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Dresdner Journal : 05.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990605
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-05
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 05.06.1899
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Dresdner Journal 18SS ^127 Montag, dm 5. Juni abends Amtlicher Teil ich keine Benachrichtigung erhalten habe, die mir mit- Sie mich zu sehen wünschen, sende ich Ihnen in- Krauß. Nichtamtlicher Leit. heute, ohne auf Einzelheiten einzugrhen, einen kurzen veberblick üb« die „Affaire" geben, die gegenwärtig die Kunst und Wissenschaft. Konuk, die sich mit anrinandergereihten Späßen und zu wirkungsvollen Spitzen zurechtgeschliffenen Situationen be- vorzüglich, al« auf den Höhepunkten seiner Charakteristik, trifft den Ton de« behaglichen unbewußten Humor« so führt. Dresden, am 3l. Mai 1899. Ministerium des Innern, v. Metzsch. Von dem Ministerium des Innern ist auf gestell ten Antrag genehmigt worden, daß die Stadt Schellen- berg künftighin den Namen Augustusburg Da i< teilt, ob Hie mich zr . , .... . zwischen einige interessante Auskünfte: i) Line Nott über di« hydraulische Bremse de« (Geschütze-) 120 und die Art, wie Refideuztheater. — Am 3. d Mt« : „Liebelei". Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler. AI« zweite Etastrolle spielte Frl Irene Triesch vom Stadttheatrr in Frankfurt a M di« Christine in Arthur Schnitzler» trotz mancher dramatischen Schwächen sehr wirkung-vollem Schauspiel.Liebelei". I« der Erinnerung der Nei denUk.attrdt'chcher steht noch die Mersterleistung der Fra« Sorma al« Christine. Diese« große Borbild erreicht die Frankfurter Künstlerin nicht, einmal weil ihr nicht die bedeutende« darstellerischen und sprachlichen Mittel der Berliner Kollegin zur Ver-i Eg stehen, zum wieder einmal erkennen, nwlch eine Fülle geistvoller Be obachtung und fortreißender Fröhlichkeit seinerzeit im Hanswurst entwickelt und verbraucht worden ist. Ganz rorlrestlich war auch in dem kläglich unwahrscheinlichen Stückchen „Der Präsident" die Wiedergabe de« biedern Theaterdirektor« Walther au« Pirna, de« Keim« für de« später» Mosersche« Bühnrnlenker Emanuel Striese. E« ist erstaunlich, welche glaubliche, warm lebendige, au« dem Vollen geschöpfte Gestalt Herr Thimig der flüchtig skizzierten Rolle de« Schauspieldir.ktorö abgewann. Die Ruhe de« Spiel«, die feste Sicherheit, dir der Künstler in alle» drei Aufgabe« bewährte, machte gegenüber der nervösen, fahriger», nur vermeintlich lebendigen Art so vieler neuern Komiker den wohlthuendsten Eindruck Und daß der Gast, gleich viel ob er ein poetisch vollwertige« oder ein mit plumpen Strichen kaum anged«utete« Menschenbild vor sich hat, immer zum Ganzen strebt und einen Zugang zur Be lebung findet, läßt allem, wa« er un« noch zu bieten habe« wird, mit froher Erwartung entgegensehen. Ad. Ster«. >»lü,»t»«u»»««»ÜHre«: Kür den Raum eine» gespal tenen Zeil« kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" di« Zeile oo Pf Bei Tabellen- und Ziffern^- entsprechender Ausschlag Hera»«»eder: Königliche Expedition de» Dre-dner Journals Dre-den, Zunngerstr. 20. K«mspr..«nschluß:Rr.ir9». Ei» Rückblick a»f be» Prozeß Dreys»S. Di« Entscheidung de« Kassationshof«« ist nunmehr ge fallen. Sie lautet: „Da« Gericht kassiert da« Urteil de« Kriegsgericht« von 1894, indem e« al« ein tait nouveau betrachtet und ohne daß e« nötig wäre, über die anderen Mittel zu be schließen: 1) die Kommunikation de« geheimen Schrift» stück« „Oe Canaille äs o.", 2) die Feststellungen der Sach verständigen betreff« der Schrift und der Entdeckung de« Pelure-Papiere«, welche» da» gleiche ist, wie dasjenige de» Bordereau und woraus hervorgeht, daß Dreyfu« nicht der Verfasser diese« Verzeichnisses ist. Da« Gericht erklärt in dieser Hinsicht, daß man der Revision die vermeintlichen Geständnisse von Dreyfu« nicht al» Hinderni» entgegenstellen kann, die hier nicht existieren, und verweist Dreyfu» vor da« Kriegsgericht von Renne«, um dort von neuem abgeurteilt zu werden." Niemand ist über diesen Ausgang der Angelegenheit Dreyfu« überrascht, da nach der Bekanntgabe der Ergeb nisse der Untersuchungen die Zulässigkeit der Revision nicht mehr zweifelhaft sein konnte. Ueberraschend wäre e« nur gewesen, wenn der Kaffation«hof eine gegenteilige Entscheidung gefällt hätte, denn er würde sich dadurch nicht nur mit der ganzen öffentlichen Meinung in Wider spruch gesetzt, sondern auch ernste politische Krisen herauf beschworen haben. Mit dieser Entscheidung ist der Prozeß in ei« neue« Stadium eingetreten. Wir wollen de«halb König!. Opernhaus. — Am 3. d. Mt«: „Die Meistersinger von Nürnberg." Handlung in drei Aufzügen von Richard Wagner. Den David sang in dieser Aufführung Hr. Max Reichel vom Stadttheater in Magdeburg al« Gast. Leider vermochte seine Darbietung die zahlreich erschienenen Hörer nur bedingungsweise zu befriedige«. Wohl war die musikalische Sicherheit des Gaste«, der die Rolle de« Lehrbuben ohne Kürzungen sang, anzuerkennen, auch ent sprachen die Figur und der freundlich offene Gesichtr ausdruck de« Sänger« den Anforderungen der Partie, aber der Klangcharakter der baritonal gefärbten Tenor stimme, die naturalistische, oft stoßweise Art de» Singen», die ersichtlich mühsame Hervorbringung der hohen Töne und die Hinneigung zu einer Art von Sprechgesang, wie er wohl in der Rolle de« Beckmesser hin und wieder, nicht aber in der de« David am Platze ist, hinterließen keine sonderlich günstigen Eindrücke. Auch hinsichtlich der geistigen Regsamkeit und Beweglichkeit, nach welcher Richt ung hin die Herren Erl und Hofmüller so hervorragende Leistungen schufen, blieb manche« zu wünschen übrig. Mehrfach hatte c« den Anschein, al« sei der Gast der Ansicht, daß in den Wagnerschen Bühnenwerken der De klamation dem Gesänge gegenüber der Vorrang einzu- räumen sei Dem gegenüber schreibt Rich Wagner bezeich nenderweise in seinen Gesammelten Schriften: Gesang, Gesang und abermal» Gesang, ihr Deutschen! Gesang ist nun einmal die Sprach«, in der sich der Mensch musikalisch mit teilen soll, und wenn diese nicht ebenso selbständig ge bildet und gehalten wird, wie jede andere kultivierte Sprache e» sein soll, so wird man euch nicht verstehen " . . . In Hrn Ulrici vom Stadttheatrr in Leipzig, der für den plötzlich heiser gewordene« Hr«. Wächter i« glücklich und überzeugend wie den der übermütigen Laune, hebt die einzelnen Gestalten, die er verkörpert, ohne über triebene Schärfe, aber meisterhaft klar und bestimmt gegen einander ab, rundet jede seiner Figuren vollständig, ohne je da« Zusammenspiel zu gefährden. Ganz köstlich war sein derber und harmloser Student Heinrich i« Wilbrandt« anmutigem kleinen Lustspiel „Jugcndliebr". Dieser wackre Gesell, der zum vergnügten Verbauern schon bestimmt ist, ehe er sich mit der Gärtner«tochter Betti verlobt, und da« idyllische Vorwerk bezieht, gewann in Hrn. Thimig« Wiedergabe Leben in jedem Zug, und der lautschallende Beifall für dm Gast erschien nur al« eia Teil seine« Erfolg«, der andere, bessere war die Spannung, mit der di« Zuschauer sich nicht ein« Miene, rin« Bewegung, einen Laut entgehen ließen. — Uebrigen« wurde Hr. Thimig in dem Wilbrandtschm Stücke durch Frl Ga«»y (Adel heid), Frl. Tromm«dorff (Betty), Frau Wolff (Frau v Rosen) und die Herren Paul (Ferdinand v. Bruck) und Huff (Gärtner Hildebrand) sehr gut unterstützt. Im Goldonischen „Dimer zweier Herren", bei dem Herr Thimig ganz richtig die Bearbeitung de« alten Friedrich Ludwig Schröder jeder Modernisierung vorzieht, brachte der Gust al« Truffaldino dm echten Han«wurst, wie er im unmittelbaren Anschluß an dir Ma«ken- und Stegreiflomödi« noch vom regelmäßige« Drama über, nommm wurde, wieder einmal auf die Bretter. Seine höchst ergötzlich« Neubelebung de« frechen nie verlegenen, dreist lügenhaften und unermeßlich gefräßigen Bedienten Truffaldino wirkt« hauptsächlich durch di« blitzartig« B«w«glichkeit, die tolle Heiterkeit d«r Grundstimmung, di« di« Frage «ach de, LebenSwahrheit gar nicht wout) zu thun, sodaß Davignon e« nicht erfährt. Uebrigm« würde er nicht antwortm, denn man darf nie erkmnen lassen, daß ein Attache mit dem andern in Ver bindung steht." (Oberst Davignon war damal« Unterchrf d«« zweiten Bureau« de» Generalstabe«, und du Paty schloß in seinem Kommentar au« diesem Briefe, daß Schwartzkoppen einen Freund im zweiten Bureau habe; zu diesem Bureau aber war Dreyfu» kommandiert. 8) In dem vielgmannten Schriftstücke c« canaiUv äs v. 4) Einem Berichte de» Agenten Gusnöe, in dem dieser die Behauptung seines Gewährsmann»» d« B , der Verräter sitze im zweiten Bureau, zu bekräftigen sucht Die Urkundm 1 und 2 enthalten offenbar keinen zwingen den Beweis dafür, daß gerade Dreyfus der Verräter ge wesen war. Diese Annahme ist vielmehr eine ganz «ill- türliche, lediglich unterstützt durch die Thatsache, daß Dreyfu» zum »weiten Bureau kommandiert war Da» Schriftstück 3 ist jetzt vom Generalstabe selbst fallen ge lassen worden, während dem vierten Bewei»stücke wegen der zweifelhaften Persönlichkeit de» Zeugen keinerlei B«- wei»kraft beigemeffen werden kann Die dem Krieg«- gerichte vorgelegten Beweise für die Schuld von Drey- tu« bestanden also in dem Bordereau, der Zeugenaussage Henrys und in den vier genannten Urkunden. Daß auf Grund diese» Beweismaterial« die Verurteilung erfolgen konnte, ist nur damit »u erklären, daß der Kommentar de« die Untersuchung führenden Offizier« du Paty wichtige Aufschlüsse enthielt, die dem Richterkollegium die fehlend« Ueberzeugung von der Schuld Dreyfu«' beibrachtev. Nach der Verurteilung griff auch sehr bald bei den Offizieren de« Generalstabe« die Meinung Platz, daß Dreyfu« un schuldig sei. Man suchte deshalb die Richtigkeit de« Urteil« noch nachträglich um jeden Preis nachzuweisen. Maa behauptete zunächst, DreyfuS selbst habe seine Schuld eingestanden Er habe dem Hauptmanne Lebrun-Renault gegenüber am S. Januar 1895 gelegentlich seiner De gradation gesagt: „Der Minister weiß wohl, daß, wenn »ch Schriftstücke auSgeliefert habe, sie ohne Wert waren, und daß eS geschah, um mir wichtigere zu verschaffen." Den Wortlaut dieses Geständnisses will sich der Haupt mann Lebrun-Renault noch am 6. Januar in sein Notizbuch vermerkt haben Dieses Geständnis, das Drey fus nach wie vor in Abrede stellt, ist aber um deswillen unglaubwürdig, 1) weil e« von Lebrun Renault, der seine Wichtigkeit kannte, nicht in seinem Dienstrapport bemerkt war, 2) weil weder die Generale Gonse, Mercier und Boi«deffre, die noch am selben Tage Kenntnis davon er hielten, einen amtlichen Bericht darüber erstatteten, noch auch dem Oberstleutnant Picquart, de« von der Schuld Dreyfus' zu überzeugen sie sich alle erdenkliche Mühe gaben, da« Schriftstück Lebrun-Renaults weder zeigten noch von dem angeblichen Geständnisse sprachen, und 3) weil schließlich düsse« Schriftstück auch bei der Aufzählung der dem Kassationshofe vorliegenden Stücke nicht erwähnt wird. Bei seinem Berichte vor dem KaflationShofe am 31. v. Mt«. hat der Generalprokurator Manau dieser Ueberzeugung auch beredten Ausdruck verliehen, ohne daß ihm der geringste Widerspruch entgegengesetzt wurde, und auch der Berichterstatter Ballot-Beauprs hat in seinem Berichte vom 31. v MtS auSgesührt, daß diese« Ge ständnis in keiner Weise festgestellt sei. Dieser Versuch, Dreyfu« zu belasten, ist also gescheitert. Weiter legte Cavaignac am 7. Juli 1898 der Kammer nachstehende drei Schriftstücke, vor, um damit den nach träglichen Beweis der Schuld zu führen: 1) Einen Brief Schwartzkoppen« an Panizzardi, der im März 1894 im Nachrichtenbureau ««gegangen sein soll mit dem Passus—D.. hat mir viele interessante Sachen gebracht... 2) da« schon erwähnte Schriftstück c« conaill« äs v« . . 3) der angebliche Brief Schwartzkoppen« an Panizzardi vom Oktober oder No vember 1896, in dem der NameDreyfuS vorkommt. Er lautet: lu gu'uo äöputö ioterpollv «ur vrs^ku». 8i . . . (ioi uo mewdr« äs pdras« qos so ns xuia lirs), je äirui qu« jawatt j'nvni» äs, relativ»» aveo o« juik. L eit entenäu. 8i o» voll» äemsuäs, äite» corums y», cur il kaut pes gus o» «aebs jamai« psrsooos es qui sst arrivö avec lui." Hiervon ist da« Schriftstück zu 1, wie der Hauptmann Cuignet selbst vor der Kriminalkammer nachgewiesen hat, gefälscht; da« zweite hat keine« Bezug auf DreyfuS, son- dern auf eine« gewissen Duboi«, scheint außerdem ge fälscht zu sein und ist auch deshalb, wie bereit« erwähnt, Politik unsere« Nachbarstaates beherrscht und wohl auch noch einige Zeit beherrschen wird. Bereit« im Jahre 1893 wurde im Bureau de« General- stabe« die Wahrnehmung gemacht, daß von Zeit zu Zeit mebr oder minder wichtige Schriftstücke verschwanden. Ende September 1894 wurde nun dem Oberstleutnant Henry — angeblich von einem seiner Agenten — da» bekannte Bordereau — ein in Stücke zerrissener Zettel ohne Datum und ohne Unterschrift — eingeliefert, der in wörtlicher Uebersetzung lautet: schon an den Obersten Davignon geschrieben, und deshalb bitte ich Sie, fall» Sie Gelegenheit haben, Ihren Freund gegenwärtig die mit dieser Frage zu beschäftigen, e» privatim (particuftörs- Tre-Ve», 2. Juni. Mit Allerhöchster Genehmig ung Sr. Majestät des König« ist dem Bahnwärter Karl August Heldner in Rathmannsdorf für die von ihm am 18. Januar diese- Jahre» unter eigner Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Lachsbach bei Schandau die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. dies«- Stück sich bewährt hat. 2) Eine Note über de» Truppcn- aufmarsch (in dem neuen Plan werden einige Nenderunaen an» gebracht). ») Eine Nole über eine Aenderung in den Forma tionen der Artillerie. 4) Eine Note über Madagaskar, ü) De« Entwurf einer Schießvorschrist für die Feldartillerie (14. März 18S4). Es ist äußerst schwierig, sich diese» letztere Schriftstück zu verschaffen, und ich kann e» nur einige wenige Tage zur Verfügung haben. Der SriegSminister hat davon eine bestimmte Anzahl an die CoipS gesandt, und diese Corp» sind verantwort lich; jeder Osfizier, der ein Exemplar erhält, muß r» nach den Manövern zurückgeben. Wenn Sie also darau» da», wa» Sie interessiert, entnehmen und eS dann zu meiner Beifügung halten wollen, so werd« ich e» abholen, fall- Sie nicht wünschen, daß ich e» in ertsueo abschreiben kaffe und Ihnen die Abschrift sende. Ich bi« i» Begriff, in» Manöver abzureisen Dieser Zettel sollte angeblich au» einem Papierkorb auf der Deutschen Botschaft gestohlen worden sein, ist that- sächlich aber wederdem Militärattache v Schwartzkopprn noch einem anderen Beamten der Botschaft je zugegangen. Die Stücke de« Bordereau« wurden zusammengesetzt und photo graphiert und die Photographien an die sämtlichen Leiter der Bureau» de» Generalstabe» verteilt. Drevfu« war im Jahre 1894 zu dem zweiten Bureau kommandiert. Bei dem Vergleiche seiner Handschrift mit der des Bordereau» war eine oberflächliche Aehnlichkeit nicht zu ver kennen. Damit war der Verdacht auf ihn gelenkt. Er wurde verhaftet, und die Untersuchung wurde gegen ihn eingeleitet. Als man im Generalstabe in einigen schon früher ein gelieferten Schriftstücken neue Beweise für seine Schuld zu entdecken glaubte, wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt. Hier wollten drei von den vier zugezogenen Schriftkundigen in dem Bordereau di« Schrift von Dreyfus wieder«rk«nnen, und H«nry, der in dieser Angelegenheit als Zeuge v«r- nommen wurde, sagte auf die Frage der Richler, ob er wisse, daß im Frühjahr 1894 im zweiten Bureau ein Verräter gesessen habe, au«: „Ich weiß von einer ehren werten Person (äs L), daß im zweiten Bureau jemand verriet, und der Verräter fitzt da" (auf Dreyfu« zeigend). Trotzdem konnte« di« Richt«» von der Schuld de« Dreyfu« «och nicht überzeugt werden. Da entschloß man sich, wie schon vorher verabredet worden war, den Richtern ohne Wissen de« Angeklagten und seine« Verteidiger» Schuldbeweise vorzulegen, die von einem heute ver- schwundenen Kommentar du Paty» begleitet waren. Auf Grund diese» Verfahren» erfolgte nun einstimmig die Verurteilung von Dreyfu», und einstimmig bestätigt« der Revisionsrat da» Urteil. Die Schuldbeweise be standen in: 1) einem 1894 eingelieferten, in Stücke zerrissenen und wieder zufammengeklebten Zettel mit einzelnen Stick- warten von der Hand Schwartzkoppen«, die al« Brief entwurf oder Merkzeichen dienen sollen. E» lautet: „Zweifel. Beweis. Patent Gefährliche Lage für mich mit einem französischen Offizier. Verhandlungen nicht selbst führen. Bringen, wa« er hat. Absolut Lureau äss rsossignsmsnls. Keine Beziehungen zu Truppen teilen. Wichtigkeit nur vom Ministerium Schon irgendwo ander» „Den Gedankengang dieser Merkworte deuteten die Ankläger Dreyfu»' 1895 und deuten ihn heute noch durchau« willkürlich dahin, daß der französische Offizier, von dem hier die Rede ist, Dreyfu« sei. 2. Einem in den ersten Tagen de« Januar 1894 abgrfangenen Brief Panizzardi« an Schwartzkoppen, worin ersterer über eine auf die Reservisten sich beziehende Frag« um Auskunft bittet, von folgendem Wortlaut: „Ich habe BeingS-ret», Kür Dresden viertel! ährt ich: 2 Mark »0 M, bei den Kaiser- lich deutschen Postanstalteil mtlitftähilich»Mark; außer» halb de» Deutschen Reiche- Pop- »nd Stempeljujchlaa Einzeln« Rununern: 10 Pf. Urschet««»: Täglich mit Au»nahme der Sonn- und Feiertage abend». Ktrnspr..«uschl»ß:Rr 1,»». letzter Stunde einsprang, erhielt die Meisterfinger- aufführung noch einen zweiten Gast. Die gesanglich und darstellerisch prächtige, von einer stattlichen, gewinnenden Erscheinung unterstützte Vorführung de» Veit Poaner ge wann dem Sänger im Fluge die Sympathien der Zuhörer. Besonder« wohlthuend berührte der Umstand, daß die ge wichtige Ansprache im ersten Akte nicht, wie die« zuweilen üblich, an da« Publikum, sondern an die versammelte» Meistersinger gerichtet war, und daß besonder» die leicht ansprechende, tremolofreie Höhe seine« Orga«» dem Gaste für eine wirkung«volle Gestaltung dieser Scene zu statte« kam. Ueber die Gesamtaufführung der „Meistersinger" mit den Herren Scheidemantel (al« meisterhaftem Han« Sach«), Anthe», Nebuschka und den Damen Wittich (Eva) und Fröhlich ist zu berichten, daß fi« unter der elastischen, geist- und temperamentvollen Leitung de« Hrn. v. Schuch au« diesmal da« Gepräge jene« hohen künst lerischen Ernste« und jener musikalische« Vollendung trug, wie sie dem unerreichten Meisterwerke Wagner« an einer König!. Hofbühne ersten Range« einzig zu entsprechen vermag. U. S. König!. Schauspielhaus. — Am 3. d. Mt« : „ Iugend- liebe." Lustspiel in einem Akt von Adolf Wilbrandt. — „Der Diener zweier Herren" Lustspiel in zwei Aufzügen von Goldoni. Deutsch von Fr Lud Schröder. — „Der Präsident." Lustspiel in einem Akt von W. Kläger. In der Folge der eben genannten, nach Stil und Wert gruntwerschiedenen kleinen Stücke aastierte ein von seinem vorjährigen Gastspiel her im fnlckcncn und besten Andenken stehend r Künstler, Hr. Thimig vom Kaiser! und König!. Hofburatheatrr in Wien, i« drei Rollen, die ihm Gelegenheit gaben, sei« echte« «nd vielseitige«, zu Musterleistungen durchgebildete« komische« Talent wiederum so anziehend, so glänzend und gewinnend zu bewähre, wie im Juni 1898. Im Gegensatz zu der landüblichen „Streikpostevstehe«." Au« den Einzelbestimmungen de« Gesetzentwurf« zum Schutze de« gewerblichen ArbeitSverhältnisse« wird in der freifinnig-demokratischen Presse mit besonderem Eifer der Absatz 2 des 8 4, der sich auf da« sogenannte „Streik postenstehen" bezieht, angegriffen. In jener Bestimmung wird zum Ausdruck gebracht, daß der Drohung im Sinne de« vorliegenden Gesetzentwurfs gleichzuochten ist die „planmäßige Uedcrwachung von Arbeitgebern, Arbeits stätten, Wegen, Straßen, Plätzen, Bahnhöfen, Wasser straßen, Hafen- oder sonstigen Verkehr«anlagen" Man weudet ein, daß das Ausstellen von Posten, um die dem Streik nicht angeschloffenen arbeitswilligen Elemente zu überwachen und den Zuzug zu den seitens der Strerk- führer gesperrten BelriebSstätten fernzuhalten, eins der wichtigsten KampfeSmittel der Streikenden sei DaS mag richtig sein, anderseits ist aber auch durch ei«e lange Reihe von Zeugnissen erwiesen, daß gerade das Streikpostenstehen dazu mißbraucht wird, auf die Nicht vom Generalstabe als Beweismittel nachträglich fallen gelassen worden, das dritte ist die am 30. August v. I«. von Henry eingestandene Fälschung Die vor dem Kassa- tionShofe geführten Untersuchungen haben schließlich noch ergeben, daß da« Bordereau, da« die Grundlage der Verurteilung bildete, nicht von Dreyfu«, sondern von Esterhazy geschrieben ist, und Esterhazy hat nach den neuesten Meldungen diese Thatsache auch eingrsianven Hiernach war die Verurteilung, soweit sie sich auf da» Bordereau stützte, falsch, und soweit sie sich auf die den Richtern ohne Wissen des Angeklagten und seine» Verteidiger« vorgelegten Schuldbeweise stützte, ungesetzlich und auch nachher hat man keinen Beweis für die Schuld von DreyfuS zu erbringen vermocht E« bleibt sonach ledig lich die Zeugenaussage Henrys Aber auch dieser kann mit Rücksicht auf die von ihm verübte Fälschung keine Bedeutung beigemessen werden. Wenn e« nun auch feststeht, daß das Urteil de« Kassationshofe« falsch ist, so war dennoch über die Frage, ob der festgestellte Thatbestand einen Revisionsgrund ent hält, zweifelhaft. Die hier in Frage kommenden Artikel 443 Abs. 4 und 444 der Strasprozeßordnung sehen einen Revision«grund darin, wenn neue Thatsachen oder Urkunden ermittelt werden, die geeignet sind, di« Unschuld de« Verurteilten darzuthun Al« einzige derartige Thatsachen, die dem Kriegsgerichte zur Zeit der Urteilsfällung un bekannt waren, haben die vereinigten Kammer« de« Kaflation«hofe« nur die Thatsachen angesehen, daß da« Bordereau nicht von Dreyfu« herrührt und daß da« Schriftstück cs CLQuill« äs v. . nicht auf ihn Bezug haben kann Die übrigen Fälschungen, so wichtig sie auch für die Beurteilung de« Falles waren, konnte der Kassations hof al« „Revisionsgründe" nicht verwerten, weil sie erst nach der Fällung de« Urteil« vorgenommen worden sind und deshalb auch keine Grundlage für die Beurteilung de« Falle« vor dem Kriegsgerichte bilden konnten Da« neue Verfahren vor dem Kriegsgericht in Renne« wird zweifrllo« mit der Freisprechung von Dreyfu« enden. Aber damit ist die „Affaire" noch nicht zu Ende Denn die Thatsache, daß Verrat verübt worden ist, bleibt nach wie vor bestehen Und e« wird deshalb die Regierung auch vor di« Forderung gestellt sein, nach dem Schuldige« zu suchen und ihn der verdienten Strafe zuzuführen Ob e« gelingen wird, ihn zu finden, ist zweifelhaft. Denn wenn auch Esterhazy da« Bordereau geschrieben hat, so ist doch damit der Bewei«, daß er der Schuldige ist, noch nicht geführt, und dieser Bewei» wird überhaupt wegen der Natur de» Verbrechen» sehr schwer zu führen sein. Weiter bleibt auch abzuwarten, welche Maßnahmen di« Regierung gegen diejenigen Personen ergreifen wird, dere« kriminelle Schuld durch die Verhandlungen de« Kassation«- Hofe« jetzt unverhüllt dasteht, und ob die Verhaftung du Paty'« nur den Anfang der Konsequenzen bildet, welch« di« Regierung zi«hen muß. Schließlich wird auch da« Verhalten der Patriotenlig« nach der Kreisprechuna vo« Dreyfu« nicht ohne Einfluß auf die Politik Frankreich» sein Die kommenden Ereignisse haben in dieser Beziehung schon jetzt ihren Schatten vorau«geworfen Denn der Vorfall bei dem gestrigen Rennen in Anteuil zeigt, daß auch von dieser Seit« Ueberraschungen nicht autgeschloffe« find. Srvtvtmusett, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« «eschäft-deretche de» Miniftertum- der Finanzen. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Kniese, zeither Postpraktikant, al» Postsekretär im Bezirke der Kaiserlichen Ober-Postdirektion in Chemnitz; Neubert, Marschka, Behrendt und Beise, zeither Postanwärter, al» Postassifttnten im Bezirke der Kaiserlichen Ober-Postdirektion ru Chemnitz; Ebenroth, zeither Postanwärter, al- Postassistent im Bezirke der Kaiserlichen Ober-Poftdirektion in Leipzigs Richter, zeit- her Ober - Postassistent, als Postverwaltrr in WehrSdors. 3» Geschift-bereiche de» Ministerin«»« de- Kult»« «ud Sffentttch«« UnterrtUt-. Zur Erledigung gelangt, die zweite ständig- Lehrerftelle in Rechenberg. Sollator: das König!. Ministerium de- Kult«» und öffentlichen Unterricht». Einkommen: 1200 M. Gehalt und 180 M. WohnungSgeld. Gesuche find mit allen erforderliche» Beilagen bi» zum 24. Juni bei dem König!. Bezirksschulinspektor vr. Laug« iu Dippoldi»- walde einzurerchen. aufkommen läßt. Die Komik der Truffaldinofigur trägt da« ganze Stück, da« eben weiter keinen Zweck hat, gnügt, gestaltet der Darsteller äu« dem Kern komischer al« Gelegenheit zur Entfaltung der Künste eine« virtuosen Naturen heraus, ist in den Uebergängen nicht minder Hanswurst« zu grben. Am Spiel de« Gaste«, da« sich " ' mit dem Etil de« Stücke« vollkommen deckt, ließ sich
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