AmtShauvtmonnschaft Grickcnbnm, des Küninl AmtSaertcht? und ties Ktadtraths zu Riesa- 381. Montag, 4 Tczemvrr IvvS, aveudS. 58. Jahrg. Da« «iesaer Tageblatt erscheint ftd« abend« mtl Ausnahme der Sonn- und Festtage, vierteljährlicher vqugSprei« bei Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mart VO Pfg-, durch unsere Tr«g« M so» Hau« 1 Mark « Psz, bei am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark SV Pfg., durch den Briesträger frei in« Hau« 2 Mark 7 Psg. Auch «onaHabmmrmrnt» «erde» «,,«»»» U^eigen-Annahm« für die Nummer de« Ausgabetage« bi« normtttag - Uhr ohne Srwähr. »d «rrla, mm Lang« » »int.rltch st. «tofa. - «esthäf-ste».: »oatheßra», SA - F«r dt. Mdakttm. MrmttwoetNch: H rm.n, Schmidt st, M«s» Der seit einigen Jahren eingerichtet gewesene WivterschlepHdteust im Riesaer Haft» wirst nicht weiter ausgeführt. Meißen, am 29. November 1905. 430 6. Königliche AmlShanptmannschaft als Elbstromamt. Freibank Glaubitz. Dienstag, de« 5. Dez., nachmittags von 1—3 Uhr gelangt auf hiesiger Freibank das Fleisch eines Schweines in gekochtem Zustande, pro V, kk 50 Pfg., zum Verkauf. Glaubitz, am 4. Dezember 1905. Der «emeindevorstanst. DemOMkn in Wien, Wmitz iN Wn. )-( Dresden, 3. Dezember- Nachdem im Laufe des Vormittags in sieben sozialdemokratischen Versammlungen Protest gegen das bestehende Landtagswahlrecht einge legt worden war, begaben sich die Teilnehmer von ihren Versammlungslokalen in laugen Zügen nach der inneren Stadt und wurden dort durch die aufgebotene Polizei zu Fuß und zu Pferde in verschiedene Abteilungen auf gelöst. Tie Teilnehmer an den Versammlungen in der Neustadt vereinigten sich und wollten die Augustnsbrücke überschreiten, wurden aber daran durch Polizeibeamte mit blanker Waffe gehindert. Es kam dort zu einigen Verletzungen. Auch am5 königlichen Schloß war die aufge botene Polizeimannschaft gezwungen, die etwa 1000 Per sonen zählende demonstrierende Menge, welche die Ar- beitermarsellaise sang, mit der Waffe zurückzudrängen, wobei einige Personen verletzt wurden. Zur Sistierung von einigen radaulustigen Personen mußte geschritten wer den. Tie Zahl der Demonstranten betrugäiber^ 15000 Per sonen. Sämtliche Polizei- und Mohlfährtspolizeimann- fchaften waren zum Sicherheitsdienst aufgeboten. Tie Militürwachen standen unter Gewehr. Tas Schloß, sowie das Rathaus waren geschlossen. Tie TeMonstranten, die sich nach der Wohnung des Staatsministers v. Metzsch begaben, wurden auch hier von Polizeimannschaften an Ausschreitungen gehindert. Tie Versammlungen selbst, die sehr zahlreich besucht waren, verliefen ohne Störung. Man faßte gleichlautende Resolutionen. Ueberall wurde zur Ruhe rind Ordnung anfgefvrdert. In später Nach mittagsstunde zog die Menge nach Loschwitz. Tie Polizei war den ganzen Tag über konsigniert. Ter „Dresdner Anzeiger" berichtet noch: Auf dem Schießplätze brach die Menge wiederholt in lautes Jvhlen aus und verhöhnte durch Zurufe die berittenen Gen darmen. Als die Neustädter Demonstranten in langen Ko lonnen über die Augnstusbrücke herangezogen kamen, tra ten ihnen etwa 30 Gendarmen entgegen, um sie zurück- zndrängen. Sofort wurden sämtliche Drücken abgesperrt- Ta die Menge nicht wich und mit Gewalt bis zum Schloß platz vorzudringen versuchte, waren die Gendarmen zum Blankziehen gezwungen. Um den Widerstand zu brechen, machten sie auch von ihrer Waffe Gebrauch, Ivo bei meh rere Personen verletzt wurden. Tie überall postierten Sanitätsmannschsaften brachten die Verletzten nach den nächsten Sanitätswachen oder behandelüen sie sogleich an Ort und Stelle. Auch der Schloßplatz wurde durch starke Polizeiaufgebote rion den demonstrierenden Massen gesäubert. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß der König mit den Prinzen-Söhnen um 1 Uhr trotz des Ge tümmels im offenen Wagen aus dem Schloß nach der Neustadt fuhr. Viele der „Genossen" der Neustadt gelang ten in Droschken und Straßenbahnwagen nach der Alt stadt. Tie weiteren Demonstrationen spielten sich nun mehr auf dem Postplatz, dem Altmarkt und den Stra ßen der inneren Stadt ab. Tie nach dein Stadtilmern führenden Straßen wurden deshalb polizeilich! abgesperrt. Die Platzmusik auf dem Altmarkt spielte sonst von halb 12 Uhr bis halb 1 Uhr. Auf Sonnabend abend noch er gangenen Befehl fand sie jedoch von 11 bis 12 Uhr statt. Gegen den Schfluß kam cs an einigen Stellen des Platzes zu lauten Szenen. .'In höhnischen Bemerkungen gegen die Kapelle und an Verwünschjungen gegen das Militär fehlte es nicht. Auf dem Postplatz kam es zu s'.mltuarischen Szenen zwischen berittenen Gendarmen und der wüst brüllenden Menge. Es wurden viele Ver haftungen vorgenommen. Tie Polizeimannschäften beob achteten nach den ihnen gcworNnen Instruktionen große Ruhe und viel Nachsicht. Gegen s/42 Uhr fand Km Pir naische« Platze eine größere Menschenansammlung statt, gegen welche die Gendarmerie mit blanker Waffe einzn- fchlreiten genötigt! war. Weit über tausend Arbeiter kamen die Pirnaische Straße herunter. Unter lautem Absingen der Arbeitermarseillaise versuchten sie den Pirnaische» Platz zu Überschireiten. Hier stellte sich ihnen eine Ab teilung Gendarmerie unter Führung eines Gendarmerie leutnants! entgegen. Ter Andrang der Massen ließ sich jedoch nicht so leicht aufhalten, so daß der Offizier sich genötigt sah, blank ziehen zu lassen. Als das Kommando erfolgte, brachen die vordersten Arbeiterreihen in lautes Geschrei aus, das sich tobend in den Massen fortpflanzte. Tie Demonstranten mochten wohl aber doch einsehen, daß Nachgeben besser sei und zerstreuten sich rasch. Viele sprangen auf die Straßenbahn, deren Betrieb durch die Demonstration eine Zeit lang unterbrochen war, so daß sich! auf den zahlreichen, den Platz kreuzenden Linien eine Anzahl Wagen angesamwelt hatten. Tie ganze Szene währte etwa eine halbe Stunde. Tie Gendarmerie nahm Verhaftungen vor und hielt noch längere Zeit den Platz besetzt. Auch in den Arbeitervierteln der Neustadt, namentlich in Pieschen und in der Leipziger Vorstadt fanden Ansammlungen statt, die auseinandergetrieben werden mußten. Gegen 2 Uhr zerstreute sich die Menge und Herr Polizeipräsident Koettig ließ die Straßen wie der freigeben. Bald marschierten auch die starken Pol,- der freigeben. Bald marschierten auch die starken Poli zeipatrouillen durchstreiften bis zum Abend die Stra ßen. Tas Militär blieb in der Mittagszeit in den Kasernen. In den Grenadierkasernen standen drei Ba taillon-. in Bereitschaft. )-( Chemnitz, 3. Dezember. In fünf verschiedenen Lokalen fanden heute vormittag sozialdemokratische Ver sammlungen statt, in welchen gleichlaulende Resolutionen zu Gunsten eines allgemeinen gleichen direkten und ge heimen Landtagswahlrechis angenommen wurden. Nach Schluß der Versammlungen zogen mehrere raufend Teil nehmer unter Veranstaltung von Kundgebungen gegen das bestehende sächsische Landtagswahlrecht durch die Straßen. Am Rachausplatz trat den Manifestanten ein starkes Polizei aufgebot entgegen und zerstreute die Menge. Es wurden sechs Verhaftungen vorgenommen. )-( P l auen i. V-, '4.j 'Dezember.! Auch hier fanden gestern lebhafte Straßendemonstrationen von sozialdemo kratischer Seite gegen das Treillassenwahlrecht statt. Nach einer sozialdemokratischen Versammlung im Schiller-gar- icn zogen etwa 1000 Mann vor die Wohnung das Ober bürgermeisters und wollten von dort durch die Breite straße vor die Wohnung des Amtshauptmanns ziehen, wurden aber von der Polizei darlan gehindert. Tie Menge zog hierauf nach dem Marktplätze, wo in den engen Neben straßen ein ziemlich gefährliches Gedränge entstand. Ter Polizei gelang es schließlich, die Leute zum Verlassen des Marktplatzes zu bewegen. Es wurden 10 Verhaftungen vcrgenommen, doch wurden die Verhafteten bald darauf mit Ausnahme einiger Ausländer wieder fveigelassen. Oi rtliSeS und Sächsisches — Ueber die vorläufigen Ergebnisse der am 1. dss. Mts. stattgehabten Volkszählung gingen uns weiter folgende Nachrichten zu. ES wurden gezählt in: Rt-sa 1905: 14955.1999:13477 (4- 578). Gröba 4039. „ 3723(4- 316). Heyda 427. 428 (- 1). Nünchritz 1470. „ 1308 (-s- 162). GohltS 764. » 763 (-1- 1). Merzdorf 652. „ 512(4- 140). Oelsitz n 292. „ 278(4- 14). Streumen 283. „ 273(4- 10). Zschaiten 264. 279 (- 15). Jahnishausen * 257. „ 240(4- 17). (mit Böhlen). —(-) Am 3. d. Mts., 11 Uhr vormittags wurde Heir Pastor Beck in der TrinitatiSktrche in sein Amt als Militär geistlicher eingewiesen. Offiziere, Beamte und Unterosfizie>e mit ihren Familien waren zahlreich erschienen, von allen Truppenteilen der Garnison Abteilungen kommandiert worden. Zunächst begrüßte der Garnisonälteste, Herr General von Seydlitz, den Herrn Pastor als unentbehrlichen Mitarbeiter bei der Erziehung des Soldaten zum Gott- vertrauen, echtem wahren Soldatenmut, der die Kraft, sich auf dem Schlachtfelds zu bewähren, verleihe und wünschte dem Herrn Pastor Erfolg bxi seiner Arbeit. Hierauf wies ihn Herr Pfarrer Friedrich im Auftrage des geistlichen Kommissars für die evangelische Militärseelsorge, Herrn Oberkonsistorialrat Clauß, in sein Amt ein. Er betonte hierbei, daß der Militärgemetnde in fester Treue und stiller Arbeit dasselbe Evangelium wie der übrigen Gemeinde dargebracht werden solle und bat die Gemeinde, dem recht schaffenen fund unsträflichen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit nicht nur recht teilen solle (2. Timoth. 2, 15), sondern es auch wolle, Vertrauen entgegenzubringen und die ernste Bedeutung der Religion für den Soldaten zu er kennen. Dann werde die Gemeinde gottvertrauend, jeder zeit kriegsbereit sein. Mit Handschlag verpflichtete er Herrn Pastor Beck sein Amt in Treue zu verwalten. —T Bon den beiden städtischen Kollegien und Freunden der Garnison ist dem Garnison-Kommando ein Betrag von 400 Mark übermittelt worden, um den Leuten der Schutz truppe in Südwestafrika, die früher einem der hier in Garnison stehenden Truppenteile angehörten, eine Weih nachtsfreude zu bereiten. Die Gabe ist dem'Oberkommando der Schutztruppen zur Verteilung an die genannten Leute mit der Bitte übersandt worden, ihnen die Geber zu nennen. Von Truppenteilen der Garnison Riesa stehen in Südwest afrika: Vom 3. Feldart.-Regt. Nr. 32: 1 Kan. beim 2. Btl. Feldregts. 2, 1 Fahrer bei der San.-Fuhrparkkol., 1 Fahrer, 2 Kan. Truppenteil unbekannt. Vom 0. Feldart.-Regt. Nr. 68: 1 Sergt. bei der 4. Ersatz-Komp., 1 Kan. bei der 2. Feldbatterie, 1 Kan. bei der 1. Ersatz Battr, 1 Fahrer bei der Kol.-Abtlg, 1 Gesr, 3 Kan., 1 Fahrer Truppenteil unbekannt. Vom 2. Pion.-Ball. Nr. 22: 1 Utffzr, 1 Gesr., 12 Pion, beim 2. Batl. Feldregts. 2, 1 Sergt. beim 4. Ball. Feldregts. 2, 1 Sergt., 1 Utffzr., 1 Pion, beim Eisenbahn- Batl., 1 Utffzr. bei dcr 4. Ers.-Komp., 2 Pion, bei der Eisenbahn-Komp., 1 Utffzr. bei der 3. Etappenkomp., 1 Pion, bei der Feldtelegr.-Abtlg, 1 Pion, bei der Fuvken- telegr.-Abtlg., 1 Oberbäcker, 2 Militärbäcker bei der Feld- bäckerei, 1 San.-Utffzr. bei dem Etappen-Kdo., 1 Sergt., 1 Utffzr., 3 Gefr, 5 Pion. Truppenteil unbekannt. — Bei einer gestern abend in einem hiesigen Hotel abgehaltenen öffentlichen Tanzmusik brach eine Frauens person während des Tanzes plötzlich zusammen und mußte vom Platze getragen werden. Ein Blutstrom quoll am Hinterkopfe aus einer Wunde, die, wie man vermutete, von einer Haarnadel herrühren sollte. Durch den starken Blut verlust stellte sich zeitweilige Bewußtlosigkeit ein. Der so fort hinzugezogene Arzt ordnete die Ueberführung der Ver letzten nach seiner Wohnung aa und konstatierte bei näherer Untersuchung, wie verlautet, eine Stichwunde. Auf welche Art und Weise das junge Mädchen die Wunde erhalten hat, bedarf noch der Aufklärung. — Der gestrige „kupferne" Sonntag, an dem die Detail-Geschäfte zum größten Teil bereits bis abends ge- öffnet blieben, brachte einen recht hübschen Verkehr in der Stadt. DaS Hauptinteresse fand aber gestern die Albert- vereinS-Lotterie im „Wettiner Hof". Eine sehr zahlreiche Menschenmenge verfolgte mit großem und andauerndem Interesse die Ziehung. Der vielseitig ersehnte Hauptgewinn entfiel auf die Losnummer 6230. Die Gewinnliste befindet sich Seite 4 d. Bl. — Der Allgemeine Parteitag der Deutschen Re form p a r 1 e t, dessen Termin au« Zweckmäßigkeitsgründen