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Dresdner Nachrichten : 23.12.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187012237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-12
- Tag 1870-12-23
-
Monat
1870-12
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.12.1870
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^rschE «glich stütz 7 Uhr. Inserate ««rdrn a»q«nomm«o: bi- Abend- k Sonntaa-r »»Mittags 12 Uhr Wraritnstratze t»; in Neustadl: vochtzruckeret »»» Joh. PLßler, «r. «lostergasse ». «o,iigen in dies. Blatte ß»drn «in» erfolgreich« Verbreitung. Auflaaer t»»««« Exemplare. Tageblatt sür Uaterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Licpsch L Nrlchardt. — Berantwortlrcher Nedacreur: ZUltUS Neichardt ^k-nnement: «ierteljLhrlich 20«,» bei unentgeldlicheiLi«- strunz in'» Hau« Durch die König! Po» dierteljährl 22ßrNgr Einzelne Nummern I Ngr Anserakenprelse: Für de» Raum ein««" gespaltenen Zeile: 1 Nzr. Unter „Einzefandt* die Zeile 2 Nge. Rr. 3L7 Fünfzehuter Jahrgang: Mitredacteur: Theodor pro'oisch. Freitag, A3. December 1870. Dresden. 20. Dcccmbcr. — Der zum Pfarrer an der katholischen Kirche zu Ncustadt- DxeSdcn berufene zcitbcrige katholische Pfarrer zu Chemnitz, Eduard Macharzer ist znin zweiten geistlichen Ratde denn katho lisch-geistlichen Konsistorium hier ernannt worden. — Der Registrator bei der Krcisdircrtion zu Bautzen, Earl Göttlich Hcntschcl, bat die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold erhalten. — Oesscntiiche Sitzung der Stadtverordneten am 2l. Deecmdcr. Stadtv. Grüner berichtet über die noch übrig gebliebenen Positionen deö Hauöhaltplano. Die iämmtlichcn Einnahmcpositionen werden nach der vom Stadtratb pcran- schlagtcn Höbe gcnebmigt, ausgenommen pas. 1'.», wo eine sür einen Beamten vorgcschlagcne andcrweitc Gehalts Normirung abgelcbnt wird. Die ittbgaben von: Grundwert!) und den Mictbzinsc» sind in der Höbe von Pf. von je loo Tbalcr deö GrundwerthS und :t2 Pf. von jedem Tbalcr deö Mlcsth- .zinses gefordert. Wird diese Forderung bewilligt, so ergicbt sich in Folge der bei verschiedenen Ausgabepositionen vorgcnommc- »cn Streichungen ein Ucbcrschuf! von 22,1X5 Tlstr. DicFinanz- deputation glaubt jedoch nicht. eine Herabsetzung der directcn Abgaben befürworte» zu solle», weil im nächsten Jahre jeden falls »och eine Steigerung zu erwarten und cs tabcr gcratbcn sei, den Contrast nicht allzugrosi zu machen; sie empfiehlt viel mehr. den auö den Ucbcrschnsscn der Gasanstalt zu entnehmen den Zusck)uß von xo.ooo auf 70,(XX) Tblr. hcrahzusctzc», damit der Rcscrvciondo der Gasanstalt nicht -angegriffen zu werden brauet)«, und die nun noch übrig bleibenden 12,1X5 Thlr. der Pos. 44, außerordentliche und unvorhergesehene Ausgaben, zu- zuschlagen, wodurch dieselbe auf 51,051 Tblr. crböht wird. Motivirt wird der letztere Vorschlag dadurch, daß cö gcratbm erscheine, auö den alljährlich sich ergebenden Ucberschüsscn einen Betriebsfonds anzusammcln, der zur Ausgleichung der in den Finanzen eintretcnden Ebbe und Fluth zu verwenden wäre. Das Collegium schließt sich dieser Anschauung allenthalben an »nd genehmigt die dirccten Abgaben in der angeführten Höhe. — Die Mratbung dcsHauolmltplanü ist zcithcr immer als eine Veranlassung benutzt worden, sich ein Bild von der städtischen Verwaltung zu verschaffen, vorhandene Mißständc zu rügen -c. >Dte Dcputanon glaubt, daß eine solche Rundsckxiu viel er schöpfender und geeigneter erreicht werde, wenn der Stadtrath alljährlich einen detaillirtcn Geschäftsbericht vorlcgc, wodurch auch die Beratbung des Hausbaltplanö beschleunigt werde. 'Die Deputation schlägt daher vor, den Stadtrath um Aus stellung derartiger alljährlicher Geschäftsberichte zu ersuchen. Ebenso möchte dieselbe dem Stadtrathc anhcimgcgcbcn wissen, die zur Begründung und Rechtfertigung der einzelnen Positio nen dienenden^ Erläuterungen gleich gedruckt dem Hauohalt- plane als Beilage bcizngcbcn, wodurch die Deputation der Mühe überboben würde, diese Erläuterungen aus den stadt- räthlicben Eonnnunicatc» zu referircn; hierdurch würden auch tle Mitglieder deö Eollegiumö in den Stand gesez-l, sich früher und eingehender alö jetzt auf die Beratbung deö Hauöhaltpla- »eö vorzubcrcitcn. Daö Collegium stimmt diesen Anträgen zu.— Für den Erpeticntcn Kühnemann, der längere Zeit hindurch neben feinen eigentlichen noch andere Arbeiten verrichtet lind dabei eine große Gesch-cklicksteit bewiesen bat, fordert dci Stadt- rath eine Giatification von 50 Thtzrn. Da Herr Külnrcman» jedoch schon früher eine gleich höbe S ummc crlml ten hat, so wild die Forder ung abgelcbnt. — Nachdem taoIustizministcrium dic«chrciblöbnc der Copistcn von 2> 2 auf :! 0!gr. pro Bogen erhöbt bat, bade» auch die fladträtblichc» Copistcn um eine gleiche Aufbesserung gebeten. Der stadtratb will diesem Gesuche stattgebcn, und daö Collegium giebt seine Zustimmung. - Viecvorstehcr Iw. Wigard berichtet hierauf über die Benutzung der Schanze 7 zum Munitionsdcpot. Das Collegirun lmttc früher beantragt, von einem Sachverständigen ein Gutachten darüber cinzuholen, ob diese Anlage der Stadt Geiahr bringen könne. Herr Professor l)r. Fleck bat nun aus Ersuchen ein sehr auösührliches Gutach len erstattet, worin er die Gefährlichkeit in Abrede stellt. Er motivirk dieses Votum damit, daß daö Munitionö - Depot mit einem Walle umgeben sei, daß ein Hochwaldgürtcl von wenig stens 1000 Fuß Breite die Schanze umgebe, und diese letztere überdies 100 Kuß über dem Nullpunkt deö Elbpcgelö gelegen, also bedeutend höher sei als die umliegenden Grundstücke, wo durch die Geiabr selbst einer Explosion ungemein verringert werde. Doch sei eine Explosion fast undenkbar bei den getroste nen Vorsichtsmaßregeln — Blitzableiter, Feuerspritze und 'Wacht posten-, und selbst, wenn sie Vorkommen könnte, würde sic nur Einzelladungcn, nicht das ganze Material treffen. Die kort zur Aufbewahrung gelangende Munition solle übrigens der'Art ge lagert werden, daß die Ladungen aus dem Obcrbokcn, die Pro jektile aber unten zu liege» kommen; bei Eintritt einer Erplosion werde in Folge dessen das Pulver in die Luit, dic Geschosseabernach unten und zur Seite — in den Wall — fliegen, so daß die Explo sion des einen Tbeilö noch nichtdie dcsandcrn herbeifübre. Anßcr- dcm wird noch hervorgebobc», daß die Munition erst nach ihrer Zusammensetzung wirklich feuergefährlich werde, nicht aber aus- cmantergenonnnen, wie sic iin Magazin aufbcwabrt werten soll. Außer diesem Gutachten hat noch Herr Stadtratb Tcnchcr als Vorstand dev Waisenhauses einen Bericht erstattet, worin er nachweist, daß die beabsichtigte Anlage nicht gefährlich sein werde. Au! Grund dieser Gutachten beantragt die Verfassungs- Deputation : ,.In Erwägung, daß die Gutachten der Herren Stadtratb Tcucher und P.roscffor I>r. Fleck fcslstcllc». daß eine Gefahr nicht vorhanden sei, daß nntcr diesen Umständen von einer erneuten Vorstellung ein Erfolg nicht vorauszusehcn wäre, wohl aber zu erwarten ist, daß daö Königliche Kriegsministcrium bei der große» ihm hierbei obliegende» Verantwortlichkeit alle nnr erdenkliche Vorsorge treffen werde, zur Tagesordnung übcrzugchcn." - In der sich hieran schlie ßenden Debatte constatirt Stadtverordneter Kreistet, daß trotz aller Gutachten eine Entwcrthung der zunächst liegenden Grundstücke cingctreten sei; die Grundbesitzer hätten zum Tbcil verkauft; andere könnten keine Mietber bekommen. Die Vor sichtsmaßregeln möchten gut sein, dadurch werde aber nicht jede Gefahr abgrwendct; daö Hoitheater sei auch abgebrannt trotz aller Vorsichtsmaßregeln. Endlich beklagt er. daß dk Gut'- achten nicht früher abgegeben worden seien. Auch daö Kriegs Ministerium müsse sich nach den Gesetzen richten, die bestimmten, daß Icker, der ein feuergefährliches Etalstissemcist errichten wolle, erst um Erlaubnih bitte, und die Adjaccnten um ihre Geneh migung befragt würden. Dies sei hier nicht geschehen.— Stadtv. Krip^endori bemängelt die Gutachten. Er findet eö sonderbar, daß stadtratb Tcucher ein sachvcrnändigcö Gutachten abgegeben habe, obwohl cö keine NatbSabtheilung sür Artillerie-und Feucr- werköwissenschaft gebe; im Gutachten deö Herrn Pros. Fleck hält er den Beweis, daß die Anlage der Stadt nicht schien könne, nicht für erbracht und glaubt, daß Jener, wenn er wirklich Sachverständiger wäre, nicht zu einem solchen Votum gelangt wäre. — Der Referent nimmt den Sachverständigen in c-chutz, weißt nach, daß derselbe wirklich die gestellte Frage beantwortet habe und mahnt den Stadtv. Krippcndorf, die Wissenschaft mehr zu achten alö er gezeigt habe. — Stadtv. Schulz ist ebenfalls mit dem Gutachten des Sachverständigen nicht einverstanden und beantragt, erst noch ein Gutachten von einem bergmännisch gebildeten Sachverständigen cinzuholen. — Nachdem Stadtv. Hartwig darauf aufmcrkiam gemacht hat, daß der Fiocuö selbst erst vor einigen Jahren die zunächst lie genden Grundstücke als Baustellen verkauft habe und daß der Waldgürtel, der zwischen diesen und der Schanze liege, Privat- cigcnthum sei, wird der DcputationSvorschlag mit 27 gegen 10 Stimmen angenommen, wodurch sich der Schulze',che Antrag erledigt. — Nachdem an Stelle deö zurückgetrctcncn Herr» c-tattrath Krctzschmar Herr Stadtratb Kistner mit 27 von 44 Stimmen zum Stadtrath auf Zeit gewählt worden ist, erklärt daö Collegium sein Einvcrständniß zu der vom Stadt rat» beantragten Gewährung einer jährlichen Subvention von 000 Tblr. an den zoologischen Gartcnverein. — Nachdem daö Collegium den Vorschlag der Finanzdeputation wegen Verwen dung der Enlcnbcck'schcn Stiftung genehmigt, wird wegen der vorgerückten Zeit die Bcrathung über die städtische Finanz-Ver waltung und den Durchbruch tcr Wettinstraßc biö zur nächsten Sitzung auögcsctzt und die Sitzung gegen 10 Uhr geschlossen. Gestern sind drei sächsisch Beamte, zwei Polizcibcamte und ein Iustizbcamtcr nach dem Elsaß abgegangcn, um bei der Civilvcrwaltung jener Provinz verwendet zu werten. Es sind die Herren Meller, Criminal-C ommissar bei der hiesigen Königl. Polizei - Direktion, Oberleutnant a. D. v. Kreckcr Drostmar, Grenz-Polizei-Commissar in Bskcnbach, und Gerichts-Assessor Hartenstein, Hilfsarbeiter am hiesigen Appcllationögcrichtc. — Zur Bcurthcilung der Ehrenhaftigkeit einzelner der in deutscher Kriegsgefangenschaft befindlichen französischen Offiziere möge die Tbatfachc diene», daß nach einer unö zugcgangcncn Notiz in diesen Tage» abermals zwei in Torgau interuirtc fran zösische Offiziere ihr schriftliches Ehrenwort gebrochen haben und flüchtig geworden sind. — Das Lazarcth zu Ucbigau ist in der Lister schcn Fabrik zur Aufnahme von 4:ro .Crankcn eingerichtet worden, und zwar sollen in diesem Hospital nur erkrankte Franzosen Aufnahme finden. Biö jetzt waren bereits gegen 000 Franzosen darin untcrgcbracht. Die k. Nazareth Commission besteht auö dem Hauptmann v. Diebitsch alö Commandantcn, Or. Ncumann als dirigircndcm Chefarzt und Herrn Spörlin als Obcrinipector. Außer dem Chefarzt fungircn noch 7 Civilärztc. Die weibliche Kräistcnpstegc ist durch 4 aus Neiße herbeigeruienc Boromäer- inncn vertreten. — Der gestrige Mittagözug brachte 05 Mann baugeiangene Preußen, die uut'er Bedeckung »ach Ncisse transportirt wurden. Zwei verwundete preußische Offiziere waren mit demselben Zuge cingctroffen. — Dem ,.Franks. I." schreibt man aus Dresden: Die zu Leipzig erfolgte Verhaltung der social-demokratischen Führer, der Herren RcichotagSabgcordneten Bebel unk Liebknecht, er folgte icitcns des dortigen Polizciamteö auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft. Als Veranlassung wird dringender Ver dacht vorbereitender Handlungen zum Hochverrate, angegeben. Mit den genannten Personen wurde auch der junge, 22jäbrige Berliner Literat Hcpner, feit seiner bekannten Flucht von Bcr Iin Hauptmitarbcitcr am „Volksstaat" vergiftet. Zu derselben Zeit haben bei allen bekannteren Sozialdemokraten im Lande, namentlich hier bei dem ehemaligen Redakteur der l^Gler „Nassauischcn Lankcszcitung" und Rcdactcur dcS „Bulletin in ternational". l>r. Otto Walslcr, und dci Vahltcich Haussuchungen stattgekunden. Wie ungcschwächt übrigens Herrn Bebel s Ein fluß bis in die jüngste Zeit unter der Arbeiterbevölkevung seines Glanchaucr Wahlkreises geblieben, erweist sich aus dem Aus fall der Stattvcrortnetcnwahlcn in Glauchau selbst, einer Stakt von 20,<xx, Einwohnern. Daselbst wurden gelegentlich der heurigen ersten direkten Wahl gar keine Advocatcn mehr, da gegen nntcr den 42 Stadtverordneten 20 Weber, sechs kleine gväuflcute und im Ucbrigcn lauter Handwerker gewählt. Bc- mcrkenswcrth ist dagegen, daß der Einfluß der Sozialdemokra ten sich in Leipzig selbst und Umgegend fort und fort verklei nert und sic bei den Gcmeiutcwahlcn in kein von ihnen sonst stark beeinflußten GobliS eine entschiedene Niederlage erlitten. — 'AIS ein neuer Beleg zu der still forlwirkenten kalholüchcu Propaganda unter uns kan» dienen, daß cm wieder vor cini ge» Tagen im Lausitzer Kloster Maricmtcrn vier Nonne» ein- gcklcikct worden sind. — Hoitheater. Wie die Natur keinen Stillstand kennt, sonder» Hand in Hand mit ihr auch die Kunst wandelt, ebenso zeigt sich dies bei einem Künstler, bei einem Schauspieler, bei einem Sänger, der unablässig bemüht ist, den Kreis feiner Rolle» zu vergrößern. Wie 01t ist er aber in 'Ausübung seines Berufes namentlich an Bühnen gehemmt, wo ein Rellenmono pol, ein Privilegium herrscht, das feinemVorwärtsslrcbcn hem mend cntgcgcntritt. indem Der oder Icncr fiel' im Besitz einer Parthic befindet, auf deren alleinige Darstellung er ein eisernes Recht zu haben glaubt, das ihm nicht selten contractlich ge sichert ist. Jedes Privilegium aber ist ein Kredsichakcn am Körper des Staates wie der Kunst, und dies erkennend, hob wciic und gerecht die Regie des HoitbeKers dieses veraltete und morsche Vorrecht auf, wodurch dem Talente nicht nur freie Bahn geöffnet, sondern auch der Besorgnis» vorgcbcngt wurde, in Bchindcrungsfällen des Eiuen die Vorstellung abiagcn zu müssen. Ungeschmälerter Besitz inacht lässig. Wetteifer aber entflammt den Geist und erstarkt die Kraft. In diesem SimE hatte man denn auch einen Wechsel in der Partie deö Lohen grin und deö Telramund in Wagner'ö Oper „Lobcngrin'' eintrctcn lassen und erstere Herrn von Witt, die zweite Herrn Schaifganz zucrtheilt. Schiller's Worte: „Das Vertrauen wird kommen, hat Jeder nur erst seine Sicherheit!" sanken hier vollkommene Bestätigung. Der Vortrag Beider war ein vcrständnißvollcr. stückiger, warm empfundener, das Spiel belebt und sorgsam durchdacht. Waö schon die Ausgabe sür einen Componisten, die größte Kunst in der Kunst ist: den Stoff so zu vergeistigen, daß allcö Materielle desselben vergessen wird, dies; gilt namentlich auch für den Opernsänger. Herr v. W i t t zeigt hierin eine beachtungswettbe Willenskraft, wozu ihn seine vortreffliche Stimme wacker unterstützt. Gleichwie er unlängst alö „Florestan" und alö„Naoul" in den höheren Ton lagen einen Glanz entwickelte und das Brustregistcr in der ein gestrichenen Octave vom Eos biö zu seinem höchsten Tone Cos klangvoll hcrvortrat, so wußte er auch alö Lohcngrin seinem Organe eine so gute Klangfarbe bei cdclcr Tonverbindung ab- zugcwinncn, daß dieser dramatisch belebten Leistung volleö Lob zu zollen ist. Hierzu kommt noch die reine Tcrtauösprache. welche auch an Herrn Schaffganz zu rühmen ist. Auch in der gerade nicht dankbaren Parthie deö Telramund ließ sich reine Intonation, geschmackvoller Vortrag und dramatisch beleb ter Gesang erkennen, waö um so mehr zu achten, da dem Bcr nehmen nach für beide Sänger nur Eine Probe zu dieser Oper stattgcfuntcn. Mehrfacher Hervorruf wurde ihnen nebst Fräul. Zimmcrmann lElsal zu Thcil. Der Besuch von Selten deö Publikums war in Fohre deö naben Weihnachtoststcs ein schwacher und eö dürfte die Oper nach Weihnachten unter vor genannter Besetzung mobl einer Wiederholung wcrtb sein. — Ein Feldpostbrief eines im Felde stehenden Sohnes der Inhaberin eines hiesigen Hotels an der Ostra-Allee bringt in teressante Details, die zum Tbeil auch traurige Episoden auö den Schicksalen unserer Krieger deponircn. Der junge Mann, nachdem er die heißesten SobneSthränen über die Glückwünsche geweint, die Ihn das tbeurc Mutterherz hinaus auf das Feld der Ebre an seinem Geburtstage geschickt, schildert die unange nehmen Tage seines Austnthaltö vor Paris und die Verluste der braven sächsischen Armee. Namentlich erzählt er folgende schreckliche Episode, die wohl und glücklicher Weise einzeln in ihrer Art bastelst. Dem Ncservclcutnant Nicolai von der 7. Artillcrst'Brigadc sollte cs bestimmt sein, einen wenn auch schnel len, doch schrecklichen Tod zu erleiden. Eine 4ftpfündige Gra nate traf ihn mitten ins Herz, explodirtc im Körper und riß ihn in zwei Stücke und zwar wurde durch die Erplosion die obere Hälfte seines Körpers in die Lüfte geschleudert und blieb in den Acstcn eines nahestehenden Baumes hängen, während der untere Tbeil nickst weit davon auf der Erde liegen blieb. — Die Kälte soll fürcksterlich sein, Regen und heftiger Wind mischt sich mitunter hinein, dazu kam die vollständige llnthätig keit der Truppen vom 20. November biö zum Dezember. Der am letztgenannten Tage erfolgte Befehl zum Ausbruch wurde mit innigem Jubel begrüßt. — Seit einigen Tagen wird ein im >5. Jahre stehender Schlosserlehrling vermißt, welcher trotz aller Nackstorichungen fpurloö verschwunden ist. Jedermann würde sich den innigsten Dank der geängsteten Eltern erwerben, wer etwas über den 'Aufenthalt deö jungen Menschen an hiesiger Polizcistelle mit thcilcn könnte. Der Vermißte trug beim Weggange von seinem Meister ein liclstbrauncs Iaguct, lichtbraunc Hosen mit schwarzen Streifen, schwarze Weste mit weißen Tupfen, dunkelbraune Sommcrmütze, Halbsiicstln rc., ist Zoll lang, hatte schwarzes Haar und dergleichen Augen, daö Gcückst ist mehr blaß und schmal. — Vorgestern Abend ist einem Flcischcrburschen, der auf einem Wagen drei lebende Kälber von Friedrichstatt auö nach der Antonstadt transportircn sollte, auf dieser Tour ein Kalb abhanden gekommen. Ob der Vierfüßler von einem dreisten Diebe, bebukö Lieferung eines guten Feicrtagöbratens, auncctirt worden ist, oder ob derselbe aus besonderer Liebe zur Freiheit selbst daö Weite gesucht hat, ist zur Zeit noch nickst erörtert. — Im Ravon der Schanze an der Bstilcwitzcr Straße wur den am Mittwoch Abend drei Männer aus Dresden verhaftet, die übcrgcklettcrt waren und sich an den dort stehenden Geschützen zu thun macksten. — In den jüngst vergangenen Tagen lmt sich ein gut ge kleideter Alaun in verschiedenen diesigen Pcnsionaten und An stalten, durch das Vorgehen, ein Kind untcrbringen zu wollen, Eingang verschafft, seine» Aufenthalt in den betreffenden Loca- litätcn aber in mehreren ihm günstigen Fällen zur Ausführung von Diebstähle» benutzt. Der Pcrsonbeschreibung nach »cheinr dieser Schwindler derselbe zu sein, der in der letzte» Zeit sich unter verschiedenen Vorwänden bei hiesigen Acrztcn cingeführt, und bei dieser Gelegenheit ebenmlls mehrere Diebstähle be gangen bat. Wir brachten neulich die Notiz, daß sich leider nur noch wenig Verkanisstände auf dem dazu kreigegebenen Iohanniö- platzc befinden und cö sehr wünichenswerth wäre, dieselben ver mehrt zu sede», da sic wirklich für den tasigcn Ltadtthcil ein Betüriniß sind. Wie wir höre», scheitert jedoch die Lust der Händler an dem Unnlande, daß ihnen auigegeben ist, von Schluß des Christmarktes an, allabendlich ihre Verkaufsbuden sortzu- schaffen. Das mackst den Leuten Kosten und Mühe und daher wenig Lust zu diesem Geschält. Biö jetzt sind nur drei solche Verkaufsständc kort, die vorläufig versuchsweise auöhalten wollen. Ihre bereits gemachten Vorstellungen sind bisher immer abgcwicsen norden. — W cihn a ch t e n. Auch die Kinder der Flora, die trotz des kalten Winters im warmen Zimmer blühen und ihre Pracht entfalte», treten am Wcihnaetstoicst vor uns bin in ihren bun tcn Gewändern. Schon ein Besuch der Blumen-AuSstellung von Hcctor Eck im Caffce Franeaiö beweist n»S dicö. Sie präscntirt unö den Frühling mitte» im Winter. Blühende und Blattpflanzen erfreuen durch ihre Pracht daö Auge. 'Nament lich gefallen die Blumenkoistbougucts, die nette» Frucksttörbchen, mit feinstem Tafelobst, die Blumentöpfe und Körbchen. Der! Besuch dieser schönen Ausstellung ist insofern schon ein begue- mer, als in dem geräumigen Glassalon für wolstthuciidc Wärmsj.
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