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Lardltll erteilt Dowglltewski eine Abfuhr Ser nWKe BoMMr mMe Paris »erlMn -rankrrich garmtiert siir Schutz der SewsettzvWaft Draktdsriedt »N8«r«, karta« LorrnAponcknol«» Paris, 4. Febr. Im Anschluß an den Schritt beim Außen ministerium besuchte der russische Botschafter Dowgalew- skt am Montagnachinittag Tardteu und wiederholte die Beschwerde gegen die gegen die russische Botschaft gerichteten Angriffe. Besonders forderte er von Tardieu, Schritte »u unternehmen, um die Presscangrisfe gegen Rußland zu unterbinden. Tardieu erwiderte, baß in Frankreich Pressefreiheit bestehe und daß es nicht seine Ausgabe sei, einzn- schreite». Er empfahl dem russischen Botschafter, sich an die Gerichte zu wenden. Französische Journalisten, die aus der Sowsetbotschaft nor- sprachc», um nähere Einzelheiten Uber die Schritte Dowga- lcwjkiü zu erfahren, erhielten die Antwort, daß die russische Botschaft in der Kuttpvw-Angclegenhett keine Erklärung ab geben könne. Wie bereits berichtet worden ist. hat der russische volichajtcr in Paris das französische Außenministerium amt lich davon in Kenntnis gesetzt, daß unter Leitung eines Ge nerals ein Uebersall ans die Somjetbotschast organisiert worden sei. Das französische Anßenkomintslariat hat geant wortet, daß die nötigen Maßnahmen zum Schuhe der Sowjet- dotschaft getroffen würden. ^ Die französische Antwort wird in Moskau als unzureichend angesehen. Nestern abend ist die Straße, in der sich die Sowfetbot- schast befindet, von zahlreichen Polizisten in Uniform und Zivil bewacht worden. Bis Mitternacht ist kein Zwischenfall gemeldet worden. Die Pariser Blätter sind über die Schritte des russischen Botschafters außerordentlich ungehalten. ES sei die höchste Ironie, wenn der russische Botschafter sich über diejenigen be klage. die von den Tscheka Agenten verfolgt würden. Die „Victotre" bezeichnet den Schritt Tvwgalcwskis als den Gipfel der Frechheit. Der „M a t t n" will wisse», daß der russische Botschafter einen ausfälligen Bericht über den Fall Kutipow an de» ersten Botschaftssekretär A h r e n S. der sich gegenwärtig in Berlin befindet, übermittelt habe, und daß dieser den Auftrag habe, de» Bericht des Botschafters nach Moskau zu bringen. In diesem Bericht soll der Bot schafter nicht verhehlen, daß in Paris große Auf regung über das Verschwinden des Generals herrsche, und daß er, Dowgalewski, unter diesen Umständen daran denke, einen Urlaub zu nehmen und Paris für drei Monate zu verlassen. Der Qnat d'Orsai, bestätigt, daß der russische Botschafter die französische Regierung offiziell über die Pläne der Anhänger kuttpvwö gegen die russische Botschaft unterrichtet habe. Wettere Massenmorde in Rußland Riga, 4. Febr. AuS Sowjctrußland kommt die Nachricht, daß die GPU. die M a s s c n h i n r i ch t » n g aller vormaligen Marineoffiziere durchgesührt habe, d. h. aller derer, die nicht tn den Somjetslottciidicnst cingetrctcn und trotzdem tn Rußland zurückgeblieben waren. Bolle Einzelheiten sind noch nicht eingegangen, aber mehrere hundert Namen sind als unter de» Opfern befindlich gemeldet worden, und ihre Verwandten in Rußland haben sich an ihre GlanbenSge.iossen in Riga mit der Bitte gewandt, dort GcdüchtniSgottes- d i e n st e abznhalicn, weil sie dies nicht aus Svwsctgebiet tun dürfen. Die orthodoxen Russen in Riga organisieren daher eine Requiem.Feier für morgen. Keine Fortschritte in London Vrutltdorivdt »ns«r«8 pariser LorrvspouAvntvo Paris, 4. Febr. Man glaubt hier nicht, baß in der heu tigen Vollsitzung der Londoner Konferenz große Fortschritte erzielt werdeir. Der von den Engländern gestern abend den anderen Delegationen mitgcleilte Abänderungsvor schlag zu der sranzösischen Vcruiitlluiigsfvrmel zeigt, daß England seinen ursprünglichen Standpunkt wenig verändert hat. Es hält an der Einschränkung der Rüstungen nach Lchisfskategorien fest, und will vom Austausch zwischen vcr- schiedenen Kategorien nicht viel wissen. In der Kategorie „Kreuzer" will England nochmals zwei Unterabteilungen gemacht wissen, deren erste die Kreuzer mit achtzölligen Ge schützen. deren zweite die Kreuzer mit scchszölligen Geschützen und darunter umfassen würde. „Echo de Paris" stellt fest, daß die Vorschläge, die die Labourrcgierung heute auf der Konferenz ver teidigt. im Grunde dieselben seien, die das konser vative Kabinett im Jahre 11127 in Genf vertreten habe, und die damals zum Scheitern der Dreimächtc, konierenz führten. DaS Schweigen -er Amerikaner und Japaner» die keinerlei neue Vorschläge machen, findet man ausfallend, und in OppositivnSkreiscn äußert man die Befürchtung, daß die Londoner Konferenz über die erste formale Einigung hinaus überhaupt nicht mehr wctterkommen werde. Primo tze Nlvcra tars Madrid nicht verlassen Madrid,4. Febr. Die spanische Regierung hat eine Ver fügung erlassen, in der General Primo de Nioera verboten wird, die Hauptstadt zu verlassen. Die Verfügung findet auch Anwendung aus seinen früheren Mitarbeiter General Anido, der im letzten Kabinett Innenminister war. Da Primo de Nioera erst kürzlich seinen Entschluß ankündigte, sich nach der Provinz znrückznzichen. wird der Aufenthalts beschränkung des früheren Diktators große politische Bedeutung bcigemcssen. ZaWnMinIlellmig der Raab-Menslein-Müt Karumi-ses Verteidiger plädiert Ein sensationeller Deweisantras tzigvnor Vrabtdorlvbk ckor »vroacknor dlaobricbten" Berlin, 4. Febr. Im Tschcrwonzensälscherprozeß begannen heute vormittag die Plädoyers der Verteidiger. Als erster sprach der Verteidiger der beiden Georgier Karumidse und Ladathieraschwili. RA. Dr. Beer, der seiner Verteidigungsrede einen sensationellen Lvenlualbeweisantrag »oraiistclltc. Er überreichte dem Gericht nämlich die Tagesordnung der Konferenz in London, die im Jahre 1»L6 zwischen General Hojsmann und dem englischen Oel» könig Sir Detcrdnig geführt worden ist. Diese Tagesordnung soll »ach der Erklärung Dr. B c e r S zwischen General Hvssmann und Karumidse vereinbart wvrocn sein. Sie enthält u. a. folgende Punkte der allgemeinen politischen Aussprache: a> Referat über die Staaten Europas und den Bolschewismus, I>s das Interesse Europas am nahen Oste», cs englische und deutsche Interessen a» de» unter drückten Völkern deS bolschewistischen Rußlands. Ferner wird in einem weiteren Pnnkt der Aktionsplan be handelt, und zwar tn verschiedenen llntcrreseratcn die deutsche Beteiligung an der Altivn, die »üUtürtsch-technischc Führung, das Mciischenmaicrial, das technische Material, die Stellung der Arbcitnehincr in Deutschland, die Organisatt», der deutsch-englischen Führung, und schließlich die Finanzierung. Dieser Tagesordnung sei, so betonte Dr. Beer weiter, eine sitchworlarttge Erklärung bcigesügt gewesen, aus der hervorgeht, baß die Türkei und Bulgarien als Sammelplätze für de« Vor marsch nach Südrußland dienen sollten. Die ukrainische Emigrantenregie- rung sollte in das befreundete Polen ü b c r s t c d e l n. Als Zeuge» für die Richtigkeit dieser Abschrift — das Original cnthalle Nandbemerlnngen Sir Deterdings und sei daher nicht zugänglich — benannte Dr. Beer die Witwe des Gene- r a l s H v s s m a n n und LirDeterding s e l b st. Er stellte ferner anheim, eine Auskunft des englischen AuS- wärIigeii Amts über diese Angelegenheit etnzuholen, denn an der Konserenz hätten neben Sir Dcterding, General Hossmaiin und Sptrtdon Kedia auch der englische Staatssekretär des Auswärtige» Amtes tcilaenommen. Sodann wies RN. Beer in seinem Plädoyer zunächst die Angriffe der TtaatSanwaltschast gegen die Angeklagten zu rück. denen man znm Vorwurf gewacht habe, sie hätten sich nicht zu ihren Talen bekannt. Gerade das Gegenteil sei der Fall. !>tA. Beer behandelte ferner die Frage, ob die russischen Tscherwonzciinotcn als Banknoten und Zahlungsmittel im Sinne des Gesetzes anznsprechen seien. Dr. Beer bezweifelte, daß überhaupt jemals ein Umtausch in Gold, der aus der Note versprochen werde, erfolgen würde: er möchte die Stelle in Eowjctrußland sehen, die Gold für das geduldige Papier gebe. I Weiter betonte der Verteidiger, baß die Entscheidung über das Verfahren nicht im Strafprozeß, sonder» t« der Amncsticsrage liege. Politik sei bet den Taten der Angeklagten ausschlaggebend. Er habe unter Gefahr seines Lebens Untersccbootstationen im Schwarzen Meer für Deutschland eingerichtet. Auch während und nach dem Kriege habe Karumidse deutschen Stellen Dienste geleistet, und ein deutscher Vertreter habe ihm in Stockholm als besondere Nclohnung den Betrag von IM NM Kronen überreichen wollen. Karumidse habe daS Geld aber zurückgewtesen mit der Bemerkung: „Karumidse läßt sich seine Dienste nicht bezahlen, denn er handelt aus Uebcrzeugung." Auch dafür bot der Verteidiger Beweis an. Dr. Beer wandte sich dann gegen die Ausführungen des Oberstaatsanwalts, die georgische Freiheitsbewegung sei alü unbedeutend anzirschen, weil ihr höchstens bst Personen an- gchörten. Er erinnerte daran, baß die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei durch ein Komitee von 12 Personen vorbereitet und erkämpft wurde, wie Paberewski als einzige Persönlichkeit durch Amerika gereist und für die Beseelung Polens geworben habe. Ans die Zahl sei eS in der Politik noch nie angekommen. Männer machten -tc Geschichte. Dr. Beer ging ans die Frage der Amnestie ein und zitierte eine Entscheidung des NeichSgertchtö, daß eine Grenzziehung Uber die Anwendung der Amnestie Will kür sei. Dr. Beer behauptete dann, daß sich auch Sowjet- ru ßland des Mittels der B a n k n o t e n f ä l s ch n n g be diene, wie das aus den jetzt aufgedcckten Dvllarsälschnngcn her- vorgchc. Sowjetrubland habe auch deutsche Banknoten gefälscht, um seine politischen Ziele, die Propaganda des Bolschewismus und der Wcltrevolutton, zu erreichen. Nus die von der Staatsanwaltschaft beantragten Strafen eingehend, erinnerte der Verteidiger an den Gtin»esprozeß, der im gleichen Saale stattgesundcn habe und bei dem eS sich auch um Fälschungen von Wertpapieren, allerdings z u m Schaden Deutschlands, gehandelt habe. Hier habe die Staatsanwaltschaft nur acht Monate Gefängnis be antragt. Das Gericht habe aber einen Freispruch gefällt, ob wohl hier deutsche Interessen geschädigt waren. Tie an- gcklagten Georgier aber, die aus Vaterlandsliebe ge handelt und die deutschen Interessen nicht im geringsten ge schädigt hätten, wolle man wett über zwei Jahre tnö Gefängnis stecken. Angesichts dieser Tatsache müsse an der Objektivität der Staatsanwaltschaft gczwetselt werden. Die Angeklagten, die heimatlos als Emigranten in Europa nm- hertrrten, Hütten aus innerer Notivcndigkctt gehandelt. Wer für sein Vaterland kämpfe, wie diese M 'nner, verdiene keine Strafe, svndcrn verdiene Freispruch. RA. Beer beantragte tn erster Linie Freispruch der beiden Georgier, im an- deren Falle Einstellung des Verfahrens auf Grund der Amnestie, die auch bei ihnen zur Anwendung kommen müsse. Cs trat hierauf eine längerePaus« et«. Kassel, 4. Febr. Die Raab-Katzenstein-Flug zeug werke haben infolge der bekannten Schwierigkeiten innerhalb der deutschen Lussahrtindustrie ihre Zahlungen ein gestellt und heute beim Amtsgericht Kassel vorsorglich Er öffnung des Vergleichsverfahrens zur Abwendung des Konkurses mit einer eventuellen Quote von bst Prozent beantragt. In dem Antrag ist jedoch zum Ausdruck gebracht, daß die Firma an ihre Gläubiger mit dem Ersuchen herangetrete« ist. ihr ein angemessenes Ntoratorinm zu gewähren, in dessen Verlaus die Gesellschaft, deren Bilanz einen ak tiven Abschluß zeigt, ihre Gläubiger mit lstst Prozent befriedigen will. Die Zahlungseinstellung ist vor allem tn Verbindung zu bringen mit dem Zusammenbruch des Kasseler Bankhauses Schirmer, bei dem die Gesellschaft eine größere Summe cinbüßte. Im Lause der letzten Zeit sind ferner seitens verschiedener Banken die gesamten Kredite gekündigt worden. SaS Mtiel um das Aulmbmtzll RordgrstSndntS Berlin, 4. Febr. Im Namen der Familie des Kommer zienrates Heinrich Meußdürfser übersendet der Brauereidircktor Wilhelm Meußdörsser in Kulmbach der Presse eine Erklärung. Die Familie legt dar, daß nicht von ihrer Seite, sondern mit Zustimmung von Staats anwaltschaft und Untersuchungsrichter von der Polizei an den verhafteten Schubert herangetrete» wurden sei mit -cm Hinweis, daß seine Frau Geld bekäme, wenn er gestehe. Seit dem ll. November, etwa eine Woche nach der Mordnacht, war Schubert, der mit Zuchthaus und Gefängnis vorbestraft ist, zur Verbüßung von 5 Monaten Gefängnis wegen Diebstahls in Hast. Der untersuchende Polizeioberkommissar Schiss »er nahm an, er habe kurz vor Antritt der Strafe für seine Familie, eine schwächliche Arau und drei Kinder, noch Geld schassen wollen. Er besuchte Schubert in der Gesangenanstalt Sl. Georgen tn Banrcnth. Dort sagte Schubert zu dem Kommissar: „Wenn der junge Meußdörsser meiner Frau bststst Mark bezahlt und mir meine Fran dies im Gefängnis mittctlt. dann sage ich, was in dieser Nacht vorher und nachher war." Schiffner verständigte Staats anwaltschaft und Untersuchungsrichter. Der Untersuchungs richter vernahm Schubert, brachte aber nichts heraus. In zwischen war auch Popp, der Komplice Schuberts, wegen des Verdachtes der Diebstähle in der Villa verhaftet morden. Staatsanwalt und Untersuchungsrichter waren dagegen, daß die Familie Meußdörsser der Frau Schubert Geld ver spreche. Dann jedoch, aus die Vorstellungen des Verteidi gers bin, ermächtigte sie den Kommissar Lchisiner, Schubert allein zu verhören. Schissncr bescheinigte ihm schriftlich, »aß bei seinem Geständnis seine Fran lststst Mark und nach reckiis- kräfttgcr Verurteilung die restlichen öststst Mark bekommen solle Gleich daraus bat, so erklärt die Familie, a u ch Popp nach vierstündigem hartnäckigem Leugnen unter Tränen gestanden, ohne von dem Geldversprechen zu wissen» nur durch die belastenden Indizien bedrängt.