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Ur. 52 24. Jecemöer, 1863 Donnerstag, Lin Unterhaltendes Wochenblatt für den Würger und Landmann ft»«, kl Mich». «K- » ...... -... — .. ... Nedatttur u«d Verl«-er: Friedrich Walther. »ierteljährltch L»'>N-r. A» be-it-m dmch alle V» Voß- - Auf das mit nächster Nummer beginnende neue Abonnement der S. Dorfzeitung nehmen alle K. Postämter und Posterpeditivnen, gegen vierteljährliche Vorausbezahlung von 12t Ngr., Bestellungen an und kann das Bläkt bei denselben ohne anderweite Preiserhöhung allwöchentlich in Empfang genommen werden. AW- Die Dresdner Pränumeranten, welche ihre Bestellungen direct bei uns (Neustadt, kl. Meißner Gaffe Nr. 3) machen, erhalten das Blatt allwöchentlich ohne Preiserhöhung in das Haus gesandt. ; , Inserate finden bei der bedeutenden Auflage unseres Blattes durch dasselbe, sowohl in Dresden und dessen Umgegend, als auch in der Provinz die ausgedehnteste Verbreitung. . Dresden, am 23. December 1863. F/sS * Politische Weltscharr. In wenigen Tagen ist ein Jahr dahingerollt inS Meer der Geschichte, das so recht alle Zeichen unserer unfertigen Ueber- gangszeit an sich trug, ein Jahr, in dem die klaffenden Wunden der europäischen Politik zu offnen, unheilgähnenden Schlünden sich erweiterten, ein Jahr, in dem von Neuem sich bewährte der alte Satz: das ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Bösts muß gebären. Das Jahr begann mit — Polen, es endet mit — Schleswig- Holstein: damit ist Attes gesagt. Hier wie dort unterdrückte Nationen, gefesselt durch völkerrechtliche Verträge, gemartert durch willkürliche Auslegung dieftr, ohnehin schon rechtswidrigen Verab redungen. Dort aber ein Volk im Aufstande, ein Volk, das grau- samen Druck mit grausamen Mitteln abwehrt und dabei) wo^ nicht in Thatrn/-so doch in Worten und, Noten sich der Theil- nahme ganz Europa's zü erfreuen hat. Hier — in Schleswig- Holstein ein Volk, das von dem Boden des strengen Rechts sich nicht entfernt — und dafür von allen Großmächten Europa's verlassen ist. Milten im Jahre traten zwei Ereignisse hervor, die bedeutungsvoll werden konnten, aber bald genug nur als Meteore am politischen Horizont sich darstellten: der deutsche Fürsten- congreß in Frankfurt, ein Werk des Kaisers von Oesterreich, und das Project eines europäischen Fürstencongresses von Louis Na poleon. Alle diese Ereignisse drängten einander. Die polnische Revolution nahm im Frühjahr die Theilnahme gefangen, wurde im Sommer durch .die französisch-österreichisch-englischen Noten gefördert. Oesterreich, hier im- Bunde der liberalen Großmächte, sachte Preußen, seinen Gegner in der russisch-polnischen Frage, auch am Bunde auszustechen durch ein liberales Vorgehen, das mindestens in dem kritischen Theile seiner Begründung, in der Berurtheilung der bisherigen Bundesverfassung von dankens- werther und denkwürdiger Bedeutung ist. DaS Jubeljahr der Freiheitskriege sollte den nie zuvor geschauten Anblick eines deutschen Fürstentages geben, mit ihm die Hoffnung Deutsch lands auf endliche Einigung einen erheblichen Schritt weiter führen. Der Frankfurter Fürstentaa, im Verein nM einem russischen Eongreßvorschlag flößte Louis Napoleon v'eN todt- geborenen Wunsch eines europäischen Fürstentags ein, einen Wunsch, der sich erfüllt, wenn dereinst das Prophetenwvrt wahr wird, wenn der Wolf mit dem Schaf unter den Klängen der Elihu-Burrit-Pfeife auf einer Wiese in Frieden grasen. Im Ernst kann an eine friedliche Ausgleichung der brennenden Gegensätze nicht gedacht werden.. Victor Emanuel und Pius IX., italienische Einheit und Kirchenstaat — wie sollen die sich in Güte ver tragen. Und derartiger Gegensätze giebt es noch mehr in Europa, die kein napoleonisches Heilmittel kuriren kann. Uns Deutsche brannte keine Wunde schmerzlicher, als die, welche unsere Vor- FünsnuvWanzigster Jahrgang. IV. Quartal. Mächte Preußen und Oesterreich im Verein mit Rußland und England in Schleswig-Holstein uns geschlagen. Gott sei Dank, die Wunde ist endlich aufgegangen, die Krisis ist da — die letzte Entscheidung gekommen. Sie findet das deutsche Volk seiner würdig. Verschwunden ist der alte Hader: Nord und Süd, Großdeutsch und Kleindeutsch, Katholik und Protestant — das ganze Volk beseelt ein Gedanke: Schleswig-Holstein muß frei werdend vom dänischen Joch, muß ganz zu Deutschland gehören. Und diese Frage, sie ist nicht blos für Schleswig-Holsteins Zu kunft, sie ist für Deutschlands eigne Gestaltung von Bedeutung. Die Uebeteinstimmung der mitteldeutschen Regierungen mit dem gesammtdeutschen Volke — in keiner Frage so wie in dieser bisher zu Tage getreten — kann leicht auf die zukünftige Gestalt Deutsch lands vom wesentlichsten Einfluß werden, leicht dahin führen, daß Großdeutsch und Kleindeutsch weichen vor dem Rein- deutsch, das in dieser Frage entschieden weder Oesterreich noch Preußen vertritt. Und was in dieser schweren Zeit der Span nung fedeS Patrioten Herz, besonders auch in unserem Sachsen lande erfüllt, dessen Söhnen vielleicht bald schon beschieden ist, die Zukunft Deutschlands mit ihrem Blute zu besiegeln: — das sei auch unser letzter Wunsch zum Jahresschluß: daß Schleswig- Holstein frei und Deutschland einig werde. Deutschland. Uebcr den Inhalt der Instructionen, welche den nach Holstein gesandten Civilcommissaren vom Bunde ertheilt worden find, liegen bis jetzt nur kurze Notizen vor, die indessen wenig Tröstliches enthalten. Hiernach soll des Um standes, daß die Erbfolgefrage vom Bundestage als eine offene betrachtet wird, in den Instructionen gar nicht gedacht sein. Auch wird es den Commissaren zur Pflicht gemacht, jeden Zu sammentritt der holsteinischen Stände, selbst wenn deren Mit glieder auch nicht als Corporation berathen wollten, zu verhindern, obgleich es in der gegenwärtigen Krisis von großer Wichtigkeit sein würde, die Stimme der gesetzlichen Landesvertretung zu vernehmen. Ferner sind alle Schritte zu Gunsten einer etwaigen Regierung-- thätigkeit drs Herzogs Friedrich von Augustenburg und vor allem die Bildung einer holsteinischen Armee verpönt. So meiden ziemlich übereinstimmend die Zeitungsberichte, und der Umstand, daß der frühere hannöverische Minister v. Münchhausen das bereits über nommene Amt eines Bundescommiffars schließlich auS patriotischen Bedenken abgelehnt hat, scheint jene Angaben nur zu bestätigen. Auch spricht die Thatsache, daß die Dänen ganz im Widerspruch mit ihrem bisherigen Verfahren jetzt bereit sind, sich ohne Wei tere- der Erecution zu fügen, sattsam dafür, daß sie vom Bun destage, so lange Oesterreich und Preußen in Frankfurt a. M. die Oberhand behalten, nichts Schlimmes fürchten. Aber trotz dieser für die gute Sache der Herzogthümer betrübenden ' Anzeichen darf man an dem endlichen Siege de- Rechts nicht Ü2