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- Die „Wel-rrltz Zeltung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., eimnonatlich 42 Pfg- Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. UWnh-MlW. Amtsblatt für die Königliche UmlshaupLmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte zn Dippoldiswalde und Irauenstein , .^erare, welche bei der bedeutenden Auflage de« BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlaa. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeik 20 Pfg. und die Stadträthe Verantwortlicher Redakteur: Cärl Ichnc in Dippoldiswalde. Nr. 101. Donnerstag, den 30. August 1883. 48. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, den 29. Aug. Heute nur kurze Notizen über unser Gustav-Adolf-Fest gebend, behalten wir uns ausführlicheren Bericht für nächste Nummer vor. Nachdem mit dem Nachmittags- und Abendzuge am Montag die Mehrzahl der Abgeordneten eingetroffen war, fand am Montag Abend im Nath- haussaale eine Vorversammlung statt, bei welcher Herr Pastor Hoffmann-Reinhardtsgrimma im Namen des Zweigvereins Dippoldiswalde und Herr Bürgermeister Rechtsanwalt Voigt im Namen der Stadt Worte der Begrüßung anssprachen, die von Herrn Konsistorial- rath vr. Franz aus Dresden, als Vorsitzendem des Hauptvereins Dresden, erwidert wurden. In trau lichem Beisammensein verstrich der Abend. — Dienstag Vormittag bis '/-I Uhr, Nachmittags 3 —>/, 6 Uhr war die engere Berathung und Vertheilung der ein gegangenen Gelder, von welchen 20,200 Mk. zur Vertheilung gelangten. — Hierauf folgte Besichtigung der Nikolaikirche unter Führung des Herrn Sup. Opitz, wobei szu Anfang und Ende der Kirchenchor prächtig wirkende Motetten zu Gehör brachte. — Abends von V Uhr an fand sodann im Schießhaussaale eine ge sellige Vereinigung der Abgeordneten und ihrer Quar- tierwirthe, sowie vieler Freunde der Vereinssache statt, bei welcher sowohl Männer , als gemischte Chöre, auch Sologesänge der Fra« Eoncertmeister Kröber und des Herrn Hofopernsänger Tronicke zu Gehör gebracht wurden, die sich des allgemeinsten Beifalles erfreuten. — Heute Morgen fand bei herrlichem Wetter der Festzug in die Kirche statt, wo Herr Superintendent vr. Richter-Freiberg die Festpredigt hielt und Herr Pastor Scheuffler-Lawalde den Festbericht erstattete. Dippoldiswalde. Nach den in letzter Zeit nach hier gekommenen Nachrichten, hat sich Herr Lehrer L. Stein am 8. August unter Angabe seines Namens von Hamburg nach New-Jork eingeschifft. Ein Grund dafür, und daß er ohne jeden Abschied seine Stellung verließ, ist immer noch nicht entdeckt worden. — Durch die hiesige kaiserliche Postexpedition sind «m 27. August an dir Reichsbank in Berlin als erste Nate der Sammlung für Ischia 62 Mk. 50 Pf. .abgesendet worden. — Beim Preißelbeersuchen ist am 27. August die Frau des hiesigen Restaurateurs Neichelt vermuthlich von einer Kreuzotter gebissen worden, doch sind schlimme Folgen von dem Biß glücklicherweise nicht zu befürchten. — In Nr. 7 des „Verordnungsblattes des Landes konsistoriums" war mitgetheilt worden, daß mit der Einführung des neuen Landesgesangbuches noch eine Anzahl von etwa 300 Parochien im Rückstände seien. In der neuesten Nr. 12 dieses Blattes werden nun weiter ca. 250 Gemeinden (abgesehen von den Filialen) namentlich aufgeführt, welche die Einführung beschlossen oder bereits beendigt haben, und es bleiben demnach höchstens 50 bis 60 Gemeinden übrig, in denen noch die seitherigen Gesangbücher gelten. Es läßt sich also voraussehen, daß binnen Jahresfrist das neue Gesangbuch wohl allenthalben in Gebrauch sein oder doch zweifellos zur Annahme gelangen wird. L Frauenstein. (König!. Schöffengericht.) Hauptverhandlung vom 31. Juli 1883. Der von dem Echulknaben Robert Ernst Uhlig in Reichenau gegen die amtshauptmannschaftliche Verfügung, nach welcher er wegen unbefugten Fischens mit 2 Tagen Hast be legt worden, erhobene Einspruch wird von dem Be schuldigten vor Beginn der Hauptverhandlnng zurück genommen. — Im Monat Juni hat der Handarbeiter Ernst Heinrich Schmidt aus Niedercunnersdorf mit dem Handarbeiter Carl Wilhelm Louis Schönherr und Anderen das unter der Bezeichnung „vingt-uu" be kannte Glücksspiel gespielt und dabei die Bank gehalten, auch nachdem Schönherr einmal die Bank gehabt, in dessen Geldkästchen gegriffen und verschiedene Münzen bez. Speisemarken daraus entwendet und wird nun wegen Diebstahls mit 3 Tagen Gefängniß und wegen Haltens von Glücksspielen mit 5 Mark Geld event. 2 Tagen Haft bestraft. — Der Viehhändler Hermann Leberecht Schauer in Dippoldiswalde ist am 16. Juni im Walther'schen Gasthofe in Seyde mit dem Guts besitzer Schlesiger in Streit gerathen; als er im Be griff gewesen, demselben seine Schnapsflasche in das Gesicht zu schlagen, ist er von dem Wirthe daran ver hindert und aus der Gaststube entfernt worden; auf der Straße angekommen, ist er an das offne Fenster, ai^welchem Schlesiger gesessen, herangetreten und hat denselben mit seinem oaumenstarken, mit eiserner Spitze versehenen Stocke bedroht und dabei geäußert: „L .... verfl Dir stech ich den Stock in den Leib, und kommst Du raus, da zerreiß ich Dich gleich le bendig," so daß Schlesiger aus Furcht vor ihm sich in die Oberstube geflüchtet hat. Nachdem hierauf der Wirth Walther auf die Straße gegangen, hat Schauer sich von hinten an ihn herangeschlichen und mit seinem Stocke ihn derart über die linke Schulter geschlagen, daß Walther zusammengesunken und an der getroffenen Stelle eine ca. '/» Elle lange und '/, Zoll dicke Schwiele ausgelaufen ist. Schauer ist hierauf von mehreren Leuten ergriffen und gebunden in den Pferdestall ge sperrt worden, hat sich aber seiner Fesseln wieder ent ledigt und dem herbeigeholten Gemeindevorstand Wagner, welcher ihm die Arretur angekündigt und seine Papiere nebst Baarschaft abverlangt, die'Herausgabe verweigernd und die Hände ballend zugerufen: „Entweder müssen Sie sterben oder , Sie kriegen mein Geld nicht und wenn Sie der Vorstand sind," schließlich auch den Vorstand wiederholt mit der Faust vor die Brust ge stoßen und dadurch zum Zurückweichen genöthigt. Der Angeklagte wird aus ZZ 241, 223a, 223, 114«, 113« jot. 74 des Reichsstrafgesetzbuchs mit einer Ge- fängnißstrase von 6 Monaten belegt. 10. August 1883. Am 9. Juli hat der Hand arbeiter Max Martin Köhler aus Tharandt im Dümm- lerschen Gasthofe zu Hennersdorf in roher Weise excedirt und gelärmt und wird wegen dieser Handlungsweise aus ß 360' * des Neichsstrafgesetzbuchs zu einer Geld strafe von 10 Mk. eventuell 2 Tagen Haft verurtheilt. — Der Handarbeiter Carl August Drechsel aus Friede bach hat am 25. Juli in Hennersdorf aus dem Ge höfte des Gutsbesitzers August Geißler, in welches er Regens halber eingetreten, ein frei daliegendes Geiß lern gehöriges Beil mit Holzstiel entwendet und im Nichtcrschen Gasthofe zu Reichenau, da er baares Geld nicht besessen, als Zahlung seiner Zeche hingegeben; des andern Tags hat er in diesem Gasthofe aus einer Krippe im Pferdestall, in welchem er übernachtet, ein dem Bergmann Friedrich Fürchtegott Dittrich daselbst gehöriges Beil gestohlen; weiter hat er am 27. Juli, als er auf seiner Wanderung durch das Gimmlitzthal gekommen, ein bei dem Hause Friedrich Kempes in Frauenstein frei auf der Wiese zum Bleichen liegendes Hemde annektirt. Für diese Diebstähle werden dem Angeklagten 3 Tage Gefängniß auferlegt. Dresden. König Albert und Prinz Georg haben sich am 27. August mittelst Extrazuges zur Truppen - Inspektion nach Zwickau und Tags darauf zu gleichem Zwecke nach Zittau begeben. — Dem statistischen Bericht über den Betrieb der unter königl. sächs. Staatsverwaltung stehenden Staats und Privat-Eisenbahnen für das Jahr 1882 entnehmen wir für heute nur die höchst erfreuliche Thalsache, daß die Rentabilität der sächsischen Staatseisenbahnen sich in den letzten 5 Jahren folgendermaßen gestaltete: 1878 — 3,87 «/o, 1879 — 3,»» «/o, 1880----4,«e °/<>, 1881 — 4,7» °/», 1882 — 4,8» °/o. Die Verzinsung von ca. 4'>«/<> ist also seit einem Jahre auf fast5°/o gestiegen. Das Gesammtanlagekapital der in Sachsen liegenden 2044,9»» km beziffert sich auf 581047096 M. 10 Pf., worunter sich die Strecke Hainsberg-Schmiede berg mit 350675 M. 47 Pf. befindet. Meißen. Der Wein, welchem die jetzigen heißen Tage sehr zu Statten kommen, beginnt zu lautern. Die zeitigeren Sorten und der Spalierwein sind indeß schon weiter vorgeschritten. Doch zeigen sich in den einzelnen Weinbergen Besorgniß erregende Erschei nungen. Die Blätter sind infolge eines „Befalles" hier und da schon in einen» Zustande, wie er sonst erst zur Zeit der Reife eintritt, ein Umstand, welcher den Neifeprozeß beeinträchtigt. Dann aber bemerkt man an einzelnen Trauben ein eigenthümliches Zu sammenschrumpfen der Beeren, über dessen Ursache die Meinungen noch getheilt sind. Hoffentlich nehmen diese Erscheinungen, die glücklicher Weise noch vereinzelt sind, keinen allgemeinen Charakter an. Leipzig. Nachdem an maßgebender Stelle, nach wiederholten Erörterungen und künstlerischen Gutachten, durch definitiven Beschluß zur Aufstellung des Luther- Denkmals in Leipzig der Platz, auf welchem die Johanniskirche steht, und zwar in westlicher Richtung, ausersehen worden war, hat man alsbald mit den Vorarbeiten begonnen, und sind dieselben nunmehr soweit gefördert, daß sie in der Hauptsache als voll endet erachtet werden können. Das Fundament nimmt einen Flächenraum von annähernd 30 gm in Anspruch, und nachdem bereits Betonschichten bis zur Tiefe von 3 m hergestellt worden, steht dem eigentlichen Fun dament keine Schwierigkeit mehr entgegen. Pegau. Nachdem nunmehr das Testament des verstorbenen Ehrenbürgers unserer Stadt, Herrn Franz Eduard Helbiz, eröffnet worden, hat sich ergeben, daß der Verewigte ca. 187000 Mk. zu wohlthätigen Zwecken bestimmt hat. 9000 Mk. erhält die Stadt Oederan, 9000 Mk. der Verein zum Frauenschutz in Dresden, 1000 Mk. das Oberhospital zn Pegau, ca. 70000 Mk. Verwandte, Bekannte und Dienstboten des Erblassers. Der Nest, etwa 90000 Mk., fällt unserer Stadt zu. Hiervon sind 12000 Mk. als Helbig-Trummlitz-Stiftung für die hiesige Schule ausgeworfen. Mittweida. Die Lage der Handweberei, noch vor Jahrzehnten ein blühender Erwerbszweig für un sere Bevölkerung, stellt sich als ein recht gedrückter dar. Die erwartete Besserung der Lohnverhältnisse ist nicht eingetreten, die Löhne variiren von 7—14 Mk., im Durchschnitt beträgt der Wochenverdienst etwa 9 M. Auch die mechanischen Webereien haben infolge der bedeutenden elsässer und englischen Konkurrenz keinen leichten Stand. Der Preis für die Fabrikate konnte trotz der mehrmals in die Höhe gehenden Garnpreise nicht gesteigert werden und so hängt der Fabrikations gewinn zum größten Theile von vortheilhafter Speku lation bei den Abschlüssen der Garnbezüge resp. Roh stoffe ab. Tagesgeschichte. Berlin. Die feierliche Grundsteinlegung des neuen Reichstagsgebäudes wird im Laufe der am 29. August beginnenden Neichstagssession in dessen und des Bundesrathes Gegenwart erfolgen. Selbst verständlich wird auch auf die Anwesenheit des Kaisers in erster Linie gerechnet. Ueber den Termin der Grundsteinlegung ist noch nichts festgesetzt, doch sind die Vorbereitungen schon in Angriff genommen. — Auf das Bestimmteste wird versichert, daß eine Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem Czar Alexander von Rußland in Swinemünde be vorstehe. — Der Bundesrath hat in seiner Sitzung am 27. Angust den deutsch-spanischen Handelsvertrag an genommen und ertheilte nachträglich seine Zustimmung zur vorläufigen Inkraftsetzung des Vertrages. Oesterreich. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers an den Banns von Kroatien, Pejacsevich, in welchem die von demselben nachgesuchte Demission genehmigt und die Erwartung