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ole Dies Blatt enthtlt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Anns an- - waltschast und des Stadtrates M Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger Otto Meyer in Adorf Tel-Adr.- Grenzbate 270. Dienstag den 21 November 1M2. Kahrg. Hengstkorung I« Wü Her WUmi-lWiMlist SeM Ml. der öMk MM. Ml. AMMAN NN» WM. A«f Grund von Z 1 der Hengstkörgesetzes vom SO. Juli 1916, Gesetz- und Ver ordnungsblatt Seite 89 flgd. dürfen nur solche Hengste zum Decken verwendet werden, die bei einer vorgenommenen Prüfung (Körung) als zuchttauglich erklärt (angekört) wor den sind. Die Besitzer der dem Körzwange unterworfenen Hengste werden hiermit aufgesor- dsrt, ihre Hengste bis zum 15. Dezember 1922 bei der Amtechauptmannschaft zur Körung anzumelden. Bei der Anmeldung sind Ge burtsjahr oder Alter, Karbe, Abzeichen und Schlag de« zu körenden Hengste anzugeben. Tag und Ort der Körung werden rechtzeitig in den Amtsblättern bekanntgegeben werden. Wer entgegen de« Gesetze Hengste zur Zucht verwendet oder Stuten durch nicht ge körte Hengste decken läßt oder dem Körzwange unterworfene Hengste innerhalb der vor gesehenen Frist nicht anmeldet, wird mit Geldstrafe bis 1500 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. 584 I L Oelsnitz i. B., 18. November 1922. Die Amtsha«pt»a»«schafi. Schlagfahneverbot. Es wird erneut in Erinnerung gebracht, daß das Verbot, Schlagsahne her- znftelen, Vollmilch und Sahne in Konditoreien, Bäckereien, Gastwirtschaften i v. zu verabfolgen, unverändert fortbesteht. Im Zuwiderhandlungsfalle machen sich die In haber derartiger Betriebe nach § 10 der Verordnung über den Verkehr mit Milch vom 30. April 1921 (Reichsgesetzblatt Seite 498) strafbar; ebenso setzen sich Händler, die solche Betriebe beliefern, der Gefahr der Bestrafung aus. 693 Lr. Oelsnitz i. V., den 16. November 1922. Der Bezirksverbauv. Was gibt es Aeues? '— In Lausanne tritt au diesem Montag die vrtenk- konferenz zusammen. - — Eine Reutermeldung stellt in Abrede, dah die Flucht des Sultans auf englischem Druck erfolgt sei. — Der englische Arbeiterführer Clynes hat ZeitungS-' Vertretern gegenüber erklärt, daß die Arbeiterpartei auf Grund des Wahlergebnisses jeden Augenblick bereit sei, die Regierung zu übernehmen. — Durch die Vertagung der JnterpeNaktonSdebatte rn der französischen Kammer ist die Regierungskrise hinaus- geschoben worden. — Angesichts der Schwierigkeiten der Kabinettsbildung stieg der Dollar an der Berliner Börse wieder auf rund 7.000. Vuß- und Vellag. Aus längst verklungenen alten Zeiten ist und In Deutschland nördlich vom Main der Buhtag er- Halten geblieben. In den Tagen, als er durch landes- vehördliche Bestimmung festgesetzt wurde, ward sein Termin in die blühende Frühlingszeit, zwischen Ostern und Pfingsten, gelegt, vor einem Menschenalter etwa dann in die grauen Herbstwochen, an den Schluß des Kirchenjahres. Zeit zu bitten und zu beten ist immer Im Leben, aber die frühere beschauliche Lebensart, di« bescheidene Lebensweise, in der man moderne Errun- venschaften und Schwächen nicht kannte, in der tau- send Taler ein gewaltiges Stück Geld darstellten, hielt es für angebracht, die Notwendigkeit der inneren menschlichen Einkehr auch äußerlich durch einen beson deren Tag zu bezeugen. So entstand der Bußtag, und er ist geblieben, wenn er auch in der heutigen Genera tion nicht mehr der völlig „stille" Tag ist, wie ehedem, und die Auffassung über ihn bei vielen eine andere ge worden ist. Aber es tut schon gut, einmal etwas genauer darüber nachzudenken. Dieser amtliche Buß -und Bettag soll nicht ver gessen lassen, daß in unser Leben eine ganze Zahl dvn Bußtagen, das heißt Stunden der Neue, eingestreut ist. Dem ist so, wenn auch das schnell dahinstürmende Jahr sehr viel in unserem Gedächtnis verwischt, das wir festhalten sollten. Denn kein Mensch ist so hoch gestellt in seinem Denken und Fühlen, daß für ihn nicht Augenblicke kämen, in denen er mit schmerzlichem Empfinden auf den Ankläger in der eigenen Brust lauschte, der ihm seine Handlungsweise vorhielt, aus das Gewissen. Denn so gerecht und untadelhaft ist niemand seinen Weg gewandelt, dah ihm nicht die spätere Gewißheit käme, du hättest mancherlei anders machen können und machen müssen. Die Reue pocht lebhaft an die Herzenstür, sie mahnt zur Buße, das ist zum Willen zur Aenderung. Wer hat diese Stunden nicht erlebt? Und wenn ihn jetzt die Erinnerung an diese Stunden nur eine einzige ergreift, so wird für ihn der Bußtag von heute nicht umsonst dagewesen sein, als eine Raststätte im Jahre, an der die wilden und schweifenden Gedanken sich beruhigten und dem Kern unseres Daseins zuwandten. Bettag! Bete und arbeite, kein verheißungsvol leres Geleitwort kann sich der tätige und pflichtgetreue Mensch in sein Ränzlein stecken als eins Wegzehrung wie dieses. Gerads heute! Auf dem politischen Pro gramm steht obenan als erster Satz: „Die Vermehrung der Produktion ist die erste Notwendigkeit". Was hier in eine volkswirtschaftliche Formel eingekleidet ist, da- isagt uns schon feit vielen Jahrhunderten das einfache „Bete und arbeite!" Die drei kurzen Worte mahnen zur Pflichttreu« in der Arbeit, denn ohne die treue Pflichterfüllung ist jede Tätigkeit nur Schall und Rauch. Wer arbeitet, der bittet ganz von selbst um Segen für sein Mühen, und wer zum Beginn seines -Lkwslens seinen Blick zum Simmel wendet, der hat ! ein tyebet zum Schöpfer aller Dinge empovgesandt ! Das ist für uns Menschen so natürlich, ist uns so r in<Fleisch und Blut übergegangen, daß wir gar nicht ; anders können. Wenn wir an diesem verschriebenen > Bettag die Arbeit ruhen lassen, so lassen wir doch nicht ' unser Denken an sie feiern. Dem Feiertag sollen i die Tage des erhöhten Schaffens in treuer Pflicht folgen. Buß- und Bettag! Was an guten Vorsätzen für die Zukunft vorhanden ist, das mag sich Vereinen mit dec energischen Kraft der Pflichterfüllung in der Ge genwart. Dann haben wir, was dieser stille Tag der Ruhe und inneren Einkehr in der schwermütigen Herbstzeit besagen will. In der Ferne winkt als strah- : lender Hoffnungsschimmer der Erfüllung der Stern ! der Weihnachtszeit! Pomcars über die Markentweriung. Ein Bertrauensvotlnn-Ersatz. Die große Jnterpellationsdebatte in der Pariser Kammer nahm nach einer großen Rede Poineares in sofern einen überraschenden Ausgang, als sie nicht mit dem üblichen Vertrauensvotum endete. Die Kam mer nahm vielmehr mit 462 gegen 71 Stimmen einen Antrag Poincaräs an, die Weiterberatung um einen Monat zu vertagen. Im Sinne des modernen Par lamentarismus bedeutet das einen Erfolg Poincaräs, der somit jedenfalls für einen Monat wieder fest im Sattel sitzt. Li« Rev« PoinearL- begann mit den üblichen Versicherungen von der Frie densliebe Frankreichs und dann folgte der ebenso übliche i Appell an die Einigkeit der Alliierten, die vor allem i auch bei der Lösung der Reparationsfrage ge- ! Wahrt werden müsse. Zweifellos, so sagt Poincars, > ist die Zahlungsfähigkeit Deutschlands augenblicklich ! verringert. Aber ich glaube, daß diese Lage, die übri- ' gens Deutschland selber verschuldet hat, schnell ge- j bessert werden könnte. Die Stunde ist jetzt gekommen, ! wo die Alliierten sich über die Maßnahmen eini- > gen können, die sie gegenüber dem deutschen j Zahlungsversäumnis zu ergreifen haben. Deutschland hat nach Beendigung des Krieges die An zahl und Entlohnung seiner Beamten systematisch er höht. Es hat seine Kanäle und Eisenbahnen aus gebaut und nach allen Seiten Geld «usgegeben, ohne neue Steuern auszuschreiben und die alten eiuzuziehen. Danach darf es jetzt nicht behaupten, daß die Entwer tung der Mark von der Größe der deutschen Schuld und der geleisteten Zahlungen herrühre. Die Hauptursache ! ist in der j Unordnung dos Budgets, die Deutschland gewollt oder mindestens geduldet hat, zu suchen. (Beifall.) Ohne Zweifel gibt es. noch er gänzende Ursachen, die diesen Fall beschleunigten. Die deutsche Handelsbilanz soll, was allerdings sehr schwer fcstzustellen ist, Passiv sein. Solange die geforderte Finanzkontrolle nicht funktioniert, werden wir nicht wissen, woran wir uns zu halten haben. Der Redner erkennt allerdings an, daß Deutsch land so wenig wie andere Länder im Augenblick seine auswärtigen Schulden mit Geld bezahlen könnte. Es könnte aber diese Schulden durch Neverlassung von AuslandsforverunKc« begleichen; denn Deutschland sei in der Lage, sich Auslandsforderungen zu verschaffen, wenn es seine Finanzen reformiere. Anderer seits könne Deutschland durch Sachlicferungen «ud durch Leistung von Arbeit, sei eS im zerstörten Gebiet, sei es bei öffentlichen Arbeiten von außergewöhnlicher Art, zahlen. . .. . Poincare kritisierte dann die Vorschläge des Ab geordneten Raynaud, die sich auf die Nebertragung eines Teiles der deutschen Industrie auf das Ausland beziehen. Als letztes und sicherstes Mittel bleibe für die Zahlung der deutschen Reparationsschulden eine deutsche Ausländsanleihe oder mehrere solcher Anleihen übrig. Bevor eine solch« Anleihe jedoch zustande komme, müsse die deutsch« Währung stabilisiert werden. Frankreich jedenfalls kann keine der Waffen aufgeben, die ihm der Versailler Vertrag geliefert hat. Die bisherige englische Politik sei eine negative Politik, die aus die Dauer nicht aus reiche. Frankreich habe das Recht auf seiner Seite. In Brüssel müsse man alles tun, um Frankreich diese- Recht zu verschaffen. Die Konferenz von Lausanne. England und die Balkanstaate«. An diesem Montag nachmittag findet in Laus»'ne die seierliche Eröffnung der Orientkonferenz durch de« schweizerischen Bundespräsidenten Dr. Haub statt. Dis Vertreter der verschiedenen an der Konferenz teilneh menden Staaten sind größtenteils am Sonntag in Lausanne eiugetroffen. Für Sonntag nachmittag war eine Begegnung Poineares, Lord Curzons und Musso» linis in Territet bei Lausanne vorgesehen. Ob die B^ mühungen, Frankreich und England bei dieser Kon-- ; ferenz unter einen Hut zu bringen, von Erfolg gekrönt i sein werden, bleibt abzuwarten. Die Stellung Eng- ! lands dürfte jedenfalls dadurch eine Stärkung erfah ren, daß ihm die Balkanstaaten bei seinen Hauptfach- lichsten Forderungen Gefolgschaft leisten. So erklärt« der rumänische Außenminister Duca, der Rumänien in Lausanne vertritt, vor seiner Areise, das Haupt ziel Rumäniens sei eine tatsächliche Freiheit der Meer- engen. Die Belgrader Presse erklärt, offenbar auf Grund amtlicher Informationen, die Verbündeten müßten in Lausanne mit der Tatsache rechnen, daß Ks- mal Pascha zwar die Griechen aber nicht die Ve'küu- ! oeten besiegt habe. Die Verbündeten müßten dafür ; sorgen, daß eine Ausbreitung der türkischen Macht auf den christlichen Balkan unbedingt verhindert werde, da in dieser Hinsicht England die Führung übernom- ! men habe, müßten sich die Balkanstaaten der Aktion i Englands anschliehen. Die rumänische Regierung hat in London de« > Anttag gestellt, daß zwischen der Türkei und Bulga rien eine unter internationale Garantie gestellte new ! ttale Zone geschaffen werde, die dem Schutze des rumä nischen und jugoslawischen Heeres anvertraut werden j soll. Wie aus London gemeldet wird, ist der rumäni- , sche Antrag von britischer Seite angenommen worden. Das Endergebnis der englischen Wahlen. Konservativ« Mehrheit von IVO Stimmen. Nach dem nunmehr vorliegenden Schlußergebnir der englischen Wahlen ist hervorzuheben, baß die Kon servativen und das Kabinett Bonar Law mit einer überwältigenden Mehrheit abgeschlossen haben. Die : Konservativen haben 358 Sitze und werden demnach ! im Unterhaus eine Mehrheit von rund 100 Stimmen ! (358 gegen 257) über alle anderen Parteien besitzen. ! Die Arbeiterpartei hat es von 75 auf 138 Sitze ge- ! bracht. Sie wird nun die offizielle Oppositionspartei sein. Für die Liberalen ist der durch Lloyd George verursachte Spaltungsprozeh verhängnisvoll geworden. Die Liberalen Lloyd Georges haben nur 54 Sitze gegenüber 121 erhalten, während die Liberalen As quiths eine kleine Verbesserung von 52 gegenüber ! 34 Stimmen zu verzeichnen haben. Bon den weib- lichcn Kandidaten wurden nur drei gewählt. i