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Rr. L. Zweiter Jahrgang. luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge » Veit EHffGDGDD MiM- Sannahenh, 5, Jannar ^1 «10^^ gdlmiiiNi! DtcaMworUicher Redoklciic. Fritz Ain hold. Für di« Znserate ncranlnwillich: Arthur Rupfer, beide iu Aue. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstunde der Reduktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von 4—5 Uhr. Telegramm-Adresse: Tageblatt Aue. — Fernsprecher Für unverlangt eingesandte Mannskripie kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag Sebräd er veuthn er tZnh.: Paul Beuthnerr in Aue. U e.z u g » p r eis: Durch Misere Loten srci ins Hans monatlich so Psg. Lei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich 40 pfg. und wächentlich ,o Pfg. — Lei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich z.Sll Mk. — Durch den vriefträger sie! ins Hans vierteljährlich ,.<,2 Mk. - Tinzclne Nummer ,0 pfg. — Deutscher postzeitungs- kalalog — Lrscheint täglich in den Minagsftundcn, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens g'sz Uhr vormittags. Für Aufnahme von grStzcren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei „ns eingchcn. Insertion sp reis: Die stebengespaltene Aorpuszcile oder deren Rann, ,o pfg., Reklamen 2.1 pfg Lei girieren Aufträgen eni>p,cchcnder Rabatt. Vies« rNritttttev »««»fnfzt Itt Seiten Das Wichtigste vom Tage. Dem Zent r u in s f >> h r e r :>i 0 e r e n ist von seinen P a r- 1 eigenossen nahe gelegt ivorden, ans die Wieder- m a h i in den Reichstag zu verzichte 11. * <ir Infolge Schachtein st n rz e s beim Bahnbau langen scheid wurden einige Arbeit e r verschüttet, bis seht sind zchnT 0 te und s ü n s z e >> n « ck' w er .' erlctzle an S- gegraben. Der P a s ch a von ! a n g e r irisst V 0 rbercitu n g e n zu eincin A ngriss aus die M ahalla , der m arge n oder Montag erwartet wird. " In Offenbach wurde abermals ei» Sozialdemokrat zum Beigeordneten gewählt. * O In dem grosien G >1 e s e 11 e r pol n i schen Geheim- bnndvr 0 zetz wurden s ä m I l i cl> e Angeklagten s r el ftes v c 0 ch e 11. * F r a n ; .v 0 s s m a n n , der V 0 rsipcnd e des B e r - bandeS sa ch s i 1 ch e r I n d u st rieller ist g e n v r b e n. * Näheres siehe unten. Politischer Wochen-MMlick. Der Tag der R c i ch s t a g s w a h l e n rückt immer näher heran. Nun ist sogar ein a n t i u l t r a in 0 n t a n e r Neichsverband zustande gekommen und zwar durch den Zusammenschluß der antiultramontanen Wahlvcreinigung und den antiultramontanen Vereinen Berlins. Zweck dieses neuen Verbandes ist die Bekämpfung des llltramontanismus durch Verbreitung von Aufklärungen über ihn und durch Stellung nahme gegen ihn bei politischen und kommunalen Wahlen. Die Zugehörigkeit zum ultramontanen Reichsverband ist unabhän gig von politischer oder religiös-konfessioneller Stellung. Par teipolitische und konfessionelle Bestrebungen sind ausgeschlossen. Der antiultramontane Neichsverband will nicht eine neue Par- 'i sein, sondern er will das antiultramontane Ferment bilden a allen Parteien und allen Konfessionen. Er erblickt im llltramontanismus nicht einen religiösen Gegner, sondern ein in Religion sich hüllendes und die Religion miß brauchendes weltlich-politisches Machtsystem, daß die staatlich-nationale deutsche Selbständigkeit und Kultur auf das allerschwerste bedroht, ein System, das, wie kein zweites, reli giöse, bürgerliche, politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Freiheit unterbindet und bestrebt ist, Deutschlands staatliche und kulturelle Kräfte internationalen Herrschaftsbcstrebungen dienst bar zu machen. Wir glauben nicht, daß der neue Verband irgend etwas nennenswertes erreichen wird. Die deutschen Katholiken werden sich nur noch ums 0 scstcr um die Fahne des Zentrums scharen. Bedeutsamer ist, das was Uber polnische Bestrebung"» nunmehr bekannt wurde. Darnach besteht eine polnisch: Nationalliga. Ihre Ausgabe ist, wie dies aus ihren Statuten hervorgeht, alle nationalen Kräfte oorzubereitcn und zu sammeln zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens in den Grenzen vor den Teilungen, aus föderativer Grundlage und mit Berücksichtigung der verschiedenen Nationalitäten, ohne auch diejenigen Teile der polnischen Republik aus dem Auge zu laßen, die schon früher von ihr abgefallen war. 8 lO dieser polnischen Nationalliga lautet sogar: „Im Falle eines Krieges zwischen Annektionsmächten soll des Komitees wich tigste Sorge sein, dem Polentum im entscheidenden Momente eine angesehene Stellung und Stimme zu sichern. Zu diesem Zwecke soll das Komitee den Plan und Entwurf einer admini strativen und militärischen Organisation vorbereiten und hier zu soll das Zentralkomitee durch Vermittlung der Provinzial komitees möglichst genaue statistische Nachrichten sammeln, die sich aus die Geldmittel des Landes im Kriegsfälle beziehen. Es soll auch sorgfältig Kriegsnachrichten sammeln, die sich beziehen auf die Zahl und Beschaffenheit der Truppen, auf deren Dislo kation, aus die Verkehrsmttetl, aus die Mobiltsationsarten der Festung- und Feldfortisikationen, auf die Magazine, aus Ge heimnisse der Technik etc." Andere Paragraphen sind von dem selben landesverriiterischen Geiste durchtränkt und die Polen werden sich nun nicht mehr wundern dürfen, wenn sie nun auch die Sympathie vieler von denen verlieren, die bisher noch zu ihnen hielten. Von neuem gährt es wieder in Rußland. Der Terroris mus im Lande des Zaren konnte bisher weder durch die Strenge des Stolypin'schen Regimes mit seinen unablässig tätigen Feld gerichten, noch durch Verheißungen von Reformen, die die neu zu wählende Reichsduma sanktionieren soll, zum Stillstand ge bracht werden. Erst in letzter Zeit sind wieder zwei hohe russi sche Würdenträger von den Revolutionären ermordet wor den. Das erste Opfer war Gras Alexej Jgnatiew, ein Generaladjutant des Zaren und einstiger Eeneralgouverneur von Kiew, eine der einflußreichsten, allen liberalen Ideen un zugängliche Persönlichkeit. Er wurde in Twer nach einer Semstwositzung ermordet und ein gleiches Schicksal ereilte den General Litminow, den Gouverneur des Akmalinskge- bietes. Hierzu kommt noch die Ermordung des Stadthaupt manns von Petersburg. Auch die Raubansälle dauern in ganz Rußland fort. Die Revolutionäre sind ossenbar der Meinung, daß nur aus diese Weise, die auch während der Reichsduma wahlen nicht unterbrochen werden soll, ein Heil für Rußland er blüht. Besser hat sich inzwischen Rußlands Verhältnis zu Ia - pan gestaltet. Gegenwärtig ist schon eine Verständigung erzielt sowohl über die Erneuerung der Vergünstigungen als auch über die Gewährung der Meistbegllnstigungsrechte an russische Un tertanen in Japan und an die Japaner in Rußland hinsicht lich des Handels und der Sccsahrt, des Besitzes und Erwerbes von Liegenschaften, wo dies Ausländern überhaupt gestattet ist, und hinsichtlich der Betreibung von Gewerbe und Handwerk in Uebereinstimmung mit den örtlichen Gesetzen. Es erübrigt sich nur noch die Beratung der von Japan gestellten neuen For derungen über die freie Schiffahrt aus dem Sungariflusse und die Errichtung von Konsulaten im russischen fernen Osten, Paß erleichterung für die Japaner im asiatischen Rußland und die Schaffung besonderer Zollvergünstigungen für die Handelsbe ziehungen Rußlands und Japans an der Grenze der Mand schurei. In Frankreich nimmt der Kulturkampf an Stärke zu. Kultusminister Vriand erklärte, daß die Regierung den Ka tholiken das gemeine Recht, das der Papst gefordert habe, ge währe, daß man aber keine katholische Hierarchie zulassen könne, die besondere Rechte mit sich bringe, die unter Aussicht einer auswärtigen Macht ständen, daß er sich mit Rom in keiner Be sprechung cinlassen werde, den das monarchische Papsttum und die demokratische Republik wären miteinander unvereinbar. Der französische Kulturkampf verdreht übrigens in Italien immer nichr Leuten die Köpfe. In Genua veranstalteten anti klerikale Demonstranten eine Huldigung vor dem französischen Konsulate, in Florenz erfolgten Hochrufe aus Frankreich und Pereatarufe gegen den Vatikan und auch in Rom wurde in den vatikanischen Stadtteilen anläßlich der Einweihung des anti klerikalen Klubs Eiordano Bruno gegen die vatikanische Politik protestiert. Diese Vorgänge sind mehr beachtenswert, denn steht man in Italien, daß die französische Regierung in ihrem Kampfe crs 0 lgreich ist, so wird auch die italienische Regierung, die ja ebenfalls stark unter sozialistischem Einflüße steht, wohl bald gefügig gemacht werden, in analoger Weise vorzugehen. In Marokko sind Frankreich und Spanien noch nicht viel weiter vorwärts gekommen. Raisuli ist, nachdem der Kriegs minister ihn durch einen feierlichen Akt im Namen des Sultans seiner Würden und Aemter enthoben hatte, nach Zinnath aus gebrochen und will hier seine Streikräste sammeln und orga nisieren. Aus Tanger meldete man, daß die Absetzung Raisulis allgemeine Befriedigung und Beruhigung hervorgerufen habe und daß die diplomatischen Kreise glauben, daß, wenn der Maghzen auch ferner die bisherige Energie zeige, Raisuli bald um Gnade bitten werde. In Griechenland trägt man sich von neuem mit der Hoffnung, daß die kretenische Frage zu Gun sten Griechenlands sich entscheiden werde. Der griechische Mi nisterpräsident Theolokis erklärte in der griechischen Kam mer, daß er von einer günstigen LVendung sprechen könne, daß diese günstige Wendung in der kretischen Angelegenheit der Ini tiative des mächtigen Oberhauptes einer Großmacht und dem Wohlwollen der vier Schutzmächte zu verdanken war. Griechen land dürfe mit Zuversicht in die Zukunst blicken, denn die Neu regelung der kretischen Verhältnisse im Zusammenhänge mit dem klugen und zielbewussten Wirken Zaimis laße die baldige gün stige Lösung der kretischen Frage in nationalem Sinne erwar ten und der heißersehnte Tag sei nicht mehr fern, an dem man die Vertreter Kretas herzlich in der griechischen Kammer be grüßen werde. Wer das mächtige Oberhaupt einer Großmacht ist, der Kreta an Griechenland bringen will, hat Theotokis nicht gesagt, es war aber auch nicht nötig, denn alle Welt weiß, daß cs kein anderer ist, als — Onkel Eduard. Politische Tagesschau. Aue, '>. Januar 1907 Die Steuerschraube. 'S-' Das Schlagwort des Vorwärts von den Hungerwahlen veranlaßte die offiziöse Preße mit Hilfe der Statistik nachzu weisen, daß die Hauptlast der direkten und indirekten Steuern von den wohlhabenden Klaßen und nicht von der misera plebs contribuens getragen wird. Die Statistik ist bekanntlich eine nicht sehr zuverläßige Wissenschaft, und mit Ziffern kann man ebenso Mißbrauch treiben wie mit Worten. Nun ist es ja richtig, daß der größte Teil der Steuern nicht aus den Taschen der untersten Stände fließt, und daß inanderen Län dern die arbeitende Bevölkerung noch mehr belastet erscheint als bei uns in Deutschland, aber trotzdem sind wir der Meinung, daß die Verteilung der Steuern keineswegs im richtigen Verhältnisse zu der finanziellen Leistungsfähigkeit der verschiedenen Volksschichten steht. Der Millionär und der Groß grundbesitzer haben im Vergleich mit den Steuersätzen des Mit telstandes und der Arbeiterschaft bedeutend weniger zu zahlen. Wenn einer ein paar hunderttausend Mark jährlich Reingewinn aus seinem Kapitale zieht, so wird er davon 10 oder 15 000 Mcnck Steuern noch immer leichter tragen können, als etwa ein Be amter, der bei einem Einkommen von 5000 Mark nahezu an 100 Mart Staats- und Kommunalsteuern usw. zu entrichten hat. Alle Statistik wird uns eben Uber die Tatsache nicht Hinweg täuschen können, daß das Großkapital noch immer viel zu ge ring besteuert ist, und daß Deutschland seine Waffenrllstung wesentlich leichter tragen könnte, wenn die Steuerschraube kräftiger bei den deutschen Millionären eingesetzt würde. Eine gründliche Reform der Einkommensteuer nach oben zu, Erb- schafssteuer, Börsen st euer, ergiebige Luxussteuern — das ist, was wir brauchen, um die Maßen vom Steuerdruck zu entlasten und die Reichssinanzen zu sanieren. Im Uebrigen läßt uns die ossiezielle Rechenkunst höchst gleichgültig, denn es bleibt für den Mittelstand und die Arbeiter ein magerer Trost, daß sie für den Fiskus nicht soviel beisteuern als die Millionäre! Bom Marokkohandel. n. Der schweizerische Bundesrat beschäftigte sich in seiner gestrigen Vormittagssitzung mit der Note der spanischen Regie rung über die Beschlüße der Konferenz von Algeciras. Die Frage über den Vorschlag einer Persönlichkeit als marokkanischen Ee- neralpolizeiinspektor, der dem Sultan unterbreitet werden muß, wurde dem politischen Departement überwiesen, das dem Bundes rat Vorschläge zu unterb reiten hat. Die Frage der dem Bundes gericht zu erteilenden Mission wurde dem Justiz- und Polizei departement zu Bericht und zur Antragstellung überwiesen. Die Beschlußfassung soll voraussichtlich erst in einiger Zeit erfolgen. Inzwischen darf man, wie die Schweizerische Depeschenagentur bemerkt, die namentlich in der auswärtigen Presse verbreiteten Meldungen als zum mindesten verfrüht betrachten. — Der spanische Minister des Innern hat bestimmt, daß sich die Gen darmerie künftig bei der Unterdrückung von Ruhestörungen innerhalb der Städte eines Gewehres von geringer Trag weite bedienen soll. Aus Befehl des Kriegsministers werden sich die O f f i z i e r e, die bei der marokkanischen Polizeiorganisation Verwendung finden sollen, am 7. Januar in Madrid einsinden, um sich zur Verfügung des Eeneralstabs der Armee zu stellen. Schwindelpolitiker. G Bei dem in Ofen-Pest üblichen Neujahrsempsang der Repräsentanten der politischen Parteien durch den Minister präsidenten hielt Dr. Wekerle eine Ansprache, in der er das Arbeitsprogramm der Regierung entwickelte und die baldige Einbringung einer W a h l r e f 0 r m v 0 r l a g e auf der Basis des allgemeinen Stimmrechtes zusagte. Ob die erschienenen Herren Politiker bei dieser Zusage einander verständnissinnig angelächelt haben wie die Auguren am alten Rom, das wißen wir nicht, wohl aber kann dieses Versprechen außerhalb des un garischen Globus nur ein homerisches Gelächter Hervorrufen! Denn daß die Machthaber in Ofen-Pest nicht im Traume daran denken, eine Wahlreform nach deutschem oder österreicht - sch em Muster einzusühren, versteht sich von selbst, weil dann sofort die Herrlichkeit der magyarischen Hegemonie in Schutt und Trümmer läge. Nach der neuesten Volkszählung stehen den 8 712 301 Magyaren 10 512 258 andere Nationalitäten gegen über, aus welchen Ziffern deutlich genug hervorgeht, daß bei einem Wahlrecht auf der Basis des allgemeinen Stimm rechtes von den 153 Mitgliedern des ungarischen Parlamentes mindestens die Hälfte aus Abgeordneten n i ch t magyarischer Nationalität bestehen würde. Mit der magyarischen Vorherr schaft wäre es dann für immer vorbei, aber es fällt der in Un garn herrschenden magyarischen Adelsklique garnicht ein, ein solches Wahlgesetz zu dekretieren. Es ist daher gar nicht unwahr scheinlich, daß man das allgemeine Wahlrecht nur für die Unter tanen magyarischer Zunge schassen wird oder die Bestim mung trifft, daß nur der wahlberechtigt ist, der die ungarische Sprache beherrscht. Gegenwärtig sind von den 10 254 558 Un garn nur ungefähr 800 000 wahlberechtigt, weil eine gewiße Stcuerleistung neben anderen Kautelien hierzu notwendig ist. Die schreiende Ungerechtigkeit, die sich in dieser Zisser ausdrückt, wird bei dem neuen Wahlgesetz zwar etwas gemildert werden, in der Hauptsache aber sicher bestehen bleiben. Dafür bürgt die bekannte magyarische Schwtndelpolitik. * e. Truppenräumung in Südwest. Die N. A. Z. schreibt: Wie der Truppenkommandeur in Südwestasrika, Oberst p. Deim ling, meldet, ist die Rücksendung von w e i t e r«A^Ks)Ü Mann, und zwar vor dem 1. April, in die Wege geleitet.