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Rr. 800 Schrlsll«ltung u»d ZohaaaUgaff« Rr. 8 Freitag, den 1. Oktober F«r«sprrch-Riilchl»b Rr. 11892, 1189Z ««d 11891 ISIS Die Septemberbeute im Osten Der deutsche Tagesbericht Das Wölfische Bureau melde! amtlich: Großes Hauptquartier, I.OKtober. Westlicher Kriegsschauplatz Feindliche Monitors beschoffen wirkungslos die Am- gegend von Lombartzyde und Middelkerke. Einen neuen Angriff versuchten die Engländer gestern nicht wieder. Unsere Gegenangriffe nördlich von Loos machten bei heftiger feindlicher Gegenwehr weiter Fortschritte. Einige Gefangene, zwei Maschinengewehre und ein Mlnemverfer fielen in unsere Hand. Versuche der Franzosen, östlich von Souchez und nördlich von Neuville Raum zu gewinnen, mißglückten. In der Champagne scheiterte ein mit starken Kräften unternommener feindlicher Angriff östlich Aubörive. Ebenso erfolglos waren sämtliche französischen Angriffe in Gegend nordwestlich Massiges, an denen Truppenteile von sieben verschiedenen Divisionen beteiligt waren. Die Zahl der bei den Angriffen in der Champagne bisher gemachten Gefangenen ist auf 104 Offiziere 7019 Mann gestiegen. Erfolgreiche Minensprengungen beschädigten die französische Stellung bei DauquolS. Französische Flieger bewarfen Hönin-Li^tard mit Bomben, durch die 8 französische Bürger getötet wurden, wir hatten keine Berlufte. Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg Westlich von Dünaburg, bei Grendfen, ist eine weitere Stellung des Feindes gestürmt; in Kämpfen östlich von Madzi ol sowie auf der Front zwischen Smorgo n und Wisch new sind russische Angriffe unter schweren Ver lusten zusammengebrochen. Die Heeresgruppe machte gestern 1360 Gefangene. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern Der Feind wiederholte feine vergeblichen Teil- angriffe; alle Vorstöße sind abgewiefen. 6 Offiziere, 494 Mann und 6 Maschinengewehre blieben in unserer Hand. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen Die Lage ist unverändert. Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Unser Angriff schreitet fort. Die Zahl der im Monat September von deutschen Truppen im Osten gemachten Gefangenen und die Höhe der übrigen Beute beträgt 421 Offiziere, 95464 Mann, 37 Geschütze, 298 Maschinengewehre, ein Flugzeug. Ein „verschwundenes- deutsches Armeekorps Eigener Drahlbericht lr.) Frankfurt o. M* 1. Oktober. Zu einer Meldung, die der .Times' aus Petersburg von .wohl unterrichteter Seite zugegangen ist, worin es heißt, das 41. deutsche Armeekorps sei durch Ueberschwemmungen in den Sümpfen von Pinfk überrascht worden, das ganze Armeekorps habe nicht mehr die Möglichkeit gehabt zu fliehen, weshalb man annehme, daß es voll ständig zugrunde gegangen fei, schreibt die .Frankfurter Zeitung': Diese Meldung entbehrt nicht einer gewissen Kuriosität. Wir glauben in der Tat auch zu wissen, daß das 41. Armee korps verschwunden ist; nur sind wir durchaus darüber be ruhigt, daß es recht bald wieder auftauchen wird und sicherlich an einer Stelle, die unseren Gegnern wahrscheinlich sehr unan genehm sein wird. Zur Versenkung des schwedischen Dampfers „Malmland" Telegraphischer Bericht vtd. Stockholm, 1. Oktober. Das Ministerium des Aeuhern erhielt von derGesandtsAafttn Berlin folgende Mitteilung: Die deutsche Regierung sprach ihr Bedauern über die Versenkung des Dampfers . Malmland ' aus und erklärte sich bereit, Schadenersatz für den Verlust zu leisten. Eine rumänische Note an Rußland Eigener Drahtbericht (r.) Wien, 1. Oktober. Nach einer Czernowitzer Meldung des «Neuen Wiener Tag blattes" erfährt die «Czernowitzer Zeitung", daß die rumä nische Regierung an die russische Regierung eine Note gerichtet habe, die allem Anschein nach durch die großen russischen Truppenverschiebungen in Beßarablen veranlaß! worden ist. Die Note führt aus, daß russische Flleger wiederholt über rumänischem Gebiet erschienen seien und unter der Bevölkerung Schrecken verursacht haben. Schließlich stellt die Note auch fest, daß es an der beßarabischen Grenze immer wie der vorkomme, daß russische Schrapnells auf rumäni schen Boden elnfallen und dort explodieren. Dabei sei eS zu zahlreichen Verwundungen und Bränden gekommen. Die Note fordere in sehr energischem Tone Abhilfe. Unterbrechung des griechischen Grenzverkehrs Eigener Drahtbericht (r.) Wien, 1. Oktober. Der gesamte griechische Eisenbahnverkehr mit Serbien, Bul garien und der Türkei ist nach einer Athener Meldung des «Neuen Wiener Tagblattes" völlig unterbrochen. Eine baldige Wiederaufnahme des Betriebs ist ausfallenderweise nur mit Bulgarien und der Türkei, nicht aber auch mit Ser bien in Aussicht genommen. Der Schiffahrtsverkehr der griechi schen Gesellschaften ist eingestellt, da alle Dampfer für den Heeres- bedarf gechartert wurden. Die Gendarmerie ist gleichfalls mobilisiert, und den Polizeidienst auf dem Lande versehen Kadetten. Man erwartet die Einschränkung des gesamten Tele graphenverkehrs. Erklärungen des Königs Ferdinand Drahtbericht * Bukarest, 30. September. Die Aufregung der letzten Tage hat sich gelegt und macht einer ruhigeren Beurteilung der durch die bulgarische Mobilmachung geschaffenen neuen Lage Platz. Es ist dies nicht zum wenigsten der Hal tung der offiziellen Kreise zu verdanken, die auch während der kritischen Zeit keine Spur von Nervosität zeigten, sondern durch eine Reihe amt licher und halbamtlicher Auslassungen auf die öffentliche Meinung in be- sa-wichtigendem Sinne einwirkten. Großes Aufsehen erregen Erklärungen die der Sofioter Korrespondent des .Adeverul' durch Ver mittlung einer hoben bulgarischen Persönlichkeit vom Zaren Ferdi nand erhalten haben will. Die Aeußerungen König Ferdinands be tonen nochmals, daß Bulgarien nicht die geringsten kriege- rischenAbsichlcn qegenRumänien hegt. Zar Ferdinand erklärt weiter, daß die neue deutsch-österreichische Offensive gegen Serbien nur die zeitweilige Besetzung des serbischen Donauufers bis zur bulgarischen Grenze bezweckt, um die Munltionstransporte nach der Türkei zu erleichtern. Rumänien könne darin keinen Grund zur Beunruhigung erblicken. Die Zentralmächte beabsichtigen in keiner Weise, die Gegensätze aus dem Balkan zu verschärfen. Auch beab sichtigt Bulgarien durchaus nicht, Serbien unter allen Umständen anzu greifen. Bulgarien ist überzeugt, daß es durch den naturgemäßen Gang der Ereignisir die Erfüllung seiner nationalen Wünsche erhalten wird. Eine bedeutende Verschlimmerung der Lage würde es aller dings in Aussicht stellen, wenn der Vierverband den Serben ein Hilfs korps senden würde, da sich Bulgarien dann für immer von der Erfüllung seiner Wünsche obgetrennt sicht und gezwungen sein würde, eine Ent scheidung herbeizusiihrin. Feindliche Verluste im Westen Telegraphische Berichte fr.) 's Graocnhage, 1. Oktober. Holländische, aus England zurückgekehrte Reisende berichten» von englischen Offizieren erfahren zu haben, daß seit Beginn der Offensive über l2 000 Verwundete nach Paris, Boulogne, Bordeaux und Lyon lransporklerl wurden. Die Engländer hätten seit Mitte September über 150 000 Mann frische Truppen auSgeschifft. tu. Amsterdam, 1. Oktober. Der Korrespondent des «Daily Chronicle' schildert das schreck liche Feuer, dem die stürmenden Engländer bei Loos ausgesetzt waren. Die ersten beiden deutschen Linien waren unversehrt geblieben. Als die Engländer heranstürmten, erhielten sie aus ausgestell ten Maschinengewehren einen tödlichen Strom von Blei. Auf dem Friedhof südwestlich von Loos, den die Engländer durchschreiten mußten, standen nicht weniger als 100 Maschinengewehre. Es war 8 Uhr, elf Stunden nach Eröffnung des Sturmes, als diesenigsn Eng länder, die noch nicht gefallen waren, sich erst bis zum Rande des Dorfes durchgckämpst hatten. Zwei Stunden wurde in Häusern und Stuben gekämpft. Mehrere Bataillone wurden dabei auf gerieben. Viele Offiziere wurden getötet und verwundet. Die fürchterlichsten Handgemenge sanden im Innern der Häuser statt, in Stuben und Keilern. Das Schnellfeuer aus den Kellern fügte den Eng ländern furchtbare Verluste zu. Das Schandmal von Reims * Wir haben vor kurzem erst mikgetetlt, daß die Pariser und Londoner Presse gelegentlich eines Angriffs der englischen Schiffe auf die flandrische Küste das Zusammenschießen deS Kirchturms eines belgischen Küstendorfes als etwas ganz Selbst verständliches behandelte, weil der Kirchturm angeblich deutschen Soldaten als Beobachtungsposten diente, und wir stellten dieser einfachen Tatsache das heuchlerische Getue unserer Feinde über die Beschießung der Reimser Kathedrale gegenüber, daS bis auf den heutigen Tag fortdauert. Mit grundlosen und ge hässigen Anschuldigungen suchte und sucht man das Ausland gegen uns aufzuhetzen, indem man immer wieder den Vorwurf erhob und trotz aller Berichtigungen deutscherseits aufrechterhielt, die Beschießung sei ohne jede militärische Notwendigkeit aus reiner Zerstörungswut erfolgt. Dieses widerliche Treiben hat daS preußische Kriegs Ministerium veranlaßt, durch be eidigte Aussagen von Augenzeugen den wahren Sachverhalt fest zustellen. Sie sind, wie wir bereits mitgeteilt haben, unter dem Titel: «Die Beschießung der Kathedrale von Reims" im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienen. Die Heuchler in Paris und London werden sich, wenn sie diese Klarstellung zur Kenntnis genommen haben, sagen müssen, sie hätten bester getan, zu schwei gen, statt mit ihren Lügen die barbarische Kriegführung der Deut schen beweisen zu wollen. Denn was sich bei dieser Gelegenheit in und bei der Kathedrale von Reims nach den Aussagen von glaubwürdigen Zeugen abgespielt hat, und wie französische Sol daten und der Reimser Mob mit deutschen Verwundeten ver fahren sind, zeugt von einer solchen Roheit der Gesinnung, daß das oreußische Kriegäminjsterium mit Recht dafür nur das Wort «Schandmal" findet. Die amtliche deutsche Veröffentlichung stellt zunächst fest: ES ist zweifelsfrei erwiesen, daß die französische Heeresleitung die Kathedrale unmittelbar nach der Räumung der Stadt durch die deutschen Truppen zu einem Beobachtungsstande benutzt hat. Die französische Zeitschrift «L'Illustration" vom 26. September 1914 berichtet, daß schon am 13. September ein elektrischer Scheinwerfer auf dem Nordturm der Kathedrale aufgestellt ge wesen sei, und in derselben Zeitschrift vom 10. Oktober 1914 hat dies der Abbs Thinot, Priester an der Kathedrale, ausdrücklich in einem von ihm gezeichneten Artikel bestätigt und auch weiter zugegeben, daß dieser Scheinwerfer zum mindesten die ganze Nacht des 13. September in Tätigkeit gewesen ist. Nach der Mitteilung des Berichterstatters einer Londoner Zeitschrift aber haben sich Mitte September auf der Turmspitze, von der aus er den Gang des Gefechtes beobachtet hat, neben der Roten-Kreuz- Flagge Telephon, Lichtanlage und Soldatenbetten gefunden. Aber nicht nur die Kathedrale selbst, sondern auch ihre nächste Umgebung ist von den Franzosen, wie die «Times" am 22. Sep tember 1914 zugestanden, zu militärischen Zwecken benutzt wor den, indem sie schwere .schütze dort zum Kampfe auffuhren. Zu diesen Zeugnissen aus Feindesmund treten die Aussagen deutscher Soldaten und Flieger, die einwandfrei festgestellt haben, daß auf dem einen Turm der Kathedrale sich am 19. September ein französischer Winkerposten befand. Um diesen gefährlichen Posten zu entfernen, wurde an diesem Tage ein einziger deutscher Mörserschuß auf den Turm abgegeben, der auch den gewünschten Erfolg hatte. Man muß in der Veröffentlichung des preu ßischen Krlegsministeriums nachlesen, mit welcher Gewissenhaftig keit dabei vorgegangen worden ist, und was alles notwendig war, um die Erlaubnis zur Abgabe dieses einen Schusses vom Armee oberkommando zu erlangen, das vorher den strikten Befehl aus gegeben hatte, die Reimser Kathedrale unter allen Umständen zu schonen. Ein glänzenderes Zeugnis kann wahrlich deutscher Ge wissenhaftigkeit nicht ausgestellt werden, als es hier geschieht. Um so größer ist die Schmach, mit der das Verhalten fran zösischer Soldaten und der Reimser Bevölkerung an diesem Tage, an dem der einzige deutsche Schuß abgegeben wurde, der mit Ab sicht auf die Kathedrale gerichtet war, die «große Kulturnation' bedeckt hat. Doch lassen wir darüber das preußische Kriegsmini sterium selbst reden: «Wie durch das Zeugnis der Krankenschwester Alwine Ehlerl in Berlin, des Stabsarztes Dr. Pflugmacher in Potsdam und des Vikars Johannes Prüllage in Stadtlohn i. W. festgestellt ist, wurden am 17. September 1914 aus der zu einem Lazarett eingerichteten Mumm- scheu Sektkellerei und anderen Lazaretten zahlreiche und, wohi ver standen, nur deutsche Verwundete in die Kathedrale zusammen getragen. Der hiermit verfolgte Zweck ist unverkennbar: Durch die Einlagerung von Verwundeten gewann man die Berechtigung, die Fahne mit dem Roten Kreuz aus der Kathedrale zu hissen, und unter dem Schutze dieses von allen Nationen helliggehaltenen Abzeichens sollt« dann der Beobachtungsposten das verderbenbringende Feuer der sran- höfischen Artillerie leiten. Es war ein teuflischer Plan, der in seiner Niederträchtigkeit und Gemeinheit nur noch durch die Art seiner Ausführung übertroffen wird." Durch die Beschießung der inneren Stadt Reims waren eine Anzahl Häuser in Brand geraten, der auch das Holzgerüst er griff, das außen die Kathedrale umgab. Die Funken flogen in das Innere und entzündeten dort das Stroh, auf dem die deut schen Verwundeten lagen, die infolge des sich entwickelnden Rauches in die größte Gefahr des Erstickens kamen. Vergebens baten und flehten sie, ins Freie gelaßen zu werden, die fran zösischen Soldaten trieben sie immer wieder in das raucherfüllte Innere der Kirche zurück. «Wenn nicht ein katholischer Geist licher soviel Ehr- und Menschlickkettsgcfühl besessen Hütte, recht zeitig helfend und schützend etnzngreifen, wären alle Eingeschlosse- nen eines kläglichen Todes sicher gewesen. So wurde wenigstens ein Teil gerettet, während eine Anzahl der Schwerverwun- deten, die sich nicht selbst bewegen konnten, verbrannten." Ebenso furchtbar aber war das Los, das die inS Freie Gelangten