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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188604201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860420
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-20
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.04.1886
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« «1. — s, ZahMNA. AbonnemcntspreiS: ->r «»patteiische — jeden Wochentag «cnd (mit dem Datum deS folgenden «onatljch 60 Pfg. btt den Ausgabestellen ia Chemnitz und den Bororten, sowie bet drr Post. (Eingettagen uiiter Nr. 4633.) qm 4. Quartal erscheint für Abonnenten MnSbuch (Weihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Verlas,: Alexander Wiede, Bnchdrnckerei, Ehemnttz. Sächsischer ,r> Dienstag, 2V. April 188«. JnsertionöpreiS: Kaum einer schmalen Korpuszeile 18 Pfg.z — ReName (Ispaliige Petitzeile) 80 Pfg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge« ues SilbenKorpuSschrist bilden ca. l Zeile). Annoncenannahme: nur bis Bormittag. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Rr. ü Telkgramm-Avr.: Wiede'« Anzeiger, Ehemnitz. Fernsprechstelle Nr. M. Matter: „Tägliches Anterhsllnngsdlatt" und hinnirisiisch illustrirtrr Souutazsblatt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Ueber das Nachlaß-Vermögen deS verstorbenen Bauunternehmers Friedrick Moritz LiPPvld in Chemnitz wird heute am 16. April 1886 Bormittags halb lg Ubr das ConcurSversahren eröffnet. Der Rechtsanwalt von Stern in ghemnitz wird zum Toncursverwalter ernannt. ToncurSforderungen sind bis 14. Mai 1886 bei dem Berichte anzumelden. ES wird zur Beschluß fassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung timr BlSubigerausschusseS und eintretenden Falles über die in 8 120 der goncurSordnung bezeichnet«», Gegenstände auf den 3. Mai 1886 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 28. Mai 1886 BormittagS 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Mn Personen, welche eine zur Eoncursmaffe gehörige Sache in Besitz haben oder zur ConcurSmasse etwas schuldig sind, wird aufgcgeben, nichts an des AemeinschuldnerS Erben oder den Nachlaßvertreter zu verabfolgen oder zu lüften, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Toncursverwalter bis zum 18. Mai Anzeige zu Machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. . Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts tvnrde heute aus Folium 376 die Firma C. L. Oertel in Neukirchen und olS deren Inhaber der Färbereibesitzer Herr Carl Louis Oertel daselbst eingetragen. Chemnitz, am 16. April 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister kür den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts vnrde heute auf Folium 1235 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Karl Emil Türk in Chemnitz die Firma August Geyer daselbst von dem bisherigen Inhaber derselben, Herrn Ernst August Geyer, zur Fortführung überlaffen «halten hat, künftig aber August Geyer Nächst, sirmiren wird. Chemnitz, am 16. April 1886. Königliches Amtsgericht. Telegraphisch- Stachrichten. Vom 18. April. Berlin. Dar Befinden der Kronprinzen ist fortdauernd zufriedenstellend. Berlin. Der heutigen feierlichen Einweihung der reuovirie» und erweiterten DreifaltigkeitSkirche wohnte im Namen de» Kaisers als obersten Patron» der Kirche Prinz Wilhelm bei. Außer dem waren anwesend: Prinz Alexander, die Minister v. Goßler und v. Pntikamer. Staatssekretär Bötticher, der Präsident deS Oberkirchru- raihS Hermes, der Polizeipräsident, Vertreter deS Magistrat-, der Stadtverordnete«, Geistliche anderer hiesiger Kirchen re. Wien.. Der „Pester Lloyd* widerruft heute seine An gäbe, die deutsche Regierung habe den Versuch gemacht, durch daS »«gebot einer Trinkgelds von zwei Millionen daS serbische Ministerium zur Bestellung Krnpp'scher Geschütze anstatt französische« zu bewege«. Weich erklärt der .Pestcr Lloyd", er habe mit dem Marquis de UerS, dem Gewährsmann dieser Verleumdung, jede Verbindung abgebrochen. Lemberg. Di« Stadt Strvi wurde durch Feuer »erfiört. Zahlreiche Personen werden vermißt, mehrere Personen find in den Flammen umgekommeu. Bukarest. Die Kammer hat sich bis zum 1. Juni vertagt. Petersburg In Betreff der Gütertarife im direkte» Eisenbahnverkehr von de» russischen Häfen des Baltischen, der Schwarzen und des Asowschrn Meeres, sowie von der westlichen Landesgrenze in dar Innere des Reiche» hat der oberste Eisenbahn- ralh eire Resolution angenommen, wonach diese Tarife sämmtlich nach dem Lokaltarife der Nikolai-Bahn PeterSburg-MoSkau zu regulireu find und bei Strecken, welche diejenigen der Nikolai-Bahn (600 Werft) übersteigen, ein sechSprozentiger Zuschlag für je weitere hundert Werft eintretcn soll. Dir Tarife sollen überdies, wie für russische, so auch für ausländische Produkte und für sämmtliche in russische Häfen ein- lauseuden Schiffe dieselben sein. Madrid. Der Bischof wurde, als er in der Kathedrale die Palmenzweige eiusegnete, von einem Priester mittel» Revolvers erschossen. Der Mörder ist verhaftet, die Kathedrale geschloffen. New Aork Ueber den Bau des Panama-Kanal» liegt jetzt ein Bericht Bigelow'S vor, welcher als Vertreter der Newyorker Handelskammer LeffepS nach Panama begleitet hat. BIgelow spricht seine Ansicht dahin aus, daß, wenn mau die Arbeiten beschleunige, der sechste Theil der Ausschachtung bis Ende diese» Jahre» vollendet sein werde. Die Gesammtkosten de» Bane» könne er nicht abschätzen, er halte es aber für wenig wahrscheinlich, daß der Ban für die in Aussicht genommeue Summe in der festgesetzten Frist vollendet werde, doch zweiselt er nicht, daß da» Werk zur Vollendung gelangen werde. lich klar, daß die Eltern in großer Zahl bei der Wahl deS Leben» berufe» ihrer Kinder einem solchen den Vorzug geben, der sofort Verdienst bringt, ganz gleichgiltig, ob damit dem VorwärtSschreiten des jungen Mannes ein baldiger Abschluß gegeben wird. E» läßt sich da» nicht unbedingt verurtheilen; wenn der Vermögensstand und die materielle Lage eindringlich reden, so läßt sich mit anderen Worten dagegen nicht auskommen. Anders steht aber die Sache, wenn die Eltern ihren Sohn nur um de» Verdienstes willen einem Beruf zuweisen, ohne sich davon zu überzeugen, was er lernt und wieviel er lernt. Der junge Mann, der nach dem Verlassen der Schule in das Leben eintritt und sich einen Beruf wählen muß, der muß zunächst lerne«. Da» Verdienen kommt erst in zweiter Reihe und wenn auch sonst bekanntlich das Wort .groß geschrieben" wird, im vorliegenden Falle darf es Hauptsache nicht sein. Eine tüchtige Lernzeit ist mehr Werth, als der immerhin nur geringe Verdienst von ein paar Jahren, der meist gleich wieder ver ausgabt wird. Lernen, lernen und nochmals lernen, darauf kommt es an, das Resultat der Lehrzeit ist da» eigentliche Lebenskapital, da- später seine reichen Zinsen bringt. Noch eins! ES liegt im Zuge unserer Zeit, daß die jungen Leute, sobald sie die langen Röcke tragen, nun auch möglichst bald den „großen Herrn" spielen möchten, und eS ist nicht selten, daß sie darin von den Eltern, die stolz auf ihre Kinder find, unterstützt loerdrn. Wir wollen darüber nur sagen, daß eS besser ist, sich zu zeigen, wenn man wirklich ein großer Herr ist, resp. eS zu etwa» gebracht hat, als mit Nachäffungen zu Tage zu treten, die wenig Werth haben. Indessen, das ist Jedermann'» Privatsache, auf etwas Anderes kommt es uns an. Das jugendliche Selbstbewußtsein über trägt sich gar zu leicht auch auf die Thätigkeit in ihrem Berufe. Sobald sie in der neuen Stellung nur erst etwa» „warm geworden", sind Manche, wie man so zu sagen Pflegt, auch gleich obenauf und glauben in allen Dingen mitreden zu können. Die Folge davon ist weiter, daß der Gehorsam leidet, allerlei Verdrießlichkeiten und Mißverhältnisse entstehen, denn die Eltern find nur zu leicht geneigt, ihren Kindern „Recht zu geben" und anzunehmen, Jenen sei zu viel, kurzum Unrecht gethan worden. Es ist selbstverständlich, daß ein junger Mann kein Dienstmädchen oder Tagelöhner ist und dementsprechende Verrichtungen dauernd nicht auszuführen hat, aber kein rechtlich denkender Lehrherr wird seinen Zöglingen unpassende Arbeiten zumuthen, und ein Hand griff ist noch kein Verbrechen. Was hoch gehalten werden muß während der Lehrzeit auf jeden Fall, das ist der Gehorsam. Ein Lehrling muß, sobald es sich um gewerbliche Dinge handelt, gehorchen, ganz unbedingt'und ohne Widerrede, und es ist wenig inj seinem Interesse, wenn die Ellern in solchen Fällen wider den Lehrherrn und für ihn Partei nehmen. Ohne Gehorsam geht cs im GewerbS- ^ befehlen will, der muß erst gehorchen gelernt haben, dann erst wird er die Sache richtig anzufangen wissen. Auf Ordnung, Fleiß und Pünktlichkeit gründet sich jede Thätigkeit, die Erfolg haben soll, die Vorausbedingung von allen Dreien ist der Gehorsam. Vitt zeitgemäßer Hinweis. Chemnitz» den 19. April. Nach dem Feste beginnt für Tausende von jungen Leuten, viännlichen und weiblichen Geschlechts, eine neue Lebensperiode. Ein Theil von denen, welche die Schule verlassen, bleibt wohl im elter lichen Hause, aber die große Mehrzahl tritt doch aus dem Familien kreis heraus, um die ernsteren Leiten deS Lebens kennen zu lernen, irm zu erkennen, daß Arbeit, fleißige und treue Arbeit allein, die Vorbedingung alle» späteren Wohlergehens ist. Arbeitslust und Reichthum an Kenntnissen begründen das Glück des Lebens, nicht etwa das sogenannte .Glück!" Glück hat überhaupt jeder Mensch, der das Richtige zur rechten Zeit begann. Freilich, das .richtig" ge nau zu begreifen, «S in geeigneter Weise auszuführen, dazu gehört «In schärferer Blick, als er dem Dutzendmenschen eigen; aber daß Jemand von der Wiege an das Glück an seine Fersen bannen sollte, um so mühelos durch'S Leben zu wandern, das ist eine Fabel. Wir haben zahlreiche Beispiele, daß sogenannte Glückspilze in kläglichster Weise ihr Dasein beschlossen haben. DaS geschah aber nicht, weil das Glück sie verließ, sondern deshalb, weil sie, statt zu arbeiten, speculirten, Alles auf eine Karte setzten. Wer beim Eintritt in da» Leben nur dar Glück als seine Stütze betrachtet, nicht der eigenen Kraft ver traut, der wird nie ein nützliche» Glied der menschlichen Gesellschaft »erden, denn da» ist ein Geldprotz ebensowenig wie ein Bruder Leichtsinn I Wir wollen nicht über die Carrieren reden, denen die jungen Leute sich zuwenden, allzuviel ist darüber schon gesprochen und ge schrieben. Alle» läßt sich in den kurzen Worten zusammenfaflen, daß unsere Zeit Jeden hochschätzt und achtet, der voll und ganz seinen Posten ausfüllt. Die Zeit verlangt nicht mehr Namen, sie verlangt Wissen und Können, und wo da» gefunden wird, da geht e» dem Namen iwran, hinter dem sich nicht» verbürgt. E» ist nun allerdings ziem Politische Rundschau. Chemnitz, den 19. April. Deutsches Reich. Der letzte längere Vortrag, welchen der Reichskanzler dem Kaiser gehalten hat, soll den neuen Brannt- weiustenergesetzen gegolten haben. — Fürst Bismarck begiebt sich während der Festwoche nach FriedrlchSruhe, von wo er bei Wieder beginn der ParlameutSverhaudluugen nach Berlin zurückkeh.t. — Bisher hieß eS, der Reichstag werde nach seinem Wieder zusammentritt die neuen Stenergesctze in erster Lesung berathen und ich daun vertagen, bis di« Commission die Specialberathung beendet haben würde. Jetzt verlautet, dem Reichstage würde» noch verschie dene neue Vorlagen zugehen, sodaß er reichlich bi» Pfingsten zu thun habe» werbe. — In der Kirchenfrage liegt thatsächlich Neue» nicht vor Die .Nordd. Allg. Ztg" brachte mehrere Artikel dazu, die tu der Hauptsache audeuten, daß der Ausgleich mit Rom voraussichtlich voll zogen werden wird nud daS ist etwas Nene» »icht. — Die deutschen Botschafter in PeterSbnrg und Paris, v. Schweinitz und Graf Münster, find in Berlin eiugrtroffen und haben mit dem Reichskanzler conserirt. Die Anwesenheit dieser Leide« wichtigsten deutschen Vertreter iyr Auslande in der Reichshauptstadt wird sehr bemerkt. Irgend etwas scheint doch nicht ganz in Ordnung zu sein. — In dem Frankfurter Polizeiproceß hat der zu mehreren Monaten Gefänguiß verurtheilte Polizeicomwiffar Meyer di« beantragte Revision gegen da- Urtheil wieder zurückgezogen. — Durch Selbstmord hat die deutsche Armee im Mouat Februar 16 Mann verloren, in Westafrika ist im Monat December 188b am Malariafieber ein Mann gestorben Oesterreich Ungarn. Da» österreichische Abgeordnetenhaus hat da» Landsturmgesetz definitiv mit 178 gegen 88 Stimmen an genommen, ebenso den intrrnalionaten Vertrag betreffend die Garantie für die Zinsen der egyptischen Anleihen. — Wegen de» Ausbruche» der Cholera in Brindisi haben sich alle italienischen Schiffe in öster reichischen Häfen einer fiebeutägigrn Quarantäne zu unterwerfen. Frankreich. Die Deputirteukammer hat den deutsch-franzö sischen Vertrag, betreffend die Grenzabstecknng in Westafrika, an genommen. — Der Krieg-minister General Boulanger ist auf den Vorschlag der Gambettisteu eingegaugen, daß 8000 Manu der Truppe», welch« an dem Feldzüge gegen die Chinesen thellgenommen haben, einen SiegeSeinzug in Pari» halten sollen. Ebensogut können auch die Chinesen in Peking einen SiegeSeinzog halten I — Ein wegen Trunkenheit zu kurzer Hast vernrtheilter, in der OrleanSkaserue z« Algier eiugesprrrter Soldat wurde, in seiner Zelle vergessen und starb Hunger». Erst nach 8 Tagen erinnerte man sich seiner und fand ihn als Leiche. — Ein Capellen-Crawall in Lacombe ist anch i« französischen Senat z,r Sprache gekommen, wo heftige Angriffe gegen de« CnltnSmiuister Goblet gerichtet wurden, der ausführt«, dt« Regierung sei ganz in ihrem Recht gewesen, al» sie die Capelle, welche den Behörden «icht angezeigt war, schließe» ließ. Mit 191 gegen 89 Stimmen erkannte der Senat da» an, der weiter de» Gesetzentwurf gegen die Spionage aunahm. Italien. Nett« Herren find die italienische» Beamte«. Durch ei» indische» Schiff ist die Cholera in Brindisi ,i»g,schleppt, aber Bürgermeister und Aerzt« vertuschten dar Vorhandensein der Seuche, nud der Uuterpräfect wit nicht da» Geringste erfahren haben. KVIe Seuche hat sich bereit» auf verschiedene benachbart« Orte ausgedehnt. An der Krankheit starben bisher 24, erkrankten gegen 90 Personen. Am Sonnabend waren e» inSgesammt 9 Todte, 26 ErkraukungSfälle. — Die fahrlässigen Beamten find vorläufig von ihre« Posten entfernt. Belgien. Die Nachrichten lauten wieder ernster. Aus Ehar- leroi heißt eS: Dreitausend Kohlenarbeiter von Charlerok haben die Arbeit eingestellt. Di« von den Bürgermeistern der bet heiligten Ortschaften bei den Werkdlrectoren gemachte» Lqhnvrroiittelun«»ver suche find gescheitert. Es wird ein allgemeiner Arbeiterstretk.be- fürchtet. — Streikexceffe sollen von jetzt ab auf Grund eine- neuen Gesetze» schärfer bestraft werden. Die durch di« Unruhen geschädigten Arbeitgeber erhalten als erste Staatsunterstübung in der Gesammt- heit 1 Million Franken. England. Wie bei dem irische» ParlamentSgesetz, so hat sich Gladstone auch bei der irischen Laudkanfrvorlage und der Verhandlung darüber die größte Mühe gegeben, für da» Gesetz Stimmen rege z» mache». Cs ist ihm aber noch viel weniger al» bei dem Parlaments- gesetz gelungen, die öffentliche Meinung ist fast ganz ausschließlich da gegen. Beide Gesetz« werden Mitte Mai in zweiter Lesung berathen werden. Bringt sie Gladstone dann durch, so kann er wirklich mehr als andere Menschen. Die Aussichten find aber gering. — Die Grenzstreitigkeiten mit China wegen BIrmah solle»' beigelegt sein. Die Grenzabsteckungen au der afghauisch-rusfischen Grenze schreiten ohne Stockung vorwärts. Ratzland. Di« russische Regierung hat die UuiverfitätSbehördeu angewiesen, der nihilistischen Agitation unter de» Studenten ihre be sondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, da dieselbe nenerdiug« tu ganz ver schlagener Weise vergehe, z. B. die Studenten durch WohlthätigkeitS- bestrebungen re. zu täuschen suche. — In Petersburg ist endgültig beschlossen worden, Sebastopol wieder zu eine« starke» Waffenplatz« und zu einem befestigten Hasen zu erheben. Spanien. Die von der Königin geplante Begnadigung de» Herzogs von Sevilla wurde von den Republikanern sofort ausge beutet. In letzter Stunde hat deshalb noch die Regierung die Be gnadigung kn Verbannung nach den balearischen Inseln abgeändert. Orient. Di, griechische Regierung hat auf die Mahnung der Großmächte, abzurüsten, geantwortet, sie habe «icht» gethan, war den Frieden stören könnte, verlange aber Bewilligung der Grenzlinie, die Griechenland auf dem Berliner Kongresse ursprünglich habe bewilligt werden solle«. Die» Verlangen theile auch die Kammer, di« sich nach Beendigung ihrer Arbeiten übrigens am Sonnabend vertagt hat. Auf die» Verlange« werden aber die Großmächte sicher nicht ein- gehe», sie haben vielmehr auf da» türkische Rundschreiben in der Brüstung Griechenlands' Her'beizuführem Äie'Eatscheltning muß also bald fallen. — Der Erlaß des Sultans, durch welchen der Fürst von Bulgarien zum Generalgouverueur von Rumelien ernannt wird, ist soeben veröffentlicht. ES folgen jetzt noch Verhandlungen über die Reform der rumelischen Verwaltung. — In Serbien stehen bekanntlich allgemeineWahlen bevor, denen daSMInisterium nicht ohne Sorge entgegen- sieht. ES ist den Behörden vorgeschriebe», keinerlei Agitation zu dulden. Afrika. Vom Senegal in Nordwefiafrika kommen bedrohliche Nachrichten über den Ausstand der Eingeborenen. DaS Fort Bakel, das in gutem Zustande befindlich, hält sich zwar noch, aber da» große, dabei liegende Dorf Bakel ist völlig von den Aufständischen zerstört worden nud ähnlicher Gefahr sind viele kleinere Orte am Senegal ausgesetzt. DaS Schlimmste ist, daß der französische Handel voll ständig gehemmt ist. Sächsisches. — Dresden, 18. April. Heute Nachmittag 4 Uhr stürzt« im Plauen'scheu Grunde ein etwa 7 Jahre alter Knabe, welcher auf dem Wege vom hohen Stein nach dem Felseukeller ging, in die Wetßeritz, wurde vom Wasser bis unterhalb de» Wehre» fortgrschwemmt, wo er an einem Strauche hängen blieb. Leider konnte der Unglückliche nur als Leiche an- dem Wasser gezogen werde«. — Hinter einer Restau ration im Großen Garten hat sich in der vergangene« Nacht ei» unbekauter Mann durch Erhängen da» Leben genommrn. — Ebenso hat sich in derselben Nacht ein junger Mann, welcher längere Zeit leidend gewesen ist, mit einem Rafirmeffer die Kehle durchschnitten und sich so da» Leben genommen. — Pirna, 16. April. Nach den heute au» Böhmen einge- gangenen Nachrichten ist von alle« Stationen ein Sinken de» Wassers augezeigt worden, so daß dasselbe heut« Mittag hier den Höhepunkt von 216 Centimeter über Null erreicht hatte. Laut einer hiereinge« gangeuen Mittheiluug ist der rapide Wuchs der Elbe übrigens «icht blo» auf die Regengüsse der letzten Tage zurückzuführe«, sondern auch auf den Umstand, daß vorgestern in Rosenfeld bei Budweis der Damm eine- 7 Stunden im Umkreis fassenden mächtige« FischseeS gebrochen ist und sich die Waffermasseu in die Moldan ergossen haben. Da der See stark mit Fische«, vornehmlich mit Karpfen, bestanden war, so ist der Schaden, welcher den Eigenthümer, den Fürste» Schwarzenberg, trifft, ein ganz enormer. — Leipzig, 17. April. Bei dem Gewitter, welches sich heute Nachmittag gegen ^3 Uhr über unser« Stadt entlud, schlug der Blitz in ei« Pferdestallgebäude eine» Grundstücke» der Plagwltzer Straße, glücklicher Weise ohne zu zünden; der Blitz zertrümmerte einen Esseukopf, ohne weiteren Schaden anzurichten oder sonstige Spuren zu hiuterlassen. — Heute Vormittag gelang es, einem frechen Paletot marder da» Handwerk zu legen. Selbiger, ein Kellner, war erst am Freitag, nachdem er in Dresden wegen verschiedener Ueberzieherdiebstähle z« 4 Monaten Gefänguiß verurtheilt worden war, nach Verbüßung seiner Strafe von Dresden weggewiesen worden, reiste selbigen Tage» nach Leipzig, stahl hier wieder im Panoramarestaurant einen Ueber« ziehe» und wurde am nächsten Morgen dingfest gemacht. — Di« feit Kurzem in der Zeitzrrstraße bestehende neue Speise-Austalt hat offenbar einem wirklichen Bedürfnis abgeholfen, denn es «ehrt sich der Besuch derselben von Tag zu Tag. Die Zahl der durchschnittlich pro Tag abgegebene« Portionen betrug im Jannar 143, i« Februar 235, im März 266 und hat im Mouat April die Höhe 32k erreicht. Da die Anstalt in ihrem jetzigen Umfang« den an sie gestellten Anforder ungen kau« noch genügen kann, so haben di« Begründer derselbe» «in« Erweiterung in Aussicht genommen.
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