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Allerthal -Zeitung. II. Jahrgang Freitag, den 4. November 1898 Nr. 131 Verantwortlicher Redakteur: Giertl Hegemeifter, Aue sEMebirgrI Redaktion u. Expedition: Atu«, Marktstrabe. Die „Auerthal-Zeitung" empfiehlt sich den geehrten Geschäftsleuten, Gastwirthen und Vereinen zum erfolg- ! reiche« Anuoneire«. Bei Wiederholungen hohe Prozente, bei größeren Auf« I träge« billige Pauschalpreise. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die hiesige Mehnertstraße wegen Legung der Gas- und Wasserleitung für den Durch- gangS-Fahrverkehr bis auf Weiteres gesperrt und derselbe über die fiskalische Bahn- Hofstraße und Reichsstraße verwiesen wird. Aue, am 1. November 1898. . Der Rath der Stadt. Rathsassessor Taube. Allgemeiner Anzeiger für die Stadt Aue u. Umgebung MUtW»chO, Ar^UdO- u. Eonntitas, JUit 8 AaMitienblättern. Akäftftkk, Ante Aelfter, Aeillpieget. die einspaltige Petitzeile 10 Pfg. Absawomawtsprats amtliche Inserate die EorpnS-Zeile SS Pf. inv. der» werthvollenBeilagen vierteljährlich Verantwortlicher Redakteur: Wieeetl Hegemeifter, A u e jErzgebirge.j Pn->r mit Bnngerlohn IVlt. Redaktion u. Expedition: Au«, Marttiirane Poitamtaltenund LandbneilrLger durch die Post 1 Mt. nehmen Bestellungen an. Vektttinturtrehttirg. Die 4. Theilzahl««g der Stabtanlagen auf das Jahr 1898 ist am 1. November dss. Js. fällig und spätestens bis zum IS. November 1898 an unsere Steuereiunahme zu entrichten. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt Mahnung bez. Zwangsvollstreckung aus Kosten der Säumigen. «ue, den i. November 1898. Der Rath der Stadt. vr. Kretzschmar. Aus letzter Woche. Der Wochenplauderer müßte einen Anschützschen Schnell seher benutzen können, um die Leser einigermaßen aus dem Laufenden -u erhalten; denn die Ereignisse überstürzen sich förmlich und heute schon ist fast bi« zum Nebensächlichen erblaßt, was gestern noch unser volles Interesse in Anspruch nahm. Besonder- in Frankreich ändert sich das Bild von Lag zu Lage. So leicht hat wohl niemand erwartet, daß da- Ministerium Brisson gleich am Tage des Kammerzu- fammentrittS stürzen und daß e- der patriotische Hampel mann Drroulede sein würde, der diesen schnellen Fall ver ursacht. Eine traurige Rolle hat dabei der Kriegsminister Lhanoine gespielt. Sein plötzlicher Abfall von seinen Kol- legen im Ministerium, mit denen er noch kurz zuvor gemein sam eine Sitzung abgehalten hat, ist — besonders für einen Offizier — eine schimpfliche Fahnenflucht. War er, wie er zu behaupten di« Stirn halte, schon lange mit srinrn Kolle gen unein-, so mußte er eben offen und ehrlich die Schei dung vornehmen und nicht erst beim Beginn der Schlacht zu den Feinden übergehen. Wäre der Begriff von Ehre der «ritterlichen Nation" nicht schon seit langer Zeit verlo ren gegangen, dann könnten sich in Paris keine Leute fin den, die einem so traurigen Helden zujauchzten. Die Sucht nach Popularität bestimmt in Frankreich leider den Gang d«r Politik, wie es denn überhaupt eine traurige Begleiter scheinung de- Parlamentarismus ist daß er das Strebertum großzirht, daß die Sache immer mehr hinter der Person und Partei zurücktritt und daß niemand ehrlich Stellung zu neh men wagt, der noch etwas zu verlieren hat. Am Donners- big hat der Kassationshof seine Beratungen über die Frage begonnen, ob genügend Gründe zu einer Revision des Dreh- fu-prozeffrS vortiegen. Kommt die Revision? Oder wird sie gewaltsam verhindert? Ist ein „kommender Mann' in Sicht? Wer wird Brissons Erbschaft antreten? Das sind die Fra gen, deren Beantwortung die allernächste Zeit bringen muß. Und wie in Frankreich, so schaut auch Spanien voll banger und gespannter Erwartung auf seine nächste Zukunft. Die Karlisten haben große Rosinen im Sacke und das Heer, das so viele Leiden, Entbehrungen und Demütigungen erdulden mußte, ist nicht besonders zuverlässig, das war es in Spa nien nie; immer ist eS da« Militär gewesen, das die zahl losen Revolutionen in Spanien seit dem Tode Ferdinands des Siebenten hervorgerufen hat! — Daß in deutschen Regierungskreisen die Vorgänge in Frankreich, von Spanien ganz zu schweigen, nicht allzutragisch aufgefaßt werden, zeigt der Umstand, daß sich Kaiser Wilhelm in seiner Orientreise nicht stören läßt. Mit feiner hohen Gemahlin besucht der Monarch gegenwärtig die Stätten, die allen Christen heilig sind, das Land, da- einst den Juden die von Jehova ver- heißen« Heimat war. Aber neben^ den religiösen Empfin dungen kommen bei dieser Reise auch noch sehr reale Inte- reffen in- Sptel. Klein-Asien, Syrien und Palästina find per modernen Kultur im großen und ganzen noch sehr we nig erschlossen und in dieser Beziehung knüpfen sich an die neueste Kaiserreise mannigfache Wünsche und Hoffnungen. Inzwischen habe» daheim die preußischen Landtag-wahlen stiutgefundrn, deren Ergebnisse sich zur Stunde anch noch »sicht annähernd übersehen lassen. Erst Ende November wird der neugewählte Reichstag zusammentreten, den der Kaiser persönlich zu eröffnen wünscht und für den jetzt in VM RetchSämtern eifrig vorgrarbeitet wird. Der BundeS- rstt hat «ine unangenehme Arbeit vor sich: er soll in der lfppischen Erbfolgefrage entscheiden. E» gibt aber einfluß reich« Stimmen, darunter die Bayern- und Sachsen-, die ihm diese vefugni- absprechen nud die Entscheidung der Ftag« al- «in« inner« Angelegenheit Lippe» betrachten. An und für sich wäre rs ja für da» Reich ganz gleichgültig, ob iii Detmold die Weißenfelder, die Birsterfelder oder die Schaum burger Linie herrscht; «» kommt aber vor allem aus da« yRäht- an und „Recht muß Recht bleiben* hat unser Kat- ftr erst kürzlich in einer Widmung an den Zaren gesagt. Wollt« man sich auf den Standpunkt stellen, daß nicht di« O-Mtaschast Hy hrutschrn Fürsten, wt« fi« Hy vunhr«rat doch repräsentiert, in Thronfolgestreitigkeiten entscheiden dür- fen, so würde man damit direkt das Recht der Selbsthilfe- für die einzelnen deutschen Fürsten proklamiere«. Dann kä me vielleicht gar ein Krieg zwischen Schaumburg-Lippe und Lippe-Detmold zum Ausbruch, und gegen einen solchen wä ren beim Standpunkt unserer heutigen Waffentechnik alle Greuel de-30jährigen Krieges das reine Kinderspiel I vrvä. Sommer- zur Feier der Enthüllung der König Albert - Grotte, veranstaltet vom Bürgerverein. Abends 8 Uhr begann der Commers, Leiter desselben war Hr. Stadtverordneter Albin Roßner, Vorsitzender des Bürgeroereins, er eröffnete den Commers mit einer kurzen Begrüßung der Anwesenden: Königstreue, Vaterlands liebe und LokalpatriotiSmuS schmücke heute durch Erschei nen der Gäste den Festsaal, er freue sich über die rege Thetlnahme der wohllöbl. Behörden und der Bürgerschaft an der Feier und gab sodann das Wort Hrn. Realschul direktor vr. Goldhahn, welcher mit dem Motto: „Wem bring' ich wohl das erste Glas". Se. Maj. Verdienste um die Wohlfahrt des Landes hervorhob und das brausend erwiederte Hoch auf seine Maj. ausbrachte, woraus die Sachsenhymne begeistert gesungen wurde. Hr. Schuldi rektor Neumeister toaste auf Ihre Maj. die Königin. Er führte aus, daß unsere geliebte Königin keine solche Für stin sei, die aus der Höhe Ihres Thrones stolz u. unna- bar in Juwelen und kostbaren Kleidern dem Lande prä- sidire, sondern daß die hohe Frau eine Trösterin und Helferin der Armen und Nothleidenden, der Hilfesuchen den im wahrsten Sinne des Wortes sei, Königin Karola beehre die Hütten der Armen mit ihrem Besuche u. spen de eigenhändig Trost und Hilfe. Einer so liebevollen, von Ihrem hohen Berufe innig durchdrungenen edlen Frau u. Landesmutter zu gedenken, sei eine Ehrenpflicht jedes guten Sachsen. Redner brachte sodann ein warm empfundenes Hoch auf Ihre Maj. und die königl. Familie aus. Hr. Bürgermeister vr. Kretzschmar toaste sodann aus den Bürgerverein, er erwähnte, daß wir heute ein Doppelfest feierten, I. das 25 jährige Regierungs-Jubilä um Se. Maj. des Königs und 2., das Fest der Enthül lung des mit so viel Umsicht geschaffenen Werkes, der König Albert-Grotte; der Verein hätte gezeigt, was ein Bürger seinem König schuldig sei u. daß der Bürgerverein nicht nur mit Worten und Liedern seinen König ehre, sondern seine Vaterlandsliebe und Königstreue auch durch die That bewiesen habe, durch die Schaffung dieser herr lichen Grotte, die ein bleibendes Denkmal für König Al bert, für unsere liebe Stadt Aue, und auch für die jetz- gen u. zukünftigen Mitglieder des Vereins sei; er freue sich, daßderBürgeroerein seit einiger Zeit eine Richtung verfolge, die, von patriotischem Geiste durchdrungen, nur zum Wohle der Bürgerschaft sein könne. Er freue sich dessen, beglückwünsche den Verein und seinen rühri- gen Vorstand und wünsche nur, daß der letztere noch recht lange Zeit die Geschäfte des Vereins führen möge. Sein Hoch klang aus auf das weitere Blühen und Gedeihen des Bürgervereins und seines Vorsitzenden. Hr. Stadtverordnetenvorsteher Papst entwickelte so dann ein Bild davon, wie der Gedanke, eine Grotte zu errichten, erstmalig ausgetaucht sei und verwies auf die vielen Mühen, welche die Durchführung dieses großen Projekts gekostet habe, das hauptsächlich dem allezeit thä- tigen Vorsteher des Verein- zu verdanken sei und brachte schließlich ein Hoch aus Hrn. Albin Roßner aus. Derselbe erwiederte hierauf, daß die schnelle Verwirklichung des er- wähnten Projekt-. hauptsächlich der Unterstützung unseres Hrn. Bürgermeisters und Ehrenmitglieds vr. Kretzschmar zu danken sei, u. wie wohlwollend u. in jeder Weise für- dernd derselbe dem Streben des Bürgervereins stets ge- genüber gestanden habe Redner wünscht, daß dem Bür gerverein wir der ganzen Bürgnichaft da« Wohlwollen dr» Hr. Bürgermeister-, sein Wirken u. Schassen all« Zeit erhalten bleiben möge, und bringt ein freudig aufgenom menes Hoch auf den so Geehrten und dessen liebe Fami lie aus. Zum Schluß gedachte Redner noch der ehren den Thetlnahme der kaiserl., königlichen und städtischen, Kirchen- und Schulbehörden, Corporationen und Vereine an den Festlichkeiten, sowie Derjenigen, welche das Fest durch Wort, Lied und Darstellungen verschönern halfen und brachte ihnen neben dem Dank des Vereins ein kräf- tiges Hoch aus, in das die anwesenden Vereinsmitglieder einstimmten. Dies bildete den Schluß des in jeder Be ziehung wohlgelungenen Commerses. Zu erwähnen bleibt noch, daß im ersten Theile ein durch Hrn. Carl Glöckner arrangirtes lebendes Bild, Industrie und Handwerk hul- digen ihrem Könige, sehr viel Beifall fand, ebenso der vom Verein „Euterpe" aufgesührte Einakter: „Heil unserem Landesvater', der sehr anspreckend wirkte und von den Darstellern exakt aufgeführt wurde. Auch der vereinigten Gesangverereine des Auerthals ist zu gedenken, welche die d. Pausen füllenden Männerchörs vorzüglich zu Gehör brach- ten, ebenso der schönen Leistungen unserer Stadtkapelle, welche die patriotischen Weisen und Conzertstücke exakt vortrug. So hat alles aufopfernd^ mitgewirkt, diesen Ehrentag des Bürgervereins verschönern zu Helsen, und der Verein selbst kann mit Genugthuung auf die zahl reichen Ehrungen zurückblicken, die ihm bei dieser festlichen Gelegenheit von allen Seiten zu theil geworden sind. Hat der Verein doch nicht allein ein die Stadt, sondern auch unfern König ehrendes Denkmal ausgestellt, u. dem erlauchten Herrscher dadurch gehuldigt, dessen hohe Tu genden, dessen Herzensgüte und Genie, von allen treuen Unterthanen auf das dankbarste anerkannt werden. Als Schreiber dieses im heurigen Sommer eine kleine Stadt Preußens besuchte und sich wunderte, daß Industrie und Handel dort noch so weit zurück waren, sagte ihm ein Handwerksmeister dieser Stadt: „Ja bei Euch ist das was Andres, dort fördert Euer König Handel und Ge werbe auf alle mögliche Weise, wenn wir die vielen Frei heiten, Erleichterungen und großen Unterstützungen ge nössen, die Eurer Industrie, Handel und Gewerbe seitens der Regierung zu gute kommen, würde es bei uns auch anders aussehen." Daraus, was dieser schlichte Handwer. ker in einer preußischen Sradt sagte, sieht man zur Ge nüge, wie unser geliebter König auch im Auslande verehrt wird. Sr. Maj. ein so schönes Denkmal gesetzt zu haben, kann der Verein mit Stolz empfinden, und jedem Mitglied wirds warm durchs Herz gehen, wenn er den Stadtpark besucht, und dieses ehrende Zeugnis vaterländischer Ge sinnung seines Vereins betrachten kann. In der Haupt sache ist das Zustandekommen des Grottenbaues allerdings dem rührigen Vorsitzenden Hrn. Albin Roßner zu danken, der sich persönlich ausgeopsert hat, den schönen Bau einer gediegenen Vollendung zuzuführen. Dem Bürgerverein zu Aue aber für diese schöne Schöpfung, die Jedermann erfreut, ein herzliches „Glück auf." — In Warnsdorf i. B. aß kürzlich eine arme Arbei- tersamilie einen Hund. Jetzt stellten sich bei einem Kinde der Familie Tollwutanfälle ein, sodaß man genötigt war, es in die Zwangsjacke zu stecken; die übrigen Fa milienmitglieder sind einer strengen ärztlichen Aufsicht unterstellt worden 1o<jvsL«1I sm«, Ikoilkabsl« unä!isu-l)sbvrll»bwo, vsraulassea uns ru eiasw vlrlcltvbsn ^usvvrlcuuk k. tVvibuaobtsgesobvuIl« iallawenkloiävr- stoss« kür tViator.llordst, t'rülyabr u. Sommor u. ossorir. bsispivlsv.: 6 Uster soliävn IVlnterstoss r. 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