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Rr. SIS. Zwölfter Jahrg. Lrscheml: «,li» früh 7 Uhr. Inserate ««rdea «mgrnommen' LttL-rn-SS.Gonn« t»,S bt« Mittag- IS Lbr: Marienstraße 1>. Aazrtg i» dt»s Blatt, Wch««ttr« «rfolgntch« Lrrbrtittmg, Noflag«: 13/XX) «rmchl»» Mittwoch. 7. Angust IM7. Tageblatt'für Auterhaltuug M GeschWverkehr Mitredacteur: Theodor -roblsch. Abonnement' vtettrlMrlich2g»rgt bei mreotgttdlicher tzt«» srrullg io'I Hau- Durch dl« Nöutgl P»ft dieNtljährlich 22 Ngr. vlu,rlu, Riun««r» . 1 Ngr. Inseiatenpreise: Für dru Raum MM ' ,espallni«a Zril«: 1 Rgr. U««r„Bttlg^ saadt" di« Zrtl« 2 Ngr Br»< «ck d«r Htr»u»g«-«r: Liepsch sr Neichardt. — B«r«uttw»rtlich«r R«d«rt»r! IttlttK NrdhirSt- DreSden, den 7. August. — Dem Staatsanwalt beim Bezirksgericht Chemnitz, Georg Bernhard Stöckel, ist von Sr. Majestät dem Kaiser von Oester reich das Ritterkreuz des Franz-Joseph-OrdenS, dem Advocaten Finanzprocurator Johann August Steinberger in Plauen au» Anlaß seine« fünfzigjährigen Sachwalterjubiläums da» Ritter kreuz des Verdienstordens, dem Wachtmeister beim Bezirksgerichte Pirna, Friedrich Wilhelm Staub und dem Wachtmeister beim Bezirksgerichte Löbau, Karl Ernst Dittmann, in Anerkennung ihrer Verdienste um die Beschäftigung der Gefangenen die zum Verdienstorden gehörige Medaille und zwar den, Ersteren, wel cher bisher schon Inhaber dieser Medaille in Silber gewesen ist, in Gold und dem Letzterm in Silber verliehen worden. — Dem seither beim Bezirksgerichte Plauen Angestellten TerichLSrath Emil Julius Konstantin Ludwig ist unter Er nennung zum Oberrechnungsrath die zweite Nathsstclle bei der Oberrechnungskammer übertragen worden. — Vorgestern war der Geburtstag Ihrer Königl. Hoheit der Frau Kronprinzessin. War die edle Frau schon früher all gemein verehrt und geliebt ob ihrer wohlwollenden Milde und der gewinnenden Seelengüte ihres Wesens, so erhielten diese Gefühle der Verehrung eine doppelte Weihe, als in Haus und Hütte der Mund Derer, welche Zeuge ihrer Handlungen wa rm, erzählte, was sie in schweren vcrgangenm Tagm in den fernen Hospitälern den tapferen Söhnen deS Vaterlandes ge wesen, als die Gmesmm erzähltm, wie unsere Kronprinzes sin sich oft über ihr Schmerzenslager geneigt hätte, wie von ihrm Lippen Trost zu ihnen geflossen wäre, wie sie — muthig wie keine Andere — nicht die Gefahr der Ansteckung, noch das Grauen ergreifender Bilder scheuend, überall an dm Kran- kenstättm erschienen wäre. Auch hier in Dresden sah man die hohe Frau unermüdet in dem Werke barmherziger Liebe fort fahren. Ihrer Schützlinge nicht vergessend, ist sie noch immer bemüht, nicht nur für deren Gegenwart, sondern auch für ihre Zukunft Sorge zu tragen. Wir waren Zeuge einer Scene, welche der Geburtstag der hohm Frau hervorgerufen hatte. Die Frau Kronprinzessin hatte auch an diesem Tage der Sol datm gedacht, die noch immer nicht von ihren Wunden gene sen sind. Es war denselben in dem Königl. großen Garten ein des Tages würdiges Fest bereitet wordm, welches seinem Zweck vollkommen entsprach. Wir waren Zeuge, mit welcher Begei sterung, mit welcher Liebe die Soldaten ihrer erhabenen Freun din gedachten und wie Thränen innigster Rührung die Augen der Invaliden und Verwundeten erfüllten, als sie in weihevol len Worten gefeiert und ihr ein „Hoch" ausgebracht wurde. Ein sehr erfreulicher Abschluß wurde dem reich ausgestatteten Feste dadurch zu Theil, daß Herr Direktor Ncsmüller ssmmt- liche Verwundete als willkommene Gäste in sein Theater und auf die besten Plätze führte und ihnen dadurch cinm gewiß seit Langem nicht gehabten Genuß bereitete. Es sei hierbei die Be merkung erlaubt, daß es durchaus nicht das erste Mal ist, daß von Herrn Direktor Nesmüller derartige wohlwollende Hand lungen erzählt werden könnm. Er gehört zu den sehr selten gewerdenen, wenigen Theaterdircctorm, welche immer bereit find, ihre Kunstanstalt mit herzlicher Frcundlichkeitden Zwecken der Wohlthätigkeit und der Milde zu öffnen. Es ist edel und angemessen, die Kunst auch bei diesem Dienst zu finden. Bei dieser Gelegenheit überhaupt nur noch ein kurzes Wort über das zweite Theater. Dasselbe ist selbstverständlich kein mit reichen Mitteln ausgestattetes Hostheater, seine Richtung ist eine andere, aber seine Leistungen sind völlig seiner Stellung ent sprechend; sie sind so, daß Manche von Denen, welche sie nicht gesehen, ihre Ansichten ändern oder ein besseres Urtheil fällen würden, wenn sie sich herbeiließm, einen Abend im Nesmüllcr- choa Theater ihr Vergnügen zu suchen. — Dem Vernehmen nach hat der Geh. Justizrach vr v. Gerber in Leipzig einm Ruf nach Berlin erhalten, wo er, wmn wir recht berichtet sind, als Vortragender Rath im Ministerium der Justiz Verwendung finden wird. — Wir erhalten folgende Mittheilung: Bei dm vielfachen unbestimmten Gerüchten, welche über hier vorgekommene Tri chinenkrankheit umlaufen, haltm es die Unterzeichneten, welchen die meisten dieser Krankheitsfälle bekannt sind, für geboten, zu .erklären, daß allerdings etwa 20 Insertionen mit trichinigem Schweinefleische (theils roh, theils schwach geräuchert) in dm letzten beiden Wochen beobachtet wordm find. Glücklicher Weise ist ein Todesfall weder vorgekommen, noch ist ein solcher zu erwarten. Es ist aber am Platze, wieder einmal daran zu er innern, daß durch ordentliches Kochen und Bratm und durch gutes Pöckcln mit heißer Räucherung jedes Fleisch unschädlich gemacht werden kann, und daß man sich also dm Genuß deS Schweinefleisches darum nicht zu versagen braucht. Ebenso wenig wird man Ursache haben dm Fleischladen, aus welchem das Fleisch hcrvorgegangen ist, in Zukunft zu meiden, da jeden falls der Besitzer desselben, durch diese Erfahrung belehrt, von nun an gerade die größte Sorgfalt auf die Zubereitung der Waarm verwenden wird. I)r. Krug. Itt. Michalsky. — In Leipzig steigert sich der Besuch der Vorstellungen der Brüder Davenport und Fay von Abend zu Abend, so daß sich die Herren bewogen gefunden haben, noch zwei Mal auf zutreten. Es reizt das Gehcimnißvolle der Experimente um so mehr, als alle Erklärungsversuche des geheimnißvollm Schrankes bis jetzt gescheitert sind. Nächsten Freitag treten diese Herren zum ersten Male in Dresdm in Braun's Hotel auf. — Der Billardkünstler, Herr Peyraud, producirte sich vorgestern Abmd vor einem zahlreichen Zuschauerkreis in dem Locale der Börsmhalle auf einem französischen Billard, welches bekanntlich keine Löcher, niedere Banden und etwas kleinere Form wie die deutschen Billards hat. Der Aufforderung des Herrn Peyraud, einer der Anwesenden möge mit ihm eine Earambolageparthie spielen, kam einer der anwesenden Herren nach, welcher als tüchtiger Spieler bekannt ist. Die Partie endigte nach ca. einer halben Stunde, indem Herr Peyraud mit 150 Point schloß, während sein Gegner blos 49 Point zählte. Hierauf gab Herr Peyraud einige höchst überraschende Proben seiner Fertigkeit im Schief- und Klappstoß, wo die Bälle förmlich Kreise beschreiben, im Fortschnellen der Bälle mit dm Fingern, mit feinster Berechnung ihrer Laufes und ihrer Wendungen, ferner eine neue Art Carambolagespiel mit zwei Queues, wo der Ball gabelförmig gefaßt und herab rollend gespielt, von Zeit zu Zeit aber auch von der durch die QueueS gebildeten Gabel bis zur Decke geschnellt und wieder ausgefangen wird rc. Die ganze Vorstellung erregte dm Applaus und lauten Beifall der Anwesmden und wird dem Mr. Peyraud in seinm ferneren Produktionen noch manchen Billardfreund zuführen. — Von A. H. in P. erhalten wir bezüglich derHLugauer Sammlung folgende Zuschrift nebst I Thaler: „Wmn dem pflichttreuen Obersteiger des Lugauer Unglücks-Schachtes, welcher wegen seines vielen Warnens entlassen wurde, schließlich cbm selbst verunglückt aus dem Schachte herauskam und vielleicht nicht wieder ganz hcrgestellt wird, — ein entsprechender und genügender Antheil nicht zugebilligt würde, so möge der bei folgende Beitrag ihm ganz zukommm. Ich bitte Andere, sich dies zu überlegm und dem entsprechend zu handeln. — Die Frau des Häuslers und Webers Jahne in Schön bach bei Neilsalza, welche vor einiger Zeit von einem fremden Hunde, der wegm Tollwuth gctövtet wurde, gebissen worden war, ist am 29. v. M., nachdem sich Tags vorher die sicheren Anzeichen der Wasserscheu bei ihr eingestellt hatten, an dieser furchtbaren Krankheit gestorben. Sie hinterläßt einen mittel losen krankdarniederliegmdcn Mann und 9 unerzogene Kinder im Alter von 9 Wochen bis zu 15 Jahren. — Wie die „Weißeritz-Ztg." schreibt, wurde am 30. vor. Mts. ein zehnjähriges Mädchen aus einem der Häuser an der alten Silberwäsche bei Frauenstein, als sic an einem Feldrande Beeren suchen wollte, von einer Haselotter, auf welche sie wahr scheinlich Zetteten, in die Ferse gebissen. Die Wunde ist nur so groß wie der Stich eine? gewöhnlichen Stecknadel, und hat der Biß, da die Eltern des Kindes nach geschehenem Unglück nicht sofort Kenntniß davon gehabt, weil dasselbe betäubt an jenem Rande etwas später aufgefunden wurde, und weil ärzt liche Hilfe nicht sofort zur Hand war, leider den Tod des Kindes zur Folge gehabt. — Am 2. August wurde ein Wald arbeiter au» Clausnitz auf Nassauer Forstrevier beim Fällen eines Baumes von einem Aste desselben (da der Baum beim Niederfallm eine ganz andere Richtung genommen, als man vennuthete, und der alte Mann nicht schnell gmug auSweichm konnte) derart an dm Kopf getroffen, daß der Tod wenige Minuten darauf erfolgte. — Bei der KreiSprüsungscommission für einjährige Frei willige im Dresdner Regierungsbezirke hatten sich zur dies maligen Stellung 268 Mann angemeldet. Es befanden sich darunter: 37 Studirende, Gymnasiasten und Realschüler, 35 Polytechniker, 8 Baugewerkenschüler, Architekten und ausübende Techniker, 5 Bergakademisten, 17 Forstakademisten, 6 Schüler der Kunstakademie, 4 Pharmaceuten, 31 Landwirthe, 97 Kauf leute, 22 sonstige Gewerbtrcibmde, 5 Accessistm und Expedien ten, 1 Musiker. Davon ist inmittelst 1 verstorben, I freiwillig zurückgetteten, 8 warm untermäßig, 8 warm entschuldigt aus- gebliebm und werden noch nachttäglich zur Untersuchung ge langen. Von dm verbliebenen 350 Mann warm 166 körper lich tüchtig, 84 untüchtig. Aus ersterer Kategorie wurden 58 zur Prüfung verwiesen, welche bei 48 als bestanden erachtet wurde, während 10 die Prüfung nicht bestanden und daher als einjährige Freiwillige abzuweisen waren. Es sind daher über haupt 156 Berechtigungsscheine ertheilt worden, und zwar 109 an Tüchtige, 47 an zur Zeit Untaugliche. —LJ» Strießen hat sich dieser Tage ein sehr bedaucrnS- werther Unfall ereignet. In Folge der am 3. August in Dres den stattgehabten Enthüllungsfeierlichkeit wurde, da auswärtige sächsische Truppen an letzterer Theil nehmen sollten, auch eine Abtheilung Gardereiter in dm genannten Ort gelegt, unter Anderen auch zu dem dasigm Gutsbesitzer Earl Petermann. Als der noch junge Mann zufällig in den Keller gehen wollte, schlug ihn ein Cavalleriepserd aus dem daneben befindlichen Stalle vor die Brust und zwar wurde er so gewaltig und schwer ge troffen, daß er zusammensank. Am Montag Abmd schon stellte sich der Tod unter den schrecklichsten Schmerzen ein. Der Ver storbene war ein allseitig beliebtes Gemeindemitglied. — Es scheinen unsere Schaulustigen noch nicht ganz ver lassen zu sein; denn das Linckeschc Bad wird heute auf'S Neue Kunstdarstellungcn dein Publikum in mannigfaltigster Art ent falten und ein di-aaä ltiwittk ckes vsnöke8 eröffnen, das in Chemnitz bis jetzt durch vier Wochen, wie wir hören, während der Ausstellung im Apollo-Saal viel Beifall und Besuch ge funden. Die Gebrüder Mstula sind es, welche ein ziemlich starkes Programm in der Magie, in der Equilibristik, Gymnastik, in indischen Spielen rc. zur Ausführung bringm werden. Wmn wir auch schon anderweitig derartige Produktionen gesehen haben, so dürften doch hier wohl vielfache Novitätm zur Darstellung gelangen. Herr Wuschy hat für die Zwischenpausen Concert- musik arrangirt, und dürfte bei etwaigem ungünstigen Wetter die Vorstellung im geräumigen Saale stattsinden. — Nicht morgm, sondern Donnerstag dm 15. August findet die gestern erwähnte theatralische Aufführung des drama tischen DilettantenvereinS statt. — Vor Kurzem verunglückte der Restaurateur Klose auf dem Papststein in der Sächsischen Schweiz dadurch, daß als er in dm in den Felsen gehaumm Keller nach Bodenbacher Bier gehen wollte, das allerdings etwas schwache Geländer zerbrach und der Wirth leider mit dem Kopfe in das scharfe Gestein hineinstürzte, was binnm wmig Tagm seinm Tod zur Folge hatte. Es dürfen sich aber deshalb die Touristen der Schweiz nicht in dem Glaubm stärken, daß der Papststem nunmehr ohne Restauration sei, im Gegentheil, die Zieismdm finden wie früher dort oben auf diesem herrlichen Punkte die beste gastliche Aufnahme. — Ein interessanter neuer Artikel im Bereiche der Lebens bedürfnisse ist jetzt in dm Handel gekommen und wird hier durch die Herren Spalteholz und Bley, Annenftraße 10, ver kauft. Condensirte Milch heißt dieser in Blechbüchsen zu 13 Ngr. dargebotene Stoff, welcher mit reinem, womöglich etwas warmem Trinkwaffer vermischt, circa 13 Kannm gute süße Milch giebt. Der berühmte Chemiker Justus v. Liebig spricht sich zur Empfehlung dieses Extraktes folgendermaßen aus: „Ich habe die von der „Anglo-Swiß Condensed Milk Company" in Cham (Schweiz bereitete condensirte Milch ana- lysirt. Sie besteht aus nichts Anderem als Kuhmilch und de« besten Zucker und besitzt alle Eigenschaften einer vollkommen reinen versüßten Milch, Ich empfehle sie bestens als vollkom men gesund und besonders geeignet für Hospitäler und Kinder. Ich zweifle nicht, das; deren vorzügliche Eigenschaften sie bald in den großen Städtm, wo es täglich schwieriger wird, reine Milch zum Gebrauch in den Haushaltungen zu erhalten, ein bürgern werde." — Vielen Beschauern des Friedrich August-Monumentes dürfte es entgangen sein, daß an demselbm 3 Relief-Medaillons angebracht sind, welche man allerdings nur dann erst bemerkt, wenn man nahe der Hauptfront am Hotel de Saxe in einiger Entfernung vom Monument steht. Wo der Krönungsmantel endigt, befindet sich eine Hohlkehle mit hervorspringendem Sims; in ersterer erblickt man die etwa tellergroßen Medaillons, deren Relies-Portraits jedenfalls den Erfinder und die Erzgießer deS Monuments darstellen. —kJn einem Fabriklocale auf der Johannisgaffe ist vor- gfflern früh auf noch «nermittelte Weise ein Schadenfeuer ent standen, wobei eine Thürverkleidung, ein Thürgewände und 3 Kisten ziemlich verbrannt sind. — Gestern Nachmittag 3 Uhr stießen in der Nähe des böhmischen Bahnhofes u.tter der Uebcrbrückung an der nach Plauen führenden Straße zwei Locomotiven aufeinander. Die eine derselben sollte einige mit Cttinen beladene LowryS jeden falls nach dem Centralbahnhof führen und von dorther kam die andere, glücklicher Weise in langsamer Bewegung, so daß das Personal ganz unbeschädigt davon kam und an der einen Loko motive blos die Puffer zertrümmert wurden. — Wie oftmals in weiter Ferne das Mitleid für ein Un glück wach wird, das sich in unserem Baterlande zugettagen, zeigt eine kleine Sammlung in Süddeutschlaich für die verun glückten Brunnengräber in Ponikau. Es kamen an unsere Expe dition vier Gulden (2 Thlr. 10 Ngr ), welche Herr Höcker Hier selbst von dort empfangen und jede Person sechs Kreuzer bei gesteuert hatte. — Im „Voigtl. Anzeiger" wird berichtet, daß der Amts hauptmann vr. Braun auf das Bestimmteste erklärt habe, eine.