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Voigtländischer Anzeiger Siebenundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck unv Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Ehrlicher AbonnementSpreiS für diese- Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die JnsertionSgrbÜhren werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältnis de- Raumes. — Donnerstag. AU. 27. März 1856. DaS Abonnement auf das zweite Vierteljahr deS „VoigtländifHen Anzeigers" beginnt mit dem 1. April d. I. und bitte» wir, Bestellungen darauf uns gefälligst bald zugehe« zu lassen. Die Redaktion wird, wte zeilhcr, die neuesten Nachrichten so samlÜ als möglich geben, im Übrigen aber durch belehrende und unterhaltende Mittheilungen allen bill gen Ansprüchen ihrer geehrten Leser gerecht zu werden, auf das Angrlegeut- Uchste sich bestreben. Die Volkszahl von Plauen. Nach der Volkszählung vom Jahre 1852, welche wir deshalb für richtig zu halten guten Grund haben, weil damals ein Beauf tragter des Stadtraths von Haus zu Haus ging unv selbst die Verzeichnisse der Bewohner aufnahm, betrug die Gesammizahl der Bevölkerung PlauenS 13,618 Köpfe. Nach der Zählung vom 3. Decbr. 1855, die uns eben zugeht, soll die Zahl der Bewohner Plauens Ml w?"Ä'j un>» " sowie 4218 männliche- «,<>«. w-iblich- , 2»"°"-" ub« 1« 3°h», mithin zusammen: 13,795 Kopse betragen. Wir nehmen nicht den geringsten Anstand, dieses Ergebniß, welches nach den eingereichten HauSbewvhnerverzeichnifsen in der Eummirung richtig sein mag, für thatsächlich und wirklich unrich tig zu erklären, und zwar auf Grund nachstehender ZahlenauSweife: Die kirchlichen Nachrichten besagen, daß in der Stadt Plauen im Jahre 1853 — 302, im Jahre 1854 — 259, und im Jahre 1855 — 164, mithin in den letztvergangenen drei Jahren zusam men 725 Personen mehr geboren wurden, als gestorben sind. Will man nun auch von der Zahl derjenigen, welche sich während dieser Zeit nach Plauen gewend.t haben, und deren Anzahl die der Weggezogenen bedeutend übersteigt, ganz absehen, obwohl solche Vicht unbeträchtlich sein kann, so ergiebt sich doch schon aus den Kirchenlisten zur Evidenz, daß eine Bevölkeyengszunahme von 177 Köpfen während dreier Jahre eine Lächerlichkeit ist. Wahrscheinlich haben Viele, sei es aus Furcht , vor — der Himmel weiß, welcher! Steuer, sei es aus Nachlässigkeit unterlassen, alle Hausbewohner aufzuzeichnen. Wenn man die Zahl der innern Vermehrung der Einwohnerschaft mit der Volkszahl von 1852 zusammenrechnet, so ergiebt sich eine Bevölkerung von 14,520 Köpfen. Und riese Be rechnung erscheint uns die annähernd richtigste. Die Feuersbru'nst in Eibenstock. (Die Stadt Eiben stock zählte bei der neuesten Zählung am 3. December 1855 SS 10 Köpfe.) Den 1^. März halb 12 Uhr brach in dem Hause deS Fuhrmanns Flach m dem Bachvirrtel Feuer auS und ehe noch Hilfe möglich, stand dasselbe infolge des heftigsten WindeS, der leichten Bauart und der anhaltenden Trockenheit in vollen Flam men. Bald brannte das Nachbarhaus, und ehe man sichs versah, loderte die Flamme von 10 andern Häusern zum Himmel empor. Mit jedem vom Feuer «euergriffenen Gebäude steigerte sich die Flammengluth und ein wahres Feuermeer wälzte sich im Thale sort, Alles ergressenv, Alles vernichtend, was ihr im Wege stand. Rettung war unmöglich geworden, und Jeder, der Herzueille, mußte des Augenblicks gewärtig sein, der sein Eigenthum unter Schutt und Trümmer begrub. So raste das wüthenve Element fort, 10, 20 Häuser überspringend und wieder nachholenv, was verschont geblieben war In weniger als einer halben Stunde brannte es an 40 Orten und in kaum einer Stunde standen über hundert Häuser in vollen Flammen oder waren bereits in Schutt und Trummer gesunken. Alles flüchtete, um das nackte Leben zu retten, händeringend und verzweifelnd die Vermißten zu suchen. Ein schaudererregender, gräßlicher Anblick! Wie gewaltig die Gluth war, kann man daraus ersehen, daß grüne Stämme und Klötze, die nicht im Feuer, sondern blos in der Luftströmung lagen, halb verkohlt und 4 — 500 Schritt unterhalb des Brandes alles Gras und Strauchwerk gänzlich versengt und alles Hvlzwerk, auch in den massivsten Häusern, total verzehrt ist. Hätte man an einzelnen Orlen noch retten können, so fehlte es an Wasser und vor Allem an Feuerhaken. Eine sehr bedeutende Anzahl Spritzen waren bald an Ort uno Stelle, allein sie mußten bald zurückgezogen werden, um nicht zu verbrennen. Groß, sehr groß waren die Anstrengungen, einzelne Gebäude zu retten — es war nicht möglich unv so brannte das ganze Bach- und Rämerviertel nieder, 115 bis 122 Häuser, mit den Hinter- unv Nebengebäuden gegen 200 Brandstellen und gegen 2000 Menschen sind obdachlos, haben Alles, Alles verloren, viele sogar ihre Mobilien nicht versichert. Ware das Unglück in später Mitternacht über die Stadt hereingebrochen, Hunderte wären in ihren Betten verbrannt. Außer einem Menschen, der in den Flammen den Tov gesunden hat, vermißt man noch Mehrere, und ist es sehr wahrscheinlich, daß unter den Trümmern nsch Andere begraben liegen. Heut Nachmittag (20) grub man noch fleißig nach und wie ich später hörte, soll man einen Verschütteten bereits wiedergesunden haben und die Nachgrabung nach einer Frau und einem Kinde noch fortützen. Schwer verletzt sind ebenfalls mehrere Personen und glaubte man von einer, daß sie sehr bald verscheiden würde. Schon heut in den Vormittagsstunden _also nach 24 Stunden, konnte man unbehindert vonH^sk uns RastE dieVrand- stätten besuchen, also war AlleS g^SAehravlit üfld deröLäniti. Der Stadttheil bietet nicht den AnblM^ kütts Branves, sondern vielmehr den einer aus's Furchtbarste bvläbardirttn Stadt, so hat der Stmm die Asche weggeführt unv die ä^uth Erstes Hvlzwerk verzehrt, dfß nur Steinhaufen übrig geblieben Hußes -dem grenzenlos«^ Elende der Abgebrannten bemerkte größieu Mangel «n