Volltext Seite (XML)
Nr. 303 Donnerstag, öen 30. Dezember IS2S Der Mainzer Zwischenfall Memel, 28. Dez. Am Dienstag morgen trafen Ministerpräsident woldemaraS und Verkehr «Minister Jankevietu» in Memel ein. Tie Herren begaben sich zunächst in das Gouvernement, wo verschiedene Emp fänge stattfanden. So wurde im Laufe de» Vormittag» eine vom Landtag-präsidenten Krau» geführte Abord nung de» Landtages, bestehend au» Vertretern der VolkH, Partei, der LandwirtschaftSpartet, der Sozialdemokrati schen Partei und den beiden litauischen Abgeordneten vom Ministerpräsidenten in Gegenwart de» Verkehrs- Minister», de» Gouverneurs. und de» JurtNvnsul» im Gouvernement empfangen. Hierbei wurden die da politische und wirtschaftliche Leben de» Gebiet» berühren den Fragen besprochen. Auch die Mitglieder de» L-trek, torium» und die Vertreter der zentralen Behörden nah men Gelegenheit, mit den beiden Herren Rücksprache zu nehmen. Im Laufe de» Nachmittag» hat der Minister« Präsident, der mit den ihn begleitenden Herren in den ersten Nachmittag»stunden die Hafenanlagen in Augen schein genommen hatte, weitere tm öffentlichen Leben sichende Persönlichkeiten empfangen. Nachmittag» ö Uhr empfing der Ministerpräsident die Vertreter der Press«. Um ö»/> Uhr fand tm Gouvernement ein Essen statt, zu dem Einladungen an Persönlichkeiten, die tm öffentlichen Leben de» Gebiet» und der Stadt sichen, und Vertreter verschiedener Behörden ergangen sind. Die Abreise der Kownoer Herren ist noch nicht bestimmt. Wie von anderer Sette berichtet wird, kamen beim Empfang der Abordnung de» Landtage» auch die Aus weisung reich-deutscher Schriftleiter zur Sprache. Sine Entscheidung ist, soweit verlautet, noch nicht getroffen worden. Ebenfalls wurde bet dem Empfang der Presse vertreter die Frage der Ausweisung reich-deutscher Schriftleiter au» dem Memelgebtet angeschnitten. Der Ministerpräsident äußerte hierzu, daß die Frage noch offen sei und er vorläufig noch nicht» sagen könne. Li« Frag«, ob dt«se Angelegenheit Einfluß auf di« deutsch* litauischen Verhandlungen haben würde, verneint« der Ministerpräsident, denn e» Handl« sich um eine rein lokale Maßnahme, über di« noch entschieden werden würde. «» besteh« zu, Zeit in Litauen Kriegszustand, nnd di« KrtegSkommandanten hätten di« Verpflichtung, fü, di« Stchmchett de» Maate» zu sorgen. fku« -sm fiuswSrtlgen fimt«. wie nach vlättnmeldungen verlautet, wird de, vortragende Legattonsrat Wedel» au» de, Personalab teilung de» «u»warttgen Amte» da» neuerrtchtete beut» sch« Generalkonsulat in Algier übetmchmen. Negation», rat Heinburg, der bisher ebenfalls de, Personalabtei lung angeh^ts, wird al» Generalkvnsul nach Aleran- üiia aehen der bisherige L.tter dtt Personastrbt.tlung, Ministerialdirektor von «tohrer, wird d«n ihm über tragenen Gesandtenposten in Kairo im Laufe de» Äa- nu« antteten. Ebenso wird der frt^tt. Pressechef der «etchsregtttung, MintsttttaldtrettorKt^, ^nsneue Täri-keit 1» MotschoPMat in vsWnztvn im Ann« HSSSWAM. Der litauische Ministerpräsident in Memel Warum wurden Reichsdeutsche ausgemlesen? dl« flufstan-»dm»«sung I" Aast»««» wie Reuter äuS Buenos «ire« meldet, ist bei einem Zusammenstoß d tt rungstruppen und Aufständischen une «otnmng Regtttungstruppen zttstreut worden, «ine Reihe von Offizieren soll gefallen sein. begnscllglmg cler vier zum ^ocle verurteilren Kommunisten. Memel, 28. Dez. wie au» Komm» gemeldet wird« trifft die Blättermeldung, daß di« vier vom Feld gericht zum Lode verurteilten Kommunisten bereit» er schossen worden sind, nicht zu. Staatspräsident Sme tana hat die verurteilten auf da» Gesuch eine, ALord- nung hin begnadigt und die Todesurteile aufgehoben. Moskau erregt sich. Da» Todesurteil gegen die vier Kommunisten in Kowno hat in Moskau ein« starke Erregung au-gelöst. Die kommunistische Internationale erläßt einen langen Ausruf, in dem sie zum Schutz der litauischen Arbeit bewegung ausruft. In dem Ausruf wird festgestz daß die Behauptung der litauischen Regierung, di« Kommunisten hätten einen Aufstand geplant, unwahr ist. Der Aufruf vermutet, daß die Situation in Litauen für di« Sowjetunion bedrohlich werden kann und daß hin ter dem radikalen Vorgehen der litauischen Regierung Polen Md England stehen, und ruft zur Wachsamkeit auf. i Die „Prawda" nimmt in ihrem Leitartikel schaief gegen da» Ereignis Stellung r In hiesigen politischen «reisen mißt man dem Ereignis eine große Bedeutung bet. E» bestand schon immer eine Minderheit, di« di« Litauen freundliche Politik der Sowjetregierung al« Irreal bezeichnet hat. Man hält den litauischen SMat nicht für lebensfähig und glaubt, daß ein politisch«, Schutz der litauischen Inabhängigkett da» größt« Hin- dernt» für eine Annäherung an Polen und außerdem auch eine Belastung der deutsch-russtschen veziehungen ist, da, fall» die Sowjetunion Litauen fallen ließe, die Regelung der deutschen Ostgrenzen -in bedeutende»», facher«» Problem sein würde. Der Sturm der äffend» ltchrn Meinung in der Sowjetunion anläßlich der Er- kwießuna der vier Arbeiterführer kann zu einem schäm !?n Kur°.wZs.l der sowjetiMen «uß-Alttik gegm. über Litauen Veranlassung S'b«n und deni.nig«s pol^ tischen Kreisen die Oberband verschaffen, die über Li tauen Hinweg eins Verständigung mit Polen suchen. söhnung «intreten, teil» au» politischen Gründen teile au» zimllch dringend erschienen. " 2" den Artikel heißt e« weiter: Die Politik vtreie- sHon sehr schätzenswerte Ergebnisse gezeitigt, wa» sich vor allem au» einem Bergleich der aeaenwärttoen n«. d--j°n'g.n Im s-h« I92S L, Lu m Frankreich hauptsächlich wegen der Haltüna ^>er derVätkischen und der Wehrverbände besorgt^ während Deutschland da- größte Hindernis für ein, AuM söhnung in der militärischen Besetzung «ine» ausgedehnten bevölkerten Gebiete» mit den unvermeidlichen Uebergriffen von Rtilttärbehörden erblickt, wie sich diel kürzlich anläßlich de» Kriegsgericht-Urteil» von Landau zeigte Dauert die Aera der mttitärischen Besetzung fort, Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland unmöglich; denn Freunde überwachen sich nicht gegenseitig mit aufgevflauztem Bajonett, was al« da« ungeeignetste Mittel erscheint, um die Herzen zu gewinnen. Für ganz Europa ist ein, Aussöhnung so notwendig und so wertvoll, daß alle die Pflicht Haven, mit allen Mitteln dazu veizutragen, daß die noch bestehenden Rivalitäten verschwinden. «. »>> «.»E-I«»»'-"!«''' Rom 28. Du. Di, Grenzwache von «omo hat an der Lrentt' zwölf verdächtig. Personen ««hafiet, di, etwa 100 gUaübrig! Revolver nach Stallen einschmugg.ln wollten. es mir unmöglich, dem deutsch-französischen Komitee weiter anzugehören. Ich erkläre hiermit meinen Austritt aus demselben. Man scheint in Frankreich zu glauben, dem um die Bedingungen de» Waffenstillstandes betrogenen und mit Hilfe von 24 anderen Nationen entwaffneten Demschland, während man selbst bis an die Zähne be- waffner ist, alle« bieten zu können. Im Interesse de» Frieden» Europa» wünsche ich, daß dieser französische Glaube baldmöglichst zerstört wird Mit dem Ausdruck vorzüglichster Hochachtung tgez.) Fritz Thyssen." »Aussöhnung mit Frankreich« Eine französische Stimmet Madrid, 28. Dezember. In einem „Aussöhnung mit Frankreich" überschriebenen Äitikel hebt ein Mitarbeiter der Zeitung El Dabate die Bedeutung der Annäherung zwischen der deutschen und der französischen Politik hervor, indem er feststem, daß auf beiden Setten ernste und leidenschaftslose Staatsmänner aufrichtig für eine Au». -luer Tageblatt ^»ch.ftnschluö«'.»». / MDZLNV Stt^e:-as^ —EtUH°U««h di. -mtUch.« -.ktmrttmgchm.-« ö«n-tt- H« «atz. «n^mts^icht. 21. Zahrgana Part«, 28. Dez. 1S26. Der „Zwischenfall von Mainz", den die Pariser nationalistische Presse seit zwei Tagen in der schamlosesten Weise ausschlachtet, und alle Argumente nicht nur gegen die Begnadigung der von dem Landauer Kriegsgericht verurteilten Deutschen, sondern argen die Politik dentsch-französischer Versöhnung und Annäherung schlechthin in« Treffen führt, erfährt heute durch die zuständigen französischen Stellen eine Auf- klärung, die der nationalistischen Hetze die Felle weg. schwimmen läßt und die ganze Verlogenheit ihrer gegen Deutschland gerichteten Kampagne in» grrllste Licht er- scheinen läßt. Wie der französische Innenminister Sarraut im An schluß an den heute morgen abgehaltenen Mtntsterrat mit- teilte, hat dieser sich u. a. auch mit dem Zwischenfall be. faßt. Er hat auf Grund des von dem Generalstab der Nheinarmee erstatteten amtlichen Berichts festgestellt, daß die beiden von der Menge belästigten französischen MiliiärS Nach ihrem eigenen Geständnis im Zustand vollkommener Betrunkenheit gewesen sind und die an der Schlägerei be teiligten Deutschen provoziert haben. Al» gestern die in der Schilderung de« Tatbestands fast wörtlich mit der heute von französischer Seite ge- «ebenen Version übereinstimmende deutsche amtliche i ur- stellung hier bekannt wurde, schrien die NechtSvlätter Zeter i Und Mvrdio. Sie beschuldigten die deutsche Regierung! der unerhörten Verfälschung und behaupteten, daß auch dieser Zwischenfall von deutscher Seite provoziert worden sei, lediglich zu dem Zweck, die Frage der Rheinland- käumung erneut in» Rollen zu bringen. Noch heute abend veröffentlicht der „Jntranstgeant- einen Leitartikel, der die amtliche deutsche Darstellung als in allen Stücken erfunden bezeichnet und die deutsche Regierung beschuldigt, sich der von Frankreich gefordeid n Genugtung entziehen zu wollen. Bisher, so führt das Blatt auS, habe Frankreich allein alle Kosten der An näherungspolitik bezahlt, ohne das Deutschland die ge ringste Gegenleistung gebracht habe. D>e öffentliche Meinung in Frankreich sehe von Tag zu Tag klarer, daß sie damit über- Ohr gehauen worden sei, und, wenn Deutschland heuie auch noch die Räumung des Rheins verlange, so könne eS sich darauf gefußt machen, daß es damit in Frankreich auf entschiedene und unbeugsame Ablehnung stoßen werde. Das französische Volk habe genug von der Politik der Sentimentalität uud denke nicht daran, die letzten Garantien seiner Sicherheit a»S der Hand zu aeben. In der gleichen Bummer des BtatteS steht die von de» zuständigen Stelle veröffentlichte amtliche Darstellung des Mainzer Zwischenfalles. Man wird gespannt darauf fein dürfen, ob die Redaktion den Mut aufbringen wird, die der Wahrheit ins Gesicht schlagende Behauptung threS Leitartikels und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen zu berichtigen. Auch Haoas dementiert. Pari», 2ö. Dezember. Havas verbreitet heute nach mittag folgende Meldung: Die Zeitungen erklären bezüglich tze» Zwischenfalls, der sich in der Nacht vom 24. auf den 2ö. Dezember in Mainz ereignet hat, daß sich aus den Nachrichten, di« der Generalstab der Rheinarmee geliefert hat, ergibt, baß die beiden Milttärpersonen, die von den Deutschen geschlagen worden sind, etngestanben haben, daß sie sich tm Zustand der Trunkenheit befunden und mit den Deutschen Händel geführt haben. — Nach dem Part» - Solr hat Minister de» Innern Sarraut nach dem Mintsterrat die gleiche Erklärung abge geben und ausdrücklich festgestellt, daß der Streit auf die bei- den betrunkenen französischen Soldaten zurückzuführen sei. er« Nächst»!«! -um Zoll Nouzitt. Vor dem Matn-tt Mtlttärbttufuna<gericht stand gestern di« Wttw« Gerstler au» Landau, die vom Milt- tärpoltzetgtttcht In Landau wegen Uebertretung der Ordonnanzen und wegen Beleidigung französischer Be- satzung»angehörtgtt zu zehn Tagen Gesängnt» mit B» wLbrung»frtst und 1000 Mark Geldstrafe verurteilt wo«, den war. Frau Gerstler Latte di, Ausnahme de» Leut nant« Rou-ttt, der bet ihr etnquartiert werden soM«, de, französischen woünungSkpmmtsston gegenüber mit Entschiedenheit abgelehnt. Die Berufung-tnstan» be rücksichtigt« di» große Erregung der Angeklagten über d!» Mitteilung, daß st, «°uztt. In i^em HaA aufnH men solle und erkannte auf Geldstrafen von 20 und 80 Mark. Lhplstns Protest g«g«a Sa» LanSausr Urteil. Der Großindustrielle Fritz Thyssen albt der Seffent» liibk-it Kenntnis von nachstehendem Bries, den er an den vors^ . Verständigung kam tte» Mavrtsch, g,richt,t Hail -Gehr geehrter Herr uLrtttttn lüttll o»n Lsntzau ist