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Sonntag, den 12. Februar 1893. 6. Jahrgang. No. 19 > zweige zu Vrund« gerichtet «erden können. Zn hochherziger den Vns-4Wrlse hoben Deutschland» Kaiser r» für »hr« Wicht er. so hat auch der Detailhändler, der Handwerker ein Recht auf Umsatz — das ist seine Existen» — diese muß, wenn sie nicht gesichert ist, gesichert werden. Der Staat hat ein wesentlichere« Interesse an möglichst vielen wirthschasllichen Existenzen, als an der Ansammlung bedeutender Kapitalien auf dem Wege der Koalition, wenn dadurch ganze BerusS- arbeiter-, späteren HüttenstcigerS, de« Blaufarbenwerke« Niederpsannenstiel bei Au-, in dieser Stadl geboren. Nachdem er ans der Dorfschule zu Zelle b. Aue, wohin seine Eitern »erzogen waren, bi« zur Beendigung seine« 14. Lebensjahres die einfache, aber gründliche Lchulbi'- dung genossen, kam er zu einem Mechaniker und Fabrik besitzer seiner Vaterstadt, der wegen seiner Intelligenz in großem Ansehen, und «egen seiner accurateu Arbeiten in gutem Rufe stand, in die Lehre. Sechs Jahre währte diese strenge Vorschule seiner künftigen Laufbahn, dasür bildete sie ihn aber auch zu einem tüchtigen und prak tischen Arbeiter seines Fache« au«. Als solcher wanderte er nach vollendeter Lehrzeit wohlgcmmh und hoffnungs vollen Herzens nach Chemnitz, .SachsenS größter Maschi- nenfabrlkstadt, wo er auch in der damals schon berühm ten Maschinenfabrik von Richard Hartmann Arbeit als Eisendreher sand. Sehr bald überzeugte man sich dort von seiner vielseitigen und praktischen Geschicklichkeit und betraute ihn deshalb mit besseren und später auch selbstän digen Arbeiten. Hierdurch gewann der junge Kircheis da« zur Uebernahme einer Abtheilungsmeisterstelle nöthige Selbstvertrauen, und trat, kaum 21 Zahre all, eine solche in einer mittleren Maschinenjabnk Dessaus an, wo er «egen seiner besonderen Befähigung auch zu jchwier'gen Montagen, Geschäftsreisen rc. benutzt wurde und in we nigen Zähren bi« zum Leiter der Fabrik avancirte. Nach neunjähriger Lhätigkeit verließ er diese Stelle, begleitet von den besten Wünschen seiner Chef«, um eine ihm an gebotene Direktorslelle in feinem HeimathSstädlchen zu übernehmen. Dem Dronge zur, Selbständigkeit folgend, verließ er nach zweijähriger Thätigkeit diese Stellung und etablirte sich. Wohl verfügte Kircheis über einen reichen Schatz vhp technischem und geschäftlichen Wissen und viel fachen Erfahrungen; aber um jo gertnger waren seine Erscheint »tttwoch», Krott««» u «-««lag», «b-nnementsprots lnel. der 3 weridvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mr. 20 Pf. durch die Post 1 M. 28 Pf. Wit 3 iLuflrirten AetStättern: Deutsches Aamttienötatt, Kute Krister, Zerrspiegel. Verantwortlicher Redakteur: Skmil Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedition: A«e, Marktstraße. Die Sparkaffe der Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet li. verzinst die Einlagen mit 3'/, Prozent. (Nachdruck verboten). Jeuilleton. Existenzsähigkeit al« ein berechtigter anerkannt wird; auch bei den maßgebenden Stellen der Reichsregierung ist die Ueberzeugung vorherrschend, daß etwa« geschehen müsse, um eine solide Basis sür eine künjtige gedeihliche und kräftige Entwickelung des Mittelstandes zu gewinnen, und die aus den dethciligten Znteressenkreise in der vorangedeuteien Richtung hervortre.enden Bestrebungen werden um so mehr «.lauf Berücksichtigung an maßgebender Stelle rechnen können, wenn sie sich mit ihren Forderungen in denjenigen Gren zen halten, welche durch die allgemeine politische und wirthschastliche Lage gezogen sind. Aber es wird dabei auch von Belang sein, daß der Mittelstand um mit Au'S- sicht auf Erfolg die Unterstützung der gesetzgebenden Fak toren in Anspruch nehmen zu können, auch nach Außen hin seinen durchaus berechtigten Bestrebungen dadurch Nach druck verleiht, daß er als geschlossene Phalanx hervortrut und praktisch durchführbare Forderungen stellt. Gewiß ist e« nicht leicht, die Mittel und Wege zu finden, die geeig net wären, auf die Dauer dem gewerblichen Mittelstände eine nachhaltige Hülfe zu bieten; aber wir können da, feste Vertrauen zu unserem Kaiser, der ein warmes Herz auch für unseren Mittelstand har, hegen, daß er und seine Regierung eine Last» finden werden, den mittleren Stän den lieber zu ihrer früheren Bedeutung zu »erhelsen und sie vor Schädigungen zu schützen." Inserat» bis einspaltige EorpuSzeile 10 Pf., die volle Seite 3V, >/, S. 20, >/, Si. «j Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und ilandbriesträger nehmen Bestellungen an. Bekanntmachung. Nachdem die Einschätzung der hiesigen Einwohner zu den Gemeindeanlagcn für da» Jahr 18S3 beendet und das Ergebniß von den Betheiligtcn eingesehcii werden tann, so wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige Einwendungen gegen die erfolgte Abschätzung bei deren Verlust binnen 14 Tagen vom Tage des Erscheinens dieser Bekanntmachung an gerechnet bei dem unterzeichneten Gemeinde - Vorstande anzubringen sind. Zelle, den 4. Februar 1893. Der Gemeinderath. Markert, Gemeindevorstand. Erhaltet den Mittelstand. ? ^Der sogenannte Mittelstand ist im Laufe der letzten Aahre-in> eine-,Lage geratheu, die al« eine günstige keineS- nwg» bezeichnet werden kann. Den mittleren Ständen Nlxdb,«»-oiN ibech Kampfe um die Existen« oft nicht leicht, Ke MHehoupten, ,Md es ist in Rücksicht auf, die Page den jhats-chlichen Verhältnisse npr al« wünschen-werth zu er- achten, wenn hie bxtheiligten Kreise ihre Interessen in lpyaler ' Form zur Geltung bringen. Für eine wirthschaftlich ge- ffWh^ tMd innerlich kxiftige Entwicklung der Nation ist rin MjuntzSsShigex, Mittelstand eine unerläßliche Grundlage. Die jeder Einzelne im Staate ein Recht hat, jst, ,exfstfi«n, achtet, dir soziale Reform zu inaugurchen, welche die ar beitenden Klassen, die am «irthschastlichen Leben mit eige nen Mitteln engagirt und deshalb nur selten in der Lage sind, ein kleine» Vermögen zu sammeln, — sür das Akter, für den Fall der Krankheit und der Znvalidilät wenigsten» einigxpmaßeil vor Noth schützen sglj. Manches nach dieser Richtung, hin wird noch geschehen, aber vorerst müssen un« bescheidene Anfänge genügen. Fsir die mittleren Stände sind gleicht Maßnahmen yicht möglich, denen muß zur Sicherung, ihrer Erstens auch im Alter, für unvor hergesehene GchicksalSschläge, Krankheit usw. die Möglichkeit kleinerer VermögenSbildungen offen gehalten werden. Da« ist der einzige Weg, den gewerblichen Mittelstand leistungs fähig, zu erhallen, ihn zu größerer Zntelligenz anzuspornen, ihm überhaupt die nothwendigr Freudigkeit an der Arbeit zu gewähren. Mit Genugthuung darf nun konstatirt wer den, daß in weifen Kreisen der aus dem Handel-- ustd Gewerbestands dringende Ruf ngch gssetztichem Schutz dsr Auerlhal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhaunster, Zelle-Möfterlein, Nieder-«. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau Bernsbach, Beyerfeld, Gachfenfeld nnd die nmttegenden Ortschaften. Volks-Schule zu Zelle. . ... - - Die Anmeldung der Ostern 1893 schulpflichtig werdenden Kinder wird vom Un- t«r,rühmten Freitag, de» 17. d. M., Rochm. 3 Uhr, im ersten Klassenzimmer hiesiger Schule entgegengenommen. Beizubringen sind für alle Kinder der Impfschein, für die außerhalb he» Parochie Klösterlein-Zelle geborenen auch Geburt»- und Taufzeugmß. Zelle, den 9. Februar 1893. F. O. Müller, dirig. Lehrer. WWe «WgyMfim riMhttgl.EyA --- «wmeldntrtze» sür da» neue Schuljahr werden ) baldigst erbeten. Die Schule l««t «eben tzer Pfleg« tüchtiger wisseuschaftlicher Kenntnisse besonder« »ewicht «tf Grziehnng «»d Bildung de» Eharacter». Sute und billigt Unterkunft in hie- figen Familien vermittelt, sowie jede nähere Auskunft ertheilt - , Der Direktor: I I-tzsode. Gestellungen WD^AuerihÄ-IeiLung "DU (Nv. 665 der Zeitungspreisliste) für Februar und Mürz Mxde» in, der Expedition (Aue, Marktstraße), von der träger» de» Blatte», sowie de» Landbriesträgern jederzeit gern angkswmme». , . . Krpedition der „KuertHal-Aeilung," — lb)»ll IileUt!m«l-»t«r. ,, „Und da» fst Wahrheit?" fragte ich meinen Begleiter, ihm da» AeitungSblatt zurückgebenv. „ES ist die Wahrheitk", antwortet« er mir, „benn ich hjn jener Fabrikbesitzer, von dem„ dq« Blatt erzählt. Al« ich auf eines späteren Risse dse Residenz berührte, da sand sch ihn nicht Wieder ; erst au« der Zeitung lernte ich jein Schicksal kennen. Nun sagt man, er sei — unverbesser lich l" Wir gingen-beide, schweigend aus und ab, bi« da« Schrsllen der elektrischen Klingel da- Zeichen der Unheil«. Verkündigung gab. Zugleich mit den Richtern beträten wir den Saal und al-bal» beherrschte eine lautwsr Stille den ernsten Raum. „Zm Nams» des, König« l" Der feierliche Klang der Wort« durchschauerte mein gan ze» Innere. , Der, Angeklagte ist de« wiederholten schweren Dieb stahl« schuldig erkannt uuv unter Auäschlfiß mildernder Umstände mit einer Zuchthautstrase von zehn Zähren zu bestrafen." „ Dem alten hlödgetvordtnen Graukopf zuckte keine Wim per, Mozu auch? — Die Farce «ar für ihn nur ein mal mehr zu End«. — Vielleicht, war sie'» zum letzten Male — vielleicht auch nicht, er «ar doch — unverbes serlich I Maschinenfabrik nnd Eisengießerei von Erd mann Kircheis Kue-Klösterlein. Grparat-Abdruck au» dem Prachlwerk: „Die Groß- Zndustrie de« Königreich-Sachsen in Wort und Bild", Eckert u. Pflug, Kunstverlag, Leipzig. Der Begründer diese« Etablissement», Erdmann Kirchei« wurde am »4. April 1830 a>» der Sohn.eine» Hütten- Unverbesserlich! , „ , (Fortsetzung.) , Durch unablässige- Bitten, und auf Verwendung mei ne« früheren Prinzipals, erreichte ich endlich einen Aus- schtzb von zwei Monaten und zog dann, dem Rath« ci- Hg» Kriminalbeamten folgend, in ein« nahe Vorstadt; «S war mir dadurch möglich, in meiner Stellung zu verblei ben. Und wiederum halt' ich zu früh gehofft, auch diese letzte Hpffnung wurde bald zu Nichte. Nach «enig^Tagen erhielt ich von der Regierung einen Befehl, der mich.auch auM der Umgegend der Hauptstadt verbannte, mich wieder brodle» machte . . , . . . «». bin ich denn von Ort zu Ort geirrt, ein fchd- tznh uqd heimathloser. Und wo auch immer ich eine Stätte fftyd und ehrlich Brod, man hetzte mich davon, man »ul- bete mich nirgend», man stieß mich immer wieder in da» Glend, man machte mich zum Bettler, Vagabunden, bis ich verzweifelnd wieder zum Verbrecher wurde. , Du sollst nicht ehrlich bleiben l klang e« mir gellend in den Ohren. Ein wilder laumel packte mich. Ward ich der Freiheit darum nur zurückgegeben, um mich durch sie Mh.hätttr zu bestrafen, mich gänzlich zu vernichten? D»rß mit dem Zuchthau» denn noch nicht gkyug? Gntscheiden Sw d(e Frage, die Sie meine Richt« sind. Sprechen Sie mich, zum zweiten Male schuldig ich werde d„"kbar s«n, denn «ine solch« Freiheit ist : entsetzlicher, al« jede Kerkerzelle." —