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M 17 22. April 1864 Lin unterhaltendes Wochenblatt für den Miger und Landmann Redacteur und Verleger: Friedrich Walther. ge recyte veeintrachttgt unv vre Grundlagen getastet habe. Tue Zustände in NafAu schildert, und der Bruder des regierenden StchnnwWaryigsttr Lahrgaug. H. Quartal. - f Preis: vierteljährlich IL'/rNgr. Au beziehen durch alle fgl. Post- Anstalten. Dresve», in der Expedi tion, N Meißn. Gasse Nr. S, zu haben. Deutschland. Bei dem am 14. April gefaßten Bun desbeschlusse, die Absendung eine- Bevollmächtigten zur Londoner Conferenz betreffend, haben Baiern, Baden, die Thüringischen Staaten, die 13. Curie (Braunschweig und Nassau), Reuß jüngere Linie, Waldeck, Hessen, Homburg und Frankfurt gegen den MajoritätSantrag der vereinigten Ausschüsse gestimmt, welcher letztere bekanntlich, der Ansicht Baierns entgegen, die Annahme der Conferenz»Einladung nicht an besondere Vorbehalte (Aner kennung des Prinzen von Augustenburg als Herzogs von Schles wig-Holstein und vollständige Trennung der Herzogthümer von Dänemark) geknüpft wissen will. Die bis jetzt dem Conferenz- gesandten ertheilte Instruction ist ganz allgemein gehalten; sie ht dahin, denselben anzuweisen: L) auf Grund der Bundesverfassung und bestehenden Bundes rechte beeinträchtigt und die Grundlagen der Rechtsordnung an getastet habe. Me Zustände in Nassau «erden al- trostlos ge schildert, und der Bruder de- regierenden Herzog-, Prinz Nicolau-, welcher ak Präsident der ersten Kammer fltngirl» hat sich ver gebliche Mühe gegeben^ an höchster Stelle eine Wendung zum ) r 747 1 beschlüsse auf die Anerkennung der Rechte und die Sicherstellung der Interessen des deutschen Bundes und der Herzogthümer Holstein, Lauenburg und Schleswig, insbesondere axrs die größtmögliche Selbständigkeit der letzter« hinzuwirken; L) zu möglichster Ver meidung eine- Dissenses unter den deutschen Vertretern in der Con ferenz bei allen wichtigeren BerathungSgegenständen nach einer vor gängigen Verständigung mit den diesfalls in gleicher Weise instruirten Bevollmächtigten von Preußen und Oesterreich zu trachten. Bei der Wahl des Bevollmächtigten, deren Ergebniß eben falls bereit- mitgetheilt wurde, herrschte größere Uebereinstimmung und es fielen dem Staatsminister Frhrn. v. Beust 13 Stimmen zu, während sich unter den drei diffentirenden Stimmen die des sächsischen Bundestagsgesandten befand, welcher seine Stimme instructionsgemäß dem Herrn v. d. Pfordten gegeben hat. Die Bundesversammlung hat sofort auf telegraphischem Wege die Genehmigung Sr. Majestät deS Königs von Sachsen eingeholi und nachdem diese ertheilt worden, hat Frhr. v. Beust am 18. April Dresden verlassen, um nach einem kurzen Besuche bei dem Herzoge Ernst von Koburg-Gotha, in Frankfurt a. M. seine Vollmacht und Instruction in Empfang zu nehmen, sodann aber die Reise nach London sortzusetzen. Die Gesundheit deS König- von Würtemberg hat sich soweit gebessert, daß der greise Monarch rine vollständige Ge nesung hofft und seine Thätigkeit bereits wieder den Regierungs- geschästen zuwendet. — Im Herzogthum Nassau ist der gewiß seltene Fall vorgekommen, daß der Herzog sogar die Adresse der ersten Kammer, welche letztere vorzugsweise aus konservativen 'Elementen besteht, zurückgewiesen hat. Die Adresse gab der im Lande herrschenden Unzufriedenheit mit dem gegenwärtigen Re- gierung-system in sehr rücksichtsvoller Weise Ausdruck. Noch weit entschiedener ist dies in der Adresse der zweiten Kammer geschehen, die natürlich noch weniger auf Annahme von Seiten deS Herzogs zu rechnen hat. In derselben wird der schwere, aber leider nur zu begründete Vorwurf gegen die Regierung er hoben, daß sie durch ihre Maßnahmen die wesentlichsten BolkS- Politische Weltschau. >> Besseren herbeizuführen; er ist von Wie-baden abgereist, ohne den Präsidentenstuhl einzunehmen. Einige StandeSherren, wie der Erzherzog Stephan und der Fürst von Neuwied, haben keine Vertreter in die Kammer geschickt, weil sie daS jetzige Regie rungssystem nicht zu unterstützen vermögen. In Miltenberg (am Main), wo am 13. April 1814 62 Mann von dem Banner freiwilliger Sachsen bei der Ueber- fahrt über den Strom ihren Tod in den Kluthen fanden, wurde der 50jährige Gedenktag diese- traurigen Ereignisses durch patriotische Reden und Gesänge gefeiert. DaS Sachsengrab wird auf Kosten des Kürsten Ernst zu Leiningen im guten Stande erhalten. ' In Kurhessen sind die Stände nochmals für die Sache Schleswig-Holsteins mannhaft eingetreten; dagegen zeigt die Regierung in dieser Frage auch jetzt noch eine unsichere und schwankende Haltung. Die Minister, welchen eS unmöglich ge worden sein soll, eine feste und bestimmte Erklärung deS Kur fürsten zu erlangen, zogen eS vor, von der Kammerberathüug ganz fern zu bleiben. ' In Braunschweig haben die Stände die Aufhebung der Stolgebühren in allen Confessionen beschlossen. Die gesammte Geistlichkeit soll von dem Staate oder von den Gemeinden einen festen Gehalt beziehen, dafür aber alle Amtsverrichtungen bei Arm und Reich unentgeltlich üben. Diese Neuerung ist im Lande mit allgemeiner Zustimmung ausgenommen worden> In Hannover wird daS Verhalten der Regierung in der schleswig-holsteinschen Angelegenheit der Ende diese- Monats zu sammentretenden Ständeversammlung voraussichtlich Anlaß zu scharfen Debatten geben. Aus dem neulich veröffentlichten eng lischen Blaubuche.ist nämlich ersichtlich, daß der Minister des Auswärtigen, Graf Platen, dem Andringen des englischen Ge sandten gegenüber sich dahin ausgesprochen hat, daß es der hannoverschen Regierung bei der Jnstruirung ihre- BundeStagS- gesandten nur darauf ankomme, einen Weg einzüschlagen, der die weiwerbreitete Aufregung in Deutschland einschläfere, daß sie aber im Uebrigen den Verpflichtungen nachkommen werde, die sie durch den Beitritt zum Londoner Protokoll übernommen habe. Wenn der rechte Augenblick dazu gekommen sei, wolle Hannover sich dafür aussprechen, daß der Vertreter des Königs von Däne mark wieder beim Bunde zugelassen werde. Das officielle Organ deS Ministeriums hat zwar die Enthüllungen des englischen Blaubuchs als ungenau und al- auf Mißverständnissen beruhend darzustellen gesucht, allein positive Angaben, welche die Mit- theilungen des britischen Gesandten widerlegen könnten, werden nicht gemacht, und der Vorwurf, daß der Minister sich im ent gegengesetzten Sinne in den Unterredungen mit dem englischen Diplomaten au-gesprochen habe, al- dies Seiten der hannover schen Regierung den Ständen gegenüber geschehen, bleibt auf dem Grafen Platen hasten. Wie aus Hamburg berichtet wird, haben die Dänen, obgleich sie Vie Blockade der Elbmündung nicht vnrchzuführen vermögen, dessenungeachtet mehrere nach Hamburg bestimmte Schiffe weggenommen, obgleich die- den seerechtliche« Bestim mungen, welche die vollständige Absperrung eine- Hafen- rc. als erste Bedingung der Blockade aüfstrllen, schnurstracks mtgegen- läust. Das in der Nordsee erwartete österreichische Geschw-der, 17