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Meißeritz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 71. Jahrgang. Dienstag, den 21. März 1905. Nr. 33. Die Meltzeritz-Zewu«-» erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- Lag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- "venAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. Ä Pfg., zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- Mlten, Postboten, sowie «nsere Austräger nehmen Bestellungen an. FmtsdsaU fiir die Königliche AmlshMptmLmfchast, das Königliche Amtsgericht und den Stadkat zu Mppoldiswalde. Vermckvorllicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitig«« „Illustrierten Anterhaltungeblatt". Mit land- und hsnswirtschaftUch^ MIUkfr.KrilKge. Jnlerate, welche bei de* bedeutenden Auflage de» Blattes -ine sehr wirk same Verdrehung finden, werden mit 12 P'g., solche au» unserer Amtshauvt- mannschast mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum be-rchnet. — Ta- bellarische und kompli zierte Inserate mit ent- sprechendem Ausschlag. — Eingesmldt, im redaktivc nellen Teile, die Spalten« zelle 20 Pfg. Freitag und Sonnabend, kn 24. MU. März Keses Ures, werden die Geschäftsräume der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft ge reinigt. An diesen Tagen werden nur dringende Geschäfte erledigt. Dippoldiswalde, am 15. März 1905. Königliche Amtshauptmannschaft. Nr. 288 -1. vr. Mehnert. Edrs. Holzverfteigerung. Nassauer Staatsforstrevier. Gasthof zu Bienenmühle. 28. März 1905, vorm. 9 Ahr: 655 w. Stämme, 682 h. u. 19795 w. Klötzer, 24 rm h. u. 106 rm w. ungesp. Nutzscheite, 32 rm w. Schlelf- knüppel, 205 w. Derb- u. 130 w. Reisstangen, Nachm. 2 Uhr: 3 rm h. u. 82 rm w. Brennscheite, 36 rm h. u. 272 rm w. Brennknüppel, 144 rm h. u. 70 rm w. Zacken, 35 rm h. u. 196 rm w. Äste. Schläge Abt. 20, 44. Durchsorftungs- u. Einzel- Lik MMm ZW lind dit emMkN md deMi Muffen. Alle Welt bewundert die japanischen Siege und gönnt bis zu einem gewissen Grade dem anmatzenden Russentum und seiner rückständigen Kultur die schweren Niederlagen im Kriege mit dem für klein gehaltenen Japan. Aber so natürlich solche Seelenstimmungen auch sind, so zeigen sie doch auch einen großen Mangel an Verständnis für die Lage in Ostasien und für die wahren europäischen und deutschen Jnterelsen. Mit den japanischen Siegen ist nämlich ein ganz neuer Faktor in die Weltgeschichte ein getreten, der bei allen Asiaten, bei den Japanern, Chinesen, Mongolen, Siamesen, Indern, Afghanen und Persern den Glauben an die Überlegenheit der europäischen Macht und Kultur erschüttert hat und eine Bewegung unter den Völkern Asiens Hervorrufen kann, welche den europäischen Handelsinteressen direkt entgegenwirken dürfte. Es kommen aber nicht nur materielle, sondern vor allen Dingen auch ethische Interessen in betracht, denn das, was man unter der europäischen Kultur zu verstehen hat, ist doch das Er gebnis der christlichen Weltanschauung und der fleitzigen Kulturarbeit, die auf allen Gebieten schöne Fortschritte und auch eine edle Menschlichkeit zu schaffen gewutzt hat. Mit den japanischen Siegen tritt aber der Gedanke vor die Augen der Asiaten, datz Christentum und europäische Kultur keine weltbeherrschenden Mächte mehr zu sein brauchen, denn die siegreichen Japaner sind keine Christen und nahmen von der europäischen Kultur nur deren Technik und Kriegskunst, aber nicht deren Geist an. Geradezu naiv wäre es auch, wenn man annehmen wollte, datz die Japaner ihre Siege im Sinne der europäischen Kultur und der europäischen Interessen ausnutzen werden, die ehrgeizig emporstrebenden Japaner, welche in sich die größte Tapferkeit und Opferwilligkeit mit der Fähigkeit alles Neve rasch zu fassen, vereinigen, wollen offenbar ein neues großes mongolisches Weltreich aufrichten, und sollte rs dabei den Japanern gelingen, ganz China mit 300 Millionen Einwohnern unter ihren Einfluß und unter ihre Erziehung zu bringen, so kann Asien neue Weltkriege im Stile Dschingiskahns und Timurs, der beiden großen mongolischen Welteroberer, erleben. Datz im Mongolen- tum und dessen Religion, dem Ahnenkultus und dem Luddismus, eine beispiellose Todesverachtung und kriege rische Kraft liegen, wenn entsprechende Organisationen vorhanden sind, das lehren uns nicht nur die Japaner, sondern datz zeigen auch die früheren mongolischen Er oberungszüge in Asien und in Europa. Die russischen Niederlagen sind deshalb im gewissen Sinne auch euro- Päische Niederlagen, wenn man auch sagen kann, datz die Deutschen oder Engländer oder die Franzosen im gegebenen Falle den Japanern das Fell gerben und den Größen- wahn austreiben würden. In dem Kampfe in Ostasien handelt es sich tatsächlich um den Einflutz in den unge heuer grotzen und wichtigen chinesischen Ländern und deren allmähliche Aufteilung, und die europäischen Grotzmächte müssen im allgemeinen Kulturinteresse und im eigenen Interesse unbedingt verhindern, datz sich Japan in China festsetzt und dort maßgebende Macht wird. Ganz besonders verlangt auch Deutschlands Interesse und seine Stellung in Ostasien, daß Japan im Osten kein Übergewicht be kommt. Richtig ist ja, datz das Auftreten der Russen in der Mandschurei auch nicht gebilligt werden konnte, aber da die Stellung der Russen in der Mandschurei unhaltbar geworden ist, würde jetzt eine Intervention der europäi- ochen Grotzmächte mit der Forderung, datz die Mandschurei Hölzer Abt. 5, 10, 31, 36, 42, 57, 58, 60, 65, 66, 67, 71, 74, 75, 81, 82, 83, .87, 88, 90, 92. Kgl.ForftrevlerverwaltungNafsauzu Bienenmühle, Kgl. Forftrentamt Frauenstein, Protz. am 17. März 1905. Krause. Holzversteigerung. Altenberger Staatsforstrevier. Hotel „altes Amthaus" in Altenberg 29. Marz 1905, vorm. 10 Uhr: 541 h. u. 18062 w. Klötzer, 4960 w. Pfähle, 225 w. Derbstangen i. g. L., 8820 w. Reisslängen. 30. März 1905, vorm. 9 Ahr: 1/2 rm w. Nutzscheite, 5>/2 rm h. u. 3 rm w. Nutz knüppel, 31 rm h. u. 471/2 rm w. Brennscheite, II rm h. u. 3781/2 rm w. Brenn knüppel, 63 rm h. u. 2911/2 rm w. Zacken, 321/2 rm h. u. 1041 rm w. Äste. Räu mungsschlag Abt. 9. Durchsorftungs- u. Einzelhölzer Abt. 3, 4, 7—10, 12—14, 17, 22, 26, 29, 55, 58—60, 64, 66, 70, 75, 77—86, 88, 90-93, 95, 96, 100, 101, 106, 112—114. Kgl. Forstrevierverwaltung Altenberg zu Hirschsprung, Kgl-ForstrentamtFranenstein, Sachtze. am 18. März 1905. Krause. neutral bleiben und keine fremde Macht dort festen Futz fassen darf, wohl in Petersburg nicht mehr böses Blut machen und die Japaner in die Schranken weisen. Jeden falls ist aber zu wünschen, daß bei den Friedensverhand lungen zwischen Ruhland und Japan ein solcher Einfluß der anderen Großmächte geltend gemacht wird, sonst dankt Europa vor Japan in Ostasien ab. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 17. März. In der heutigen öffent lichen Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums verab schiedete dasselbe den städtischen Haushaltplan auf das Jahr 1905. 58447 M. 42 Pf. Bedürfnissen stehen 22 045 M. I Pf. Deckungsmittel gegenüber, so daß ein Fehlbetrag von 36402 M. 41 Pf. zu erwarten steht, der durch die Gemeindeanlagen gedeckt werden mutz. Eine Erhöhung der letzteren tritt jedoch nicht ein; dieselben können vielmehr wieder nach den bisherigen Sätzen er hoben werden. — Im lausenden Jahre soll der Abputz des Rathauses erfolgen, der Kirchplatz reguliert und die Umlegung und Erneuerung der über den Kirchplatz führen den, sowie der entlang der westlichen Marktseite liegenden Hauptleitung des städtischen Wasserwerks vorgenommen werden. Der durch diese außerordentlichen Bauten ent stehende Aufwand würde, soweit die laufenden Einnahmen zur Deckung nicht ausreichen, durch eine Anleihe aufzu- bringen sein, da sonst der ordentliche Etat wesentlich über schritten werden würde. — Nur noch wenige Wochen, dann ist wieder einmal für Tausende von Knaben und Mädchen ein hochwichtiger Markstein zu verzeichnen: die Konfirmation. In so vielen Familien wirft der Konfirmationstag nunmehr seine Schatten voraus. Besonders dort, wo mit der Konfirma tion ein Abschiednehmen verbunden ist. Der Junge kommt dann vielleicht in die Lehre, das Mädchen in eine Pension. Oder es heißt gleich irgendwie Geldverdienen und bei fremden Leuten arbeiten. Kein Wunder, datz da redliche Elternherzen ein wenig bangen und sorgen. Der Hans oder die Grete, die sind doch eigentlich noch so rechte Kinder. Werden sie sich ohne weiteres in die fremden Verhältnisse schicken und einleben? Werden sie ihre Sache ordentlich machen? Wird nicht allerlei Lockung und Ver suchung sich einstellen? Na, Alte, tröstet wohl der Vater, es wird schon gehen! Und sie kommen ja zu anständigen Leuten — sie werden uns schon keine Schande bereiten! . . . Gott geb's! flüstert die Mutter und die Augen werden ihr feucht. Ist auch keine Kleinigkeit, ein Kind so auf einmal aus dem Hause zu geben. Jahre lang hat man's gehegt und gepflegt. Es gibt viele treue Eltern, die sich's dabei am Munde absparten, um ihren Lieblingen eine bessere Erziehung zu ermöglichen. Aber auch dort, wo das Kind vorläufig noch daheim bleiben kann, wird der Konsirmationstag von Bedeutung sein. Die erste Stufe zum Erwachsensein ist dann erreicht. Wie rasch ist doch die Zeit verflogen! Was wird die Zukunft bringen? Nun, das kann natürlich kein Mensch wissen. Aber die Konfirmation ist doch etwas, wo man an Gottes gnädige Führung denkt. Sind die Kinder bis hierher gekommen, so wird ihnen der alte treue Herrgott schon weiter helfen. Darum nur nicht allzuviel sorgen und fragen! In einem unserer Konfirmationsliedcr heißt es so schlicht und tröst lich: Sei Gott getreu bis in den Tod und laß dich nichts abwenden; er kann und wird in aller Not dir treuen Bei stand senden! Das möge nicht nur unseren Kindern, sondern auch allen Eltern aus dem Herzen gesprochen sein! Allen, die es angeht, mögen freudigen und getrosten Herzens in die Zukunft schauen. Gerade am Konfirmationstage wollen sich ja die Großen mit den Heranwachsenden Kindern eins wissen in einem starken, hoffnungsreichen Glauben. Und so dürfen und sollen sich schon jetzt alle vorauseilenden Gedanken zu dem Eebetswunsche abklären: Herr hilf, Herr laß wohlgelingen! . . . Dippoldiswalde. Der Brotkutscher Karl Hugo Haase, der sich am 29. Dezember v. I. früh 1/26 Uhr aus seiner Wohnung entfernt hatte, ist am Freitag, den 17. d. Mts., von einem Oberhäslicher Einwohner in dem Oberhäslicher Walde tot aufgefunden worden. Derselbe hatte freiwillig seinem Leben ein Ende gemacht und liegt ein Verbrechen nicht vor. — Bei der am Sonntag stattgefundenen Verlosung von Ausstattungsgeldern aus der Stiftung des Amtschirurg Carl David Kiebsch fielen die Gewinne auf drei Jung frauen, die zum ersten Male an der Verlosung teilnahmen, und zwar auf Anna Meta Baumann, Marie Therese Hofmann und Anna Marie Kästner. Die Gewinne be liefen sich aus je 483 M. 4 Pf. — Die Blutlaus, dieses für die Obstbäume schäd liche Insekt, tritt bekanntlich in den Monaten März bis Mai und im Oktober auf. Es ist daher Pflicht der Be sitzer, ihre Bäume auf das Vorhandensein des Schäd lings genau zu untersuchen. Auch Engerlinge und Mai käfer, auf die man nun bald stoßen dürfte, sind einzu- sammeln und zu vernichten. — Die Ziehung 5. Klasse 147. kgl. süchs. Landes lotterie findet in der Zeit vom 5. bis 28. April statt. — Der Briefträger kommt zu denjenigen Lesern, welche unser Blatt durch die Post beziehen, um den Bezugspreis für das neue Vierteljahr zu erheben und voll gültige Quittung darüber zu leisten. Im Interesse unserer Abonnenten liegt es, das Abonnementsgeld sofort zu be zahlen, damit die pünktliche Zustellung der Zeitung An fang Äpril gesichert ist. — In der neuesten Nummer des Justizministerial blattes wird eine Verordnung des König!. Justizmini steriums veröffentlicht, die Gemeindesteuern sür justiz fiskalische Grundstücke betreffend. Es werden darin die Grundsätze aufgestellt, nach denen die mit der Steuer- einschätzung der justizfiskalischen Grundstücke beauftragten Beamten zu verfahren haben, und berührt damit ein Ge biet, auf dem es wiederholt zwischen den Staats- und Ortsbehörden zu Meinungsverschiedenheiten gekommen ist. Diese Grundsätze ergeben sich aus der nach der bisherigen Praxis als feststehend anzusehenden Interpretation der ge- setzlichen Bestimmungen, wie sie im Staatseinkommensteuer gesetz, den Ortssteuergesetzen rc. gegeben sind. Abgesehen von organisatorischen Vorschriften enthalten sie im wesent lichen folgendes: Nach manchen Ortssteuergesetzen werden auswärtige juristische Personen, die in der Gemeinde Grundbesitz haben, auf ihr Einkommen aus diesem Grund besitze höher besteuert als die Ortseingesessenen. Der Staat ist bei der Deklaration nicht als ein Auswärtiger, sondern hinsichtlich seines Grundbesitzes und der daraus folgenden Steuerpflicht als Gemeindemitglied anzusehen. — Grundstücke, die unmittelbar der Rechtspflege dienen, sind, insoweit dies der Fall ist, als solche zu behandeln, die kein Einkommen abwerfen. Dies gilt von allen Ge schäfts- und Gefängnisräumen, aber auch von solchen Räumen, die im Interesse jener Aufgabe für wirtschaft liche Zwecke bestimmt sind. Dasselbe gilt von Dienstwoh nungen, die zur Bewachung des fiskalischen wie des hinterlegten fremden Vermögens und der öffentlichen Bücher, Register und Akten, sowie zur Bewachung und Verpflegung der Gefangenen oder für ähnliche Zwecke mit