Volltext Seite (XML)
Mchmh-MiW Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnt in Dippoldiswalde Nr. 145 Dienstag, den 8. Dezember 1885 M W s-- W -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auf Grund der noch unge prüften Listen hat sich ergeben, daß in unserer Stadt am 1. Dezember 3376 ortsanwesende Einwohner (1598 männl., 1778 wsibl.) gezählt worden sind, außerdem waren noch 26 (17 m., 9 w.) vorüber gehend anwesend und 33 (16 m., 17 w.) vorüber gehend abwesend. Die Einwohnerzahl würde also 3383 betragen, was gegen 1880 (3321 Einw.) ein Mehr von 62 ausmacht. In früheren Jahren wurden gezählt 1875 3153, 1871 2997, 1867 2994, 1864 2925 und 1861 2891; unsere Stadt hat sich also Tagesgeschichte Berlin. In einem kurzen Artikel an hervor ragender Stelle rechtfertigt auch die „Nordd. Allgem. Ztg." den Erlaß der Botschaft, von der sie am Schluß sagt, „ihr praktischer Werth liege wesentlich in der Beruhigung der sämmtlichen Bundesstaaten über die Möglichkeit einer Vergewaltigung ihrer verfassungs mäßigen Rechte durch eine angebliche Neichsregierung." Der Inhalt der Interpellation „behaupte, es gebe eine solche Regierung, die Botschaft aber bestreitet dies, um eine Verdunkelung des klaren Verfassungs- Hermann Meutzner, von 22 Bewerbern gewählt worden; derselbe war von 1879—1884 bereits Raths expedient in Altenberg. — Bei der Volkszählung er gab sich, daß Altenberg zur Zeit 1921 Bewohner hat, 913 männliche und 1008 weibliche; in 5 Jahren hat sich also die Einwohnerzahl um 88 verringert. Dresden. Die Volkszählung vom 1. Dezember hat für die Haupt- und Residenzstadt Dresden, ein schließlich des selbstständigen Gutsbezirks Albertstadt eine Bevölkerungsziffer von 245,315 Personen er geben, was gegen 1880 eine Zunahme von 24,697 ausmacht. — Von den sozialdemokratischen Abgeordneten ist beim Landtage folgender Antrag eingebracht worden: Die Kammer wolle beschließen: die Staatsregierung zu ersuchen, die Ausdehnung der staatlichen Brand versicherung auf die bewegliche Habe in Erwägung zu ziehen und zu diesem Zwecke zunächst eingehende Nach forschungen über den Stand des Mobiliarversicherungs wesens, bez. die Geschäftsthätigkeit der Versicherungs gesellschaften in Sachsen, sowie über die Wünsche und Beschwerden der Bevölkerung in dieser Richtung an zustellen und das Ergebniß baldmöglich dem Landtage mitzutheilen. — Nach einer neuerdings bekannt gewordenen Ent scheidung des General-Staatsanwalts am kgl. Ober landesgericht zu Dresden, können eingeschriebene Hilfslassen von den Verwaltungs-Behörden auf Grund der gesetzlichen Vorschriften über das Vereins und Versammlungsrecht zur Anzeige ihrer regelmäßigen Versammlungen nicht gezwungen werden, dagegen ver mögen die Verwaltungsbehörven behufs Ermöglichung der von ihnen etwa beabsichtigten Ueberwachung der regelmäßigen Versammlungen der eingeschriebenen Hilfskaffen, die Anzeige-Erstattung solcher Versammlung auf Grund des kgl. sächs. Gesetzes vom 28. Januar 1835 durch Zwangsmaßregeln herbeizuführen. — Vom kgl. Landgericht Dresden wurde am 5. Dezember der am 29. Mai 1856 in Hänichen ge borene Handarbeiter Fr. W. M. Walther, der wegen Eigenthumsvergehen mehrfach vorbestraft ist, wegen eines Nockdiebstahls in der Ziegelei Mess« bei Lom matzsch unter Annahme mildernder Umstände zu ein jähriger Gefängnißstrafe und dreijährigem Ehrenrechts- veclust verurtheilt. Pirna zählt gegenwärtig 11,808 Einwohner, nur 26 mehr als 1880. Das benachbarte Copitz ver mehrte sich um 268. Leipzig. Auf Grund des sogen, kleinen Be lagerungszustandes ist der sozialistische Agitator und Reichstagsabgeordnete für Leipzig-Land, der ehemalige Referendar Louis Viereck, aus Leipzig ausgewiesen worden. Werdau. Mit dem I. Dezember ist die Stadt fernsprecheinrichtung in hiesiger Stadt offiziell eröffnet worden, nachdem schon in den letzten Tagen des vorigen Monats probeweise gesprochen werden konnte. Dieselbe funktionirt ausgezeichnet, und es ist bei den großen Northeilen, welche dieselbe jedem der Theilnehmer bietet, eine weitere Ausdehnung sicher bald zu erwarten. Bis jetzt sind 38 Theilnehmer zu verzeichnen. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Iranenstein innerhalb der letzten 25 Jahre langsam aber stetig gehoben. — In den Dresdner Hostheatern wird heute Dienstag, an welchem Tage der allmonatliche Extrazug verkehrt, im Altstädter „Siegfried" und im Neustädter „Flick und Flock" gegeben werden. — 7. Dezember. In der am vergangenen Frei tag stattgefundenen Versammlung des Gewerbever eins wurde beschlossen, den durch den Generalsekretär der Gesellschaft für Volksbildung, Or. Wislicenus- Berlin, empfohlenen Physiker Rühl aus Jena zu einem im Januar abzuhaltenden Experimentalvortrag „über Berührungs- und Jnduktionselektricität, ein schließlich des elektrischen Lichts" einzuladen. Derselbe soll öffentlich stattfinden und werden auch Nichtmit glieder gegen ein bestimmtes Eintrittsgeld, daran theilnehmen können. Ferner wurde beschlossen, da dem Vereine in der Zeit vom 20.- 30. Dezember das der Gesellschaft für Volksbildung gehörige Skioptikon unentgeltlich zur Verfügung gestellt ist, in der Weih nachtswoche einen Familienabend abzuhalten, wobei Ansichten der Rhein- und Alvengegenden rc. zur An schauung gebracht werden sollen. Endlich hielt Herr Schuldirektor Engelmann einen Vortrag, in welchem er die in dem Kalender vorkommenden Bezeichnungen: Güldene Zahl und Mondzirkel, Sottnenzirkel und Epakten oder Mondzeichen, Sonntagsbuchstabe und eine Nömerzinszahl (die sogenannten Jndiktionen) erklärte und zur Berechnung derselben Anleitung gab. Auf allgemeines Verlangen wiederholte derselbe noch (be reits 1882 gegeben) Mittheilungen über Entstehung und Unterschied, sowie über Einführung des Julia nischen und Gregorianischen Kalenders. Ein zahl reicherer Besuch der Versammlung wäre freilich zu wünschen gewesen. — Die hiesige Pflichtfeuerwehr ist nach Be schluß der beiden städtischen Kollegien dem Feuerwehr- bezirksverbande der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde beigetreten. — Weitere Mittheilungen über die Ergebnisse der Volkszählung am 1. Dezember, unter Angabe der Bevölkerungsziffer vom Jahre 1880: Fürstenau 576 (569), Hirschbach 331 (332), Luchau 322 (317), Ober häslich 241 (226), Quohren 433 (469), Reinholds hain 427 (379), Spechtritz 103 (193), Schönfeld 488 (469) und Zinnwalv 315 (337). Malter. Unser Ort zählt zur Zeit 172 Personen, gegen 165 im Jahre ^1880. Hänichen. Die diesjährige Volkszählung hat in unserer Gemeinde 372 männl, und 421 weibl. Per sonen, also in Summa 793 Köpfe, gegen 819 bei der letzten Zählung ergeben. Glashütte. Bei der Zählung am 1. Dezember 1880 zählte Glashütte 1840 Einwohner; wie sich nun ergeben hat, hat die Stadt bis- zur Zählung am ver gangenen 1. Dezember um 87 Personen zugenommen und zählt jetzt 1927 Bewohner, und zwar 963 männ liche und 964 weibliche. — Vom hiesigen Schulvorstand ist beschlossen worden, daß für Kinder, welche statt des Besuches der Ortsschule Privatunterricht genießen, die Hälfte des ihrem Alter entsprechenden Schulgeldes an die Orts schulkasse zu entrichten ist, und ist diese Bestimmung mit Genehmigung des kgl. Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts dauernd in die hiesige Lokalschulordnung ausgenommen worden. Geising. Die Einwohnerzahl hiesiger Stadt stellt sich jetzt auf 1203 Einwohner, gegen 1275 im Jahre 1880, es ergiebt sich demnach eine Abnahme von 72 Personen. Altenberg. Vom Stadrgemeinderathe ist an die Stelle des in den Ruhestand tretenden Stadtkassirers und Sparkassenkontroleurs C. Gäbler ein geborener Altenberger, der jetzige Gemeindeexpedient in Stötteritz Mr „Weißerih. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und SonnaLend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Die neue Lage im Orient. Der unter dem Einflüsse der Großmächte von Serbien und Bulgarien angenommene Waffenstillstand hat nebst den Folgen der unmittelbar vorhergegangenen Kciegsereignisse der Lage im Orient eine wesentlich veränderte Gestalt gegeben. Der siegreiche Bulgaren fürst Alexander, der den Angriff der Serben ruhm voll zurückschlug und heute selbst auf serbischem Boden steht, hat sich die Achtung Europas erworben und trotzdem kann es keinem Zweifel unterliegen, daß Fürst Alexander durch den Bruch des Berliner Ver trages der Urheber der Orientwirren war, so wird man ihn und seine Bulgaren, in deren Gemeinschaft er mit Löwenmuth für die bulgarische Sache kämpfte, mit einer gewissen Rücksicht und Sympathie im Rache der Großmächte behandeln müssen. Alles kommt nun aber jetzt offenbar darauf an, wie sich der Fürst von Bulgarien zur ostrumelischen Frage stellt, denn diese und nicht der serbisch-bulgarische Konflikt ist und bleibt der eigentliche Streitfall. Wird der Fürst sein im Drange der Noch gegebenes Versprechen, Ostrumelien zu räumen, halten, oder wird er dasselbe rückgängig zu macken suchen? Der Umstand, daß der Fürst die ostrumelischen Regimenter mit den bulgarischen ver einigt siegreich gegen die Serben geführt, hat gewisser maßen die großen bulgarischen Unionsbestrebungen gekittet und geweiht. Ein von den Großmächten vor- zuschlagender Ausweg in der bulgarisch-ostrumelischen Frage wäre daher wohl am meisten dazu angethan, den Orient zu beruhigen. Der Auseinandersetzung Serbiens und Bulgariens messen wir keine hohe Be deutung bei, da Oesterreich eine Zerstückelung Serbiens nicht zugiebt und zwischen dec serbischen und bulga rischen Regierung wohl nur kleinere Kompensationen ausgelauscht werden. Der Thatsache, daß Vie Bul garen in Pirol auf serbischem Boden stehen, kann auch diejenige entgegengestellt werden, daß die Serben bei Widdin bulgarisches Gebiet besetzt halten. Auch hat König Milan stets erklärt, daß sein Vorgehen gegen Bulgarien sich nur gegen dessen Vereinigung mit Ost rumelien wende, wodurch Bulgarien nach einer unge bührlichen Vergrößerung strebe. Der Umstand, daß die Konferenzsitzungen der Vertreter der Großmächte in Konstantinopel in den letzten Tagen nur hinhaltende Berathungen enthielten, beweist auch, daß die Stellung der Großmächte zu der neuen Situation im Orient sich erst klären muß, worauf dann erst wirkliche diplo matische Arbeit in der Konferenz wieder beginnt. Man berichtet viel von Meinungsverschiedenheiten und Differenzen zwischen England und Rußland und Ruß land und Oesterreich in der neuen Phase. Natürlich sind diese Differenzen den Interessen der genannten Mächte entsprechend vorhanden, aber die gesunde Ver nunft zeigt auch immer auf einen Ausgleich zwischen diesen Interessen hi», da eine einzelne der betheiligteu Großmächte unmöglich die Balkanhalbinsel beherrschen kann. Die gegenseitigen Interessen legen diesen Groß mächten auch eine kluge Reserve in ihren Ansprüchen auf und man kann die friedliche Beilegung des orien talischen Konflikts vielleicht schon bis Weihnachten er warten. Inserate, weiche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, »erden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Rauni berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg.