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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erwach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Lattgenchursdorf, Meinsdorf rc. b "'Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn» und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.80, bet Abholung in den Geschäfts- die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.60. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts« und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. , »l , erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sountagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6grschalten« Korpuszetle oder deren Raum 12 Pfg-, für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Di» « rnr Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Erwerb des Mtneralbades. 3- Festsetzung des Gemeindeeinkommensteuersatzes 1914. 4. Nachprüfung von 4 Rechnungen. — Hierauf geheime Sitzung. Nach tz 6 der Ordnung des Ziehkmderivesens in der Sladt Hohenstein Ernsttbal vom 14. Februar 1911 sind die der Aufsicht des Stadtrates unterstehenden noch nicht schulpflichtigen Kinder jährlich zweimal durch einen Arzt zu untersuchen. Der Aufsicht des S'.adtratcs unterstehen alle Kinder unehelicher Geburt und die gegen Entgelt bet fremden Personen unlerqcbmchlen ehe lichen Kinder. Die erste diesjährige Untersuchung soll in der Zeit vom gWU- I bis mit «. Mai LS14 -M« erfolgen. Die Pflegceltern, Mütter und Ziehmütter werden aufgefordert, alle noch nicht schulpflich tigen Ziehkinder zu der angegebenen Zeit während der üblichen Sprechstunden einem der hiesigen Aerzte zuzusühren. Die Kosten der Untersuchung trägt der Stadtrat. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, am 22. April 1914. Bullenkörung. Die diesjährige Sammelkörung findet Freitag, den 1. Mai 1VL4, in drei Bezirken statt. 1. Bezirk: Ortsl.-Nr. 1 bis mit 95, 522 bis mit 621 und 640 bis mit 657, 2. Bezirk: OrtSl.-Nr. 96 bis mit 224, 465 bis mit 521 und 622 6 bis mit 627 8, 3. Bezirk: Ortsl.-Nr. 225 bis mit 464 Körplätze: 1 Bezirk: Gehöft des Herrn Louis Meyer, Orts!-Nr. 78, 2. Bezirk: Gehöft des Herrn Emil Riedel, Ortsl.-Nr. 156 und 3. Bezirk: Gehöft des Herrn Emil Wendler, OrtSl.- Nr. 251. Der erste Bezirk sammelt punkt 9 Uhr vormittags, der zweite Bezirk '/,11 Uhr vormit tags und der dritte Bezirk '/,o Uhr nachmittags Bei der Vorführung der Tiere sind folgende Vorsichtsmaßregeln streng zu beachten. ») Die Bullen sind einige Tage vor der Körung regelmäßig jeden Tag eine Zeit lang im Freien umherzufllhrcn, um sie an das Führen zu gewöhnen. b) Das Führen der Dere hat durch kräftige erwachsene Personen zu geschehen. Un ruhige oder bösartige Tiere find nötigenfalls durch mehrere Personen zu führen. Die Verwendung von schwächlichen oder zu alten Leuten als Bullenführer ist nichst statthaft, e) Die Bullen sind mit einem Nasenring zu versehen und an einem ungefähr 1 Meter langen Borsührstock, an dessen einem Ende sich ein an einigen Kettengliedern befestig ter Karabinerhaken zum Einhaken in den Nasenring befindet, vorzuführen. Das Dor- führcn lediglich mit in den Nasenring eingcknüpften Stricken ist verboten. Die bei der letzten Hauptkörung gemachten Erfahrungen haben gelehrt, daß sich die Bullen am besten am Zaum oder an der Kopfkette führen lassen. ES ist daher zu empfehlen, wenn die zur Körung vorzuführendcn Bullen außer dem Borsührstock, der aus den Gründen der Sicherheit nicht weggelaffen werden darf, noch mit einem Zaume oder einer Kopfkette versehen werden. ä) Im Bedarfsfälle sind die Bullen mit einer „Blende" zu versehen. Die besten bei den Sammelkörungen vargefiihrten Bullen werden aus Bezirksmitteln besonders prämiiert. Zuwiderhandlungen gegen die getroffenen Anordnungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft, soweit nicht nach den bestehenden gesetzlichen Be stimmungen eine höhere Strafe verwirkt wird. Oberlungwitz, am 25. April 1914. Der Gcmetndevorstand. Gersdorf Gemeindeanlagen Der 1. Termin Gemeindeanlagen ist am 15. Aplit 1914 fällig gewcjen und spä estens bis zum 4 Mai dss. Ihrs. an die hiesige Ort-sleucrenmahme, Rathaus — Zimmer Nr. I —, zu eutcichien. Gersdorf (Bez. Chtz.), am 25. April 1914. Der Gemeindevorstand. Zer MenkanW- mMnW Krieg wird eine Fortsetzung der bisherigen Ban- ditenstücke mit Raub und Brandlegung, wenn es in ihm so.wie bisher weitergeht. Gibt es zu plündern, dann sind die verhungerten Kerle der'-Carranza, Villa und Zapata dabei; Wes se,. Eigentum sie stehlen, ist für sie von unter geordneter Bedeutung. In Veracruz, wo die Amerikaner einigermaßen auf Ordnung holten und wo deshalb nichts zu stehlen ist, ha en sich kriegerische Ereignisse nicht weiter zugetra gen. Um so lebhafter geht es an der von amerikanischen Truppen nur unzulänglich be setzten Texasgrenze am Rio Grande zu. Von Nuevo Laredo, der am südlichen Ufer des großen Flusses gelegenen, nördlichsten Stadt Mexikos, eröffneten sic ein Feuer auf die jen seits des Flusses Postierten amerikanischen Grenzwachen, die den Angriff aus ihren Schnellseuergeschützen Newhorkcr Meldungen zrffolge so energisch erwiderten, daß sich die Mexikaner zurUckzogen. Vorher hatten die Ede- len die blühende Grenzstadt jedoch noch an allen Ecken und Enden in Brand gesetzt und dabei geraubt, was nich- niet- und nagelfest war. Der von ilnen angerichtete Schaden lall viele Millionen betragen. Grohe KriegSbcgtfftcrunk herrscht in ganz Mexiko. Nach Meldungen aus der Hauptstadt ist der langwierige Bürgerkrieg vergessen, die Re- tellengenerale stellen ihre Leute dem Presiden ten Huerta freudig zur Verfügung, oOOOO Mann mexi'anischer Bewaffneter befinden sich auf dem Marsche an die. Grenze von Texas Diese steht den Angreifern vollkommen offen, da die Amerikaner bisher nur 4000 Mann dort vereinigt haben- Indianer und Weitz« sind von gleicher Kriegs, egeisterung erfüllt. Unausgesetzt marschieren Freiwrllrg«n--BataU- lone nach den Kasernen, 30 000 Schüler stell ten sich unter die Fahnen. Die Minister wer- den bejubelt. Vom Präsidenten Huerta spricht man mit Worten „der Liebe, Leidenschaft und Anbetung". Fabriken und Handelshäuser ga ben ihren Angestellten volle Freiheit, in den Krieg zu ziehen und bürgen für den Unter halt der Familien. 5000 Frauen griffen gleichfalls zu den Waffen und gründeten ein Amazonenregiment. Newvorker Meldungen wollen dagegen von ernsten Meinungsverschiedenheiten zwischen den Nebellenführern Carranza und Villa wissen. Diese sollen bereits so weit gediehen sein, datz der mehrfach mit Zuchthaus vorbestrafte Ban dit Villa seinen Nebenbuhler, den offiziellen und durch seine Bildung ausgezeichneten Ob«r- besehlshaber Carranza auslauern und gefangen nehmen lies:. Villa hofft, aus diese Weise als alleiniger Vertreter Mexikos mit der nordameri kanischen Union verhandeln zu können und von dieser als Präsident Mexikos anerkannt zu werden. Miaisterkrife in den Bereintate« Staaten. In Washington, wo Präsident Wilson an dem Grundsatz festhAc, daß kein Kriegszustand bestehe, brach eine Ministerkrise aus. Der Kriegsminister fordert die Verwendung des Landheeres gegen Mexiko, während Staats sekretär des Auswärtigen Bryan dagegen ist. Der Marinese'retär nimmt zu der Streitfrage eine Mittelstellung ein. Br an hat sich mich heftig gegen die Erneuerung des Waffenaus- fubrverbo's gewandt, die soeben erfolgte. Gleich Wilson Vortritt auch Brycrn nach wie vor die Auffassung, daß Friede herrsche und denr Handelsverkehr keine Schranken gezogen seien oder gezogen werden dürsten. Dit UutonSreziernnz trifft alle Vorbereitungen für einen große« Krieg. Das Gesetz, wonach alle Staats Milizen ein. gezogen und auch für den Außendienst verwen det werden sollen, ist vom Parlament angc- uommen worden. Mit der Ausstellung von freiwilligen Truppen wurde begonnen- Bis di« Mobilmachung beendigt ist, wird noch eine ganze Rei e von Wochen vergehen, und bis dahin ist die Union für die Operationen zu Lande auf das kaum 40 000 Mann starke ak tive Heer angewiesen, denen die Mexikaner zunächst, nur einige 20 000 Mann entgegensiel- lcn können. Freilich geht in Mexi'o, wo jeder Mann und beinahe auch jede Frau ein Ge wehr zu handhaben versteht, die Mobilisation bedeutend schneller als in den Vereinigten Staaten, sodaß, wenn die Rebellen zu Huerta halten, dieser setr bald seine 70- bis 80 000 Bewaffnete zur Verfügung haben wird. Der eigentliche Kriegsgrund. In dem Streit mit Mexiko haben die Amerikaner bisher eine wenig rühmliche Rolle ge'pielt, ihr Geldhunger ist auch der letzte Grund der gegenwärtigen Verwicklungen. Por- strio Diaz, der seit 1876 als Präsident den Frieden Mexikos erhalten hatte, wurde aus Betreiben der Amerikaner beseitigt, weil er mit Japan ein Bündnis abzuschließen drohte und weil er sich weigerte, die gewaltigen Peiro- leumlager Mexikos der nordamerikanischen Standard Oil Company allein zu überlassen. Amerikanische Gesellschaften finanzierten Made- ros Empörung gegen den alten Diaz. Made ros Sturz durch den General Victoriano Huerta, der sich noch dazu an England anzu- lehnen suchte, war für die Union ein harter Schlag. Präsident Wilson suchte Huerta zu nächst finanziell auszuhnngern, indem er ihm die Anerkennung Nordamerikas vorcnthielt. Dadurch sahen sich die europäischen Mächte zum Teil veranlaßt, dem General Huerta Geldmittel zu versagen und damit dessen Rü- stungen gegen die Aufständischen des Nordens zu erschweren. Dagegen erhielten die Aufftän-- dischen von Anfang an von den Vereinigten Staaten Geld und Waffen geliefert. Nur fyr- mell war anfangs die Grenze für die Waffen einfuhr gesperrt; am 2. Februar d- I. wurd« die Sperre für die Aufständischen offiziell au^ gehoben. Die Reb«llensühr«r Carranza, Villa, Zapata und wie sie alle heißen, machten seit dem große Fortschrit e. Da sie den Präsiden ten Huerta gleichwohl nicht unterkriegten, so uchte Amerika, diesem die Zu uhr von Waffen abzuschneiden- Das war der eigentliche Grund üir die Besetzung von Veracruz. Die Blockade eider mexikanischen Küsten ist schon vorberei- tet; es bleibt nur noch der offene Krieg übrig. Huerta als Soldat. Huerta ist geborener Indianer, er behaup tet mit Stolz, daß er reinblütiger Azteke sei. Seine militärische Ausbildung erhielt er auf der Militärakademie zu Chapultepec. Bemer- kenswert ist, daß Huerta als junger Offizier bereits von Porfirio Diaz mit der Bildung eines Gen«ralstab«s für di« mexikanische Ar- me« beauftragt wurde. Seine Feuertache er- ielt Huerta bei Niederwerfung eines Auffian- des der Sonora-Indianer, er wurde dabei zum Brigadegeneral ernannt. In weiteren Kämpfen gegen den „ewigen" Rebell Zapata bewies Huerta persönlich große Tapferkeit. Doch zeigte sich der Indianer, der er trotz aller äußeren Kultur geblieben ist, in grau samsten Maßnahmen gegen besiegte Feinde- Südamerika als Vermittler. Nur ein« einzige Stimmung herrscht unter sämtlichen Völkern des südamerikanischen Erd teils über den Waffengang zwischen den Ver einigten Staaten und Mexiko, eine Stimmung, die darin ihren Ausdruck findet, daß Süd amerika diesen Fall nie vergessen werde. Die meisten Zeitungen in Buenos Air«s, Mo de Janeiro, Santiago de Chile und auch in den Hauptstädten der ffeineren Staaten, wie in Montevideo und Bogota, üben scharse Kritik an dem Vorgehen Wilsons und zeigen zum Teil sogar ganz offen «ine unverhohlene Sym pachie mit dem angegriffenen Mexiko. Es ist a'er nicht bei einer bloßen Kritik geblieben, sondern die drei großen Republiken, das ABC von Südamerika, sind in einem Crem wirt schaftlichen und politischen Aufblühen entspre chenden Selbst Bewußtsein ausgetreten und Hellen gemeinschaftlich der. Vereinigten Staaten ihre Vermittümg in dem Konflikt mit Mexiko an- geboten. Das vom brasilianischen Botschafter und den Gesandten von Argentinien und Chile dem Präsidenten Wilson vermittel e Anerbieten besagt: „In der Ansicht, den Interessen des Friedens und der Gesittung zu dienen, und mit denr lebhaftesten Wunsche, weiterem Blut vergießen vorzuheugen, das den Absichten der .sierzlichkeit und der Eintracht, welches immer die Beziehungen der Regierungen und Völker Amerikas umgaben, widerspricht, geben wir, die Bevollmächtigten von Brachsten, Argenti nien und Chile, uns die Ehre, der Regierung der Vereinig'en Staaten unsere guten Dienst« stir eine friedliche und freundschaftliche Bei legung des Streitfalles zwischen den Vereinig, ten Staaten und Mexiko anzubieten." Wilson nimmt die vermsttluna an. Präsident Wilson hat bereits erklärt, daß er den Vermit lungsvorscblag der drei großen 'üdamerikanischen Republiken angenommen habe. Sein« Antwort, die er ihren Vertretern erteilt hat, lautet folgendermaßen: „Die Re gierung der Vereinigten Staaten fühlt das tiefste Vertrauen zu der Freundlichkeit, dem guten Willen und der großmütigen Sorge um den Frieden und die Wohlfahrt Amerikas, die sich in der gemeinsamen Note Euerer Exzel lenzen kundgeben, in welcher Sie die guten Dienste Ihrer Regierungen aubieten, um wo möglich eine Beilegung des Zwistes zu errei chen, der gegenwärtig zwischen der Regierung der Vereinigten Staaten und denen ausgebro chen ist, die zurzeit behaupten, die Vertreter unserer Schwesterrepublik Mexi'o zu sein. In Würdigring des Zweckes, zu dem Ihr Aner. bieten gemacht wird, kann sich die amerikani sche Regierung ihm nicht entziehen- Ihr Haupt interesse ist der Friede Amerika-, die herzlichen