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Mss B'stt enthLlt die amMGen BekKvnMiüchunßkN der AmtsheNPtMknnschsft Oelsriitz, des Lmtsßerichis, der AMwQK- WLltscheft und Les SLLdrrales zu Adorf. IMrsMsHer Rr. 14. H 207. GemntWoMHer Schriftleiter, Drucker und V Lrleger Otto Meyer in Adorf. Tel,-Adr» r Ei evztzot« Sonntag» den 9. September ZM3. Istzrg, 88 — Blätternreldungen zufolge ist aus Kobe ein Be- eingetroffent wonach in Jokohama die Cholera aus- -omirermemungen eingetrosfen» wonach Wochen ist. Was M es Aeues? Die Nachricht vom Tode des italienischen Bot- Esters in Japan, de Martino, wird dementiert. Meldung aus Osaka besagt, daß zwei groß« f, ^usschiffe auf der Reede von Pokohama in der Spring- untergegangen sind. ,„..7^ Die griechisch« Flotte hat den Befehl erhalten, sich ^ruazuzlehen ,um eine Berührung mit der italienischen «'vtte zu vermeiden. Alfonso XIII. m Rom. _ Der König Alfonso von Spanien und seine Ge- Mlin Ena (Eugenia), geborene Prinzessin von Bat- < "oerg, eine Cousine des britischen Königs, statten M in Rom dem Papste, wie dem italienischen Königs- Mar einen Besuch ab. Das ist ein außerordentlich be merkenswertes Ereignis, denn es ist seit der Nm- Andlung Noms zur Hauptstadt des Königreiches JLa- en das erstemal, daß ein katholisches Herrscherpaar Reicher Zeit den Papst und den König von Jta- . fn aufsucht. Bisher hieß es stets, daß für katho- Me Souveräne das Betreten von Rom so lange un- Nslich sei, als kein Ausgleich zwischen Kirche und ,Mt stattgefunden habe. Es waren denn auch stets 1870 nichtkatholische Staatsoberhäupter in der Agcn Stadt anwesend gewesen, wie der Deutsche Kai- und der König von England. t Der spanische Kömgshof ist der strenggläubigste Molische Hof unter allen katholischen Fürstenhäusern. Ah politische Rücksichten würden für ihn die Reise Tiber nicht ermöglicht haben, wenn der Papst im Mikan nicht ausdrücklich damit einverstanden gewesen Are. Es must also auch zwischen der Kirche und dem Aat eine weitgehende Milderung der bestandenen Ge- Wsätze stattgefunden haben. Gesprochen wurde davon N°n vor einem Jahre, aber es zeigten sich damals tatsächlichen Erscheinungen, doch haben diese An- A^digungen nun doch noch Folgen gehabt. Ob über MM Einzelheiten der Annäherung noch etwas Näheres flauten wird, muß dahin gestellt bleiben, daß sie ^gefunden hat, steht wohl fest. H. Was den Besuch des Königs Alfonso beim König Aktor Emanuel von Italien betrifft, so liegt es nahe, Al eine politische Annäherung daraus zu schließen. Manien stand bisher in engeren' Beziehungen zu Frank- Ach, und, seitdem die Engländerin Ena als Königin Ik Madrid eingezogcn ist, zu England. Während des Mltkrieges hat es sich, wie bekannt, seine politische Awständigkeit bewahrt. Wenn es jetzt eins intimere Arstündigung oder gar ein Bündnis mit Italien sucht, geht dasselbe wohl kaum aus eine Aktion gegen tAnkreich oder England hinaus, sondern es handelt M bei der Vereinbarung um die Gewinnung einer Anständigkeit im Mittelmeer, die Spanien und Jta- AN bisher gefehlt hat. Beide Negierungen erachten Zeitpunkt für gekommen, mitzureden. Auch dieser Vorgang zeigt, daß dis politischen Nge, welche die Entente in Europa sestgelegt zu Aen glaubte, wieder in Fluß geraten sind, und daß A möglicherweise auch auf dis kontinentalen Ange- Aenheiten stärker zurückwirkcn können, als wir heute Aken. Sollte diese italienisch-spanische Verständigung unter dem päpstlichen Patronate stehen, so würde A eine Bedeutung erhalten, die für die Entente eine ^erraschung bilden müßte. Der passive Widerstand. IlttÄc-mgle Aufrechterhaltung. In Berlin sanden eingehende Besprechungen unter b esitz pes Reichskanzlers mit Abgeordneten und sonsti- n Vertretern der besetzten Gebiete statt. Der Neichs- fAKer und der Neichsfinanzministcr gabrn ein unge- ^mktes Bild der innen- und außenpolitischen Lage, h. Unter voller Würdigung der großen Schwierig- AAn erklärten alle, daß der passive Widerstand jetzt kN abgebaut, sondern voll aufrecht erhalten werden iAüe; das sei der Wille der rheinisch-westfälischen AAlkerung. Besonders eindrucksvoll waren Erklärun- A' die Oberbürgermeister Adenauer, Geheimer Kom- A^Sienrat Louis Hagen und Neichstagsabgeordneter AGuerard abgaben, die alle dem Zentrum angehören. hA bekundeten, daß die separatistische Bewegung ganz sAe Bedeutung sei. Im Zentrum und in den anderen Attischen Parteien sei davon nichts vorhanden. Auch Wenigen, die im Winter 1018-19 mit dem Gedanken sAr „Rheinischen Republik" im Nahmen des Reiches bin. betragen hätten, lehnten ein solches Staatcnge- jetzt entschieden ab. ; Kein anständiger Mensch wolle sine Loslösung. Jedem Versuche Frankreichs, einen Nheinstaat, wenn auch im Rahmen des Reiches, zu schaffen, stehe die rhei nische Bevölkerung ablehnend gegenüber. Dis Herren Adenauer und Hagen verbürgten sich geradezu dafür, daß die rheinische Bevölkerung unter ihrer Führung alle Währungspläne und separatistischen Absichten der Franzosen zunichte machen würde. Die Beamtenschaft lasse sich auch durch dis neue Ordonnanz der Rhein landkommission nicht einschüchtern. Wohl niemals haben die berufensten Führer der Rheinländer entschiedener jeden Gedanken der Trennung von Preußen oder gar vom Reichs von sich gewiesen, als in diesen Tagen vor der neuen Reichsregierung. i , Um die rheinische Währung. Der Direktor der Düsseldorfer Reichsbankfiliale und eine Reihe von Vertretern der linksrheinischen Gemeinden sind von der Rheinlandkommission nach Koblenz gebeten worden, um dort an einer Bespre chung über das Notgeld teilzunehmen. Es verlautet, daß eine neue Verfügung der Rheinlandkommission eine Vereinheitlichung des von den Gemeinden heraus- gegebenen Notgeldes anordnen wird. Diese Maßregel würde selbstverständlich nur einen Uebergang zu dem eigentlichen Ziel der Schaffung einer rheinischen Wäh rung sein. Der an sich wünschenswerte Zustand eines in allen rheinischen Städten geltenden Notgeldes ist be reits durch Besprechungen der städtischen Finanzver waltungen untereinander erreicht worden, indem in jeder rheinischen Großstadt Notgeld der anderen Städte ohne weiteres angenommen wird. Damit erübrigen sich Maßregeln der Rheinlandkommission. Siressmann Der die Welilaße. Eine Steve vor den Auslandsjonrnalisten. Reichskanzler Dr. Stresemann war dieser Tags einer Einladung des Vereins der ausländischen Presse in Berlin gefolgt, welche Gelegenheit er zu einer Rede über die Weltlage benutzte. Er führte dabei aus: Seltsam verengt haben sich dis Beziehungen der Völker. Seitdem große Kriege die Nationen erschüt tert habe», die Zahl der Menschen, die durch Reisen von einem Laude in das anders die Beziehungen der Nationen zu einander verkörpern, ist kleiner gewor den. Fast scheint es, als wenn der Gedanke der Nni- vcrsalität der Menschheit durch den Gedanken eines eng begrenzten Nationalismus in der Gegenwart er setzt werden soll. In einer solchen Zeit ist es mir besonders angenehm, in einem Kreiss von Persönlich keiten zu spreche», die diese Universalität der Völker verkörpern und die hier in der Hauptstadt eines gro ßen Landes gleichzeitig den Zusammen ström der Mci- urmgen der Völker in sich versinnbildlichen nnd den Vllw wett hinaus lenken über die Geschicke des einen Volkes z» Ereignisse», die alle Menschen bewegen. Darf ich hier eingehen aus das, was diesem Tage ein besonderes Gepräge gibt, so gestatten Sie mir, dessen zu gedenken, was unsere holländischen Freunde an diesem Tage bewegt, daß sie des 25 jährigen Negie rungsjubiläums ihrer Königin gedenken. Damals, als Feinde sich gegeuübsrstanden, fanden diejenigen,, die Gegner im Kampfe waren, gleichgültig, auf welcher Seite, eine Aufnahme, die stand unter dem Protektorat und der Schutzherrschaft der hohen Dame, die heute auf ein Menschenalter, geliebt von ihrem Volke und auch geachtet und hoch geehrt bei allen . anderen Völkern, zurückblickt, auf ein Menschenalter der Liebe und der Wohltat und des nationalen Wirkens für ihr eigenes Volk. Daß auch unser deutsches Volk diesen Tag mitfciert, das ist ein Gedenken der Freude und ein Gedenken des Mitempfindens und des Mitfüh lens. Sollte dieser Gedanke nicht auch unseren Blick auf andere Länder lenken lassen? Tas Nngliick in Japan. Wir sind Miterlebende eines Ereignisses, das, ich glaube — so oft Pas Wort auch mißbraucht worden ist — die Welt noch nicht gesehen hat, des furchtbaren Unglücks, das über Japan gekommen ist. Mich dünkt, als wenn die Zeit, in der wir leben, nur einer Zeit in der Weltgeschichte vergleichbar ist, nämlich der Zeit von der französischen Revolution bis zum Wiener Kon greß, die mit der Revolution begann und über den Weltkrieg zum Frieden führte. Diesmal war die Re volution anders. Mcit dem Dalkaukrieg begann die große militärische Explosion eines Zeitalters, sie führte zur Revolution, und vor uns steht das Fragezeichen: Wann kopunt nach Krieg und Revolution der Friede? Soll es abermals 25 Jahre dauern, ehe die Welt sich, wieder zusammenfindet zur ckriedliLe«^1MLlima.LLÄ Menschengeschlechts, oder sollen wir alle ledialich'Ob jekte der großen Erschütterung bleiben, die über Europa hinaus unser soziales, unser politisches und unser gei stiges Leben leitet? Tas Zeitalter der Revolutionen. Zum Schluß sagte der Kanzler: Täuschen wir un^ nicht darüber: Das Zeitalter in dem wir leben, ist eir^ Zeitalter der Revolution, ein Zeitalter der sozialer^ Revolution. Wir sehen den Kampf zwischen Demokrat tie und Aristokratie. Wir sehen den Kampf zwischen^ dem Bolschewismus hier und hören den Ruf nach deich Diktatur aus der anderen Seite. Nie war ein Zeit-t alter so gärend, sich so sehnend nach dem Neuen, wie? dieses Zeitalter, in dem wir leben. Die VevifekMabe. Verlängerung der Ablieferungsfrist. Da die Verordnung des Reichspräsidenten übech die Ablieferung ausländischer VermögensgegenständM vom 25. August 1923 (Reichsgesetzblatt I. S. 33p durch die Verkehrsschwierigkeiten zum Teil nur ver» spätet bekannt geworden ist, hat der ReichspräsidenM in einer Verordnung j 1. die Frist, innerhalb der die Ablieferung auslün-, bischer Zahlungsmittel sowie von Goldmünzen und GolH und Silber in Barren den Lüprozentigen StewervorteiG genießt, bis zum 10. September 1923 verlängert: 2. die Frist für die Abgabe der Erklärung darüber^ welche ausländische Vermbgensgsgenstände sich in der ZeiU Vom 10. bis 20. August 1923 in dem Vermögen des Abgabe^ pflichtigen, der seiner Ablieferungspflicht nicht oder nichP vollständig nachkommt, befunden haben, sowie, was ein^ deutscher Abgabepflichtiger an ausländischen Vermögens« gegenständen nach dem 31. Juli 1923 veräußert hat, biO gum 30. September 1923 verlängert. Außerdem ist durch Aenderung des Paragr. H Absatz 4 der Verordnung der Neichsregierung die Er«? mächtigung erteilt, auch im Juli 1923 erfolgte frei-t willige Hingabe von Zahlungsmitteln in ausländische«? Währung an das Reich als Erfüllung der AblieferungS-i Pflicht an das Reich anzusehen. Die Veröffentlichung^ der Durchführungsbestimmungen und des Formulars für die Erklärung steht unmittelbar bevor. Der Alarlsiurz. Eine englische Betrachtung. Mit dem fortgesetzten Marktsturz besaßt man sichs in London nur noch wenig. Die City hat sich längst daran gewöhnt, von der „akademischen Mark" zu spre-« chen, womit also gesagt werden soll, daß der Standt der deutschen Währung nur noch theoretische Bedeu-- tnng habe. Ter „Economist" und die übrigen Finanz» blätter sind der Ansicht, daß die neuen Steuermatz-» regeln des Reichstages zwecklos sind, und daß ein? Ausgleich des Budgets auf diesem Wege unmöglich ist. Ebenso glaubt der „Manchester Guardian", daU der neue Marksturz auch die letzten Hoffnungen zer-» störe, die man vielleicht auf die neuen Finanzmatz» regeln setzen konnte. Interessant sind weiter die Aus-» führungen, die das liberale Blatt an diese Bemer kung knüpft: Tas Sinken der Mark sei nichts anderes als de« Beweis dafür, daß Deutschland sich vor die Notwendig» kcit gestellt sehe, der Unterstütznng des passiven Wider standes ein Ende zu machen. Tie Vorschläge Strese manns in seiner letzten Rede seien nichts Neues, da? ähnliche Vorschläge bereits früher von Dentschland ge macht worden seien. Tas Nene sei nur, daß Streseman« der erste Kanzler sei, der offen der Tatsache ins Ango sieht, zwischen dem wirtschaftlichen nnd politischen Zer fall und einer Verständigung mit Frankreich zu wählen. Aber diese Wahl könnte nicht mehr länger aufgcschobsu werden. Stresemann sei offenbar eifrig bemüht, dio Basis für ein Kompromiß zu finden. Der „Manchester Guardian" gehört bekanntlich zu den Blättern, die am lautesten die französische Ruhr- Politik verurteilten und ein Eingreifen Englands for derten. Es ist daher für die Gesamthaltung der eng lischen Politik bezeichnend, mit welcher Selbstverständ» lichkeit dieses Blatt jetzt seinen bisherigen Standpunkt! fallen läßt und den einzigen Ausweg in einer direkten, Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich er blickt. SeMes Reich. — Berlin, den 8. September 1923. ' ° Verzicht auf die Vicrteljshreszahlungen. Im Reichsfinanzministerium fand eine Besprechung über di«j von der Negierung geplante Abschaffung der vierteljähr-!