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Dienstag den 29. Februar 1916 Sächsische ganz Deutsch, ui Oesterreich B»,»8«pret«i A»»aabe ^ mit tNustr. Beilage vierteljährlich 8.10 In Dresden und tand frei Haus «.Sit ; «.4» K. «»«gab» 0 vierteljährlich I.viO In Dresden und ganz Deutschland frei Haus 8.88 Xi in Oesterreich 4.0? ii. lkinzel-Nununer 10 Die Sächsische BoikSzeitung erscheint an allen Wochentagen nachmittags. UolksMimg Geschäftsstelle und Redaktion, Dresden »A. 16, Holbetnftrahe sS Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 Slnzeineni Annahmrvon GelchäslsnnzeiaenbtS lOUHr. von Aannlienanzeigen dis II Uhr vorm. Preis lür diePelit-Spaltzeiie 80 4. im Bella, nietcil OO Für undeutlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgcgedene Anzeigen können wir die «elanlwortiichkcit siir die Richtiglrit des Lepe» nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: I I—18 Uhr vorm. Organ der Ientrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich wachsen. Ausgabe mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe 8 nur mit der Wochenbeilage. weitere Fortschritte bei Verdun Betende Helden Wir lesen in der „Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Kirchenzeitung", Ar. 7: „Zur Charakteristik des Generalfeldmarschalls Mackensen mag ein Brief dienen, den er seiner greisen Mutter schrieb (Unser Mackensen. Ein Lebens- und Charakterbild von Dr. Otto Kolshorn Berlin 1916, Ernst Siegfried Mittler u. Lohn): „Nun ist Dein Junge Gene- ralfeldinarschall geworden, hat die höchste Würde erlangt, die einem Loldaten in seinem Berns beschieden sein kann, und hat sie sogar vor dem Feinde, also in Betäti gung seines Berufes, erworben. Ter liebe Gott hat meine Berufswahl und damit mein Leben sichtbar gesegnet. Weit über mein Verdienst und mein Erwarten hat Er mich mit Glück überhäuft, von Ltnse zu Ltnfe empor getragen und mich zum Werkzeuge der Liege gemacht, mit denen Er unser Volk begnadigt. Ich vermag es oft gar nicht zu fassen, daß das alles Wirtlichkeit ist, und warum gerade ich es bin, den das Loldatenglück sich aus gesucht hat. Meine Dankesschuld ist unermeßlich. Und welch ein weiteres Glück, liebe Mutter, das; Du diesen Aufstieg Deines Sohnes, diese Erfüllung seines Berufes »och erlebst. Wem; etwas meiner Freude noch eine be sondere Weihe geben kann, so ist es diese ungewöhnliche Tatsache. Ich erblicke in ihr eine ganz besondere Gnade Gottes und messe Deinen Gebeten einen großen Anteil o» den Erfolge», die sich an meinen Namen knüpfen, bei. Wieviel Männer in meinem Alter können noch an eine Mutter schreiben, wie wenige sich noch ein Kind nennen hören und damit jung fühlen! Ich glaube, Tn bist die erste nichtfürstliche Frau in unseren! Vaterlande, die einen Lohn als Generalfeldmarschall auf betenden! Her zen durchs Leben tragen kann!' Solange Deutschland solche betende Helden und Führer bat, kann es nicht untergehen. Bleibt nur der Wunsch, daß das deutsche Volk in seiner Gesamtheit bei diesen Betern im Gebete ausharrt bis ans Ende. Das Gebet ist die modernste Waffe. Wenn das Gewehrmodell von 1916 längst veraltet ist, wird das alte Christengebet immer noch neu sein. Möchten das alle unsere Landsleute klar ein- schen. Gar manchem aber, meinen wir, fehlt diese Er kenntnis. Es täte ihm not, daß er Gewalt brauche und, »sie die hl. Theresia sagen würde, „sich Fenster ins eigene Fleisch schneide". (Vergl. „Stimmen der Feit". (5. Heft, 16. Jahrgang.) K. Verheimlichtes Getreide Die Bestandsaufnahme von Getreide im Januar hat bekanntlich das Ergebnis gezeitigt, daß wir über größere Vorräte an Brotgetreide verfügen, als nach der Schätzung vom 16. November 1915 angenommen worden ist. Infolge dessen ist die Landwirtschaft der „Verheimlichung von größeren Mengen Getreides" beschuldigt worden. Hierzu schreibt die „Sächsische Landwirtschaftliche Zeitschrift", das Amtsblatt des Landeskulturrates im Königreiche Lachsen: „Einem „Verheimlichen" kann nur die Absicht zugrunde liegen, die betreffende Ware nicht abzuliefern, sondern zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse zu verwenden. Nun würde aber doch wohl der Landwirt mit der Verwertung des verheimlichten Getreides nicht erst gewartet haben, bis die Kontrolle erscheint, zumal diese keineswegs unerwartet gekommen ist, sondern vorher angekündigt war. Eine ein fache Uebcrlegung hätte dahalb dem Blatte zeigen müssen, wie töricht imgrunde ihre Behauptung ist. Nachdem mau sich soviel mit landwirtschaftlichen Fra gen in der letzten Zeit beschäftigt hat, sollte man nun eigentlich auch in der Großstadt wissen, wie außerordentlich schwer es ist, den Körnerertrag des Getreides vor dem Ausdrusch auch nur einigermaßen genau zu schätzen. Auch kann man es den Landlvirten wohl nicht verdenken, wenn sie mit ihren Angaben vorsichtig gewesen sind und vor allem eine Ueberschätzung vermieden haben. Wie wäre man wohl über sie hergefallen, wenn das endgültige Trusch- ergebnis hinter den Schätzungen im Herbst zurückgeblieben Märe! Wie hätte man in den Kreisen der Konsumenten gezetert über den Mangel an Gemeinsinn, über Profitsucht und Geldgier der Agrarier! Demgegenüber darf man das jetzige Ergebnis der Ausnahme als ein erfreuliches Zeichen dafür ansehen, daß die gesamte Landwirtschaft bis auf verschwindende Aus nahmen es mit den Bestimmungen über die Beschlag nahme und Verfütternng des Getreides ernst genommen hat. Es ist nichts verheimlicht worden, sonder» es wird Das Neueste vom Tage Zur Schlacht bei Verdun Bern, 28. Februar. <W. T. B.) „Leeolo" schreibt, cs sei sicher, daß Verdun, obgleich es für die Franzosen nicht von entscheidender Bedeutung sei, für die Deutschen einen außerordentlichen Wert habe. Angesichts dieser Tatsache sei es natürlich, daß ganz Paris in großer Angst und Besorgnis lebe. N otterda m , 28. Februar. <W. T. B.) Oer Notter- damsche Courant meldet aus London: Die Blätter gehen in ihren Ansichten über die Schlacht von Verdun auseinander. Einige halten den Geländeverlust der Fran zosen für ernster als die übrigen. So schreibt u. a. die „Times": Wie die Franzosen gestern meldeten, wurde das Fort Donaunionl in den ersten Kriegsmonaten abge- rüstet. Es befanden sich keine Kanonen und keine Mann schaften darin. Diese Erklärung ist ebenso wichtig wie ein fach. Moderne Forts sind dazu verurteilt, Fallen für Kanoncnfener zu werden, wie Lüttich bewiesen hat. Man muß Verdun als einen Teil der Linie der Verbündeten be trachten und nicht als eine Festung mit besonderen Eigen schaften. Bern, 28. Februar. <W. T. B.) Die Pariser Zei tungen bemühen sich krampfhaft, keine Unrupe über die Schlacht bei Verdun anfkommen zu lassen. Durch alle Blätter geht die Nachricht, daß Douaumont von den Fran zosen »'jeder erobert worden sei. Alle Kritiken heben die u n g e h e u e r e Wucht des deut s ch e n Angriffes hervor. l>. a. heißt es: Die Nückzugsopera- tion sei nur ein Manöver, um den Feind nunmehr heran- znlocken und ihn um so sicherer zu vernichten. Zu de» Kämpfen um Tonaumont Berlin, 29. Februar. Tie Morgenblätter melden: Bei den vergeblichen Angriffen der Franzosen, das Fort Douaumont wiederznnehmen, ist es erklärlich, daß in den französischen Zeitungen allerlei Lesarten auftauchen, die schwer kontrollierbar sind. Dem „Figaro" zufolge soll Briand in den Wandelgängen der Kammer gesagt haben, daß ein von der französischen Verteidigung bisher in Ne- serve gehaltenes Armeekorps angesetzt werde. Die ersten Gefangenen Wie verschiedenen Morgenblättern aus Gießen ge meldet wird, sind in dem dortigen Gefangenenlager 199 Gefangene aus der Schlacht von Verdun eingetroffen. Erhöhte Kninpftätigkcit im Olierelsnß Im Oberclsaß hält die erhöhte Kampftätigkeit an. Wie der Sonderberichterstatter der „Köln. Ztg." meldet, ist allenthalben in den südlichen Provinzen starker Geschütz donner vernehmbar. Besonders lebhaft sei das Feuer im Tale von Mctzeral und in der Umgebung von Altkirch, wo letzthin ein Vorstoß stattfand, sowie an der Schweizerischen Grenze bei Obersept, wo letzter Tage durch Wegnahme einer französischen Stellung eine wesentliche Verbesserung der deutschen Froutlinie stattgefunden hat. Zur Flucht der Italiener Im „Berl. Lokalanz." wird über die Flucht der Italiener aus Durazzo geschrieben: Ueber Hals und Kopf sind die Italiener aus Durazzo geflüchtet. Sic mußten fast die gesamte A r t i l l e r i e - M u n i t i o n und viele Geschütze, sowie riesige Lebensmittel- v ü r r ä t e den, Siegern überlassen. Das von den Italic- nern angelegte Feuer, durch das die Stadt großen Schaden erlitt, wurde von den K. u. K. Truppen teilweise gelöscht. Norwrgischc Kricgskrcditbewillignng Christiania, 29. Februar. In der Sitzung des Staatsrates wurde beschlossen, eine Vorlage zur Bewilligung von 19 Millionen Kronen zum Schutze der Neu- tralität einzubringen. alles bis auf das letzte Korn abgeliefert lverden, denn die Kommissionen haben das Getreide, soweit es nicht über haupt schon dem Kommunalverband übergeben war, nicht in einem versteckten Winkel, sondern offen auf dem Scknitt- boden oder in der Sclieune vorgefunden. Der Weltkrieg Ocsterrcichisch-ungarischcr Kriegsbericht Wien. <W. T. B. Amtlich wird verlnutlmrt den 28. Februar 1916: N n ssis ch c r » n d F t n l i c n i s ch e r K riegs- s ch n n p 1 n <>. Nichts von besonderer Bedeutung. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere Truppen habe» in Durazzo bis jetzt a» Beute eingebracht 26 Geschütze, dnruntcr 6 Küstengeschütze, 19 OM Gewehre, viel Artillcriemunitivn, große Verpflegniigsvor- rätc, 17 Tegel und Dnmpsschisse. Allen Anzeichen zufolge ging die Flucht der Italiener ans ihre Kriegsschiffe in größter Unordnung und Hast vor sich. Der Stellvertreter des Ehefs des Generalstabs: v. H ö s c r , Fcldmarschall Leutnant. Vom westlichen Nnegsschnuplal; Ucbcr die Kämpfe bei Verdun drahtet der auf dem westlichen Kriegsschauplätze weilende Berichterstatter der „Köln. Volksztg." seinem Blatte: „Das Tempo der Frontverbesserung bei Verdun und die Erfolge sind gewaltig. Von dem überall sichtbaren Douaumont haben unsere Truppen häufig schweres Artilleriefeuer ertragen müssen. Oft richteten sich die Blicke der Offiziere auf die gewaltige Feste, »sie fragend, ob Wohl einmal dieses Ball w erkb e z w u n g e n wer den könne. Der Berichterstatter des Blattes wendet sich gegen die französischen Angaben über unsere Verluste. Wie will jemand, der dauernd znrückgeschlagen ist, wissen, was wir an Verwundeten und Toten hinter uns ließen? Wir können da den Berichten unserer Heeresleitung blind glaube n." Der Berichterstatter der „Köln. Ztg." drahtet: „Die außerordentliche Kriegsbeute wird absichtlich noch nicht an gegeben, um Doppelzählungen durch verschiedene Truppenteile zu v e r m eide u. Mit Erstürmung Donau nionts ist die ganze nordöstliche Befestigung Verduns schwer bedroht. Durch die Erfolge in der Woövre-Ebene ist die französische Front in einer außerordentlich weiten Erstreckung ins Wanken gebracht. Damit können wir uns der Maashöhen auch von Südwesten her nähern." Um auch einem (ilegner das Wort zu geben, teilen wir mit, was der Pariser Korrespondent der „Times" meldet: „In allen Berichten von der Front wird einstimmig erklärt, daß selbst das furchtbare Artilleriefeuer bei der Offensive in der Champagne nichts war gegen das rück sichtslose Bombard e m ent, das in dieser Wocl^ mit donnernder Gewalt über die Maas» höhen rollte. Die berühmten ,69,6-Zentimeter- und 12-Zentimeter-Mörscr verstärkten den Chor und halfen der» Boden aufwühlen. Laufgräben und Feldbefestigungen wur den in Stücke gerissen und vernichtet, wobei die berstenden Granaten kleine Hügel aufwarfen oder Erdlöcher gruben. Nie zuvor ist eine Schlacht so bis in die kleinsten Einzelheiten vorbereitet worden oder eins Armee so reichlich mit Material für den Sieq ausg e r üstet gewesen." Die „Times" selbst gibt die Möglichkeit der E i n n a h ni e der Fe st u n g zu. Dasselbe tut auch der „Dailp Chronicle". Beide Blätter versuchen aber, wir immer in solchen Fällen, den Wert der Festung zu schmä lern. Das scheint uns ein vergebliches Beginnen zu sein, denn der bedeutnde Wert der Festung ist von den Franzosen früher nie bestritten worden, wenn auch in den ersten Kriegswochen Joffre den Verlust der Festung als wahr scheinlich bezeichnte. Die Schlacht von Verdun hält g a n z F r a n k r e i ch i n Atem und Beklemmung. Alles andere tritt in der französischen Presse zurück. Als die Schlacht begann, suchte