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^„itag. Ar. 44 8. Juni 1866. Erscheint . . Weis , Dienstags unvWM^M HM W pro QmuSM LL Wnßerm-Ierüma. LL anstalten. ' 8 Psg. Amts- »lld Auzeigt-Platt der Königliches Gerichts-Ämter vsd Atadtriithe za Aippoldisivaldk. /raaensteia aad Atteaberg. Verantwortlicher Redatteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. des Notenwechsels die Blitze hinüber und hxchhesc ,—j , ... . 1 Ein BoLksprogreu«« für dte G-gemvart. (Borgeschlagen von E. A. Roßmäßler.) Wer konnte noch vor einem Monate ahnen, daß wir durch einen plötzlich hervorbrechenden Windstoß gn system und sein Benehmen selbst in dem neuesten Cyn- flicte sind geeignet, das tiefste Mißtrauen zu erregen. Hätte Oesterreich in der schleswig-holsteinischen Frage von vorn herein den Bundesstandpunkt, den es jetzt in der Noth sucht, eingenommen, hätte es nicht die Bundestruppen aus Holstein hinaustreiben laßen, hätte es nicht den Wiener Frieden und den Gasteiner Vertrag abgeschlossen, so konnte der gegenwärtige Conflict nicht entstehen. Darum empfiehlt der Depu- . tationsbericht unserer zweiten Kammer mit Recht der Regierung, sich von jeder einseitigen Parteinahme fern zu halten. „Das sächsische Volk hege zwar die freund lichsten Gesinnungen gegen das österreichische, es könnte aber keinen Augenblick in Zweifel sein, daß die geisti gen und materiellen Interessen es unauflöslich mit dein preußischen Volke verknüpfen." Mit diesen Wor ten ist der Standpunkt bezeichnet, den die weitaus große Majorität des intelligenten Theils der Bevölke rung einnimmt, der Standpunkt, den auch unsere Re gierung in Sachen des französischen und italienischen Handelsvertrags, sowie des Zollvereins, vielleicht gegen Wunsch und Willen der österreichischen Staatsmänner, eingenommen hat. Unsere Interessen weisen uns nach Preußen, und darum kann es uns keine Freude bereiten, wem: der preußische Staat zertrümmert würde. Wir glauben annehmen zn dürfen, daß sich das preußische Volk über die Größe der Gefahr nicht in Zweifel befindet, und so unwillig dasselbe jetzt offenbar in den Krieg geht, so wird es sich doch ganz entschie den auftaffen, wenn die Existenz des Staats in Frage kommt; es wird, wie 1813, ein Volkskrieg entstehen ' „ n Dann drohen uns Zustände, auf welche das prophetische Dichterwort Anwendung findet: „Ein Theil des Volks wird fech ten, der andre fechten gehn," Doch noch ist das letzte Wort nicht gesprochen, und wenn auch die Hoff nungen auf Erhaltung des Friedens schwächer als je sind, so ist doch bis zum Bruche des Friedens immer noch ein bedenklicher Schritt. Gebe Gott, daß er nicht gethan wird! Politische Wetterbeobachtungen. 7. Ein Theil des Volks wird fechten, Der andre fechten gehn! An Stelle des veränderlichen Wetters im April und Mai ist die Gewitterschwüle des Juni getreten. Gerade so sieht's am politischen Himmel aus; eine stille, schwüle Luft drückt auf die Gemüther, Gewitter und Wetterleuchten ringsum. Noch ist kein verderb licher Schlag gefallen, aber in ängstlicher Spannung warten die Menschen der Dinge, die da kommen sollen. Wir haben keine Stimme in der Presse gefunden, die vom Pariser Congreß, (der jedoch nicht zu Stande kommt) den Frieden erwartete. Inzwischen hat Oesterreich die ' schleswig-holsteinische Frage dem Bunde überwiesen; es ist kein Zweifel, wie die Entscheidung fallen wird, und daß der Bund vor Allem die Räumung der Herzogthümer von österreichischen und preußischen Truppen beschließen wird. Wird und kann Preußen gehen? Baiern hat die Zurückziehung der österreichi schen und preußischen Truppen aus den Bundesfestun gen Mainz und Rastatt beantragt. Werden die Groß mächte dem Anträge und Beschlüsse sich fügen? Wie soll es mit Venedig werden? Die österreichischen Blätter erklären fast einstimmig, daß von einem Tausch mit türkischem Gebiet nicht die Rede sein könne. So scheint denn der Congreß nur eine Vertagung des Kampfes zu sein. Nur eine entfernte Möglichkeit giebt es noch, den Frieden, inDeuschland wenigstens, zu erhalten: das ist der Sturz des preußischen Cabinets. »» Nach allen Zeichen zieht sich allerdings der Gürtel von mit allen furchtbaren Consequenzen. Batterien und Minen, um dieses Ministerium zu stürzen, immer enger; ob es gelingen wird, ist freilich fraglich, noch mehr fraglich, ob sich Männer finden . werden, den Nachlaß des Grafen Bismarck anzutrete». Nicht ohne bange Besorgniß sieht der große Theil Deutschlands auf die Gefahr, in welche das preußische Staatsschiff durch seine gegenwärtigen Steuermänner gebracht worden. So sehr man die Beseitigung des Letzteren wünscht, so beklagenswerth würde andererseits ein Zerfall oder eine Zerstückelung des preußischen Staates sein. Es ist .nicht gleichgültig für die Sicher heit und Freiheit Deutschlands, ob eine compacte, in einen Staat vereinigte Masse von SO Millionen Deut- schen vorhanden ist oder nicht. Oesterreich.hat seit Jahrhunderte» nicht verstanden, das Vertrauen des deutschen Volkes zu erwerben^ man hält es auch jetzt .ftir emen „unzuverlässigen Freund." Oesterreichs den Napoleonischen Kriegen, das so lange auf Deutschland haftende Metternich'sche Regierungs-