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Verordnungsblatt der KreiShauptmauuschaft Bautzen zugleich als KonsiftorialbehSrde der Oberlaufitz. Amtsblatt der Amtshauptmannschaften Bautzen und Lvbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostritz, des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadlgemeindcräte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels« nnd lHewerbekarnurer zu Z i t t a «» Verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bis 11 und von 3 bis 4 Uhr). — Fcrnsprechanschluß Nr 51. — V-°,rncr Rachrichte, erscheinen, mit «»-nahm- der Eon», und Festtage, täglich abend«. P.ew de« oierleltährlichen Abonnement« Z JnsertiouSgebühr iür den Raum etoer PtN» gemShnlichen Satze« ir-/, 4, in geeigneten Fällen uuter Gcwährung von Rabat!; Zistern-, Tabellen- und anderer schmieriger Satz entsprechend teurer. Nachweiogcbühr fm jede Anzeige und Insel Ion ro Pfg., für briefliche Auskunftoerteilung 10 Psg (und Portos. Bis früh 8 Uhr eingehende Inserate finden in dem abend« erscheinenden Blutte Ausnahme. Inserate nehmen dl» «sp-d.tton und d.e «nnoucendureau« an, desgleichen die Herre« Waide in Lübau, Clauß in Weifienberg, ötppitsch in Schirgiswalde, Gusla» Kräting in B-rustadt, «agr in Käni«ohuill bei Ostritz, Reußner in Ober-Cunnersdorf und von Lindenau in Pulsnitz. Rr. 207. Donnerstag, den 6. September, aben-S. 1894. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Borschrtst im Z 6 der Verordnung, die viausstchttgung von Dampft,sseln durch UeberwachungSooeine, vom 8. Februar 1877 (Gesetz- und Verordnungsblatt Lette 146), wird hierdurch bekannt gemacht, daß dem Magdeburger Verein für Dampfkeffelbetrieb za Magdeburg auf Ansuchen für da« Königreich Sachsen die Ermächtigung zur Vornahme von Revisionen und Wasserdruckproben b,t den Kessclanlagen seiner Mitglieder nach Maßgabe des Z 46 der Verordnung vom 5. September 1890 (Gesly- und Verordnungsblatt Sette 121) an Stelle der staatlichen AusstchtS- beamten gemäß Z 1 der Verordnung vom 8. Februar 1877 mit dem Vorbehalte de« jederzeitigen Widerruf« ertheilt, sowie daß von dem Vereine die Stadt Leipzig als Sitz für seinen hterländtschen Geschäftsbetrieb gewählt worden ist. Dresden, den 31. August 1894. Ministerium des Innern. Füc den Minister: Vodrl. Edelmann. Bekanntmachung, die Diöcesanversammlung des Zittaner Dwcesanbezirks betreffend, an sämmtliche Kirchenvorstände und evangelisch-lutherische Collatoren des Zittauer Diöcesanbezirkes. Die diesjährige Diöcesanversammlung des Zittauer Diöcesanbezirkes ist auf Dienstag, den 2. Oktober er., anberaumt worden und wird unter Leitung des geistlichen Mitgliedes der unterzeichneten Consistorialbehörde am genannten Tage Vormittags 11 Uhr in dem Bürgersaale deö Siathhauses in Zittau gehalten werden. Die Tagesordnung für dieselbe ist folgende: 1. Ansprache des Vorsitzenden. 2. Referat des Herrn ?. JermiS: »Einige Winke über die Aufgabe der Kirche und ihrer Organe gegenüber der focialdemokratischcn Bewegung unserer Tage." — Discussion. 3. Vortrag des Herrn ?. Sauppe: »Ein Wort über die Ausstattung unserer Kirchen und die Aufbewahrung ihrer Kunstschätze und Alterthümcr." 4. Bericht des Herrn k. Resch über die Thätigkeit des Diöcesanausschusses zur Fürsorge für Entlassene. Nach Erledigung dieser Tagesordnung werden etwaige weitere, das kirchliche Ge- meindcleben betreffende Anträge, sofern sie acht Tage vor der Versammlung bei der Kreis hauptmannschaft schriftlich emgercicht sind, zurBesprechung und Beschlußfassung gebrachtwerden. Die Kirchcngemeinden sind an dem der Versammlung vorhergehenden Sonntage im Hauptgvttcsdienste durch Abkündignug von der bevorstehenden Diöcesanversammlung in Kcnntniß zu setzen. Solches wird unter Hinweis auf § 31 der Kirchenvorstands- und Synodalvrdnung vom 30. März 1868 den Betheiligten, bez. zur Nachachtuna bekannt gegeben. Bantzen, am 4. September 1894. Die Königliche Kreishauptmannschaft als Consistorialbehörde. von Salza uud Lichteuau. —— Bekanntmachung. Der Bäckermeister Herr Karl Elle in Wilthen beabsichtigt, in dem unter No. 234 des Brand- LelsicherungS-Catasters für Wllthev gelegenen Grundstücke eine Schlächteretanlagr zum Schlachten von Groß- und Kleinvieh zu errtcht-n. Zeichnung und Beschreibung der Anlage kann von Solchen, welche ihr Interesse daran Nachweisen, an Canzieistrlle der Königlichen Amtshauptmannschaft rin- gesehen wernen. Zn G-mäßhcit tz 17 ter ReichSgewerbcordnung vom 21. Juni 1869 wird dies mit der Auf forderung hierdurch bekannt gemackt, etwaige Einwendungen hiergegen, so wett sie nicht auf be sonderen PrtoatrechlS-Ttteln beruhen, bet deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhter anzubrtngen. Bautzen, am 3. September 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. 2799 von Zezschwitz. Htg. Herbstübungen. Unter HinwetS dar-rui, daß an den vom 6. dss. Mts. ab stattfindenden Truppenübungen auch berittene Truppenthetle TheU rühmen werden, wird den Besitzern oder Pächtern von innerhalb de» in der Bekanntmachung vom 13. vor. Mts. näh-r bezeichneten ManöoergeländeS gelegenen Stein- brüchen, Sand , KteS- und dergl. Gruben die Umfrtedtaung der letzteren mit St-ohsellen oder sonstigen aut wette Entfernung kenntlichen Vorrichtungen hiermit nochmals besonders zur Pflicht gemacht. Die Ortöpolizetbebörden wollen zu Vermeidung eigener Vcrantwortltchkett strengstens darüber wachen, daß dieser Verpflichtung aller oärtS gehörig nachgegangrn wird, bet fernerer «äumntß der tn Betracht kommenden Grundstücksbesitzer und Pächter aber das Erforderliche auf deren Kosten sofoit vorkehren lassen. Löbau, am 4. September 1894. Königliche Amtshauptmannschaft. von ErauShaar. M. Wohlthat - nicht Wohlchätigkeit. Es handelt sich bei diesem Gegensatz nicht um ver schiedene Wortformen für denselben Begriff — sondern um eine wirkliche Begriffsverschiedenheit, die bei der Gegen überstellung und wertschätzenden Abwägung sich zu einem wirklichen Gegensatz gestalten kann. Wir haben es mit einer socialen, nicht mit einer sprachlichen Frage zu thun. Die Antithese ist — das möchte der Verfasser ausdrücklich betonen — nicht von ihm selbst erfunden, sondern vielmehr einem Buche entnommen, das aus einer langen und viel- fettigen Lebenserfahrung heraus, die kleinen socialen Probleme bespricht, wie sie das gewöhnliche bürgerliche Leben mit sich bringt, Probleme, die für die Lösung der socialen Frage nicht weniger wichtig sind, als die Reform- gedanken im großen Stil. Der zu weiterem Nachdenken anregende Gedanke jenes Buches war in folgenden Worten ausgesprochen: „Nicht als.Wohlthätigkeip, sondern alsWohlthat muß alles Gespendete empfunden werden." Manchem Leser wird nun ohne weiteres klar sein, um was es sich hier handelt — nämlich um die rechte, segens reiche Weise, wie von feiten der besser gestellten Stände das .Wohlthun' an den ärmeren, vielleicht noch von be sonderen Unglücksfällen Heimgcsuchten, Brüdern und Schwestern geübt werden soll. Daß diese rechte Weise nicht immer getroffen, daß vielmehr oft stark dagegen ge sündigt wird, ist außer aller Frage. Viel dazu trägt bei die durch die Maffennot allerdings notwendig gewordene Massenorganisation der Wohlthätigkeitsbestrebungen. Es müssen große Wohlthätigkettsvereine mit verschiedenen Spe cialzwecken vorhanden sein, um die vielfachen Notstände, von denen namentlich die ärmeren Klaffen der Bevölkerung heimgesucht werden, erfolgreich zu bekänrpfen. Daß diese Vereine ganz in der kirchlichen Gemeinde- Organisation aufgehen könnten, wie k. E. Sülze in Dresden (seinem Gemeindeideal zufolge) will, wird sich als eine falsche Annahme erweisen. Es läßt sich aber nicht leugnen, daß das in unserer Zeit hoch ausgebildete Vereins wesen für menschenfreundliche Zwecke auch seine Schatten seiten, oder mindestens seine Gefahren hat. Häufig besteht ein solcher Verein überwiegend nur aus „zahlenden" Mitgliedern, die weder an den Beratungen über die zweck- mäßigste Verwendung der gesammelten Gaben, noch an der persönlichen Verteilung irgend wie sich beteiligen. Darin liegt schon an und für sich ein Uebelstand. Derselbe wird aber verschärft, wenn ein solches „zahlendes" Mitglied in unvorsichtiger Weise vor den Ohren ärmerer Mitmenschen sich seiner hohen Beiträge rühmt oder darüber klagt. Wenn nun diese letztgenannten in die Lage kommen, von dem be ¬ treffenden Verein eine Unterstützung annehmen zu müssen, so wird diese schwerlich als Wohlthat empfunden werden. Die zweckmäßige Verteilung der Gaben an die einzelnen ist besonders schwierig bei großen Uaglücksfällen, wo es möglichst rasch zu helfen gilt.') Es kommt hierbei nicht selten vor, daß ein großer Teil der reichlich eingegangenen Gaben an Unwürdige verschleudert wird, die das Dar gebotene nicht als Wohlthat annehmen, sondern als Raub an sich reißen, und schändlich mißbrauchen. Durch leb hafte Beteiligung der Organe der Kirchgemeinde und Kommun kann diesem Unfug am besten vorgebeugt werden. Besonders segensreich wirken oft kleinere Vereine, die ihre Mitglieder nicht nur zu Beiträgen, sondern zur persönlichen Arbeit an den Armen verpflichten. Je mehr bei Werken der Wohlthätizkeit das Verhältnis von „ Mensch zu Mensch" mitwirkt, um so mehr wird das Empfangene — als Wohlthat empfunden werden. Freilich muß dabei noch ein innerliches, sittliches Moment hinzukommen. Die Armen dürfen nicht den Eindruck bekommen, daß ihnen eine vor- nehme Herablassung gegenübertritt oder gar ein gewisser „Wo h l thätigkeits-Sp ort'"), sondern eine unver fälschte Menschenliebe, der das Geben und Helfen eine heilige Freude bereitet. — Von dem frommen Baron von Cottwitz — in der ersten Hälfte oes Jahrhunderts — wird erzählt, daß er, wenn er z. B. armen Kandidaten oder Studenten eine Unterstützung anbot, er die Annahme der- selben als eine ihm selbst erwiesene besondere Freund lichkeit ansah. Und das war ein Mann, der den größten Teil seines Vermögens zu guten Zwecken verwendet hatte, so daß er die letzten Jahrzehnte seines Lebens in ver hältnismäßig dürftiger Lage war. Das ist das allerbeste Wohlthun — wo der Geber wie der Empfänger sich einer ihm zu teil gewordenen Wohlthat freuen kann. 6. L. ') Der Verfasser hat hier Erfahrungen im Auge, die nicht in unserem Kreise, sondern in einer ganz anderen Gegend unseres deutsche» Vaterlandes bet Gelegenheit eines durch Hochwasser ver ursachten großen Notstandes gemacht worden find. ") Eine beißende Satire auf diesen, auch sachlich oft sehr fehl- greifenden WohlthttigkeitS-Sport hat der bekannte englische Schriftsteller Dickens geschrieben. Zn eine« seiner Romane schildert er nämlich einen Damen-Verein, der sich als eine Hauptaufgabe seiner Thätigkeit gestellt hatte, die wilden Negervölker in Afrika mit .Taschentüchern" zu e rseheo! Reuest« Telegraphische Korrespondenz. SöutsSbery t. Pr., 5. Septbr., abends. Die heutige Parade ist glanzend verlaufen. Nach der Ankunft auf dem Paradefelde ritt der Kaiser die beiden Treffen ab, und zwar das zweite in schnellerer Gangart. Bei den beiden Vorbeimärschen führte der Kaiser dem Könige von Sachsen und der Kaiserin das Grenadierregiment König Friedrich lll. (1. Ostpreußisches) Nr. 1 vor. Der König von Sachsen füllte beide Mal das Ostpreußische Dragonerregiment Nr. 10 und Prinz Albrecht das Dragonerregiment Prinz Albrecht von Preußen (Litthauisches) Nr. 1 vor. Bei den Vorbei märschen kotoyierten Prinz Albrecht und die übrigen Jn- spektenre. Der zweite Vorbeimarsch sand in entgegengesetzter Richtung als der erste statt. Nach dem zweiten Vorbei- marsch hielt der Kaiser die Kritik ab. Der König von Sachsen stieg in den Wagen der Kaiserin und fuhr mit der Kaiserin die Front des Ostpreußischen Dragonerregiments Nr. 10 ab und dann an den beiden Tribünen vorbei in die Stadt zurück. Nach Beendigung der Kritik ritt der Kaiser die Front der Kriegervereine ab, wobei derselbe mehrere Leute anredete. Hierauf ritt Se. Majestät an der Spitze der Fahnencompagnie und der Standartenescadron in die Stadt zurück. Der Kaiser trug die Uniform des Grenadierregiments König Friedrich lll. (1. Ostpreußisches) Nr. 1. — Abends 6 Uhr sand im Moskowitersaale des König!. Schlosses das Paradediner von 250 Gedecken statt. Die Kaiserin saß zwischen dem Kaiser und dem König von Sachsen, welcher zur Linken der Kaiserin Platz genommen hatte. Neben dem Kaiser saß Prinz Albrecht, Regent von Braunschweig. Während der Tafel brachte der Kaiser ein Hoch auf den König von Sachsen aus, welcher dankend mit einem Hoch auf den Kaiser erwiderte. Hierauf brachte der Kaiser einen Toast auf das 1. Armeecorps auS. Sämtliche hier anwesenden Militärattaches waren zu dem Diner geladen. Die Tafelmusik wurde von der Kapelle des Grenadierregiments König Friedrich lll. (1.Ostpreußisches) Nr. 1 ausgeführt. ' Königsberg i. Pr., 6. September, mittags. (Tel. der Bautzener Nachr.) Der Kaiser, der K ö n i g von Dachsen und der Prinz Albrecht begaben sich heute vor mittags 8 Uhr 50 Min. nach dem Manövergelände. Die Generalidee des heutigen Manövers war folgende: Die Südarmee rückt gegen das von den Nordtruppen besetzte Königsberg vor. Epecialidee: Der als Südarmee mar- kirrte Feind unter dem Kommandanten des Hauptquartiers in Plessen will Königsberg auf dem linken Pregelufer ein- schließen. Die Nordtruppen unter ihrem Kommandierenden wollen die ausgedehnte feindliche Linie in der Richtung aus den Thoren durchbrechen. 5. Septbr., abends. Die interparlamenta- rische Friedenskonferenz nahm fast einstimmig die Er- nennung einer Kommission von 6 Mitgliedern an, in welche Hirsch (Deutschland), Stanhope (England), Gobat (Schweiz), Rahusen (Holland), Trarieux (Frankreich) und Housseau-