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Mittwoch, von 22. ID Redigin und verlegt von C. M. Gärtner in Schneeberg und Scbwimenbetg. Die Schlegler. Fortsetzung.) Wolf- Burg lag auf einer mäßigen Höhe, ein roher Bau, mehr al« halb zertrümmert, aber durch sorgsam herge- stollte Außenwerke, doppelte UmpfähluUgen und tiefe Graben geschützt. Der dicke steinerne Bogen des ThorS war hei;ab- gestürzt, ein Dornenbusch beschattete die Btldnerei; seinen ehemaligen Schmuck. Zwei starke Thürme lagen nieder und zeigten mur noch Reste der Treppen, die zur Höhe und in die Tiefe geführt hatten; zwischen ihnen dehnten sich zerstörte Mauern, die an einigen Stellen mit schlechten hölzernen Dä chern versehen worden waren, um Gemächer für die Diener schaft zu bilden. Link- stand ein viereckiger Thurm unver sehrt, mit zackiger Zinne und vielen kleine« unregelmäßigen Fenstern. Unter der kleinen Pforte war Eberstein- Wappen in Stein gehauen, zu beiden Seiten standen steinerne Ritter- bilder, mit geschloffenem Biffr. Als Jacobäa von^ Rosse stieg, sah sie die Pforte lange au. bis ein harte- Wort ihre« BegleiterS sie zum Wettergehen nöthigt». Sie ward daraus einem mürrischen Alten übergeben, mit der Weisung: fie in der kleinen Zelle «ach Osten wohl zu verwahren. Der Man« blickte auf ein Bund rostiger Schlüssel nieder, und suchte gleichgültig den rechten, ohne nur eine« Blick nach dem Mäd chen zu wenden. Wenn Falkenstein den andern Gefangenen schickt, sagt« der Reiter-mann, sollst Du ihn in die Juda-kammer werfe». E- ist Peter Hallwanger, der sich Peter auf Wunnenstrin nennt. Ich meine. Du wirst nicht nöthig haben, ihm Ehre zu er zeigen, Nur fein Leben mußt Du in Acht nehmen, denn da- soll er tüchtig auSlösen. . Jacobäa folgte ihrem Führer auf seinen stumman Wink, durch einen finstern Gang, einige Stufen hinab, in ein unter irdische- Kämmerchen, mit wenig schlechtem Geräth. Doch fand fie den Kerker nicht abschreckend, und ein Fenster in der Höhe ließ Luft und Sonne ein. — Alter Mann, sagte fie, ich kdollte Dir ewig danken und sür Dich beten, wenn Du mich in die Juda-kammer ließest und den Gefangenen in diese Zelle. Bist Du toll? lachte der Knecht, die Juda-kammer ist «in Höllenloch. Was besohlen ist, ist besohlen und wird gethan. Du kennst den Eberstein schlecht, wenn Du meinst, ich würde ihm ungehorsam sein, selbst für da-Gebet dereils- tausend Jungfrauen. Aber Du kannst dem Manne Schonung beweisen, sagte Jacobäa, er ist mein Vaterl um Gotte-willen sei barmherzig gegen ihn! Nimm die- Ringlein, es ist Alle-, wa- ich habe, nimm es hin und laß dem Gefangenen Schonung an- gedeihen. Der Mann nahm den Ring und versprach, er wolle thun, was ohne seine Gefahr geschehen könne. Jacobäa blieb allein. Gedanken drängten sich in ihrer Seele, ihr Geist arbeitete ohne Rast, fie wollte ruhen, fie wollte beten, und konnte nicht. Sie dachte an Leo, wie er fie in der leert» Hütte gesucht haben mußte, fie dachte an Ruffin« Einsamkeit, an Wolf- gern, und wie ihr Schicksal i« seiner Haup lag. Da- Alles beunruhigte fie weit minder, als die einzige Vor stellung: Peter Hallwanger ist Dein Vater! Dein Härte- Herz, unnatürliche- Kind, hat keine 'Regung für den Urheber! Deine- Dasein- gefühlt, für Fremde hast Dir Dich geopfert,' ihn ließest Du dem Kerker, vielleicht dem Tode entgegen gehn! — Sie quälte sich, ein wärck«re- Gefühl in ihrer Seele zu erzwingen und begegnete nür peinlichem Mitleid und heimlicher Abneigung. Barbara'- abgezehrte Gestalt, '1HL irrer Blick, der Weheruf, mit welchem fie ihren Mörder der-! klagte, wichen nicht au- d«S Mädchen- hitziger Einbildungs kraft. ES war schauerlich kalt in dex Zclle, fie saß auf dem Strohlager, dicht in ihr Gewand gehüllt, mit gebücktem Kopf und geschloffenen Augen. Ohne atif solche Wohlthat zu hH fen, war fie endlich über dem Gewühl verworrener Gevailtrst tingeschlafen. Der Eintritt ihres Wächters erweckte ste: Gt gebyt ihr, aufzustehen und mit ihm zu gehen. Zitternd ge horchte fie, denn fie fürchtete ihren Vater sehen zu müffel und haßte sich selbst, wegen dieser Furcht. Aber der Weg ging aufwärts, in die obern Gemächer der Burg; durH di« kleinen Schießscharten in der Mauer s<th fie ein freundliche- Landschaftsgemälde unter sich liegen, der Friede in btt MtUr senkte sich erquickend in ihre Seele, ihr Muth kehrte wieder. Jetzt öffnete der Führer eine Thüre und hieß fie in eist weites Gemach treten. Es war nicht prächtig au-geziert, wie der Saal in Wildbad; schwärzliche Mauern waren mit Schilp, Schwerdt und Lanze behangen, ein großer Stammbaum, et« altes Bild, auf welchen man kaum noch einen Rittet ith Kampfe mit einem Eber erkannte, ein geräumiger Camin str- len ihr in die Angen. Dann sah fie eine Harfe, zw«t Spin» dein und Rocken, und einen Webestuhl am tiefen Fenstet, Vrt steinerne Boden war mit Matten bedeckt. —- Sie fand sich allein, hörte aber hinter dem dunkeln wollenen Umhang«, der in ein Nebenzimmer zu führen schien, etwa- rauschen, auch hob sich der Vorhang mehrmals ganz leise, fiel jedoch immer wieder zu, ohne ihr einen Blick in sein Innere« zu »erstat ten. Endlich that er sich völlig auf, und eint blaffe Krau mit unbeschreiblich lieblichen Zügen trat in'« Gemach. Sie trug ein weitfaltiges braunes Kleid, ein schwarze« Häukchetl und einen kleinen schwarzen Schleier, eine breite goldene Kette war um ihren Leib geschlungen utib hing bi« aus den Saum de« Rocke« nieder, an der linken Seite knüpfte sich ein Rosenkranz daran. Die Frau schien sehr bewegt, fie Hess tete ihre schönen Augen fest auf da« junge Mädchen und sagt» mit zitternder Stimme: Du bist die Enkelin he« Hirten in Wildbad. Du nennst den gefangenen Hallwanger Deinen Väter? Hast Dst'Pesne Mutter gekannt? Sprich! erzähle von ihr. — -Wohtr hast Du den Ring, den Du Deinem Wächter gabst? Tag«Wahr heit. um der ewigen Liebe willen! Du siehst, Meiste SHk ist sehr unruhig und ein Traum bewegt mM Hetz. al« wäre e» wieder jung und glücklich. Ich bin de- Hirten Großkind, erwivirtt Jaeb-Sa, Pf« Tochter seiner Tochter. Wohl habe ich meine StM« Rutter gekannt und werde fie nimmer vergössen. Wie Mittä ich auch! Mich liebte fie noch, mir that fie nvch Moht, dch We Sinne schon für die ga«ze Welt verschlissen war«, ^SN Mste